ber zehn Jahre sehnt man sich als Schüler nach dem Ende der Schulzeit. Doch ehe man sich versieht, hat man das Abitur in der Tasche und steht vor der großen Frage: „Und was jetzt?!“. Viele sehen eine Option im Work and Travel. Ob das Abitur schneller kam als erwartet und man sich noch nicht drum gekümmert hat, was man nun machen möchte oder einfach raus will, um ein Abenteuer zu erleben. Unterschiedliche Gründe gibt es ebenso viele wie Motivationen. Doch was hat es mit Work and Travel auf sich und worauf sollte man achten? Hier der Ratgeber für das große Abenteuer!
Was ist Work and Travel eigentlich?
Bevor wir uns an die Planung begeben, sollten wir zunächst einmal klären, worum es sich hier eigentlich handelt. Wie der Begriff schon sagt, geht es um Arbeiten und Reisen. Die Idee dahinter ist, dass junge Menschen durch Gelegenheitsjobs ihre Erkundung eines Landes finanzieren. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle.
Work and Travel oder Travel and Work?
Es stellt sich die Frage der Priorität. Möchte ich mehr Reisen als Arbeiten und entsprechend mehr Gespartes ausgeben oder möchte ich meine Reise zum größten Teil von dem im Reiseland verdienten Geld bezahlen? Diese Frage kann jeder Reisende nur für sich selbst beantworten. Es steht jedoch fest, dass man durch beide Varianten eines solchen Abenteuers nicht reich wird. Nicht ohne Grund gibt es in den beliebten Work and Travel Ländern einige Voraussetzungen für das entsprechende Visum. Doch mehr dazu später.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?
Zusätzlich gibt es natürlich noch die Variante, erst die Reisekasse im jeweiligen Land aufzufüllen und dann auf Reisen zu gehen, statt beides miteinander zu kombinieren. Voraussetzung ist hierbei eine gute Kostenkalkulation, um planen zu können, wie viel Geld ich ab Reisebeginn brauche. Bei dieser Art sollte ich mich jedoch auch auf ungeplante Ausgaben einstellen, welche die Kalkulation schnell zum Einstürzen bringen können. Auch wenn sich hier die Frage stellt, ob diese Art dem Geist des Work and Travel Prinzips entspricht, sollte es eine persönliche Entscheidung sein, welches Modell einem besser liegt
Vor der Reise
Nun kommen wir zur Planung. An diesem Punkt sei schon einmal erwähnt, dass bei einem solchen Abenteuer, die Planung und Organisation das A und O sind. Viele Vorhaben, Australien oder Neuseeland zu erkunden, sind an einer schlechten Planung gescheitert. Um diesem Problem aus dem Wege zu gehen, bieten wir hier nun unseren Ratgeber an. Weitere ausführliche Informationen gibt es hier.
Bin ich der richtige Typ dafür?
Noch vor der Planung meiner Reise, sollte ich mir Gedanken über meine Motivation machen. Aus welchem Grund möchte ich mich auf dieses Abenteuer begeben? Beinhalten die Antworten Punkte wie:
- Land, Leute, Kultur und andere Sichtweisen in Verbindung mit Arbeit kennenlernen,
oder
- in einer neuen Arbeitswelt meine Sprachkenntnisse verbessern,
dann ist es die richtige Motivation. Scheue ich allerdings Arbeit oder möchte ich es nur der Reise willens machen; dann habe ich wohl nicht die richtige Motivation für eine Work and Travel Erfahrung, die mir in schwierigen Zeiten auch einiges abverlangen kann. Ich sollte mir außerdem bewusst sein, dass es sich bei den vielen Gelegenheitsjobs, die man ergreift, auch mal um unschöne Tätigkeiten handelt. Um das nötige Kleingeld zu verdienen, gehören auch teilweise harte Knochenjobs auf Farmen dazu, nach denen man ins Bett fällt und gar nicht mehr viel Reisen mag. Ebenso sollte ich hoch flexibel und anpassungsfähig sein. Es könnte schließlich sein, dass ich Nächte lang mit fremden Rücksacktouristen in einem Zimmer schlafen muss. Ist man jedoch der Auffassung, dass all das dazu gehört und schon zu schaffen ist, steht dem Abenteuer Work and Travel fast nichts mehr im Weg.
