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Die Entwicklung von Grundschulkindern wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Aber welche genau sind das? Was beeinflusst die Entwicklung von Grundschulkindern?

Aktuelle Studie zur Entwicklung von Grundschulkindern

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat in seinem IW-Trends 2/2019 „Lebenslagen und Kompetenzentwicklung von Grundschulkindern“ Ergebnisse einer Studie zum Thema Entwicklung von Grundschulkindern veröffentlicht. Es wurde sich damit auseinandergesetzt, welche Faktoren die Entwicklung der Grundschulkinder beeinflussen. Hierzu wurden verschiedene Faktoren in den Blick genommen. In Analysen wurde ermittelt, in welchem Zusammenhang diese mit Ergebnissen aus Mathematik- und Deutschkompetenztests stehen und ebenso in welchem Zusammenhang sie mit der Einschätzung der Lehrer zur Konzentrationsfähigkeit und den sozialen Kompetenzen stehen. Datengrundlage waren Daten zu und von Viertklässler/innen aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS), genauer gesagte die Startkohorte 2 „Kindergartenkinder“ des NEPS.

Entwicklungsumfeld

Zunächst wurde das Entwicklungsumfeld von Kindern in seiner zeitlichen Entwicklung dargestellt. Zum einen habe es sich dahingehend verändert, dass immer mehr Mütter früh wieder ins Erwerbsleben einsteigen. Dadurch habe wiederrum die institutionelle Betreuung stark an Bedeutung gewonnen, denn viele Kinder müssen in der Zeit betreut werden, in der ihre Eltern arbeiten. Hierzu zählt neben Krippen und Kindergärten auch die Ganztagsbetreuung an Schulen, die das Selbstverständnis der Schulen verändern würde. Diese würden ihre Aufgabe nicht mehr nur in der reinen Wissensvermittlung sehen, sondern vermehrt außerschulische Freizeit- und Förderangebote anbieten, womit sie einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten würden.

Aber auch die außerschulische Beschäftigung habe sich verändert. Heute würden Kinder vermehrt Aktivitäten in der Wohnung nachgehen, während sie früher draußen in Bewegung waren. Dadurch habe sich jedoch nicht nur das Bewegungsverhalten, sondern auch der Kontakt zu anderen Kindern verändert. Dadurch würden schulische Sportangebote, sowie solche in Vereinen immer wichtiger für einen gesunden Lebensstil der Kinder sein.

Ebenfalls verändert habe sich, dass immer mehr Kinder nicht mehr mit beiden leiblichen Elternteilen zusammenwohnen. Dadurch würden sich die Beziehungen in der Familie auf viele Weisen verändern.

Familienkonstellation und Zeit der Eltern für die Kinder

Um herauszufinden, was die Entwicklung von Grundschulkindern beeinflusst, wurden in der Studie zuerst die Faktoren Familienkonstellation und Zeit der Eltern für die Kinder in den Blick genommen. Hierfür wurden die Indikatoren Familienform, Geschwisteranzahl, die maximale Zeit mit einem Elternteil an Werktagen, und die Häufigkeit, dass die Mutter zu müde für das Kind ist betrachtet.

Ein Ergebnis war, bezogen auf die Familienkonstellation, dass diese vermutlich kaum einen Einfluss nimmt. Würden die weiteren Aspekte der Lebenslage des Kindes kontrollieren, sei anzunehmen, dass die Familienkonstellation, in der das Kind lebt, keinen Unterschied mache. Ausnahme sei das Aufwachsen in einer Pflegefamilie, welches mit durchgehend negativen Werten einhergehe.

Einen nur sehr schwachen Zusammenhang gebe es zwischen der Geschwisteranzahl und den Ergebnissen im Orthographietest. So seien die Schätzwerte bei Kindern mit einem weiteren Kind in der Familie leicht negativ. Ähnlich sei es bei der Konzentrationsfähigkeit. In Bezug auf die sozialen Fähigkeiten sei es so, dass es einen leicht negativen Zusammenhang mit Kindern aus Familien mit 3 oder mehr Kindern gebe.

