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Die Zahl der Studierenden in Deutschland ist gestiegen und mit ihr die Zahl der Studierenden ohne Abitur. Wie haben sich die Zahlen entwickelt? Wie viele Studierende ohne Abitur gibt es?

Rekordwert 2017

Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung hat Ergebnisse seiner aktuellen Berechnungen zum Thema Studierende ohne Abitur im Jahr 2017 veröffentlicht. Demnach studierten 2017 ca. 60000 Menschen ohne Abitur in Deutschland, was einen Rekordwert bedeute. In Prozentzahlen bedeutet diese Zahl, dass 2,1 Prozent der Studierenden kein Abitur besaßen. Die Möglichkeit, ohne Abitur zu studieren gibt es seit 2007. Seitdem habe sich mit diesem Wert aus 2017 die Zahl der Studierenden ohne Abitur vervierfacht. Aktuell gibt es bundesweit über 8000 Studienangebote für Studieninteressierte ohne Abitur.

Auch die Zahl der Studienanfänger/innen ohne Abitur sei 2017 auf einem Rekordwert gewesen. Demnach lag deren Anteil bei 2,9 Prozent, was bedeutet, dass 14600 Menschen ohne Abitur begonnen haben zu studieren.

Absolvent/innenzahlen

Auch die Zahl der Studienabsolvent/innen ohne Abitur sei gestiegen. 2017 hätten 8100 Menschen ohne Abitur einen Hochschulabschluss erworben, was einem Anteil von 1,6 Prozent entspricht. Damit habe sich auch diese Zahl gegenüber 2007 vervierfacht. Hier waren es lediglich 1900 Menschen ohne Abitur, die ihren Hochschulabschluss erwarben. Die Leiterin der Hochschulforschung beim CHE Sigrun Nickel leitet aus dieser Entwicklung ab, dass die Studierfähigkeit nicht allein von dem Abitur abhänge.

Unterschiede zwischen den Bundesländern

Zwischen den Bundesländern habe es laut CHE zum Teil große Unterschiede in der Entwicklung gegeben. Anteilig die meisten Studienanfänger/innen ohne Abitur gebe es demnach in Hamburg mit 5 Prozent. Auf Platz 2 folgt Bremen mit 4,5 Prozent und auf dem dritten Platz liegt Nordrhein-Westfalen mit 4 Prozent.

Die Entwicklung in Bremen sei dabei laut Nickel besonders positiv. Hier sei die Hochschullandschaft für Menschen ohne Abitur wesentlich attraktiver geworden. Außerdem gebe es ein überdurchschnittliches Wachstum, denn die Zahl der Studierenden ohne Abitur sie im Vergleich zu 2016 um mehr als das Doppelte gewachsen.

Auch Nordrhein-Westfalen sei besonders hervorzuheben. Dies sei das einzige Bundesland, welches sich als Flächenland seit einigen Jahren immer auf den vorderen Plätzen halte. Nickel führt an, dass dies vor allem an der dort ansässigen FernUniversität Hagen liege. Hier gebe es bundesweit die meisten Studienanfänger/innen ohne Abitur und zwar 1467.

Die Schlusslichter bei den Anteilen der Studienanfänger/innen ohne Abitur sind Schleswig-Holstein mit 1,4 Prozent, Sachsen-Anhalt mit ebenfalls 1,4 Prozent und das Saarland mit 0,5 Prozent. Dies ist das einzige Bundesland mit einem Anteil unter einem Prozent.

Verteilung auf die Hochschulen

Bezogen auf die Hochschultypen sei es so, dass die meisten Studienanfänger/innen ohne Abitur an einer Fachhochschule bzw. einer Hochschule für angewandte Wissenschaften anfangen würden zu studieren. 2017 habe dies auf zwei Drittel der Anfänger/innen ohne Abitur zugetroffen.

Bezogen auf die Trägerschaft der Hochschulen sei es so, dass die Quote der Studienanfänger/innen ohne Abitur an privaten Hochschulen mit knapp 11 Prozent am höchsten sei. An staatlichen Hochschulen liege die Quote hingegen lediglich bei 2 Prozent.

Beliebte Fächer

Die beliebteste Fächergruppe bei den Anfänger/innen ohne Abitur 2017 sei die der Rechts-, Wirtschats- und Sozialwissenschaften mit 56 Prozent gewesen. Auf Platz zwei seien die Ingenieurswissenschaften mit knapp 21 Prozent gefolgt und auf Platz drei Medizin/Gesundheitswissenschaften mit 11,5 Prozent. Dabei seien mit 90 Prozent fast alle der Studierenden ohne Abitur in einem Bachelor-Studiengang immatrikuliert.

Fazit

Es gibt also immer mehr Studierende ohne Abitur und auch immer mehr Studienanfänger/innen ohne Abitur. Auch die Absolvent/innenzahl der Menschen ohne Abitur steigt immer weiter an, was als Bestärkung dafür gesehen wird, dass die Studierfähigkeit nicht alleine von einem Abitur abhänge. Anteilig die meisten Studienanfänger/innen ohne Abitur gab es 2017 demnach in Hamburg, gefolgt von Bremen, wo es die deutlichste Entwicklung gegeben hätte. Die Hochschule mit den meisten Studienanfänger/innen sie die FernUniversität Hagen. Anteilig die wenigsten Studienanfänger/innen ohne Abitur habe es im Saarland gegeben. Dabei seien die Fachhochschulen bzw. die Hochschulen für angewandte Wissenschaften besonders beliebt bei dieser Gruppe. Außerdem gebe es an privaten Hochschulen die höchsten Quoten an Studienanfänger/innen ohne Abitur. Die beliebteste Fächergruppe sei Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gewesen. Wie genau man ohne Abitur studieren kann, welche Wege es gibt und was man wissen sollte, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Hier finden Sie die News des CHE zum Thema:

Erneuter Rekordwert: Rund 60.000 Studierende ohne Abitur

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Über den Autor J Bohlken