Erfülle ich die Voraussetzungen?
Kommen wir nun zu den Voraussetzungen die ich erfüllen muss, um einen Work and Travel Aufenthalt in Angriff zu nehmen. In den beliebtesten Work and Travel Ländern (Australien, Neuseeland und Kanada) wird ein „Working Holiday Visum“ benötigt. Eine Visumsbeantragung dauert in etwa 6-8 Wochen. Einmal das Visum in der Hand, hab ich 12 Monate Zeit für mein Abenteuer (gültig ist das Ausstellungsdatum). In bestimmten Fällen kann dieses, je nach Land, wenige Monate verlängert werden. Ich muss mein Visum also mindestens 6-8 Woche vor meinem Reisebeginn beantragen. Zu diesem Zeitpunkt muss ich mindestens 18 Jahre und mit Ausnahmen maximal 30 Jahre alt sein. Eine Ausnahme ist zum Beispiel Kanada mit maximal 35 Jahren.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für viele Working Holiday Visa ist eine finanzielle Rücklage. Einige Länder verlangen bei Einreise einen Nachweis dieser Rücklage (etwa 1.700 – 3.200 Euro, abhängig vom Zielland). Kann dieser Nachweis nicht erbracht werden, wird man je nach Umständen an der Grenze zurückgewiesen.
Wo will ich hin?
Notwendig für das Working Holiday Visum ist die Frage, in welches Land ich reisen möchte. Denn in jedem Land gelten unterschiedliche Anforderungen für ein Visum. Für die Beantwortung dieser Frage, muss ich mir unter anderem Gedanken zu Kultur, Jobwünsche, Klima, Kosten, Entfernung, Jahreszeit und Visabestimmungen machen. Ich sollte bedenken, dass ein Work and Travel Aufenthalt in entfernteren Ländern teurer sein kann (zum Beispiel Flüge). Komme ich mit der Kultur und dem Klima dort klar oder möchte ich doch die Möglichkeit haben, schnell wieder zuhause zu sein oder meine Eltern wiederzusehen. Zu beachten ist außerdem, dass in Ländern wie Australien und Neuseeland, aufgrund ihrer geografischen Lage, entgegengesetzte Jahreszeiten herrschen. Außerdem ist je nach Land eine andere Beschäftigungsart üblich. In Australien zum Beispiel wird viel Farmarbeit angeboten.
Wie lang will ich weg?
Hier kommt es auch wieder auf die Bestimmungen des Working Holiday Visums an. Die meisten dieser Visa haben eine Gültigkeit von 12 Monaten. Können allerdings pro Land nur einmal in Anspruch genommen werden. Länder wie Australien und Neuseeland zu kombinieren ist möglich, um zum Beispiel auf eine Dauer von 24 Monaten zu kommen. Zu beachten ist, dass es auch Visa gibt, die eine Aufenthaltsdauer von mindestens 2 Monaten vorschreiben. Von allen Vorschriften losgelöst wird allerdings eine Dauer von mindestens 6 Monaten empfohlen, da Work and Travel auch zur Erkundung des Landes dienen soll. Hinzu kommt die Tatsache, dass jeder eine gewisse Zeit brauch, um sich einzuleben. Dazu zählt auch die Akklimatisierung mit der Kultur. Aber auch der Flug soll sich lohnen.
Wann will ich weg?
Auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt im Leben sollte nicht unterschätzt werden. Natürlich bietet sich die Zeit nach dem Abitur oder während eines Studiums hervorragend für ein Work and Travel Abenteuer an. Doch gibt noch weitere Möglichkeiten die in Betracht gezogen werden sollten. Hiermit ist zum Beispiel ein Sabbat Jahr gemeint. Viele Arbeitgeber geben ihren Angestellten die Möglichkeit ein Jahr Auszeit zu nehmen – das sogenannte Sabbat Jahr.