Bezogen auf die Zeit, die ein Elternteil mit dem Kind verbringe sei es so, dass auch hier nur ein geringer Zusammenhang mit der Entwicklung bestehe. Bezogen auf die Kompetenztests sei dies auch bei der Häufigkeit, dass die Mutter zu müde für das Kind sei der Fall. Sie die Mutter jedoch oft oder sogar sehr oft zu müde, gebe es einen negativen Zusammenhang mit den Ergebnissen des Orthographietestes. In Bezug auf die sozialen Fertigkeiten sei es so, dass Kinder von Müttern, die nie zu müde für sie seien, deutlich schlechter laut Lehrereinschätzung abschneiden würden, als bei Kindern von Müttern, die manchmal zu müde seien. Diese Tendenz zeige sich auch in Bezug auf die Konzentrationsfähigkeit. Ein überkontrollierendes Verhalten der Eltern sei nicht förderlich.

Sozioökonomischer Hintergrund

Um weiter zu beleuchten, welche Faktoren die Entwicklung von Grundschulkindern beeinflussen, wurde vom IW der sozioökonomische Hintergrund beleuchtet. Hierbei wurden die Indikatoren Bildungsstand beider Elternteile bzw. der Mutter, die Erwerbskonstellation der Eltern bzw. die Erwerbsbeteiligung der Mutter und das bedarfsgewichtete Familieneinkommen betrachtet.

Ein Ergebnis war, dass der Bildungsstand der Eltern einen großen Einfluss auf die Leistungen in Mathematik, Lesen und Orthographie zu haben scheint. Dies wird nicht nur auf angeborene Fähigkeiten zurückgeführt, sondern auch darauf, dass die Lernförderung dieser Eltern besser sei. Das elterliche Bildungsniveau wird weitergehend auch positiv mit den sozialen Fertigkeiten und der Konzentrationsfähigkeit in Verbindung gebracht.

Die Erwerbskonstellation bzw. Erwerbstätigkeit der Mutter scheine allerdings nur eine untergeordnete Rolle zu spielen in Bezug auf die Kompetenztests. In Bezug auf die mathematischen Kompetenzen, die sozialen Fertigkeiten und die Konzentrationsfähigkeit ist es allerdings laut Ergebnissen der Studie so, dass Kinder mit nicht erwerbstätigen Eltern deutlich schlechter abschneiden würden, als Kinder mit Vollzeit erwerbstätigen Eltern.

Ein starker positiver Zusammenhang wurde weitergehend zwischen dem bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen und der Konzentrationsfähigkeit festgestellt. Als Vermutung, wie dieser Zusammenhang zu erklären ist, wurde in der Studie angeführt, dass dieses höhere Einkommen auch mit Eigenschaften wie Durchhaltevermögen und Ehrgeiz der Eltern einhergehen könne, woran sich die Kinder wiederrum ein Vorbild nehmen könnten. Auch das Vorhandensein von ruhigen Rückzugsräumen wird als Erklärungsansatz angeführt.

Freizeitgestaltung

Nun wird in der Studie des IW die Freizeitgestaltung mit Blick auf die Entwicklung von Grundschulkindern untersucht. Dabei wurden die Indikatoren Nachhilfe oder Musikunterricht, verbrachte Zeit in der Schule, die Häufigkeit von sportlichen Aktivitäten außerhalb des Sportunterrichts, die mit Fernsehen oder Computer spielen verbrachte Zeit, die verbrachte Zeit mit Lesen an schulfreien Tagen und die Bücheranzahl im Haushalt in den Blick genommen.

Die allgemeine Erkenntnis war dabei, dass die Freizeitgestaltung einen so großen Einfluss auf die Entwicklung von Grundschulkindern zu haben scheint, wie zuvor kein betrachteter Faktor. Einzig die verbrachte Zeit in der Schule scheint nur einen geringen Einfluss zu nehmen. Es scheint hierbei allerdings trotzdem einen negativen Zusammenhang zwischen Ganztagsschulbesuchen und der Leseleistung und der Konzentrationsfähigkeit zu geben. Dies wird auf mangelnde Rückzugsräume für konzentrierte Aufgaben zurückgeführt.

