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Intelligenz und kognitive Begabung – Begabung und Intelligenz sind zwei Konstrukte, die in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen. So entscheiden beide zu einem Teil darüber, welchen Weg eine Person im Leben einschlägt. Aber was genau meinen die Begriffe Intelligenz und kognitive Begabung? Was steckt hinter einem Intelligenztest? Und was macht man mit dem Ergebnis von einem solchen Test?
Kognitive Begabung und Intelligenz
Zunächst soll es um die zentralen Begriffe Begabung und kognitive Intelligenz gehen. Allgemein gesagt beschreibt die Begabung ein Entwicklungs- oder auch Leistungspotenzial, welches vorhanden ist, aber auch noch entfaltet werden kann. Dabei gibt es verschiedene Begabungsbereiche. Zum einen gibt es die allgemeine intellektuelle Begabung, welche mit der allgemeinen Intelligenz zusammenfällt. Hierauf wird später genauer eingegangen. Außerdem gibt es eine musisch-künstlerische Begabung, sowie eine sensumotorische (bezieht sich auf körperliche Geschicklichkeiten, also Sport, aber auch handwerkliches oder basteln) und soziale Begabung (Umgang mit Menschen). Dabei können Begabungen auch in mehreren dieser Gebiete auftreten, was sogar häufig der Fall ist.
Die kognitive Intelligenz, die im Mittelpunkt der intellektuellen Begabung steht, ist dabei ein vermeintlich allgemein bekanntes Konstrukt, welchem viel Bedeutung eingeräumt wird. Allerdings gibt es keine einheitliche Definition von „Intelligenz“. Bis heute sind sich Forscher/innen und Fachpersonen uneinig darüber, was genau die Intelligenz ist und wie man diesen Begriff definieren kann. Allgemein bezeichnet Intelligenz die kognitive/geistige Leistungsfähigkeit sowie die Denk- und Leistungsfähigkeit von Menschen. In der Regel tauchen in den bestehenden Definitionsversuchen die Fähigkeiten auf, schlusszufolgern, abstrakt zu denken und zu planen. Ebenfalls oftmals genannt wird eine Problemlösungsfähigkeit, ein Verständnis komplexer Sachverhalte, logisches Denken, räumliches Denkvermögen, eine hohe Gedächtnisleistung und eine schnelle Auffassungsgabe.
Das sogenannte CHC-Modell zur Intelligenz sieht einen Aufbau in 3 Stufen/Schichten vor. Auf der obersten Stufe/Schicht (III) steht dabei die allgemeine Intelligenz („g“), mit der alle weiteren Faktoren auf den unteren Stufen mehr oder weniger zusammenhängen. Auf der zweiten Stufe/Schicht (II) befinden sich dann zehn breite und komplexe Intelligenzfaktoren bzw. Fähigkeiten. Auf der untersten Stufe/Schicht (I) schließlich, befinden sich sehr spezifische Faktoren bzw. Aufgaben.
Festzuhalten ist an dieser Stelle also, dass Begabungen in ganz unterschiedlichen Bereichen vorliegen können, wovon einer die kognitive Intelligenz ist. Der Begriff der Intelligenz ist dabei komplex und nicht klar definierbar. Er bezieht sich aber auf die kognitiven Fähigkeiten von Personen und hat einen Einfluss auf viele Lebensbereiche. Die kognitive Begabung kann man mit Hilfe einer Begabungsdiagnostik einem sogenannten Intelligenztest feststellen lassen.
Was misst ein Intelligenztest – Intelligenz und kognitive Begabung?
Die Bereiche Begabung und Intelligenz wurden damit vorgestellt. Aber was misst ein Intelligenztest eigentlich, wenn es gar keine einheitliche Definition von Intelligenz gibt? Allgemein beziehen sich Intelligenztests auf die kognitive Intelligenz von Personen, also darauf, wie leistungsfähig sie in diesem Bereich sind und das im Bezug zu der Gruppe von Menschen, zu der sie gehören. Diese sogenannte Normgruppe ist nach Alter eingeteilt. Das bedeutet, dass die Normgruppe eines 7-jährigen Kindes, mit welchem die Ergebnisse des Intelligenztest von diesem verglichen werden, viele andere 7-jährige Kinder sind, die ebenfalls diesen Intelligenztest gemacht haben.