Was ist ein Sabbatjahr?
Die ursprüngliche Bedeutung liegt in der Religion, viel mehr in der Thora. Als Sabbatjahr wird das letzte Jahr einer Reihe von sieben Jahren bezeichnet, in dem Sklaven freigelassen werden und Äcker und Weinberge brachliegen sollen. Auf die Arbeitswelt der Neuzeit bezogen, bedeutet das, dass einige Arbeitgeber inzwischen Angestellten die Option geben, einmalig, eine vereinbarte Zeit von der Arbeit freigestellt zu werden. Ein Sabbatjahr muss beim Arbeitgeber beantragt werden und bietet so auch Berufstätigen die Möglichkeit, ein Work and Travel Abenteuer zu erleben.
Selbstständig planen oder doch über eine Agentur?
Hat sich der Entschluss gefestigt, sein Vorhaben durchzuziehen, stellt sich die Frage nach der Art der Organisation. Inzwischen gibt es zahlreiche Agenturen, die bei der Organisation eines Work and Travel Aufenthalts helfen. Selbstverständlich lassen sich diese Agenturen nicht unwesentlich bezahlen; ich sollte mir jedoch Gedanken über den Nutzen einer solchen Hilfestellung machen.
Was macht eine Work and Travel Agentur?
Eine Work and Travel Agentur nimmt mich sozusagen an die Hand und plant mit mir mein Abenteuer. Das heißt sie bucht Flüge, kümmert sich für mich um das Working Holiday Visum, gibt mir Hilfestellung bei der Job- und Schlafplatzsuche. Was genau das Angebot der Agentur beinhaltet hängt oft vom Preis und der jeweiligen Agentur ab. Sehr wichtig und nicht zu unterschätzen ist allerdings der Vorort-Service. Hier hab ich jederzeit, oft auch rund um die Uhr, einen Ansprechpartner der mir in schwierigen Situationen unter die Arme greift.
Ohne Agentur bin ich auf mich alleine gestellt. Sicher hat das den gewissen Charme, gerade bei einem Abenteuer. Das bedeutet aber auch, dass keiner mich an gewisse Dinge erinnert, die ich eventuell vergessen haben könnte und es keinen Ansprechpartner bei Schwierigkeiten gibt. Die komplette Organisation liegt dann bei mir.
Kostenkalkulation, Verdienst und Kosten
Reden wir nun über das Geld: Wie bereits erwähnt, sollte jedem klar sein, dass niemand durch Work and Travel reich wird. Ganz im Gegenteil; zumeist ist es ein teures Unterfangen. Sicher lohnenswert aber auch teuer. Womit muss ich denn nun rechnen? Zunächst kommen die Agenturkosten auf mich zu, wenn ich eine wähle. Wenn nicht bereits im Paket inkludiert, kommen selbstverständlich auch die Flugkosten dazu. Die Gebühren des Working Holiday Visums befassen zusätzlich bis zu 300 Euro. Ich muss mir außerdem Gedanken über Impfungen machen, die ich je nach Region brauche. Auch Auslandsversicherungen oder ähnliches können sicherlich in bestimmten Situationen nicht schaden. Einmal im jeweiligen Land angekommen, geht es um die Lebenskosten. Je nach Lebensstil kommen da schon mal gut und gerne 50 Euro pro Tag zusammen. Hier sind zwar bereits Verpflegung, Unterkunft und Freizeitleben eingerechnet; diese sind jedoch stark abhängig von meinem Reiseland. Vielleicht möchte ich aber noch ein paar spezielle Ausflüge machen? All das sind viele kleine Positionen, die aber in der Summe eine große Zahl ergeben können.
Eine pauschale Aussage zum Thema Verdienst und Kosten ist schwer zu treffen. Im Durchschnitt liegt der Stundenlohn in Australien etwa bei 8-10 Euro; in Neuseeland circa 7,50-10,50 Euro. Hier kommen allerdings noch Steuern hinzu.
