Ist mein Kind hyperaktiv? Sicherlich erinnern sich einige noch die Geschichte vom Zappel-Phillip aus dem Kinderbuch „Der Struwwelpeter“. Der Autor aus Frankfurt beschrieb bereits damals auffälliges Verhalten von Kindern, so auch den Zappel-Phillip, der nicht einmal am Tisch still und ruhig sitzen bleiben kann. Ist der pädagogisch-moralische Tenor dieser Geschichten heute nicht mehr so ganz zeitgemäß, hat sich die Problematik der Hyperaktivität über die Jahrhunderte kaum geändert. Jedoch sind Aufklärung und die medizinische Forschung inzwischen zu dem Ergebnis gekommen, dass weniger der bewußte Ungehorsam des Kindes, sondern vielmehr eine psychische Störung für den andauernden Bewegungsdrang ursächlich ist. Heute leidet bald jedes 20. Kind an Hyperaktivität, wobei Jungen deutlich häufiger betroffen sind als Mädchen
Schnell stellen sich heute Eltern von rastlosen und unruhigen Kindern die Frage „Ist mein Kind hyperaktiv?“ Ganz wichtig: nicht jeder Zappel-Phillip leidet dann auch unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, wie Hyperaktivität oft auch bezeichnet wird.
Was ist Hyperaktivität?
Die Krankheit umfasst verschiedene Verhaltens- und emotionale Störungen, die mit Beginn in der Kindheit und Jugend durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden kann. ADHS als neurobiologische Störung hat sowohl genetische als auch und umweltbedingte Ursachen und kann im Einzelfall sehr unterschiedliche Folgen haben. Meist stehen Betroffene und ihre Angehörigen unter erheblichem Druck. Versagensängste in der Schule gelten dabei auch als auslösende Faktoren. Regelmäßig werden zudem auch die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen wie zum Beispiel Depression beobachtet.
Welche Formen Hyperaktivität kann man unterscheiden?
Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Formen der Hyperaktivität. Zum einen ist es die ständige Unaufmerksamkeit des Kindes zum anderen die Impulsivität die von den Eltern besonders häufig wahrgenommen wird. Oft treten die Symptome in verschieden starker Ausprägung gemeinsam auf.
Gibt es typische Merkmale oder Anzeichen für ADHS?
Ob ein Kind hyperaktiv ist lässt sich anhand verschiedener Merkmale durch die Eltern leicht herausfinden. Je mehr Merkmale und Symptome beobachtet werden können, um so wahrscheinlicher ist das Vorliegen von ADHS, allerdings sollte die eigene Wahrnehmung die Begutachtung des Facharztes nicht ersetzen. Die Ursachen für eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung können im sozialen und familiären Umfeld des Kindes liegen oder an einer genetischen Veranlagung sowie an Schadstoffen in der Umwelt, wie zum Beispiel chemische Zusatzstoffe in der Nahrung oder eine hohe Konzentration von Lösungsmitteln in der Raumluft. Wenden Sie sich an einen Facharzt mit der Frage: Ist mein Kind hyperaktiv?
Ist mein Kind hyperaktiv?
Typische Merkmale für Unaufmerksamkeit beim Kind:
• Häufig schafft es das Kind nicht sich auf Einzelheiten zu konzentrieren, es macht bei der Erledigung der Hausaufgaben oder anderer Tätigkeiten oft Flüchtigkeitsfehler.
• Beim Spielen oder der Erledigung von Aufgaben hat das Kind oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
• Bei direkter Ansprache scheint das Kind oft nicht zuzuhören. Anweisungen werden oft nicht vollständig befolgt und es werden Aufgaben nicht beendet, weil es sich schnell von äußeren Reizen ablenken lässt.
• Häufig hat das Kind Schwierigkeiten, die Erledigung von Aufgaben selbst zu organisieren, kommt oft zu spät oder gar nicht.
• Das Kind vermeidet längere geistige Anstrengung, wie zum Beispiel die Mitarbeit im Unterricht.
• Regelmäßig werden Gegenstände verloren, die für die Erledigung von Aufgaben erforderlich sind oder das Kind vergisst tägliche Aktivitäten.
Bekannte Merkmale der Hyperaktivität-Impulsivität beim Kind:
• Das Kind hampelt oft mit Händen oder Füßen, tritt oder schlägt um sich oder wälzt sich auf dem Boden oder einer Sitzgelegenheit oder verlässt den Sitzplatz in unpassenden Situationen, wie zum Beispiel bei einem Restaurantbesuch.
• Das Kind läuft ständig herum und vermag nicht ruhig zu spielen.
• Das Kind redet oft übermäßig viel und plappert anderen ständig dazwischen.
• Das Kind kann an zum Beispiel an einer Supermarktkasse nur schwer warten und wird schnell unruhig und quengelig.
• Häufig benutzt das Kind ungefragt auch fremde Sachen.
Wie lässt sich Hyperaktivität diagnostizieren und behandeln?
Eine Diagnose von Hyperaktivität ist mit Hilfe spezieller und allgemeiner Beobachtungen möglich, wobei ein wesentliches Kriterium ist, wie umfassend sich einzelne Symptome negativ auf die sozialen und schulischen Aktivitäten auswirken.
Die Behandlung von Hyperaktivität erfolgt durch eine Kombination verschiedener parallel oder nacheinander ablaufender Behandlungsschritte. Hier seien inbesondere Psychotherapie, Coaching oder Pharmakotherapie genannt. Ein ganz wesentlicher Faktor ist die Stabilisierung der innerfamiliären Beziehungen. Die Behandlung richtet sich zudem nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen und dem Alter des Kindes, sie kann ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist jedoch immer die Einbeziehung von Bezugspersonen.
Thema dieses Artikels: Ist mein Kind hyperaktiv? Sehen Sie auch unter „Ist mein Kind hochbegabt?“
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