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Frauen in Führungspositionen sind schon länger Teil der öffentlichen Debatte. Spätestens seit der Einführung der Frauenquote 2016 ist das Thema allgegenwärtig. Der IW-Report 14/2018 setzt sich mit diesem Thema auseinander. Hierzu wurde das IW-Personalpanel 2017 ausgewertet. Es wurden die Daten von 1058 Unternehmen analysiert. Welche Faktoren haben Einfluss auf die Vertretung von Frauen in Führungspositionen? Wie hoch ist der Anteil von Frauen unter den Bewerbungen für Führungspositionen? Und wie hoch ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen wirklich?

Grundlagen

Seit 2016 gilt eine Geschlechterquote für neu zu besetzende Aufsichtsratposten in Unternehmen, die börsenorientiert und mitbestimmungspflichtig sind. Trifft nur eines dieser Merkmale zu, sind die Unternehmen zudem dazu verpflichtet, eigene Zielgrößen festzulegen, um den Frauenanteil in Aufsichtsräten, Vorständen und obersten Managementebenen zu erhöhen. Außerdem müssen sie in öffentlichen Berichten darüber informieren. Die Fokussierung liegt also auf den größten Unternehmen. Hier besteht die Gefahr, dass die Ergebnisse als repräsentativ für die Gesamtwirtschaft gesehen werden könnten. Außerdem dreht sich alles nur um eine Quote und nicht um die Ursachen dafür, dass Frauen seltener in Führungspositionen zu finden sind.

Frauen in Führungspositionen –  Zahlen

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen beträgt laut dem IW-Report ca. 29 Prozent. Im Vergleich zum Anteil an allen Beschäftigten (45 Prozent), sind Frauen in Führungspositionen damit unterrepräsentiert. Gemessen am Frauen-Führungs-Quotient liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen ca. ein Drittel unter ihrem Anteil in der gesamten Beschäftigung. Betrachtet man die Bewerbungszahlen von Frauen für Führungspositionen kommt man zu einem ähnlichen Ergebnis. Mit 32 Prozent der Bewerbungen, bewerben sich Frauen unterdurchschnittlich oft für eine Führungsposition. Anhand des Frauen-Bewerber-Quotient wird deutlich, dass der Frauenanteil an Bewerbungen 30 Prozent geringer ausfällt, als ihr Anteil unter allen Beschäftigten.

Ein weiteres Ergebnis des IW-Reports ist, dass Frauen in Führungspositionen offenbar eher unterrepräsentiert sind, wenn der Frauenanteil der Beschäftigten überdurchschnittlich hoch ausfällt.

Bieten Unternehmen Kommunikations- und Führungstrainings an, ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen, untern den Bewerbern und der gesamten Belegschaft, laut IW-Report,  größer, als in anderen Unternehmen. Ob dies daran liegt, dass Unternehmen diese Trainings gezielt dafür einsetzen mehr Frauen für Führungspositionen zu motivieren oder ob Frauen durch die Trainings ihre Karriereperspektiven mehr verbessern können als Männer bleibt unklar.

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist außerdem laut IW-Report in den Unternehmen tendenziell größer, in denen diese vor allem intern besetzt werden. Der Frauenanteil unter den Bewerbern ist hingegen hier nicht höher. Die Karriereperspektiven sind demnach für Frauen anscheinend in Unternehmen besser, die intern besetzen.

Frauen in Führungspositionen sind demnach seltener anzutreffen, als Männer. Außerdem scheinen sich Frauen weniger häufig für eine Führungsposition zu bewerben. Die Verteilung der beiden Faktoren scheint dabei relativ ähnlich zu verlaufen. In ca. 4 von 10 Unternehmen ist maximal eine von 10 Bewerbungen von einer Frau. Ebenfalls in 4 von 10 Unternehmen sind höchstens 10 Prozent der Leitungspositionen durch eine Frau besetzt.

