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Steht nach der Grundschule der Wechsel auf eine weiterführende Schule an, sind viele Eltern mit der Schulwahl zunächst überfordert. Das deutsche Schulsystem ist sehr vielfältig, was es aber auch kompliziert und unübersichtlich macht. Es gibt verschiedene Schulformen, wie Gesamtschulen, Ganztagsschulen, Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen und alternative Schulkonzepte. Welche ist die passende für mein Kind? Das allein stellt schon eine Herausforderung dar. Hinzu kommt aber noch die Entscheidung für eine konkrete Schule. Gerade in Großstädten ist das Angebot oft groß. Was sind Kriterien anhand welcher ich mich für eine Schule entscheiden kann? Und wie soll ich mein Kind in diese Entscheidung einbeziehen? Eltern stehen bei der Schulwahl einer weiterführenden Schule vor vielen Fragen, welche es schrittweise zu lösen gilt.

Schulformen

Zunächst sollte die passende Schulform für Ihr Kind gefunden werden. Die erste Frage, die sich hier meistens stellt ist die, ob das Kind auf die Hauptschule, Realschule oder das Gymnasium gehen soll. In vielen Bundesländern gibt es hierzu bindende Lehrerempfehlungen, welche schwer umgangen werden können. Eine Leistungsstufe tiefer zu gehen, ist meist kein Problem. Wenn Sie Ihr Kind jedoch eine Leistungsstufe höher schicken wollen, ist dies meist problematisch. Die Lehrerempfehlungen sind immer im Interesse des Kindes gedacht. Sie sollen die Kinder vor einer Unter- oder Überforderung schützen. Deshalb ist es ratsam, auf diese Empfehlung zu hören. Bei guten Noten auf der Realschule ist es dann später immer noch möglich, auf ein Gymnasium zu wechseln, falls dies gewünscht ist. Wenn SIe sich unsicher sind, ob Ihr Kind ausreicchend begabt ist, um die gewählte Schulform zu bewältigen, ist zu überlegen, einen Intelligenztest für Kinder durchführen zu lassen. Die Ergebnisse lassen eine recht zuverlässige Aussage über mögliche schulische Erfolge zu.

Eine Alternative zu diesem dreigliedrigen Schulsystem bietet die Gesamtschule, welche jedoch nicht in allen Bundesländern angeboten wird. Bei der integrierten Gesamtschule ist es so, dass sie die drei Schulformen kombiniert. Die Schüler werden grundsätzlich gemeinsam unterrichtet. Gemäß ihrer Stärken und Schwächen werden sie dann durch spezielle Kurse gefördert. Der Wechsel zu bzw. zwischen weiterführenden Schulen ist hier einfacher, da im Verbund unterrichtet wird und meist eine anschließende gymnasiale Oberstufe angegliedert ist. Die Schüler erlangen ihr Abitur hier meistens nach G9, haben also ein Jahr länger Zeit. Die Schulform ist jedoch umstritten, da eine Unter- bzw. Überforderung einzelner befürchtet wird und Bundesländer mit Gesamtschulen in dem PISA-Test eher schlecht abschnitten.

Eine weitere Schulform ist die Ganztagsschule. Bei diesen geht das Betreuungsangebot an mindestens drei Tagen die Woche über das einer normalen Schule hinaus. Das heißt die Kinder sind an diesen Tagen länger als 13:30 Uhr in der Schule. Diese Schulform ist besonders dann für Sie geeignet, wenn Sie die Kinderbetreuung am frühen Nachmittag nicht sicherstellen können. Hier sollten Sie auf das Nachmittagsangebot der Schule achten, welches stark in seiner Qualität variieren kann.

Des Weiteren gibt es konfessionelle Schulen, welche an eine Glaubensrichtung gebunden sind. In Deutschland sind das meistens evangelische und katholische Schulen. Sie legen Wert auf christliche Werte und vermitten diese. Die Schulen sind in der Regel Privatschulen, weshalb Sie mit einem monatlichen Schulgeld rechnen müssen. Dieses liegt meist bei ungefähr 200 Euro im Monat. An einer konfessionellen Schule kann Ihr Kind einen Hauptschulabschluss, Realschulabschluss oder ein Abitur absolvieren.

Außerdem gibt es auch alternative Schulformen, wie Montessori – und Waldorfschulen. Diese wollen den Schulunterricht individueller und erlebnisorientierter gestalten und das Selbstbestimmungsrecht der Schüler stärken.

Darüber hinaus gibt es Förderschulen für Kinder, mit besonderem Förderbedarf. Dieser Förderbedarf kann aus körperlichen, geistigen oder emotionalen Beeinträchtigungen und/oder Lernschwächen resultieren. Sollte Ihr Kind einen solchen Förderbedarf haben, können Sie es entweder auf eine Förderschule schicken oder aber auch in eine integrative Klasse einer normalen Schule.

