Schon wieder nicht die vorgenommene Arbeit erreicht? Stattdessen nur Kleinkram erledigt? Was tun gegen Prokrastination? Tipps gegen die Aufschieberitis!
Was ist Prokrastination?
Frau sagt zu Ihrem Mann: „Kannst du bitte mal den Müll rausbringen?“
Mann: „Mache ich morgen…“
Frau: „Kannst du bitte die Garage aufräumen?…“
Mann: „Mache ich morgen!…“
Frau entnervt: „Kannst du denn wenigstens deine Klamotten wegräumen?…“
Mann: „Mache ich morgen…aber wenn ich drüber nachdenke…wird das alles was viel morgen…das schaffe ich gar nicht alles…dann mache das besser übermorgen…“
Der Begriif Prokrastination kommt aus dem Lateinischen und stammt ab vom Wort „procrastinare“, was so viel heißt wie vertagen. Hierbei handelt es sich um eine Arbeitsstörung durch extremes Aufschieben. Charakteristisch hierfür ist ein unnötiges Verschieben oder ständiges Unterbrechen der Arbeit. So kommt es dann, dass die Arbeit gar nicht oder nur unter starkem Druck erledigt wird.
Diese Arbeitsstörung muss jedoch unterschieden werden von einfachen Trödeln von unangenehmen Aufgaben. Umfragen zufolge geben nur 1,5% aller Befragten an, ihre To Do’s nie aufzuschieben. Hierbei handelt es sich doch um ein Verschieben aufgrund von wichtiger Prioritätensetzungen oder dem durch Fristen bedingten strebsameren Arbeiten. Ein gewisses Maß an Aufschiebung ist also vollkommen menschlich. Prokrastination wird des Öfteren auch als Studentensyndrom bezeichnet und bezieht sich damit auf die am häufigsten betroffene Gesellschaftsgruppe. Vermehrt lässt sich die Störung bei Personen finden, die selbstgesteuert arbeiten müssen. Darunter fallen zum Beispiel neben Studierenden auch Anwälte, Journalisten und Lehrer.
Symptome und Anzeichen von Prokrastination
Mit dieser Arbeitsstörung geht oftmals ein starker Leidensweg einher, während die Leistung des Einzelnen enorm abnimmt. Ebenfalls üblich für Prokrastination ist, dass Betroffene diese Unregelmäßigkeit schon in der Schulzeit bemerken und sie diese bis ins hohe Alter nicht gänzlich Abschütteln können. Schwierige Konsequenzen sind bei diesem Verhalten gerade im Berufsleben zu erwarten.
Eines der typischsten Anzeichen für Prokrastination ist die Ausführung von angenehmeren Alternativtätigkeiten, die statt der notwendigen Arbeit vollbracht werden. Oft handelt es sich hierbei um Aufgaben die eine psychologische Verstärkung erfahren lassen, wie zum Beispiel Putzen.
Bei der Abfolge der typischen Vorgänge handelt es sich um einen Teufelskreis. Betroffene des Aufschiebeverhaltens sind meist wesenbedingt stark motivationsabhängig. Das führt dazu, dass Aufgaben erst mit großem Zeitmangel oder gar zu spät begonnen werden. Die Nachteile sind jedoch jedem Aufschieber bekannt. Also steigen Unlust und Angst, die wiederum noch schlimmere Aufschiebung bewirken. So setzen sich die Betroffenen immer neue Deadlines für ihre Arbeit und lassen diese wiederholt verstreichen.
Eine Reihe von besonderen Auslösern:
- unklare Prioritätensetzung
- schlechte Organisation
- Impulsivität
- mangelnde Sorgfalt
- Abneigung gegen Aufgaben durch Langeweile
- Ängste
- Perfektionismus
Wissenschaftler konnten zwei Arten von Aufschiebe-Typen erfassen:
Der Erregungsaufschieber schiebt Aufgaben auf, weil ihn der Zeitdruck kurz vor der Deadline stimuliert. Der immer wachsende Zeitmangel veranlasst einen immer stärker werdenden Adrenalinstoß. Es entsteht das Gefühl von erhöhter Produktivität. Oft geht dieses Phänomen der Aufschieberitis mit der Autosuggestion einher. Das bedeutet, dass Vorgänge im Hirn Produktivität vor einem Zeitdruck verhindern, weil sich der Betroffene unablässig einredet, er könne so weit vor der Deadline eh keinen klaren Gedanken fassen.
Der Vermeidungsaufschieber dreht sich um Aufgaben die ihm oder seiner Umgebung minderwertig vorkommen könnten (subjektiver Eindruck). Da es bei ungetaner Arbeit angenehmer ist dem Umfeld gegenüber zu behaupten, dass es lediglich an der Zeit lag, als zuzugeben, dass mangelnde Kompetenz das Problem sei, schiebt dieser Typ von Aufschieber die Arbeit immer weiter hinaus.
