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Bei dem Begriff Robot Recruiting denken viele zu allererst an einen menschenähnlichen Roboter, der die Bewerber für ein Unternehmen im Alleingang aussucht. In den schlimmsten Vorstellungen lösen diese Roboter sogar die Menschen im Einstellungsverfahren komplett ab. Doch ganz so ist es nicht. Was genau ist Robot Recruiting? Wie funktioniert es? Und müssen Personaler sich Sorgen um ihren Job machen?

Robot Recruiting – Was ist das?

Robot Recruiting bezeichnet allgemein eine Software, die die Teilautomatisierung des Rekrutierungsprozesses (des Einstellungsverfahrens) zur Folge hat. Die Beurteilung und Auswahl von Bewerbern erfolgt durch diese Software anhand von Algorithmen. Die Bewerberprofile werden dabei anhand von voreingestellten Daten mit den Anforderungsprofilen von Unternehmen abgeglichen. Die Unterlagen werden also nach vorher eingestellten Schlagwörtern gescannt und dementsprechend weitergeleitet oder aussortiert. Die als gut befundenen Bewerbungen werden dann in der Regel zu einem menschlichen Recruiter weitergeleitet. Für Bewerber heißt das, dass sie ihre Bewerbung einfach online hochladen und ggf. noch einen Fragebogen dazu ausfüllen. Aber auch Bewerbungen per Post werden oft digitalisiert und zum Scan weitergegeben. Am Robot Recruiting kommen Bewerber für große Unternehmen also oft nicht drum rum.

Neben dieser Art des Robot Recruitings gibt es noch die sogenannten Chatbots. Das sind Roboter für Kommunikationsaufgaben. Sie beantworten Bewerbern Fragen zu Themen wie der Weiterbildung, den Karriereoptionen, flexiblen Arbeitszeiten und vielem mehr.

Vor allem große Unternehmen machen sich diese Verfahren zu nutze. Zurzeit nutzen etwa 5,8 Prozent der Unternehmen Robot Recruiting. 13 Prozent planen es bereits.

Die Vorteile

Was genau bringt Robot Recruiting überhaupt? Zum einen bedeutet diese digitalisierte Form des Recruitings eine Zeitersparnis. Die Programme urteilen schnell, schneller als es ein Mensch könnte. Durch die getroffene Vorauswahl kann sich der/die Recruiter/in dann auf die potentiell geeigneten Kandidaten konzentrieren, anstatt sich durch alle eingegangen Bewerbungen lesen zu müssen. Auch die Abnahme von E-Mail Anfragen durch Chatbots stellt eine zeitliche Entlastung des Recruiters dar. So können offene Stellen schneller besetzt werden.

Zum anderen diskriminieren Programme nicht. Sie interessieren sich weder für Geschlecht, Hautfarbe, Ethnie, Aussehen oder ähnliches. Es wird nur nach den Anforderungen gesucht, die für die Stelle nötig sind. Dadurch werden auch Bewerber weitergeleitet, die vorher durch unterbewusste Vorbehalte keine Chance gehabt hätten. Zurzeit kommt das nämlich häufig vor. So haben Bewerber mit einem ausländisch klingenden Namen mit gleichen Kompetenzen oft schlechtere Chancen auf den Job. Ist ein Mensch für die Sichtung der Bewerbungen zuständig, ist das nicht sehr objektiv. Bei zwei Recruitern, die unabhängig voneinander arbeiten ist die Objektivität zwar erhöht, aber immer noch nicht so hoch, wie die einer Software. Durch Robot Recruiting sind also die Chancen auf den Job gerechter verteilt und diskriminierungsfrei. Robot Recruiting ist also objektiver, als herkömmliches Recruiting.

Außerdem erleichtert das Robot Recruiting den Bewerbern den Bewerbungsprozess. Sie laden ihre Bewerbung einfach online hoch, ohne ein kreatives Layout, phantasievolle Formulierungen oder ähnliches. Es reichen Daten, Zahlen, Fakten, ein klares Layout und eine Standardschrift.

Die Nachteile/Kritik

Mit dem letzten Punkt der Vorteile, kommen wir auch zu den Nachteilen des Robot Recruitings. Denn viel Individualität und Kreativität bei der Bewerbung können die Programme überfordern. So könnten aufwendige Layouts als Fehler aufgefasst werden, was zu einer Aussortierung führen könnte. Auch bei Rechtschreibfehlern kommt es meist zu einer Aussortierung. Ein menschlicher Recruiter hätte hier vielleicht noch ein Auge zugedrückt. Es ist also möglich, dass auch gut geeignete Bewerber durch das Verfahren aussortiert werden. Deshalb sollte sich nicht blind auf den Algorithmus verlassen werden, sondern immer wieder kritisch geschaut werden, was für Kriterien dieser entwickelt. Würde man dies nicht tun, könnte er mit der Zeit Kriterien entwickeln, die nicht mehr erwünscht sind.

Fazit

Die Vorstellung, dass Robot Recruiting die Ablösung des menschlichen Recruiters bedeutet, konnte damit nicht bestätigt werden. Vielmehr bietet Robot Recruiting die Chance, das Bewerbungsverfahren zu beschleunigen, Arbeit abzunehmen und objektiv zu urteilen. Für die Bewerber hat das den Vorteil, dass keine aufwendigen und ausgefallenen Layouts oder Formulierungen mehr genutzt werden müssen, sondern es nur noch um Fakten und auf die Stelle abgestimmte Schlüsselbegriffe geht. Auch das Geschlecht, die Herkunft oder das Aussehen spielen durch Robot Recruiting keine Rolle mehr. Die menschliche Kontrolle der Software ist aber dennoch nötig, denn die künstliche Intelligenz ist nicht allwissend. Auch die Weiterbearbeitung der durch die Software ausgewählten Bewerber erfolgt nach wie vor durch menschliche Recruiter. Somit lässt sich sagen, dass Robot Recruiting sowohl für Arbeitgeber, als auch für Arbeitnehmer im Personalwesen und die Bewerber eine positive Entwicklung darstellen kann.

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Über den Autor J Bohlken