Kriterien zur Schulwahl

Wenn Sie sich mit den Schulformen auseinandergesetzt haben beginnt die Phase, sich mit konkreten Schulen auseinander zu setzen. Die konkrete Schulwahl ist gerade in Großstädten eine echte Herausforderung. Es gibt sehr viele Schulen mit unterschiedlichen Angeboten. Es gibt einige grundlegende Kriterien, über die Sie sich im Vorfeld eines Schulbesuchs oder eines Tages des offenen Tür Gedanken machen sollten. Diese Kriterien sind meist schon auf den Webseiten der Schulen zu finden:

  •     Mögliche Schulabschlüsse an der Schule
  •     Besondere Ausrichtung? (Montessori, Waldorf)
  •     Schulweg (Ist dieser allein zu meistern für mein Kind? Fahrrad oder ÖPNV?)
  •     Wird Schulgeld verlangt?
  •     Gibt es einen besonderen Schwerpunkt? (Bilingualer Unterricht, Wirtschaft, Sport, etc.)
  •     Wie ist das Fremdsprachenangebot?
  •     Schüleraustausch möglich?
  •     Gibt es ein Nachhilfeangebot?
  •     Umgang mit Vielfalt? (Gibt es Förder- und Forderangebote? Integrativer Unterricht förderbedürftiger Kinder? Ist das Gebäude behindertengerecht? )
  •     Gibt es AG’s oder einen Chor?
  •     Länge der Betreuung (Halb- oder Ganztags)
  •     Wie ist die digitale Ausstattung?
  •     Klassengröße?
  •     Gibt es fachübergreifende Projekte?
  •     Was für Wahl- bzw. Wahlpflichtfächer gibt es?
  •     Wie gut ist ggf. das Nachmittagsangebot? (Vielfältig, Qualität des Mittagessens, Zusammenarbeit mit Musik- oder Sportschulen, Hausaufgabenbetreuung)
  •     Wie ist die Zusammenarbeit mit den Eltern?

Darüber hinaus sollten Sie vor Ort beispielsweise bei einem Tag der offenen Tür mit Lehrern und der Schulleitung sprechen. Zu diesem Besuch sollten Sie auch Ihr Kind mitnehmen. So können Sie sich einen persönlichen Eindruck vom Klima zwischen Lehrern und Kind machen. Fragen, auf welche Sie achten bzw. eingehen sollten sind:

  •     Wie gehen die Lehrer auf Ihr Kind zu?
  •     Ist Ihr Kind entspannt in der Situation? Fühlt es sich wohl?
  •     Sind Ihnen die Lehrer sympathisch? Was für einen Eindruck machen sie?
  •     Werden Elterngespräche angeboten? Wenn ja, wie oft?
  •     Gibt es regelmäßige Fortbildungen für die Lehrer?
  •     Sind Schulgebäude und Pausenhof gepflegt?
  •     Ist der Pausenhof groß genug?
  •     Wie ist der Zustand der Turnhallen?
  •     Unterrichtsqualität?
  •     Wie empfinden Sie das Schulklima?
  •     Wie ist der Umgangston unter den Schülern?
  •     Wie ist die Organisation des Vertretungsunterrichts?

Das alles sind Anhaltspunkte, welche in die Schulwahl einbezogen werden können. Wie wichtig Ihnen einzelne Punkte hierbei sind, bleibt Ihnen überlassen. Diese Kriterien helfen jedoch bei der Beantwortung der Frage „Wie finde ich die richtige Schule für mein Kind?“.
Neben diesen Kriterien können auch Bewertungsportale, in denen entweder Eltern und Lehrer oder Schüler ihre Schule bewerten hilfreich sein. Diese sind beispielsweise Schulbenotung und Schulradar. Dabei sollten Sie jedoch beachten, dass diese Bewertungen sehr subjektiv sind und nicht allgemeingültig.

Einbeziehung des Kindes

Inwieweit Ihr Kind in die Entscheidung der Schulwahl einbezogen wird, ist Ihre Entscheidung. Ratsam ist es jedoch, die oben aufgeführten Kriterien mit dem Kind gemeinsam durchzusprechen. Hierbei können Sie herausfinden, was Ihr Kind möchte und worauf es Wert legt. Die Schulwahl der Freunde Ihres Kindes sollte dabei nicht zu Ihrem Hauptkriterium werden, auch wenn es das Ihres Kindes ist. Kinder sehen den Schulwechsel als etwas bedrohliches, was sie nicht einschätzen können. Hier sind die Eltern gefragt, welche den Wechsel auf eine weiterführende Schule schon erlebt haben und dadurch wissen, dass neue Freundschaften in der neuen Schule geschlossen werden. Durch den Austausch können Sie Ihre Ansichten und Vorstellungen Ihrem Kind übermitteln. Auch nach dem Besuch einer potentiellen Schule sollten Sie mit ihrem Kind sprechen. Fragen Sie, ob es sich wohl gefühlt hat, was ihm gefallen hat und was nicht. Hat sich Ihr Kind an einer Schule überhaupt nicht wohl gefühlt, ist dies ein Indiz dafür, dass es eventuell nicht die richtige Schule war. Durch einen offenen Austausch ist es möglich, zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen.

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Über den Autor J Bohlken