Diese zwei Typen des Handlungsaufschubs zeigen, dass das Problem aus einem Mangel an Selbstkontrolle, Motivation und Organisiertheit wächst. Darüber hinaus spielen Versagensängste und Neurotizismus eine große Rolle.
In Kombination mit Medien
Auch die Medien tragen einen nicht zu unterschätzenden Teil dazu bei. Sie sind oftmals Grund dafür, dass Arbeitsprozessen vermehrt abgebrochen werden. In einer entsprechenden Pause wird, dann nicht entspannt und neue Energie getankt. Viel mehr werden über Smartphone Emails und Whatsapp beantwortet, News-Feed durchgescrollt oder im Internet gesurft. Dabei verliert der Betroffene die Zeit aus den Augen oder kehrt gar nicht mehr an die Arbeit zurück.
Wann sollte man professionell eingreifen?
In diesem Thema erkennen sich sicherlich viele wieder. Wie bereits oben erwähnt, gaben nur 1,5% an, nie etwas aufzuschieben. Doch wenn bemerkt wird, dass das Verhalten Leiden oder erhebliche Konsequenzen in Studium, Beruf, Beziehungen oder ähnlichen mit sich führt, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden. In gründlichen Untersuchungen wird dann diagnostiziert, ob es sich wirklich um eine zu behandelnde Prokrastination handelt.
Was tun gegen Prokrastination? Tipps und Strategien zur Überwindung der Aufschieberitis
Wir haben Ihnen eine Reihe von Tipps aufgelistet, die helfen können Ihr Aufschiebeverhalten zu verbessern:
- Starten Sie direkt! Wir reden hier nicht von blindem Aktionismus. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Chance des erfolgreichen Abschlusses nach 72 Stunden stark sinkt, wenn nicht gleich begonnen wird.
- Warum?! Wenn Sie bemerken, dass Sie etwas aufschieben, fragen Sie sich warum. Das kann dabei helfen, sich bei einer unnötigen Aufschiebung zu ertappen. Vielleicht hilft es Ihnen dabei auch, Antworten zu notieren und so noch mehr über sich selbst zu lernen.
- Prio Eins! Setzen Sie Prioritäten und schaffen dadurch Klarheit. Was kann noch warten? Was muss sofort erledigt werden? Dabei hat sich die Eisenhower-Methode besonders bewährt.
- Zerlegen Sie Großes in Kleines. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Teilen Sie also große Aufgaben, die einen zu überwältigen scheinen, in kleinere Aufgaben und werden Sie so Herr der Lage.
- Mindmaps und To-Do-List’s. Was im ersten Moment nach Selbsthilfegruppe klingt, kann enorm helfen. Durch diese Methoden können Sie sich einen Überblick verschaffen und ihre Gedanken ordnen. Außerdem motiviert das Abhaken der Liste. Aber verlieren Sie sich nicht in der Gestaltung einer Mindmap oder einer Liste!
- Die Routine macht’s! Sind sie ein Typ der Routine? Über Zähneputzen denkt und diskutiert schließlich auch keiner. Binden Sie gewissen Tätigkeiten so in den Alltag ein, dass sie einmal integriert nicht mehr als zusätzliche Aufgabe auffallen.
- Smartphone beiseite! Vermeiden Sie unnötige Unterbrechungen durch Emails, Whatsapp, Push-Nachrichten, etc. Versetzen Sie ihr Handy in Flugmodus. Die meisten Smartphones besitzen auch eine zeitabhängige Nicht-Stören-Funktion. So werden Sie zu festen Zeiten nicht mehr abgelenkt.
- Bleib dabei! Versuchen Sie nicht ständig alles gleichzeitig zu machen. Es wird niemals so gut als wenn sie sich auf eine Sache konzentrieren. Gerade Punkt drei und fünf hilft Ihnen dabei Struktur in den Tag zu bringen.
- Du bist nicht Du, wenn du hungrig bist! Legen Sie Wert auf eine vernünftige Ernährung. Durch schlechte Ernährung kann die Leistungsfähigkeit enorm sinken. Achten Sie jedoch nach dem Essen darauf, durch Trägheit nicht in die Prokrastination zu verfallen.
- Ihr Browser hilft! Wenn Sie ein Google Chrome Nutzer sind, haben Sie die Möglichkeit das praktisch Add-On Momentum zu nutzen. Sie hilft ihnen dabei, beim Öffnen ihres Internet-Browser Ihre Aufgaben nicht zu prokrastinieren. Probieren Sie es aus!
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