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WISC V Intelligenztest für Kinder und Jugendliche können in bestimmten Situationen sehr hilfreich und angebracht sein, um den Entwicklungsstand des Kindes zu erfassen. Auf dieser Basis kann dann eine gut abgestimmte Förder- oder Forderung stattfinden. Bei diesen Tests gab es vor kurzem eine Neuerung. Das bekannte und gut eingeführte Testverfahren HAWIK IV wurde neu benannt in WISC. Seit 2017 gibt es die neue Version WISC-V Intelligenztest für Kinder. Was hat sich verändert? Wie ist der Aufbau?

Allgemeines

Der WISC-V Intelligenztest für Kinder richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren und geht auf das Intelligenzkonzept von David Wechsler zurück. Ursprünglich wurden die Intelligenztests dieser Reihe unter dem Namen Hamburger-Wechsler-Intelligenztests für Kinder, kurz HAWIK, in Deutschland genutzt, welche angelehnt an das englische Original, die Wechsler Intelligence Scale for Children, kurz WISC, waren. Erstmals in Deutschland erschienen ist der HAWIK 1996. Die erste Version des WISC erschien im Jahr 1949. Die Tests sind die meist angewendeten Intelligenztests für Kinder weltweit.

Seit 2011 werden die Tests in Deutschland, sowie der Schweiz und Österreich allerdings nicht mehr unter dem Namen HAWIK, sondern dem original WISC vertrieben. In diesem Jahr wurde der HAWIK-IV durch den WISC-IV abgelöst. Seit 2017 ist nun der WISC-V Intelligenztest für Kinder die aktuelle Version der Testreihe.

Zielsetzung des WISC-V ist es dabei, die kognitiven Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen mithilfe eines mehrdimensionalen Tests zu erfassen. Der Test umfasst insgesamt 15 Untertests, die die „allgemeine kognitive Funktionsweise“ beurteilen sollen. Angewandt wird der Test zum Beispiel bei Hochbegabungen, Intelligenzminderung oder um kognitive Schwächen und Stärken zu beschreiben.

Änderungen gegenüber dem WISC-IV

Nun zu den Änderungen des WISC-V Intelligenztest für Kinder, im Gegensatz zum WISC-IV. Um den Gesamt-IQ zu ermitteln stehen nun 10 und nicht mehr 7 Subtests zur Verfügung. Die primäre Indexzahl wurde von 4 Indizes auf 5 erhöht. Der Index „Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken“ wurde mit den Indizes „Fluides Schlussfolgern“ und „Visuell-räumliches Verarbeitung“ ersetzt. Weitergehend gibt es beim sekundären Index 5 weitere Indizes. Durch diese sollen zusätzliche Informationen über die kognitiven Fähigkeiten der Person erlangt werden. Außerdem ist es nur möglich, einen Subtest durch einen der insgesamt 5 optionalen Subtests zu ersetzen, wenn es der Bestimmung des Gesamt-IQs dient. Die Subtests „Bilder ergänzen“, „Bildkonzepte“ und „Begriffe erkennen“ gibt es im WISC-V nicht mehr. Stattdessen gibt es die neuen Subtests „Formenwaage“, „Visuelle Puzzles“ und „Bilderfolgen“.

Außerdem gibt es weitere Modifikationen beim WISC-V Intelligenztest für Kinder. Zum einen gibt es eine weitere Variante der Durchführung beim „Zahlen nachsprechen“ und zwar die Wiedergabe der zuvor vorgesprochenen Zahlen in einer aufsteigenden Reihenfolge. Weitergehend gibt es beim „Mosaiktest“ eine erweiterte Prozessauswertung, bei der es einen Partialrohwert mit der Berücksichtigung von Teillösungen gibt. Ebenfalls wurden die Auswertungsregeln der sprachlichen Subtests überarbeitet. Auch überarbeitet oder/und geändert wurde die Item Anzahl bei 10 Subtests. Außerdem wurde die Durchführungsdauer verkürzt, indem die Abbruchkriterien teilweise verändert wurden.

Die letzte Änderung stellt die Möglichkeit dar, den Test über ein Ipad mit internetbasierter Auswertung durchzuführen, wofür 2 Ipads nötig sind.

Aufbau des WISC-V Intelligenztest für Kinder

Nun geht es um den Aufbau des WISC-V Intelligenztest für Kinder. Insgesamt gibt es 15 Untertests, wovon 10 dieser als primäre Untertests bezeichnet werden und 5 als sekundäre. Gegliedert ist der Test in 3 Ebenen.

