Bildquelle: © contrastwerkstatt für fotolia.com

Wie wichtig das Vorlesen für Kinder und die kindliche Entwicklung sind, zeigen immer wieder verschiedene Studien. Wie viele Eltern lesen ihren Kindern vor? Wie wirkt es sich auf die Entwicklung aus, Kindern vorzulesen? Wie kann das Vorlesen in den Alltag integriert werden?

Vorlesen fördert Kinder

Das regelmäßige Vorlesen fällt einigen Eltern schwer. Vor dem Hintergrund verschiedener Studienergebnisse bedeutet dies allerdings einen Nachteil für die Kinder und deren Entwicklung. Denn das Vorlesen bringt viele Vorteile mit sich und legt den Grundstein für eine positive schulische, aber auch persönliche Entwicklung von Kindern. So kommen die Vorlesestudien, die von der Stiftung Lesen, gemeinsam mit „die Zeit“ und der Deutschen Bahn Stiftung jährlich durchgeführt werden zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung von den Kindern, denen regelmäßig vorgelesen wird, positiver ausfällt als die der Kinder, denen nie oder nur selten vorgelesen wird. So falle es Grundschüler/innen, denen regelmäßig vorgelesen werde, leichter lesen zu lernen. Außerdem hätten diese Schüler/innen bessere Noten, einen größeren Wortschatz und würden sich mehr für das Selbstlesen begeistern und allgemein lieber mit Texten umgehen. Auch die soziale Kompetenz, bzw. das soziale Miteinander, werde durch das regelmäßige Vorlesen gefördert. So seien diese Kinder eher darum bemüht, andere zu integrieren und auch der Gerechtigkeitssinn von ihnen sei deutlicher ausgeprägt. Außerdem seien die Beschreibungen der Kinder positiver und sie würden eher selbstbewusst und fröhlich wahrgenommen werden. Darüber hinaus werde durch das regelmäßige Vorlesen auch das Familienklima positiv beeinflusst, denn es sei ein Anstoß für weiterführende Gespräche zwischen Eltern und Kind.

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft hat in seinem IW-Report 39 einen positiven Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Vorlesen mit 6 Jahren, dem regelmäßigen Selbstlesen mit 10 Jahren und den Schulleistungen mit 14 Jahren gefunden, was sich in den Deutsch-, Mathematik- und Fremdsprachennoten zeige.

Die Vorlesestudie 2019 der Stiftung Lesen, die Zeit und Deutschen Bahn Stiftung kam weitergehend zu dem Ergebnis, dass viele Eltern eine sehr eingeschränkt bzw. enge Definition von dem Begriff Vorlesen haben und was hierunter zu verstehen ist. Viele würden demnach davon ausgehen, dass zum Vorlesen nur das Lesen in einem analogen Buch mit hohem Textanteil gehöre. Allerdings zähle auch das Vorlesen auf einem E-Reader oder das gemeinsame angucken eines Bilderbuches oder Comics zum Vorlesen, wenn hierbei auch verbal durch die Eltern beschrieben werde, was auf dem Bild zu sehen sei. Außerdem würden noch immer ein Drittel (32 Prozent) der Eltern von Kindern zwischen 2 und 8 Jahren ihren Kindern zu selten oder sogar nie vorlesen. Sei der Bildungsstand der Eltern niedrig, erhöhe sich dieser Wert sogar auf 51 Prozent. Auch die Hälfte der Väter (58 Prozent) würden besonders häufig zu wenig vorlesen. Bezogen auf die Mütter, würden berufstätige Mütter häufiger vorlesen als nicht berufstätige Mütter. Die Empfehlung der Stiftung lautet, Kindern täglich 15 Minuten lang vorzulesen. Aber wie kann dies in den Alltag integriert und umgesetzt werden?

Vorlesen in den Alltag integrieren

Wie positiv sich ein regelmäßiges Vorlesen auf Kinder und deren Entwicklung auswirkt, wurde somit dargestellt. Aber wie kann man das Vorlesen gut in den Alltag integrieren und was ist wichtig? Dass es egal ist, ob ein Buch mit hohem Textanteil gelesen wird, ein E-Book, ein Bilder- oder Wimmelbuch oder auch ein Comic, ist grundsätzlich egal. Wichtig ist in jedem Fall, dass dem Vorlesenden das Vorlesen Spaß macht und diese Freude auch spürbar ist und vermittelt wird. So kann diese Freude sich auf die Kinder übertragen und sie entwickeln eine eigene Freude und Neugier für das Thema. Das kann vor allem durch das Tempo, die Stimmlage, eingebaute Pausen und gelegentlichen Blickkontakt mit dem Kind erzeugt werden, was die Geschichte unterstreicht und Spannung aufbaut. Auch Mimik und Gestik können unterstützend eingesetzt werden.

Um das Kind optimal einzubeziehen und so auch weitergehende Gespräche anzuregen, die das Familienklima positiv beeinflussen, können die Kinder auch direkt angesprochen werden. Kommen Fragen und Kommentare während des Lesens auf, sollte auf diese eingegangen werden. Auch nach dem Vorlesen sollte Zeit für ein Gespräch bzw. eine Diskussion eingeplant werden. Hierbei ist es allgemein hilfreich im Hinterkopf zu behalten, dass der Zuhörende im Mittelpunkt steht. Dazu gehört auch, dass etwas vorgelesen wird, was diesem auch gefällt und an aktuelle Interessen anknüpft. Kinder sollten also mitbestimmen, was sie gerne vorgelesen bekommen möchten.

Um das regelmäßige Vorlesen fest zu etablieren, sollte ein fester Zeitpunkt hierfür gefunden werden, an dem genug Ruhe und Zeit ist. Am besten bietet sich die Zeit direkt vor dem Schlafengehen an. Das Vorlesen kann einfach in das Einschlafritual eingebaut werden, womit es ein fester Alltagsbestandteil wird.

Der Ort des Vorlesens sollte dabei ruhig und bequem sein. Das kann die Couch im Wohnzimmer sein, eine Ecke mit Kissen und Decken im Kinderzimmer oder das Kinderbett, was sich vor allem anbietet, wenn das Vorlesen Teil des Einschlafrituals ist.

Fazit

Das regelmäßige Vorlesen fördert Kinder in ihrer schulischen, sozialen und persönlichen Entwicklung. Als Empfehlung werden 15 Minuten Vorlesen am Tag genannt. Dabei ist es egal, was vorgelesen wird, das kann auch ein Bilderbuch oder Comic sein. Wichtig ist, dass der Vorlesende und der Zuhörende Spaß und Freude haben. Was gelesen wird, sollte das Kind mitbestimmen dürfen und es sollte an die derzeitigen Interessen angepasst sein. Als feste Zeit zum Vorlesen bietet sich die Zeit direkt vor dem Schlafengehen an, da es so als Teil der Einschlafroutine fest integriert werden kann. Während es Vorlesens, können Vorlesende mit ihrer Stimme, dem Tempo, Gestik und Mimik spielen, um Spannung aufzubauen und die Geschichte zu unterstreichen. Kommen Fragen oder Kommentare während es Lesens auf, sollte direkt auf diese eingegangen werden und auch hinterher sollte genügend Zeit sein, um das Gelesene besprechen zu können. Zentral sind in jedem Fall die Freude am Vorlesen und Zuhören und der Dialog, der so entstehen kann.

Weitere Beiträge, die für Sie interessant sein könnten:

 

Über den Autor J Bohlken