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In einem vorherigen Artikel wurde bereits darüber berichtet, in welchen Fächern sich eine Promotion lohnt und sinnvoll ist. Aber in welchen Fächern gibt es die meisten Promotionen? Wie sieht die Häufigkeit von Promotionen in verschiedenen Fachbereichen aus?

Aktuelle Zahlen

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat sich in ihrem „Im Blickpunkt: Promotionen als Indikator für die Leistung von Hochschulen – Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes und des CHE Rankings 2019/20“ mit der Häufigkeit von Promotionen in verschiedenen Fachbereichen auseinandergesetzt. Hierfür wurden Daten aus dem Hochschulranking des CHE ausgewertet, insbesondere der Indikator Promotionen pro Professor, und Daten vom Statistischen Bundesamt.

2017 haben demnach 28404 Menschen in Deutschland promoviert. In Verbindung gebracht mit der Anzahl der Professor/innen an Universitäten, theologischen, pädagogischen und Kunsthochschulen bedeute das, dass 2017 jede/r Professor/in im Schnitt eine/n Promovierende/n als Erstbetreuer betreut hat. Das bedeute allerdings nicht, dass es eine eins zu eins Betreuung bei Promotionen gebe. Dadurch, dass die Promotion ein längerer Prozess sei, der sich über Jahre erstrecke, betreue jede/r Professor/in im Schnitt mehr als eine Person als Erstbetreuer/in. Außerdem würden auch noch die Zweitbetreuungen hinzukommen, ebenso wie Bachelor- und Masterthesen.

Promotionen in den Fachbereichen

Im nächsten Schritt wurde sich in dem Blickpunkt des CHE mit der Häufigkeit von Promotionen in verschiedenen Fachbereichen auseinandergesetzt. Zunächst ging es um die absoluten Zahlen im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017. In dieser Zeit habe es mit Abstand die meisten Promotionen in der Medizin gegeben. Gefolgt wurde diese von den klassischen Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik. Ebenfalls noch vierstellig seien die Zahlen bei Maschinenbau/-wesen und den Rechtswissenschaften gewesen. Die wenigsten Promotionen habe es in den Bereichen Architektur und Theologie gegeben.

Im nächsten Schritt wurden diese Zahlen und Ergebnisse mit den Staatsexamen, Master- und Diplomabschlüssen aus diesen Jahren in Relation gesetzt, um die Häufigkeit von Promotionen in verschiedenen Fachbereichen wirklich beurteilen zu können. An der Spitze der Liste steht demnach das Fach Biologie. Hier haben in den Jahren 2015 bis 2017 86,2 Prozent der Masterabsolvent/innen auch erfolgreich promoviert. An der zweiten Stelle folgt Chemie mit 78,9 Prozent, an Stelle drei Physik mit 64 Prozent und an der vierten Stelle Medizin mit 63,3 Prozent. Auch in der Tier- und Zahnmedizin liegen die Werte bei 49 und rund 48 Prozent. Maschinenbau/-wesen kommt in dieser prozentualen Berechnung nur auf 25,3 Prozent. Auch die Rechtswissenschaften kommen nur auf einen Wert von 13,4 Prozent und liegen damit auf dem drittletzten Platz. Den vorletzten Platz belegt BWL mit 7,1 Prozent. Der letzte Platz geht an Architektur mit 5,8 Prozent der Masterabsolvent/innen die promovieren.

Aus diesen Zahlen wird vom CHE abgeleitet, dass der Stellenwert der Promotion je nach Fach unterschiedlich sei. In der Biologie sei es den Zahlen zufolge so, dass die Promotion eine Art inoffiziellen Regelabschluss darstelle. Auch in den anderen klassischen Naturwissenschaften und der Humanmedizin sei eine Promotion noch weit verbreitet und damit üblich. Im Fach BWL hingegen sei eine Promotion eher weniger wichtig, vor allem in Hinblick darauf, dass nur Daten von Leuten mit Universitätsabschluss betrachtet wurden. Würden die Hochschulabsolvent/innen in diesem Fach auch noch mitbetrachtet werden, würde die prozentuale Zahl noch geringer ausfallen.

Damit ist die Häufigkeit von Promotionen nach Fachbereichen aufgeschlüsselt worden.

Promotionen pro Professor/in

Weitergehend wurden in dem Blickpunkt Zahlen aus dem CHE Ranking ausgewertet. Es ging nicht mehr um die Häufigkeit von Promotionen nach Fachbereichen, sondern um die Anzahl der Promotionen pro Professor/in und Fächern. Im Bereich Ingenieurswesen betreuten die Professor/innen im Mittelwert demnach je nach Fach zwischen 0,9 und 1,7 Promotionen. 1,7 Promotionen wurden dabei im Mittel im Fachbereich Maschinenbau, Material- / Werkstoff- und Prozessingenieurwesen betreut.

Nicht in dem verwendeten CHE Ranking waren diese Angaben zu den Fächern Biologie, Chemie und Physik aufgeführt, weshalb hier auf Zahlen aus vergangenen Rankings zurückgegriffen wurde. In Biologie betreuten Professor/innen demnach im Mittelwert 2,2 Promotionen, in Chemie 2,0 und in Physik 1,0 Promotionen. In Mathematik liegt der Mittelwert unter dem bundesweiten Durchschnittswert von 1,0 und zwar bei 0,5 Prozent. Ansonsten lägen die Mittelwerte für die anderen Fächer des Bereiches Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften ungefähr im bundesweiten Mittel.

Im Bereich Medizin und Pharmazie liegen die Mittelwerte für Promotionen pro Professor/in laut CHE bei etwa 2,0. Im Bereich Zahnmedizin liegt der Wert allerdings bei 7,1, was mit Abstand der höchste Wert ist. Allerdings sei dieser Wert irreführend, denn Promotionen in diesem Fachbereich könnten von allen Professor/innen aus dem medizinischen Bereich betreut werden. Außerdem seien als zahnmedizinische Professor/innen nur solche eingerechnet worden, die eine explizit zahnmedizinische Professur inne haben.

In der Gruppe der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften war der höchste Mittelwert im Bereich Jura mit 1,4 Promotionen pro Professor/in auszumachen. Im Bereich VWL gab es einen Mittelwert von 0,6, was deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt ist. Die übrigen Fächergruppen lagen ungefähr im deutschlandweiten Durchschnitt von 1 Promotion pro Professor/in.

Bei den Sprach- und Kulturwissenschaften und der Psychologie lagen die Mittelwerte meist ungefähr im deutschen Mittel von 1 Promotion pro Professor/in. Einzig die Werte für die Fächer Germanistik, Anglistik/Amerikanistik und Romanistik, die aus älteren Rankings ermittelt werden mussten, ergeben sind deutlich unterdurchschnittlich mit 0,6, 0,4 und 0,3 Promotionen pro Professor/in.

Hier finden Sie die Veröffentlichung des CHE:

Im Blickpunkt: Promotionen als Indikator für die Leistung von Hochschulen – Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes und des CHE Rankings 2019/20

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Über den Autor J Bohlken