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Das Thema Digitalisierung ist auch im Kontext Schule mittlerweile Teil einer öffentlichen Debatte geworden. Kinder wachsen mit digitalen Medien auf. Für einen guten Umgang mit ihnen, ist Medienkompetenz und ein Verständnis für die Technik wichtig. Dies sollen die Schulen vermitteln. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hierbei schlecht ab. Wie können Digitalisierung und Schule vereinbart werden? Was sollte vermittelt werden?

Digitale Technik in der Schule

Die Digitalisierung ist an sich schon ein umstrittenes Thema. Betrachtet man allerdings Digitalisierung und Schule gemeinsam, wird die Debatte noch größer. Befürworter und Gegner stehen sich wenig versöhnlich gegenüber. Fakt ist jedoch, dass in deutschen Schulen so selten Computer zum Einsatz kommen, wie in keinem anderen Industrieland. Das soll laut dem neuen Koalitionsvertrag geändert werden. Er verspricht, Schulen digital besser mit WLAN, Beamern und Tablets auszustatten. Die Rede ist von einer digitalen Lernumgebung, Infrastruktur und Medienkompetenz. Die Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt, Dorothee Bär, geht sogar noch weiter und sagt, jeder Schüler solle in Zukunft ein Tablet besitzen. Aber ist es wirklich nötig, dass jeder Schüler ein Tablet besitzt?

Digitale Technologien könnten nur über geeignete Schul- und Unterrichtskonzepte dabei unterstützen, schulische Herausforderung anzugehen, so Nils Weichert, Vorstand des Forums Bildung Digitalisierung. In der Debatte um Digitalisierung und Bildung wird immer wieder davon gesprochen zu unterscheiden, was technisch möglich ist und was pädagogisch wirklich sinnvoll ist. Nicht alle technischen Neuheiten müssen Einzug in die Schule finden. Übersetzungsprogramme werden zwar immer besser, aber sie können und sollten den Fremdsprachenunterricht nicht ersetzen. In diesem Zusammenhang wird auch davon gesprochen, dass ein Konzept gefunden werde müsse, die technischen Geräte sinnvoll zu integrieren. Zunächst sollte sich also ein Unterrichtskonzept mit den technischen Hilfsmitteln überlegt werden, bevor diese angeschafft werden.

Digitale Kompetenzen vermitteln

Digitalisierung und Schule ist auch unabhängig von der Nutzung digitaler Technik in der Schule ein Thema. So wird die Forderung nach Vermittlung von Medienkompetenz in Schulen immer größer. Im Hochschul-Bildungs-Report 2020 vom Stifterverband in Kooperation mit McKinsey & Company heißt es, dass Schüler in die Lage versetzt werden sollten, die Zusammenhänge der digital vernetzten Welt verstehen zu können und sie mit digitalen Kompetenzen auszustatten. Nötig sei es, Kenntnisse über Medien- und Internetnutzung zu vermitteln, das Bedienen von Programmen beizubringen, rechtliche Fragen im Internet zu klären und einen sicheren Umgang mit sozialen Netzwerken zu vermitteln. Digitale Medien müssten verstanden werden, um sie verantwortlich nutzen und gezielt einsetzen zu können. Neben dieser Vermittlung von allgemeiner Medienkompetenz fordert der Hochschul-Bildungs-Report 2020 aber auch die verbindliche Aufnahme des Fachs Informatik in den Lehrplan. So sollten Schüler die digitale Welt auch selbstständig gestalten können. Grundlagen hierfür seien das Verständnis von Algorithmen und eine gewisse Programmierfähigkeit.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland in diesem Bereich zurück. Die Themen Digitalisierung und Schule haben die meisten anderen europäischenLänder demnach schon besser miteinander verknüpft. Laut dem Report haben 10 europäische Länder sogar ein eigenes Fach Programmieren eingeführt. Ein großer Teil hätte Programmieren als Wahl- oder Pflichtfach in den verschiedenen Schulstufen im Lehrplan verankert. Großbritannien und die Slowakei haben Programmieren sogar von der Grundschule bis zur Sekundarstufe zwei als Pflichtfach im Lehrplan integriert. Deutschland könne da nur schwer mithalten. Ein gewisser Anteil Informatik sei zwar in allen Bundesländern im Lehrplan der Sekundarstufe eins und zwei verankert, wie umfangreich dieser ausfalle, sei jedoch sehr unterschiedlich. Verpflichtend sei Informatik in den wenigsten Bundesländern. Darüber hinaus spielten Programmieren und technische Grundlagen oft eher eine untergeordnete Rolle im Informatikunterricht. Es würden vor allem Kenntnisse zur Recherche und Bedienung von Programmen vermittelt werden. So bleiben digitale Techniken aber eher ein Mysterium, was nicht wirklich verstanden wird.