Zum einen gibt es den Gesamt-IQ, eine Gesamtskala. Diese besteht aus 7 primären Untertests. Standardmäßig durchgeführte Untertests sind dabei „Gemeinsamkeiten finden“ und „Wortschatz-Test“, „Mosaik-Test“, „Matrizen-Test“ und „Formenwaage“, „Zahlen nachsprechen“, „Zahlen-symbol-Test“. Folgende Untertests können einen primären Untertest der Gesamtskala ersetzen. Dabei ist nur eine Ersetzung zulässig. „Allgemeines Wissen“ und „Allgemeines Verständnis“, „Visuelle Puzzle“, „Rechnerisches Denken“, „Bilderfolgen“ und „Buchstaben-Zahlen-Folgen“, „Symbol-Suche“ und „Durchstreich-Test“.

Weitergehend gibt es die primären Indizes. Hiervon gibt es 5. Diesen sind jeweils 2 primäre Untertests zugeordnet. Der erste primäre Index ist das „Sprachverständnis“. Diesem sind die primären Untertests „Gemeinsamkeiten finden“ und Wortschatz-Test“ zugeordnet. Der zweite primäre Index ist die „Visuell-räumliche Verarbeitung“, der die primären Untertests „Mosaik-Test“ und „Visuelle Puzzles“ zugeordnet sind. Der dritte primäre Index ist „Fluides Schlussfolgern“ mit den primären Untertests „Matrizen-Test“ und „Formenwaage“. Primärer Index vier ist das „Arbeitsgedächtnis“. Diesem zugeordnet sind die primären Untertests „Zahlen nachsprechen“ und „Bilderfolgen“. Der letzte primäre Index ist die „Verarbeitungsgeschwindigkeit“ mit den primären Untertests „Zahlen-Symbol-Test“ und „Symbol-Suche“.

Außerdem gibt es die sekundären Indizes, von denen es 5 gibt. Diesen sind 2 bis 6 primäre oder sekundäre Untertests zugeordnet. Um alle sekundären Indizes zu ermitteln, sind 12 Untertests nötig. Der erste sekundäre Index ist „Quantitatives Schlussfolgern“ mit den Untertests „Formenwaage“ du „Rechnerisches Denken“. Der nächste sekundäre Index ist „Auditives Arbeitsgedächtnis“ mit den Untertests „Zahlen nachsprechen“ und „Buchstaben-Zahlen-Folgen“. Der „Nonverbale Index“ bildet den nächsten sekundären Index. Diesem sind die Untertests „Mosaik-Test“, „Visuelle Puzzles“, „Matrizen-Test“, „Formenwaage“, „Bilderfolgen“ und „Zahlen-Symbol-Test“. Der nächste sekundäre Index ist der „Allgemeine Fähigkeitsindex“ mit den Untertests „Gemeinsamkeiten finden“, „Wortschatz-Test“, „Mosaik-Test“, „Matrizen-Test“ und „Formenwaage“. Der fünfte sekundäre Index ist der „Kognitive Leistungsindex“ mit den Untertests „Zahlen nachsprechen“, „Bilderfolgen“, „Zahlen-Symbol-Test“ und „Symbol-Suche“.

Nicht in den Indizes berücksichtigt werden 2 sekundäre Untertests. Es ist nach festgelegten Regeln möglich, Untertests der Gesamtskala mit allen sekundären Untertests zu ersetzen. Dabei ist nur eine Ersetzung zulässig.

Aufgabenstellungen und inhaltliche Schwerpunkte

Nun soll verdeutlicht werden, um was genau es in den Indizes und Untertests des WISC-V Intelligenztest für Kinder geht. In dem primären Index „Sprachverständnis“ geht es inhaltlich um die sprachliche Begriffsbildung, sowie um sprachliches Wissen und Schlussfolgern.

Im Untertest „Gemeinsamkeiten finden“ sollen die Personen benennen, was 2 Begriffe gemeinsam haben. Dabei geht es inhaltlich um verbales Schlussfolgern, Allgemeinwissen und Konzeptbildung.

Bei dem Untertest „Wortschatz-Test“ sollen mündlich dargebotene Begriffe definiert werden, mit dem inhaltlichen Ziel der expressiven Sprache, der Begriffsbildung und des Wortwissens.

Im Untertest „Allgemeines Verständnis“ müssen Fragen zu sozialen Regeln, alltäglichen Problemen und Zusammenhängen beantwortet werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Wissen um gängige Verhaltensstandards, dem sprachlichen Verständnis und dem verbalen Schlussfolgern.

Allgemeine Wissensfragen müssen bei dem Untertest „Allgemeines Wissen“ beantwortet werden. Inhaltlich geht es um das abrufen und speichern von allgemeinem Faktenwissen.

Der primäre Index „Visuell-räumliche Verarbeitung“ zielt auf räumliche Kognition und Konstruktion ab.

Beim „Mosaik-Test“ müssen vorgegebene Muster mit ein- oder zweifarbigen Würfeln nachgelegt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse und Synthese von abstrakten und visuell-räumlichen Stimuli.