Dabei wird in Intelligenztests zum einen auf allgemeine Aspekte, aber auch verbale und nonverbale Aspekte der kognitiven Intelligenz eingegangen. Am ende eines Intelligenztest wird dann der sogenannten Inelligenzquotienten, kurz IQ genannt, ermittelt. Dieser IQ ist ein reiner Testwert und fasst die Ergebnisse des Testes in einem Wert zusammen. Dieser Wert gibt dann an, in welchem Bereich sich die Leistung der Person im Vergleich zu deren Normgruppe befindet und ob diese positiv oder negativ von dem Durchschnitt (Mittelwert) dieser abweicht.
Der IQ gibt dabei allerdings nur die intellektuelle Begabung, also die kognitive Intelligenz, einer Person an. Die anderen vorgestellten Begabungsbereiche finden keine Berücksichtigung in Intelligenztests, weshalb auch keine Rückschlüsse zu diesen sonstigen Begabungen aufgrund des IQ-Wertes gezogen werden können. Außerdem kann ein IQ-Wert alleine nicht schulischen Erfolg oder Misserfolg vorhersagen. Hierbei spielen, neben dem IQ, auch andere Faktoren, wie beispielsweise die Motivation, eine Rolle. Ein hoher IQ ist also nicht direkt gleichzusetzen mit schulischem Erfolg, auch wenn er ein positiver Indikator sein kann.
Wann ist ein Intelligenztest bei Kindern angebracht?
Ein Intelligenztest misst also die kognitive Intelligenz, indem er die Ergebnisse der Testperson mit den Ergebnissen von Testpersonen im selben Alter vergleicht. Aber wann ist ein solcher Test angebracht bei einem Kind?
Grundsätzlich angebracht ist ein Intelligenztest bei Kindern dann, wenn sich die Eltern und/oder Lehrkräfte unsicher darüber sind, wie kognitiv leistungsstark das Kind wirklich ist und sie sich wünschen, dem Kind und dessen Voraussetzungen besser gerecht zu werden.
Aber auch, wenn Eltern und Lehrkräfte sich nicht einig darüber sind, wie es um die intellektuelle Begabung des Kindes steht, oder es viele verschiedene Meinungen hierzu gibt, kann ein Intelligenztest hilfreich und aufschlussreich sein.
Ebenfalls hilfreich kann ein Intelligenztest dann sein, wenn schulische Veränderungen oder Maßnahmen anstehen. Das kann ein Schulwechsel sein, ebenso wie die Entscheidung für eine weiterführende Schule oder aber auch das überspringen einer Klasse.
Verschlechtert sich die Leistung des Kindes plötzlich und überraschend, ohne dass dies mit dem sonstigen Gesamteindruck von diesem passt, kann ebenfalls ein Intelligenztest weiterhelfen, um auf dessen Grundlage gezielte Förder- und Fordermaßnahmen zu ergreifen.
Eine weitere Gruppe von Kindern, bei denen ein Intelligenztest angebracht sein kann, sind besonders angepasste Schüler/innen, welche sich im Unterricht eher zurückhalten und ruhig verhalten.
Interpretation der Ergebnisse eines Intelligenztests
Wie bereits beschrieben, misst ein Intelligenztest nur die kognitive Intelligenz und lässt weitere mögliche Begabungsbereiche außer acht. Dies sollte bei der Interpretation zum einen beachtet werden. Nun soll es aber darum gehen, wie der IQ-Wert, welcher als Ergebnis präsentiert wird, interpretiert werden kann bzw. wird.
Zur Erinnerung, der IQ stellt dar, ob und inwieweit die ermittelte Leistungsfähigkeit einer Person von dem Mittelwert der Leistungsfähigkeit der jeweiligen Normgruppe abweicht. Dabei ist die Intelligenz normalverteilt und der Mittelwert dieser liegt bei einem IQ von 100. Dieser entspricht demnach genau dem Durchschnitt.
Neben diesem genauen Durchschnitt, gibt es auch noch den Durchschnittsbereich der kognitiven Intelligenz, in welchen die meisten Personen fallen. Dieser entspricht den IQ-Werten 85 bis 115, welchen ca. 68 Prozent der Bevölkerung erreichen. Werte innerhalb dieses Bereiches entsprechen damit einer „normalen“ bzw. durchschnittlichen Intelligenz. Werte darunter werden als unterdurchschnittlich, Werte darüber als überdurchschnittlich angesehen.