Die Wichtigkeit des Lesens werde auch durch das Ergebnis zum Indikator verbrachte Zeit mit Lesen an schulfreien Tagen deutlich. Kinder, die mehr als eine Stunde an schulfreien Tagen lesen würden, schnitten demnach bei den Orthographie-, Lese- und Mathematiktests besser ab, ebenso wie die Konzentrationsfähigkeit als besser eingeschätzt wurde. Ebenfalls bestätigt wird die Wichtigkeit dadurch, dass die Ergebnisse im Orthographietest schlechter bei den Kindern waren, in dessen Haushalt es weniger als 25 Bücher gebe.

Aber auch die sportliche Aktivität außerhalb des Schulunterrichts sei wichtig. Kinder, die mehrmals wöchentlich, jedoch nicht täglich, sportlichen Aktivitäten nachgehen, hätten dabei am besten abgeschnitten. Kinder, die seltener als einmal die Woche sportlichen Aktivitäten nachgehen, hätten hingegen deutlich schlechter abgeschnitten, nicht nur in den Kompetenztests, sondern auch in der Konzentrationsfähigkeit.

Ebenfalls von Bedeutung sei die Musikunterrichtteilnahme. Kinder, die Musikunterricht bekommen, hätten laut IW in den Kompetenztests und der Konzentrationsfähigkeit ebenfalls deutlich besser abgeschnitten.

Die Punkte sportliche Aktivität und Musikunterricht hätten dabei vor allem in den Bereichen Lesen, Orthographie und Mathematik einen großen Einfluss gehabt.

Anders sei der Zusammenhang im Punkt Mediennutzung. Laut IW schnitten Kinder, die 4 Stunden oder mehr täglich mit Computerspielen oder Fernsehen beschäftigt seien, in den Bereichen soziale Fertigkeiten und Konzentrationsfähigkeit deutlich schlechter ab als Kinder, die dies nur bis zu 2 Stunden täglich tun würden. Kinder, die überhaupt keine Medien nutzten, schnitten in diesen Bereichen allerdings auch schlechter ab. Dies sei also auch nicht die beste Option.

Fazit

Der IW zieht auch noch ein Fazit zu ihrer Untersuchung, welche Faktoren einen Einfluss auf die Entwicklung von Grundschulkindern haben. Der größte Zusammenhang wurde demnach zwischen der Freizeitgestaltung und der Entwicklung von Grundschulkindern gefunden. In den Bereichen Lesen, Mathematik und Orthographie seien vor allem die musischen und sportlichen Aktivitäten wichtig. In Bezug auf die sozialen Fertigkeiten und die Konzentrationsfähigkeit sei die Mediennutzung besonders entscheidend. Weniger wichtig seien die Punkte Familienkonstellation, Zeit der Eltern für die Kinder und sozioökonomischer Hintergrund, wobei dieser wiederrum für den Punkt Freizeitgestaltung wichtig sei. Aus diesen Ergebnissen werde im IW-Trends auch noch Forderungen bzw. weitergehende Schlüsse gezogen. Demnach sei es wichtig, in Ganztagsschulen und anderen Betreuungseinrichtungen Dinge wie sportliche Aktivitäten und Musikunterricht anzubieten, um die Kompetenzen zu fördern. Ebenfalls sollten aber auch mehr Rückzugsräume für konzentriertes Arbeiten geschaffen werden und genügend Betreuungskräfte zur Verfügung stehen, um unterstützen zu können. Für die Umsetzung seien mehr finanzielle und personelle Ressourcen von Nöten, die von Kommunen, Ländern und Bund getragen werden sollten. Der weitere Schluss, der von dem IW gezogen wird ist, dass Eltern dabei unterstützt und beraten werden sollten, wie sie das Umfeld ihres Kindes entwicklungsfördernd gestalten können. Vor allem in Bezug auf die Mediennutzung wird hier Bedarf gesehen. Um möglichst viele Eltern zu erreichen wird vorgeschlagen, geschulte Berater/innen für Elternabende einzuladen.

Hier finden Sie das IW-Trends 2/2019:

Lebenslagen und Kompetenzentwicklung von Grundschulkindern

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Über den Autor J Bohlken