Wie ich letzten Endes finanziell auskomme, liegt stark bei meiner Ausgestaltung und Gewichtung der beiden Punkte Work und Travel. Hier kommt auch wieder die vom Visum geforderte Rücklage zu tragen. Es werden Zeiten kommen in den ich einfach keinen geeigneten Job finde; genau in dieser Zeit dienen die Rücklagen zur Überbrückung.
Was ist mit meinen Freunden?
Reisen und Abenteuer mit Freunden erleben ist eine tolle Sache. Doch sollten bei der Planung eines solchen Work and Travel Vorhabens, ein paar wichtige Dinge bedacht werden. Zwar kann man schwierige Situationen besser gemeinsam durchstehen, aber es kann unter Umständen gemeinsam öfter zu schwierigen Situationen kommen. Das heißt, es kann passieren, dass es nicht genügend Jobs für zu zweit Reisende gibt. Das gleiche Problem wartet bei der Unterkunftssuche. Zudem kann eine 6- bis 12-monatige Reise, mit Höhen und Tiefen, einer Freundschaft viel abverlangen. Letztlich kann es nur jeder für sich selbst entscheiden, doch sollte die gemeinsame Reise gut überlegt sein.
Worauf muss ich noch vor Beginn der Reise achten?
Wie bereits unter Kostenkalkulation erwähnt, sollte ich mich über notwendige Impfungen und Versicherungen informieren. Auch wenn hierzulande oft gemeckert wird, so ist dennoch in wenigen Ländern der Welt ein solches Gesundheitssystem etabliert wie in Deutschland. Deshalb sollte ich im Hinterkopf behalten, dass Arzt- oder Krankenhausbesuche ohne Versicherung schnell extrem teuer werden können. Ein weiterer wichtiger Punkt, an den oft nicht zuvor gedacht wird, ist ein Bankkonto des jeweiligen Landes. Durch ein hiesiges Konto können Bankgebühren entgangen werden. Auch sollte man sich um einen entsprechenden Mobilfunkvertrag oder eine PrePaid-Karte kümmern, um unnötige Kosten zu vermeiden. Dazu kommen anfallende Steuern, zum Beispiel beim Ein- und Ausführungen von Waren außerhalb der Landesgrenzen. So sollte bedacht werden, dass man nicht nur mit einem Handgepäckkoffer wie beim Mallorca-Urlaub reist. Je nach Vorhaben, können hier schon einige Kilogramm an Gepäck aufkommen.
Bei der Reise
Wie man inzwischen sicherlich merkt, sind es bei der Organisation von Work and Travel viele Dinge, die beachtet werden sollten. Zwar handelt es sich bei den folgenden Punkten um Dinge die erst Vorort eintreten, doch sollte man sich auch hier schon vor der Reise um die nötigen Informationen zu den Möglichkeiten bemühen.
Wo und wie finde ich die Jobs?
Auch hier kommt es wieder darauf an, ob ich einer Agentur vertraue oder ich die Organisation alleine stemme. Bei einer Agentur wird mir bei der Jobsuche geholfen, indem man vorher gecoacht, und mein Lebenslauf auf Vordermann gebracht wird. Außerdem habe ich, zum Beispiel in Australien, die Möglichkeit über die Agentur bereits vor Reisebeginn eine feste Einstellung auf einer Farm zu bekommen.
Diese Vorteile bieten sich mir nicht, wenn ich mein Abenteuer selbst organisiere. Abhängig vom Land bieten sich unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Es kommt ganz klar auf die Art der Beschäftigung, die man sucht, an, ob man sich bereits vor der Reise um den Job kümmert oder erst im jeweiligen Land. Grundsätzlich gilt, umso höher qualifiziert und bezahlt ein Job, desto früher muss ich mich drum kümmern. Für Kellnern oder „Fruitpicking“ bedarf es keiner besonderen Vorbereitung. Sehr wohl allerdings für Saisonarbeit in einem Hotel. Davon ab unterscheidet sich die Jobsuche im Ausland nicht wesentlich von der im Heimatland. Gute Möglichkeiten bieten selbstverständlich das Internet mit diversen Jobbörsen und die Tageszeitung. Aber auch ein Blick in ein spezielles Backpacker-Magazin oder die klassische Anfrage direkt an der Arbeitsstelle, haben schon so manchem einen Job beschert. Selbstverständlich können auch die Arbeitsagenturen aufgesucht werden.