Beim Untertest „Visuelle Puzzles“ sollen drei von sechs Figuren ausgewählt werden, aus welchen man eine vorgegebene Figur zusammensetzen kann. Dies zielt auf die mentale Rotation ab und die visuell-räumliche Kognition ab.

Der primäre Index „Fluides Schlussfolgern“ zielt auf schlussfolgerndes Denken ab.

Beim „Matrizen-Test“ soll aus 5 Antwortmöglichkeiten durch logisches Schlussfolgern die ausgewählt werden, die das fehlende Teil einer Bildvorlage ergänzt. Dies zielt auf die sprach- und kulturunabhängige fluide Intelligenz ab.

Beim Untertest „Formenwaage“ soll eine Waage ins Gleichgewicht gebracht werden, indem erkannt wird, welche Gewichte auf die Waageschale gelegt werden müssen. Hierbei ist nicht bekannt, wie viel die Figuren wiegen. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf dem induktiven Denken und dem quantitativen Schlussfolgern.

Der Untertest „Rechnerisches Denken“ besteht daraus, Rechenaufgaben im Kopf zu lösen, ohne dabei zusätzliche Hilfsmittel zu nutzen. Dabei geht es um das Kurz- und Langzeitgedächtnis, die Rechenfähigkeit und Konzentration.

Der primäre Index „Arbeitsgedächtnis“ zielt auf die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis und die Konzentration ab.

Bei Untertest „Zahlen nachsprechen“ geht es darum, eine mündlich vorgesprochene Zahlenfolge sofort entweder in derselben, in umgekehrter oder aufsteigender Reihenfolge wiederzugeben. Es geht um das auditive Kurzzeitgedächtnis und das Arbeitsgedächtnis.

Der Untertest „Buchstaben-Zahlen-Folgen“ besteht daraus, dass eine Folge von Zahlen und Buchstaben wiedergegeben werden soll, allerdings in einer neuen Anordnung. Die Buchstaben sollen alphabetisch geordnet werden und die Zahlen aufsteigend. Hierbei geht es auch um das Arbeits- und auditive Kurzzeitgedächtnis.

Im Untertest „Bilderfolgen“ werden Bilder kurzzeitig dargeboten. Anschließend sollen diese in einer Bildergruppe gezeigt werden. Schwerpunkt ist das verbale und visuelle Kurzzeitgedächtnis.

Bei dem primären Index „Verarbeitungsgeschwindigkeit“ geht es um das grafomotorische und mentale Arbeitstempo.

Bei dem „Zahlen-Symbl-Test“ geht es darum, entweder geometrischen Formen (bei 6- und 7-Jährigen) oder Ziffern (bei Kindern ab 8 Jahren) bestimmte Symbole zuzuordnen, die dann auch auf dem Arbeitsblatt eingetragen werden. Es geht um die visuomotorische Koordination und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Bei dem Test „Symbol-Suche“ soll beurteilt werden, ob eines der Symbole aus zwei Gruppen von abstraktiven Symbolen in beiden Gruppen vorhanden ist. Schwerpunkte sind visuelles Scanning und Diskrimination, sowie die Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Der „Durchstreich-Test“ zielt darauf ab, Zielreize in zwei Vorlagen von Bildern in strukturierter oder unstrukturierter Anordnung schnell zu markieren. Es geht um visuelles Scanning und visuelle selektive Aufmerksamkeit.

Der sekundäre Index „Quantitatives Schlussfolgern“ zielt auf das Verständnis mengenbezogener Beziehungen und das Ausführen mathematischer Operationen ab.

Der sekundäre Index „Auditives Arbeitsgedächtnis“ legt den inhaltlichen Schwerpunkt auf dem Arbeits- und Kurzzeitgedächtnis.

Der sekundäre Index „Nonverbaler Index“ beschäftigt sich mit den kognitiven Leistungen, wobei die Anforderungen an die Expressivsprache minimiert werden.

Der sekundäre Index „Allgemeiner Fähigkeitsindex“ setzt den Schwerpunkt inhaltlich auf die kognitive Leistungsfähigkeit, wobei sich auf kristalline und fluide Intelligenz beschränkt wird, ebenso wie auf die visuelle Verarbeitung.

Zuletzt legt der sekundäre Index „Kognitiver Leistungsindex“ den Schwerpunkt auf die kognitive Leistungsfähigkeit, allerdings auf das Arbeitsgedächtnis und die Verarbeitungsgeschwindigkeit begrenzt.

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Hier finden Sie alle Informationen zum WISC-V Intelligenztest für Kinder:

Testinformation zur Wechsler Intelligence Scale – Fifth Edition (WISC-V)

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Über den Autor J Bohlken