Anteile nach Branchen, Betriebsgröße und Teilzeitbeschäftigung

Der IW-Report hat die Frauenanteile auch nach Branchen aufgeteilt. In den unternehmensnahen und gesellschaftsnahen Dienstleistungssektoren sind die Frauenanteile unter den Führungspositionen, den Bewerberzahlen und den Beschäftigten größer als in der Metall- und Elektroindustrie und der sonstigen Industrie und dem Baugewerbe. Dafür ist der Unterschied zwischen den Frauen in Führungspositionen und dem Frauenanteil unter den Beschäftigten am größten. Ein etwa gleiches Niveau an entsprechenden Frauenanteilen weisen die sonstige Industrie und das Baugewerbe und die unternehmensnahen Dienstleistungen auf. In der Metall- und Elektroindustrie sind hingegen sogar mehr Frauen in Führungspositionen vertreten, als unter den Bewerbungen für Führungspositionen.

Der Anteil an Frauen in Führungspositionen ist laut des IW-Reports in kleinen und großen Unternehmen etwa gleich groß. Nur in der mittleren Größenklasse ist er etwas geringer. Ein Ergebnis des Reports war dafür aber, dass sich in größeren Unternehmen weniger Frauen für eine Führungsposition bewerben. Mit steigender Beschäftigungszahl sinkt der Anteil an Frauen bei den Bewerbungen demnach.

Der Frauenanteil in Führungspositionen korreliert außerdem mit Führung in Teilzeit. So sind Frauen in Unternehmen mit Führungskräften in Teilzeit sowohl in den Führungspositionen, unter den Bewerbern und den Beschäftigten stärker vertreten. Etwa 22 Prozent der Unternehmen beschäftigten Führungspositionen in Teilzeit.

Mögliche Ursachen

Aber woran liegt es, dass sich Frauen weniger häufig für eine Führungsposition bewerben als Männer? Im IW-Report wird als mögliche Ursache die geringere Karriereorientierung von Frauen angeführt. Woher diese stammt, sei allerdings unklar. Das könnte zum einen die schwierige Vereinbarkeit von Karriere und Familie sein, zum anderen auch individuelle Prävalenzen oder etwas ganz anderes.

Als weitere potentielle Ursache wird angeführt, dass Frauen ihre Erfolgschancen im Wettbewerb um eine Führungsposition geringer einschätzen würden als Männer. Leistungen und zeitliches Engagement sind demnach für den beruflichen Aufstieg von Bedeutung. Da Frauen häufig familiäre Betreuungsaufgaben übernehmen würden, würde ihnen die nötige zeitliche Flexibilität im Beruf fehlen, die für den beruflichen Aufstieg nötig sei. Sind sich Frauen dieser Umstände bewusst, könne dies die Entscheidung für eine Bewerbung negativ beeinflussen. Potentielle Schwierigkeiten könnten durch personalpolitische Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern und von einer gut ausgebauten Betreuungsinfrastruktur reduziert werden.

Schlussfolgerungen

In dem IW-Report wurde ein Zusammenhang zwischen Frauen in Führungspositionen und dem Anteil an Frauen bei der Bewerbung für selbige deutlich. In den meisten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei den Bewerbungen gerade einmal bei bis zu 10 Prozent. Dadurch ist es nicht verwunderlich, wenn hier wenige Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Eine Führungsposition kann nur besetzt werden, wenn auch eine Bewerbung für sie vorliegt.

Als mögliche Ursache für den geringen Frauenanteil unter den Bewerbungen wurde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeführt. Laut IW-Report wird hier die Frage sein, wie diese Personen durch eine angemessene Betreuungsinfrastruktur unterstützt werden könnten, um das zeitliche Engagement für den Beruf steigern zu können. So wären auch Führungspositionen aussichtsreicher.

Der IW-Report kommt zu dem Schluss, dass politische Zielvorgaben der unternehmerischen Praxis nicht gerecht werden würden. Die Wettbewerbsfähigkeit könnte demnach durch externe Eingriffe eingeschränkt werden, da die Anreizstrukturen in den Unternehmen verändert werden würden.

Hier finden Sie den IW-Report 14/2018:

IW-Report 14/2018

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Über den Autor J Bohlken