Empfehlungen für Reiseorte und Ziele
Am beliebtesten sind die typischen Work and Travel Länder Australien und Neuseeland. Aber auch Kanada lässt nicht lang auf sich warten. Work and Travel in Europa bietet natürlich aufgrund der EU-Richtlinien viele Vorteile, welche das Reisen vereinfachen. Welche Orte eines Landes letztendlich besucht werden, ist jedem selbst überlassen. Schließlich möchte man auch etwas vom Land gesehen haben. Um Zeit und Geld zu sparen, sollte der Verlauf so geplant werden, dass unnötiges hin- und herfahren vermieden wird. Gerade in großen Ländern wie Australien spielt das eine große Rolle. Ein paar spezielle Empfehlungen für Australien sind im Erfahrungsbericht weiter unten zu finden.
Unterkunft bei work and travel – Wo komme ich unter?
Beim Thema Unterkunft gibt es endlos viele Möglichkeiten. Arbeite ich zum Beispiel auf einer Farm, habe ich nicht selten die Möglichkeit, direkt auch hier unter zu kommen. Das gleiche gilt für Pubs oder Hotels. Diese Möglichkeit bietet sich selbstverständlich auch, wenn man dort nicht arbeitet. Eine weitere ähnliche Option bieten Hostels oder Motels. Wer es ein wenig abenteuerlicher mag, übernachtet im Auto oder zeltet. Wer gerne unter Menschen ist, dem bieten sich Varianten von Couchsurfing oder Gastfamilien an. Oder man findet eine nette WG, die einem zusagt.
Meist sind die unterschiedlichen Möglichkeiten auf diversen Internetseiten zu finden. Aber auch die klassische Zeitungsannonce ist noch nicht ausgestorben. Zusätzlich können die bereits erwähnten Backpacker-Magazine, welche oft kostenlos in Hostels oder ähnlichem ausliegen, weiterhelfen.
Erfahrungsbericht zu einem work and travel Aufenthalt in Australien
Um einen Einblick in Work and Travel zu gewähren, haben wir Kaja Schlegel, heute Medizinstudentin, gebeten, ein paar Impressionen zu ihrem Abenteuer zusammenzufassen.
Work and Travel in Down Under
Wie so gefühlte neunzig Prozent der Abiturienten, wollte auch ich nach dem Schulabschluss erst einmal ins Ausland und die weite Welt entdecken. Ich wollte so sehr aus der Enge meiner Kleinstadt ausbrechen, dass ich mich ganz alleine auf den Weg nach Australien für ein work and travel Abenteuer begeben habe, anstatt mich einer Gruppe von Freunden anzuschließen, die zwei Monate später los wollten. Mit der Planung der Reise habe ich mich nicht viel beschäftigt, ich wollte einfach nur weg. Schon der erste Fehler, wie sich später rausstellte.
Um meine besorgte Mutter zu beruhigen und da ich eben wenig Zeit in eine gute Reiseplanung investiert hatte, buchte ich mein Abenteuer mit TravelWorks – einer Agentur, die work and travel Aufenthalte organisiert. Die Organisation bzw. das Paket welches ich gebucht habe, beinhaltete den Flug mit Korean Air über Seoul, die erste Nacht im Hostel in Brisbane und ein Seminar am ersten Tag über das Eröffnen eines Bankkontos, die Beantragung einer Steuernummer und das Leben und Arbeiten in Australien im Allgemeinen.
