Traditionelle Geschlechterrollen haben auch in der Gegenwart noch einen großen Einfluss auf die Studienwahl junger Frauen und Männer, zahlreiche Initiativen wollen junge Frauen für die Aufnahme eines technischen oder naturwissenschaftlichen Studiums interessieren.

Noch bis in die 1970er Jahre stellten Frauen als Studierende an den Universitäten eine Minderheit dar. In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der weiblichen Studierenden jedoch stetig zugenommen. Im Wintersemester 2014/2015 schrieben sich mit 250.665 Studienanfängerinnen im Vergleich zu 250.001 Studienanfängern erstmals mehr Frauen als Männer an den deutschen Hochschulen ein. Trotz dieser Entwicklung studieren Frauen und Männer nach wie vor überwiegend geschlechtstypische Fächer.

Frauen entscheiden sich regelmäßig für einen Studiengang aus den Sprach- und Kulturwissenschaften, den Sozialwissenschaften, oder der Gesundheit und soziale Dienste oder für ein Lehramtsstudium. Männer belegen dagegen vorzugsweise ingenieurwissenschaftliche sowie naturwissenschaftliche Fächer. Dieses geschlechts-stereotypisches Berufswahlverhalten ist auch bei der Wahl eines Ausbildungsberufes festzustellen: Junge Männer wählen überwiegend eine Ausbildung in den Bereichen Metall, Elektro, Bau oder Verkehr, während junge Frauen sich mehrheitlich für Berufe in Verwaltung und Büro, Körperpflege oder Dienstleistung entscheiden. Ursache für diese Berufs- und Studienfachwahl können klassische Geschlechtsrollenbilder bilden. Männlichkeit wird nach wie vor mit Technik und Weiblichkeit mit sozialen und kommunikativen Kompetenzen in Verbindung gesetzt, da oft die Leistungsfähigkeit von Mädchen in mathematischen und naturwissenschaftlichen sowie die von Jungen in sozial-kommunikativen Fächern unterschätzt wird.

Hochschulen und Verbände wenden sich daher mit zahlreichen Initiativen an Schülerinnen, um diese für technisch-naturwissenschaftliche Ausbildungen oder Studienfächer zu begeistern. Auch für die Herren gibt es mittlerweile an verschiedenen Hochschulen spezielle Angebote, um den geringen Männeranteil in einigen Fächern zu überwinden. Einige werden nachstehend benannt:

„Niedersachsen-Technikum“ bietet Einblicke in naturwissenschaftliche Berufe und Studienfächer. Weitere derartige Angebote sind der „Girls’Day“ und zu „Komm, mach MINT.“ Informationen gibt es auch unter den Begriffen „Frauen für Naturwissenschaft und Technik“, „Zukunft durch Innovation“ (zdi) sowie die „Thüringer Koordinierungsstelle für Naturwissenschaft und Technik“.

Einige Hochschulen bieten spezielle Frauenstudiengänge an, die in besonderer Weise die Bedürfnisse und Interessen von Frauen an einem naturwissenschaftlich-technischen Studium berücksichtigen, insbesondere aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurwesen oder Informatik. Die Studienpläne umfassen neben den (auch für die männlichen Kommilitonen verbindlichen) Fachinhalten zusätzliche Lehrveranstaltungen und Schwerpunktsetzungen, die die Stärken von Frauen bedienen, z.B. Projektmanagement und Kommunikationstraining. Ähnliche Angebote Männer für ein soziales Studium zu gewinnen gibt es bisher nicht.

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Über den Autor Jan Bohlken

Jan Bohlken (Gründer & Inhaber des Profiling Institut) ist Studien- und Berufsberater, Karrierecoach und Personalberater. Im Blog des Profiling Instituts setzt er sich regelmäßig mit den verschiedensten Themen aus dem Umfeld Schule, Studium, Karriere und Bildung auseinander.