Mehr Informatiklehrer benötigt

Um die Forderung nach einem im Lehrplan verankerten Informatikunterricht umzusetzen, brauche es allerdings mehr Informatiklehrer, so der Hochschul-Bildungs-Report 2020. Der Anteil der Lehramtsstudienanfänger in den MINT-Fächern sei allerdings seit 2010 rückläufig. Momentan liege der Informatiklehrerbedarf bei 6.000 Lehrern. Ändere man an dem momentanen System des Informatikunterrichts nichts, so bleibe der Bedarf auch 2020 bei 6.000 Lehrern. Damit würde Deutschland im europäischen Vergleich aber stark zurückfallen. Würde man Programmieren als Wahlfach im Umfang von zwei Wochenstunden ab der 8. Klasse einführen, würde der Lehrerbedarf 2020 laut Stifterverband und McKinsey bei 10.000 liegen. Ein Plus von 67 Prozent. Der Hoschul-Bildungs-Report 2020 geht aber noch einen Schritt weiter und berechnet die nötigen Informatiklehrer, wenn Programmieren als zweistündiges Pflichtfach von der Grundschule bis zur Sekundarstufe zwei eingeführt werden würde. 2020 läge hierbei der Lehrerbedarf bei 30.000, was ein Plus von 400 Prozent entspräche.

Um Programmieren wirklich als Wahl- oder sogar Pflichtfach einführen zu können, müsse die Zahl der Lehramtsstudenten in den MINT-Bereichen langfristig vergrößert werden. Der momentane Anteil würde derzeit nicht zur Umsetzung eines der beiden Szenarien reichen. Für eine sofortige Umsetzung wären also Quer- und Seiteneinsteiger nötig. Zur Umsetzung sei neben ausreichenden Lehrkräften aber auch die entsprechende digitale Infrastruktur nötig.

Fazit – Digitalisierung und Schule

In einer sich immer weiter entwickelnden digitalen Welt, ist die Vermittlung von digitalen Grundkenntnissen in der Schule wichtiger denn je. Es müssen Wege gefunden werden, Digitalisierung und Schule zu verbinden. Neben dem überlegten Einsatz von digitalen Medien wie Tablets im Unterricht, ist die feste Aufnahme des Informatikunterrichts in den Lehrplan angebracht. Um die digitale Welt wirklich zu verstehen, brauchen Kinder und Jugendliche auch technische Kenntnisse. Programmieren als Bestandteil des Unterrichts bietet ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, die digitale Welt mitzugestalten. Medienkompetenzen und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Internet sollten aber natürlich auch Themen sein, die in der Schule angesprochen werden. Geschulte Informatiklehrer sind für die Umsetzung hierfür von großer Bedeutung. Um das sicherzustellen, ist es nötig, mehr Lehramtsstudienanfänger in den MINT-Fächern anzuwerben.

Den Hochschul-Bildungs-Report 2020 finden Sie hier:

Hochschul-Bildungs-Report 2020

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Über den Autor J Bohlken