Strapaziöse Anreise nach Australien
Los ging es von Hamburg und dann erst einmal nach Frankfurt, wo ich die anderen vier Mädels traf, die auch über TravelWorks gebucht hatten. Irgendwie war das dann ganz schön, dass man doch nicht so ganz alleine auf dem Weg war und man gleich ein paar nette Leute kennenlernen konnte. In Seoul hatten wir dann leider acht Stunden Aufenthalt, bis es nach Brisbane weiterging. Im Ganzen waren wir über 30 Stunden unterwegs, was unglaublich anstrengend war! Im Nachhinein würde ich wirklich versuchen, mir den Flug anders zu buchen. Komplett übermüdet angekommen und mit unglaublichen Jetlag ging es dann am ersten Tag ja gleich zum Seminar. Im Fahrstuhl in den 25. Stock des Wolkenkratzers, wurde uns allen gehörig schwindelig und vor Übermüdung fiel es einem wirklich schwer, aufzupassen und Informationen mitzunehmen. Die Informationen, die wir im Rahmen der work and travel Informationsveranstaltung vor Ort bekamen, kann man sich definitiv sehr gut selber aneignen und muss nicht eine Organisation dafür bezahlen. Generell würde ich es nicht nochmal so machen, weil auch wenn man alleine ist, kommt man in Australien super gut zurecht und kann vorher alles von zu Hause aus planen.
Erste Erfahrungen in Australien
Die erste Zeit in Brisbane habe ich bei einer australischen Freundin und ihrer Familie verbracht. Sehr zu empfehlen ist der Australia Zoo, die kleinen Inseln vor der Stadt oder eine Fahrt zur Sunshine Coast und Surfers Paradise. Australien hat unglaubliche Entfernungen, ALLES ist weit weg und man sollte vorher vielleicht planen, wo man anfängt, um dann von dort aus alles abzufahren, wenn man z.B. mit dem Auto oder dem Bus, hier vor allem die Greyhound Line zu empfehlen, unterwegs ist.Da ich mir kein Auto alleine kaufen wollte und ich auch noch nicht so die Leute gefunden hatte, denen ich mich anschließen wollte, bin ich nach der Zeit in Brisbane und Umland nach Sydney geflogen.
In Sydney hat mich dann richtig die Backpacker-Realität getroffen. Weg von den Vorzügen des Wohnens bei meiner lieben Aussie-Family, musste ich auf einmal um Schlafplätze im Hostel kämpfen, zumindest, wenn man in einem guten Hostel wohnen wollte. Ich hatte eine YHA-Mitgliedskarte von der Organisation bekommen und war fast nur in solchen Hostels, die alle durchweg super waren! Aber es war so voll mit Backpackern und Reisenden aus aller Welt. Viel zu voll! Vor allem wenn man bedenkt, dass ich Anfang Juli dort war und in Australien Winter war.
Schwierige Suche nach einem passenden Job
Einen Job in der Stadt zu finden war sehr schwer. Ich hatte nur Gelegenheitsjobs, wie zum Beispiel auf dem Jahrmarkt an Essensbuden etwas zu verkaufen. In der Stadt kam ich mit meiner langfristigen Jobsuche nicht so weit und es wurde langsam teuer! Australien ist für uns Europäer wirklich sehr teuer. Man muss definitiv in Australien arbeiten und den australischen Dollar verdienen, sonst wird es unfassbar kostspielig.
Lebensunterhalt ist teuer in Australien
Lebensmittel sind doppelt so teuer, wie in Deutschland. Eine Nacht im Hostel kostet zwischen 12-30 Euro die Nacht, je nachdem, was man für ein Zimmer hat und wie das Hostel ausgestattet ist. Man muss aber sagen, dass die Hostels in Australien wirklich sehr gut sind und man auch in eines der Günstigeren gehen kann. Ich habe mir immer online die Bewertungen durchgelesen und bin damit super gefahren. Essen gehen oder was trinken ist auch sehr teuer. Hier empfiehlt es sich, vielleicht in China Town essen zu gehen. Wer asiatisches Essen mag, wird hier auf jeden Fall fündig und es gibt tolle Gerichte zu guten Preisen. Vor allem in Sydney war ich hier sehr gerne unterwegs.
