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Die Ursachen für einen Studienabbruch können vielseitig und individuell sein. Dennoch gibt es einige Gründe, die häufiger mit einem Studienabbruch zusammenhängen als andere. Welche sind das?

Aktuelle Daten

Die Ursachen für einen Studienabbruch sind in der Regel sehr individuell und spezifisch für die Person und deren Lebenslage. Obwohl es diese hohe Individualität gibt, gibt es dennoch einige Aspekte, die häufiger mit einem Studienabbruch in Verbindung gebracht werden. Dieser Thematik hat sich das IZA Institute of Labor Economics (Initiated by Deutsche Post Foundation) in seinem Research Report No. 82 „Ursachen des Studienabbruchs – eine Analyse des Nationalen Bildungspanels“ zugewandt. Hierfür haben sie einen Datensatz aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS-Studie), genauer den der Studierendenkohorte (SC5), ausgewertet. Dabei haben sie herausgearbeitet, welche Eigenschaften besonders häufig mit Studienabbrüchen korrellierte, also in Zusammenhang standen. Diese werden im folgenden dargestellt.

Individuelle Faktoren

Zunächst wurden individuelle Faktoren in den Blick genommen. Bezogen auf die demographischen Angaben der Studierenden, sei nur ein Migrationshintergrund (in der ersten oder zweiten Generation) mit einem höheren Risko für einen Studienabbruch in Verbindung gewesen (1,8-fach erhöht).

Bezogen auf die Abiturnote, sowie Mathematik- und Lesekompetenzen, habe sich gezeigt, dass diese je nach Fachrichtung der Studierenden stark unterschiedlich ausgeprägt gewesen seien. Im Bereich Medizin sei die Abiturnote, wie zu erwarten, deutlich höher als im Durchschnitt gewesen, während in dem Ingenieursbereich, der Mathematik und den Naturwissenschaften die Mathematikkompetenz besonders hoch gewesen sei. Bezogen auf mögliche Ursachen eines Studienabbruchs, habe sich ein starker negativer Zusammenhang zwischen der Abiturnote und einem Abbruch gezeigt. Gleiches habe auch für die Mathematikkompetenz gegolten, nicht jedoch für die Lesekompetenz. Eine schlechte Abiturnote habe dabei vor allem in der mittleren und Abschlussphase des Studiums mit mehr Studienabbrüchen in Verbindung gestanden. Bezogen auf die Fachrichtungen, habe die Abschlussnote vor allem in den Geisteswissenschaften, sowie der Mathematik und den Naturwissenschaften im Zusammenhang mit der Studienabbruchswahrscheinlichkeit gestanden.

Darüber hinaus wurden auch die Persönlichkeitsmerkmale „Big Five“ (Neurotizismus, Aufgeschlossenheit, Verträglichkeit, Extraversion, Gewissenhaftigkeit) erhoben und im Zusammenhang mit Ursachen für einen Studienabbruch untersucht. Dabei hätte vor allem die Gewissenhaftigkeit einen negativen Einfluss auf den Studienabbruch genommen, wohingegen die Aufgeschlossenheit einen positiven nahm, also in Verbindung mit mehr Abbrüchen stand. Dabei würden sich Persönlichkeitsmerkmale vor allem in der mittleren und Abschlussphase auswirken, sowie auf die Fachrichtung bezogen, vor allem in den Ingenieurswissenschaften, der Mathematik und den Naturwissenschaften.

Bezogen auf den Bildungsabschluss der Eltern habe sich gezeigt, dass Kinder von Eltern mit einem tertiärem Abschluss in der mittleren und Abschlussphase ein höheres Risiko für einen Studienabbruch hätten. Bezogen auf die Fachrichtungen habe sich kein solcher Zusammenhang gezeigt.

Bezüglich des Geschlechts zeige sich ein Trendzusammenhang zwischen einem männlichen Geschlecht und einem erhöhten Abbruchsrisiko in späteren Studienphasen, der jedoch nicht signifikant sei.

Kontextuelle Faktoren

Vor dem Hintergrund von umgebungsbedingten möglichen Ursachen für einen Studienabbruch, wurden private und akademische soziale Netzwerke betrachtet. Hierbei habe sich der fachliche Umgang mit Kommilitonen als beeinflussender Faktor nicht abzubrechen herausgestellt. Bei der Zufriedenheit mit dem Familienleben habe sich ein negativer Zusammenhang mit der Studienabbruchswahrscheinlichkeit gezeigt, während der Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Freundeskreis und der Abbruchswahrscheinlichkeit positiv gewesen sei, also mit mehr Abbrüchen in Verbindung gestanden habe.

Bezogen auf die ökonomische Situation habe sich gezeigt, dass Studierende, die schlecht mit ihren finanziellen Mitteln auskamen, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Abbruch gehabt hätten. Eine Arbeitsmarkterfahrung vor Aufnahme des Studiums habe hingegen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit eines Abbruches in Verbindung gestanden.

Auf die subjektive Integration bezogen habe sich gezeigt, dass das Studium des persönlichen Wunschfaches mit einer deutlich geringeren Abbruchswahrscheinlichkeit in Verbindung gestanden hätte. Einen gleichen, jedoch weniger starken Einfluss habe auch das Studium an der persönlichen Wunschinstitution genommen. Den geringsten gleichen Einfluss habe die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit genommen.

Institutionelle Faktoren

Abschließend wurden auch institutionelle Faktoren als Ursachen für einen Studienabbruch in den Blick genommen. Hierbei habe sich gezeigt, dass keine der getesteten Ebenen einen signifikanten Einfluss auf die Studienabbruchswahrscheinlichkeit zu nehmen schien. Weder Zugangsbeschränkungen, noch Beratungsangebote hätten sich singifikant ausgewirkt.

Hier finden Sie IZA Research Report No. 82:

Ursachen des Studienabbruchs – eine Analyse des Nationalen Bildungspanels

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Studienabbruch und den Perspektiven:

Studienberatung für Studienabbrecher

Studienabbruch und dann? Was tun als Studienabbrecher?

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Über den Autor J Bohlken