Erweitert man die Abweichung vom Durchschnitt auf IQ-Werte zwischen 70 und 130, so sind es bereits 95 Prozent der Bevölkerung, die diese IQ-Werte besitzen.
Sehr niedrige und sehr hohe IQ-Werte außerhalb dieses Spektrum sind selten. Diese erreichen jeweils nur ca. 2,3 Prozent der Bevölkerung. Sehr niedrige IQ-Werte unter einem Wert von 70 entsprechen einer leichten bis schweren geistigen Zurückgebliebenheit bzw. Behinderung, sehr hohe IQ-Werte über 130 einer intellektuellen Hochbegabung.
Geht es um eine Hochbegabung, so sollte sich allerdings nicht starr an den IQ-Wert 130 gehalten werden, denn dies ist lediglich ein wissenschaftlich festgelegter Wert. Auch IQ-Werte von beispielsweise 127 sind gleichermaßen hoch und ebenfalls stark überdurchschnittlich. Im Bereich der Hochbegabung, verfügen 60 Prozent der Betroffenen über einen IQ-Wert zwischen 130 und 135. Erweitert man diese Spanne auf einen Wert zwischen 130 und 140, so fallen bereits 83 Prozent der Hochbegabten in diese Kategorie. Über einem IQ-Wert von 145 liegen demnach nur sehr wenige Personen mit einer intellektuellen Hochbegabung bzw. sehr hoher kognitiver Intelligenz.
Wie geht man mit den Ergebnissen eines Intelligenztestes um?
Nun zu der Frage, wie mit den Ergebnissen eines Intelligenztests umzugehen ist. Auch an dieser Stelle ist noch einmal hervorzuheben, dass sich Intelligenztests nur auf die kognitive Intelligenz, also intellektuelle Begabung beziehen und alle anderen Begabungsbereiche unbeachtet lassen. Die kognitive Intelligenz allein macht jedoch keine Person aus. Vielmehr geht es um ein Zusammenspiel aller Begabungen, die eine Person wirklich ausmachen. Die Ergebnisse eines Intelligenztests spiegeln also nur einen Teil der Begabungen einer Person dar und definieren diese nicht.
Egal, ob ein gutes, schlechtes oder überdurchschnittliches Ergebnis vorliegt, sollte man sich bewusst machen, dass dies nicht eindeutig vorhersagt, inwieweit die Personen in Schule oder Beruf Erfolg haben wird. So sagt ein eher schlechtes Ergebnis nicht direkt aus, dass das Kind erfolglos sein wird, genauso wie ein gutes oder auch überdurchschnittliches Ergebnis nicht vorhersagt, dass das Kind in jedem Fall erfolgreich sein wird. Neben der kognitiven Intelligenz spielen hier auch andere Faktoren mit rein, wie die Motivation, die Umweltbedingungen und auch die Übung.
Ein hoher IQ-Wert ist demnach kein Garant für hohe Leistung, ebenso wie ein niedrigerer IQ-Wert nicht gleichbedeutend mit schlechten Leistungen ist. Die Werte geben vielmehr einen Aufschluss darüber, welche Ausgangsvoraussetzungen jemand mitbringt. Das kann wiederum für eine gezielte Förder- und Forderung des Kindes genutzt werden, um dessen Potenzial individuell auszuschöpfen.
Hier können Eltern helfen, indem sie versuchen, die Umweltbedingungen so förderlich wie möglich zu gestalten und das Kind zum Lernen zu motivieren. Sie sollten Anregungen schaffen, aber auch individuelle Förder- und Fordermöglichkeiten. So kann Neugierde und Interesse seitens der Kinder entstehen, ebenso wie die Entwicklung einer gewissen Ausdauer beim lernen, was gemeinsam zu besonderen Leistungen führen kann. Übersteigerte Erwartungen oder enttäuschte Hoffnungen sollten in jedem Fall nicht aus dem Ergebnis eines Intelligenztestes resultieren, sondern eine individuelle Förderung und Unterstützung des Kindes.
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