Der Glanz ist verblasst. Konnte der öffentliche Dienst früher mit lebenslanger Sicherheit, üppiger Pensionen und privater Krankenversicherung punkten, haben die Sparmaßnahmen der Länder gerade auch in der Justiz deutliche Spuren hinterlassen. Es herrschen Nachwuchssorgen bei Gericht. Dank Überlastung, fehlender Gehaltsanpassungen an die Inflation oder erhöhte Selbstbeteiligung bei Krankheitskosten drängen mancherorts inzwischen so wenige Juristen in den Staatsdienst, dass die Gerichte nur noch selten das früher selbstverständliche Prädikatsexamen verlangen. Dennoch können nicht alle Stellen besetzt werden. Eine bevorstehende Pensionierungswelle in den neuen Bundesländern verschärft das Problem, den westdeutschen Bundesländern bleiben noch etwa 15 Jahre mehr Zeit. Vor allem das Gehalt dürfte die Hauptursache des Nachwuchsmangels darstellen. Juristen mit Prädikatsexamen können in Topkanzleien bereits als Einsteiger mittlerweile mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen. Juristen mit befriedigendem oder ausreichendem Examen möchte selbst die Justiz möglichst nicht in ihre Reihen aufnehmen. Diese arbeiten notgedrungen oft als Einzelanwalt unter den rund 164.000 Anwälten in Deutschland oder als Sachbearbeiter in der Verwaltung oder bei einer Versicherung.
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