Nach drei Wochen in Sydney und Umgebung, bin ich weitergereist nach Melbourne. Eine wunderschöne Stadt mit toller Natur drum herum. In Melbourne hatte ich beschlossen, erst einmal ordentlich zu reisen und zu entdecken, dann zu gucken, ob man es vielleicht mit jemanden aufs Land, heißt zur Farmarbeit, schafft. Das ist irgendwie fast die einzige Möglichkeit, gutes Geld in kurzer Zeit zu verdienen. Das bedeutet aber auch sehr harte Arbeit und ‚Abstand von der Zivilisation’, weil die Farmen eben meist im Inland liegen und der nächste Ort oft sehr weit entfernt ist. In Melbourne habe ich jedenfalls sofort einen super Start gehabt und tolle Leute kennengelernt, mit denen ich dann die Stadt erkundet habe und mit einem kleinen Bus die Great Ocean Road entlang gefahren bin. Das sollte man hier auf keinen Fall verpassen. Einen Besuch wert ist auch Penguin Island, Geelong und Great Otway National Park, wo man Koalas und farbenfrohe Vögel in den Bäumen findet. In der Zeit hier habe ich definitiv gemerkt, dass es wirklich gut ist, das Land mit dem Auto zu erkunden. Ich würde beim nächsten Mal definitiv zu zweit losfahren und von Anfang an ein Auto kaufen.
Nach drei Monaten im überfüllten Australien, habe ich dann beschlossen, zurück zufliegen und konnte einfach zum Office von Korean Air gehen und dort gucken, wann es den nächsten Flug gibt. Das konnte ich mir flexibel buchen, da ich ein Rückflugticket mit offenem Rückflugdatum hatte. Das würde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall auch so machen. Auf der Rücktour habe ich aber beschlossen, einen dreitätigen Stop-Over in Seoul einzulegen. Eine super Entscheidung, weil es zum einen super war, nochmal kurz einen Einblick in ein anderes Land zu gewinnen und weil der Rückflug von der Zeit her dann deutlich angenehmer war! Von Melbourne waren es 12 Stunden nach Seoul und von dort dann nochmal 12 nach Frankfurt.
Fazit zu meiner work and travel Reise
Als Fazit würde ich sagen, dass Australien natürlich ein super Ziel für das Backpacken ist, weil alles da für Backpacker ausgelegt, es sicher und freundlich dort ist. Alle waren immer hilfsbereit, sowohl gleichgesinnte Backpacker, als auch die Australier. Allerdings musste man definitiv seine sieben Sachen im Hostel gut verschließen, da es sogar vorkam, dass Kleidungsstücke von der Leine geklaut wurden. Die große Not dort, war das Überangebot an Backpackern. Das war auch der Grund, warum ich früher als geplant abgereist bin. 2010 war es massiv überfüllt und ich hätte vielleicht eher in Neuseeland backpacken sollen, weil dort zu dem Zeitpunkt viel weniger los war.
Resume und Tips – Ratgeber
Dann würde ich zu zweit fahren und gleich ein Auto kaufen. Zusammen kann man alle Eindrücke teilen und ich habe mir schon öfters mal gewünscht, dass da jemand war, den man kannte und mit dem man das Erlebte teilen kann. Mal eine Zeit alleine sein, war definitiv auch wichtig und schön für mich, aber man kann sich ja auch mal eine Zeit trennen und sich dann wiedertreffen. Das haben dort einige gemacht und ich fand das eigentlich sehr gut.
Gerade in der Anfangszeit würde ich gleich gucken, dass man erst einmal einen Farmjob bekommt, damit man sich etwas Geld ansparen kann, um nicht in Bedrängnis zu kommen. Wenn ich mich richtig erinnere, brauchte man eh ein Kapital von mindestens 2000 Euro, um überhaupt in Australien einreisen zu dürfen. Das Budget ist auch wirklich sehr nötig, denn wenn man nicht schnell einen Job findet, kann man sich mit 2000 Euro nicht so lange über Wasser halten. Zumindest nicht, wenn man vom Land auch noch was sehen will.
