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Wir lernen nie aus – diesem Spruch stimmen vermutlich viele Menschen zu. Aber auch abseits von Fortbildungen oder Seminaren, die nach der Schule, dem Studium oder der Ausbildung besucht werden, lernen wir täglich mehr. Informelles Lernen findet überall im Alltag statt. Wie genau funktioniert informelles Lernen am Arbeitsplatz? Was genau ist informelles Lernen überhaupt?

Informelles Lernen

Bevor es um informelles Lernen am Arbeitsplatz geht, wird das informelle Lernen zunächst definiert. Allgemein meint informelles Lernen all das Lernen, welches nicht institutionell organisiert ist (also nicht in Schule, Hochschule, Ausbildung, Fortbildung, etc.) und somit auch ungebunden ist an Zeiten, Orte oder bestimmte Tätigkeiten ist und unstrukturiert im Alltag stattfindet. Dabei findet sich informelles Lernen nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit, der Familie und dem Freundeskreis. Es ist also in jedem Lebenszusammenhang möglich bzw. findet in jedem statt. Das bedeutet allerdings auch, dass es keine Zertifikate oder Urkunden über das erworbene Wissen gibt, mit dem nachgewiesen werden kann, was gelernt wurde.

Vor allem Soft Skills werden in der Regel auf diese Weise gelernt und trainiert, denn dies funktioniert in Alltagskontexten leicht und oftmals intuitiv. Aber auch wenn man im Beruf ein Problem selbst in die Hand nimmt und löst, ist das informelles Lernen. Ebenso wie, wenn man ein Video anschaut, um beispielsweise etwas zu reparieren und es nach dieser Anleitung meistert. Informelles Lernen findet in unserem Alltag also überall statt.

Positive und negative Seiten

Informelles Lernen am Arbeitsplatz, aber auch in anderen Lebensbereichen, birgt dabei viele Vorteile. So ist es maximal praxisnah, da es unmittelbar in der Praxis erworben und eingesetzt wird. So kann das erworbene Wissen unmittelbar genutzt werden und auch zukünftig unproblematisch weiterverwendet werden.

Ebenso ist ein Vorteil, dass das informelle Lernen kein Geld kostet, wohingegen Fortbildungen und Seminare häufig mit hohen Kosten verbunden sind. Diese entfallen beim informellen Lernen, da es im Alltag passiert.

Es gibt allerdings auch einen Nachteil, welcher bereits angesprochen wurde. Dieser besteht darin, dass es keine Urkunde oder ein Zertifikat über das Erlernte gibt. Dadurch sind die erlernten Fähigkeiten nicht so leicht nachzuweisen, wie jene, die mit einem Seminar erworben wurden.

Durch informelles Lernen erworbenes Wissen und Fähigkeiten können aber dennoch im Bewerbungsprozess für einen Job hilfreich sein, denn dies kann im Bewerbungsschreiben seinen Platz finden. Hier können all diese Dinge angeführt und mit Beispielen untermauert werden.

Informelles Lernen am Arbeitsplatz

Kommen wir nun zum Thema informelles Lernen am Arbeitsplatz. Wie wichtig dieses ist, zeigen die Ergebnisse US-amerikanischer Forscher/innen, die das 70-20-10-Modell geprägt haben. Dieses besagt, dass 70 Prozent der Arbeitnehmerfähigkeiten durch informelles Lernen zustande kommen würden. 20 Prozent würden durch das direkte berufliche Umfeld erworben und nur 10 Prozent durch Fort- und Weiterbildungen. Aber welche Formen von informellem Lernen gibt es am Arbeitsplatz? Folgend werden einige Formen aufgelistet:

  • Fachbücher/-zeitschriften lesen
  • Fachmessen, -events oder -kongresse besuchen
  • Mit anderen Abteilungen, Bereichen, Kolleg/innen, Kund/innen, etc. austauschen und diese kennenlernen
  • Supervision oder Coaching
  • Beobachten und Ausprobieren
  • Von Kolleg/innen lernen
  • Mehr Verantwortungsübernahme
  • Durch Kolleg/innen oder Vorgesetzte angelernt oder unterwiesen werden
  • Selbstlernprogramme (computergestützt)
  • Arbeitsplatzwechsel

Wie wichtig informelles Lernen am Arbeitsplatz sein kann und was dieses genau sein kann, ist also geklärt. Nun geht es darum, wie informelles Lernen am Arbeitsplatz optimal funktionieren kann und so umgesetzt werden.

