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Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat eine Studie in Auftrag gegeben, die vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) innerhalb des Zeitraums Oktober 2020 bis Januar 2022 durchgeführt wurde und sich mit der Frage beschäftigt: Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern? Die Erhebung wurde in Form von bundesweiten Befragungen anhand quantitativer sowie qualitativer Forschungsmethoden und unter Einbezug von Sekundärdaten durchgeführt und befasst sich mit den Verbesserungspotentialen des dualen Studiums in Deutschland.

Aktueller Stand – Was läuft gut?

Das duale Studium in Deutschland wird insgesamt von Studierenden, Studienverantwortlichen sowie Unternehmensvertretenden mehrheitlich positiv bewertet. Begründet wird diese Bewertung durch das vielfältige Studienangebot sowie die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die im Vergleich zum klassischen Studium einen erhöhten Praxisbezug aufweisen.

Duales Studium

Das duale Studium zeichnet sich durch einen hohen Praxisanteil aus. (Bildquelle: © WavebreakMediaMicro für stock.adobe.com)

Unternehmensvertretende profitieren zudem von der frühen und erfolgsversprechenden Personalbindung der dual Studierenden an das jeweilige Unternehmen. Dual Studierende erhoffen sich zu großen Teilen erfolgreiche Berufsperspektiven und schätzen es bereits Berufserfahrung während des Studiums sammeln zu können. Bei Interesse an den aktuellen Zahlen zum dualen Studium in Deutschland – betreffend der häufig nachgefragten Fächergruppen, des Frauenanteils oder der Vergütung eines dualen Studiums – empfiehlt sich unser Blogbeitrag Duales Studium in Deutschland – Ländervergleich.

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern hinsichtlich rechtlicher Rahmenbedingungen?

Die Gesetze und Verordnungen, die das duale Studium betreffen sind Ländersache. Demnach herrscht eine große Vielfalt an regionalen Regelwerken, die mitunter ein veraltetes Konzept eines dualen Studiums zu Grunde legen. So wird häufig davon ausgegangen, dass es sich bei dualen Studiengängen um eine Verzahnung von Studium und Berufsausbildung handelt, obwohl in der Realität vermehrt Varianten des dualen Studiums vorherrschend sind bei denen das Studium mit längeren Praxisphasen kombiniert wird.

Der Umstand der Heterogenität betrifft nicht nur die Gesetze im Hinblick auf das duale Studium in Deutschland, sondern auch die entsprechenden Verträge zwischen Studierenden und Praxispartner*innen. Hier sollte es zu einer Anpassung kommen, die durch Vereinheitlichung der Vertragstypen oder wenigsten durch die Bereitstellung von Musterverträgen, Unsicherheiten auf der Seite der Studierenden löst.

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern bezogen auf die Verknüpfung von Theorie und Praxis?

Studienverantwortliche und Unternehmensvertretende stehen sich in der Bewertung der Verknüpfung von Theorie und Praxis oftmals konträr gegenüber. Die Hochschulvertreter*innen bemängeln dahingehend vermehrt die Passivität und nicht ausreichende Einbringung der Unternehmen, während diese den Hochschulen wiederum einen mangelnden Praxisbezug der Studieninhalte vorwerfen. Die Studie kam zudem zu dem Ergebnis, dass eine regelmäßige Überprüfung der Studieninhalte auf Aktualität erforderlich ist. Außerdem sollte insbesondere das Bewusstsein für duale Masterstudiengänge erhöht werden, da diese im Vergleich zu Bachelorstudiengängen in dualer Form weniger Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung erhalten.

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern bei der Situation der Studierenden?

Die Abbruchquote in dualen Studiengängen fällt mit unter 5% äußerst gering aus. Dennoch kritisieren dual Studierende die doppelte Belastung eines dualen Studiums bei fehlenden Erholungsphasen. Eine große Rolle spielt dahingehend der Umstand, dass 34,3% der Befragten während des Praxis- und Theorieteils an unterschiedlichen Orten wohnen. Hier können Unternehmen durch die Versorgung von Dienstwohnungen und die Erbringung von anteiligen Fahrtkosten einen entlastenden Beitrag leisten. Ebenso bieten Errungenschaften der Digitalisierung mit der Möglichkeit von Home-Office und Online-Vorlesungen eine Alternative zum täglichen Pendeln.

Duales Studium - Was muss sich ändern?

Wo liegen Verbesserungspotentiale beim dualen Studium? (Bildquelle: © Gorodenkoff für fotolia.com)

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern hinsichtlich Transparenz und Diversität?

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern im Hinblick auf die Transparenz?

Das duale Studium in Deutschland hat ein Transparenz- und Informationsproblem. Die Vielzahl an Modellen und Angeboten macht es Studieninteressierten nicht leicht, das für sie passende Studienangebot zu finden. Zudem besteht insbesondere bei kleineren Unternehmen, die auch wenig aktiv in Gremien sind, ein Informationsdefizit. Informationen zum dualen Studium sollten demnach in verbesserter Form aufbereitet werden – hier kann auch insbesondere eine persönliche und individuell abgestimmte Studien- und Berufsberatung zielführend sein.

Duales Studium 2022 – Was muss sich ändern im Hinblick auf die Diversität?

Eine diverse Zusammensetzung dual Studierender kann zur wünschenswerten Diversifizierung von Unternehmen beitragen. Jedoch legt die Studie offen, dass 97,9% der befragten dual Studierenden Deutsch als Muttersprache angaben und der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund gering ist. Zudem verfügen 70,2% der Eltern der befragten Studierenden eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen höheren Berufsabschluss. Demnach sollten Informationsangebote insbesondere auf Personen aus bildungsfernen Elternhäusern und auf Studieninteressierte mit Migrationshintergrund abgestimmt sein, um Diversität im Bereich des dualen Studiums zu fördern.

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Über den Autor Annika

Social Media Manager Profiling Institut