Als Startpunkt hatte ich Brisbane gewählt, weil ich dort eben Freunde hatte, aber würde ich es nochmal machen, würde ich in Cairns oder Darwin anfangen, je nachdem, was man für Ziele dort hat und wo man lang möchte. Der Norden Australiens ist tropisch, das heißt dort ist immer viel Tourismus und man findet auch in dem Bereich gut Jobs. Fast niemand wählt diese beiden Städte als Anfangspunkt. So hat man vielleicht auch eine bessere Situation in den Hostels. Wenn man sich dann dort ein Auto kauft, kann man von da aus Richtung Süden fahren, nimmt auf dem Weg definitiv sehr viele Highlights mit und es gibt kein Hin- und Herfahren.
Was ich bis heute sehr bereut habe, war, dass ich Tasmanien keinen Besuch abgestattet habe. Alle Backpacker schwärmten damals wie heute von der Insel und ich würde sie mir beim nächsten Mal nicht entgehen lassen. Vor allem nicht, wenn man eh gerade in Melbourne oder Umgebung ist.
Eine weitere negative Erinnerung, abgesehen von der Ernüchterung der Jobsituation, war die Begegnung mit der Fauna Australiens. Bei meiner Gastfamilie hatte mich nachts wohl eine Spinne gebissen. Mein halbes Gesicht war unglaublich geschwollen. Meine Gastmutter sagte dann, dass das schon ok sei, weil sonst wäre ich schon längst tot. Zum Arzt wollte ich aber trotzdem. Deswegen ist es absolut unabdingbar, dass man eine Auslandskrankenversicherung hat! Hier gibt es wirklich viele und preiswerte Möglichkeiten. Ansonsten ist mir die Tierwelt zum Glück nicht mehr negativ begegnet, aber man sollte sich wirklich an die Warnhinweise an Stränden oder in National Parks halten.
Rückkehr nach Deutschland
Die Rückkehr war dann irgendwie enttäuschend, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Vorhaben gescheitert war. Ich hatte mir das in Australien irgendwie anders vorgestellt, muss aber auch zugeben, dass ich keine Zeit in Planung investiert habe. Das sollte man aber auf jeden Fall tun! Klar ist es toll, auf blauen Dunst loszufahren und irgendwie den totalen Freiheitskick zu haben, so ging es mir jedenfalls am Anfang, aber je nachdem wo man ist, kann dann auch schnell die Ernüchterung kommen. Ich würde auch dazu raten, ein Land auszuwählen, welches zwar gut für Backpacker geeignet ist (Sicherheit, Landesprache, öffentliche Verkehrsmittel), aber welches vielleicht nicht so im Trend liegt und somit total überfüllt ist.
Alles in Allem, würde ich jederzeit wieder losziehen und Work and Travel machen. Es ist immer eine Erfahrung wert und unglaublich bereichernd!
Nach der Reise
Eine lange Zeit im Ausland kann jemanden verändern. Habe ich mein Work and Travel Abenteuer abgeschlossen und komme wieder in die Heimat zurück, muss ich mich erst einmal erneut akklimatisieren. Die Mentalität und Lebensweise der Heimat kann in dem Fall erstaunlich fremd wirken. Das führt dazu, dass der Kulturschock bei der Rückkehr härter ausfällt als zu Beginn der Reise.
Worauf ist bei der Rückkehr zu achten?
Mit genauso viel Planung wie das Abenteuer begonnen hat, sollte es auch enden. Bei der Rückkehr ist es wichtig nichts zu überstürzen. Ich sollte in mich horchen um herauszufinden, was ich nun will. Oft haben sich Interessen und Prioritäten verschoben, weil ich eine andere Perspektive auf Dinge geboten bekommen habe.
Alternativ zu work & travel bietet sich auch Freiwilligenarbeit im Ausland an. Diese kann durch professionelle Anbieter organisiert werden und ist ebenso spannend.
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