Zunächst müssen die Voraussetzungen am Arbeitsplatz gegeben sein. Eine Möglichkeit wäre hier, Räumlichkeiten zu schaffen, die nur dafür da sind, sie zu nutzen, um zu lernen, Ideen zu entwickeln, zu diskutieren, etc. Dieser Raum sollte dann auch mit entsprechendem Material ausgestattet werden, um die Prozesse zu unterstützen. So ist eine Flipchart hilfreich, ebenso wie ein Internetzugang und weitere Materialien wie Bücher oder Moderationskarten.

Ebenfalls zu den Voraussetzungen am Arbeitsplatz kann es gehören, den Mitarbeitenden das Konzept des informellen Lernens durch beispielsweise Workshops oder Kurse nahe zu bringen und zu erklären.

Wichtig ist in jedem Fall auch die Eigeninitiative der Mitarbeitenden. Ohne diese, kann informelles Lernen nicht stattfinden. Die Mitarbeitenden sollen motiviert werden, eigenständig nach Lösungen für auftauchende Probleme zu suchen, anstatt nur darauf zu vertrauen, dass jemand anderes dieses tut. Das bedeutet allerdings nicht, dass es keinen Austausch unter den Kollge/innen geben soll, im Gegenteil. Dieser ist ebenfalls wichtig. Wer ein Problem lösen möchte und weiß, dass ein/e Kollg/in dieses kann, ist es gut, um Hilfe zu fragen und sich erklären zu lassen, wie die Problemlösung aussehen kann. So erweitert man dann auch das eigene Wissen.

Arbeitgeber/innen können diesen Austausch durch regelmäßige Treffen, die team- und abteilungsübergreifend sind, fördern. Herrscht auf solchen Treffen eine zwanglose Atmosphäre, können die Kolleg/innen locker ins Gespräch kommen und sich austauschen. So kommt man in Kontakt, lernt andere Menschen kennen und kann von deren Wissen profitieren. Der Austausch kann weitergehend auch durch die Nutzung und den Ausbau technischer Kommunikationsmöglichkeiten gefördert werden. So wird die Kontaktaufnahme, zum Beispiel durch Chats oder Foren, vereinfacht werden.

Die technischen und digitalen Möglichkeiten können dabei aber nicht nur der Kontaktaufnahme mit Kolleg/innen dienen, sondern können auch ganz konkret zum informellen Lernen genutzt werden. So bieten Videos, Blogs, Foren und mehr im Internet Möglichkeiten, sich weiterzubilden und das eigene Wissen zu vergrößern.

Fazit

Informelles Lernen am Arbeitsplatz ist also wichtig, auch vor dem Hintergrund des 70-20-10-Modells. Wie dieses informelle Lernen am Arbeitsplatz dabei aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. In jedem Fall ist die Eigenmotivation der Arbeitenden wichtig, um dieses Lernen zu fördern. Aber es können auch weitere Maßnahmen ergriffen werden, um informelles Lernen am Arbeitsplatz voranzutreiben. Will man mit dem Erlernten in einer Bewerbung punkten, sollte man seine erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen mit Beispielen im Bewerbungsschreiben verdeutlichen. Aber nicht nur am Arbeitsplatz spielt das informelle Lernen einen Rolle, sondern überall im Alltag. Wer neugierig ist und immer wieder neues ausprobiert, lernt ständig dazu, ganz ohne einen Kurs, eine Fort- oder Weiterbildung.

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Über den Autor J Bohlken