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Österreich ist das attraktivste Land der Welt für deutsche Schulabgänger, wenn es um ein Studium im Ausland geht. In manchen Städten und Universitäten sind deutsche Studierende sogar in der Mehrheit. Wann ist ein Studium in Österreich sinnvoll? Was hat es für Vorteile? Was sollte man beachten?

Warum ein Studium in Österreich?

Österreich ist das beliebteste Studienland für deutsche Abiturienten, gefolgt von den Niederlanden auf Platz zwei. Ein wichtiger Grund für die Beliebtheit Österreichs ist sicherlich, dass es hier keinen Numerus Clausus gibt, was aber nicht bedeutet, dass es keinerlei Zulassungsbeschränkungen gibt. Nähere Informationen hierzu finden sich weiter unten. Ebenso beliebt macht sich Österreich als Studienland wegen seiner geographischen Nähe zu Deutschland, der deutschen Sprache und dadurch, dass für EU-Bürger/innen keine Studiengebühren anfallen. Ein Studium in Österreich ist sinnvoll, wenn …

  • … man in Deutschland nicht den zu erwartenden Numerus Clausus für das Wunschstudium erfüllt
  • … man schon im Studium Auslandserfahrungen sammeln möchte
  • … man auf Deutsch studieren möchte
  • … einem die geographische Nähe zu Deutschland wichtig ist
  • … man keine Studiengebühren bezahlen kann/möchte

Aber wie genau sieht ein Studium in Österreich aus und was ist wichtig zu beachten?

Das Hochschulsystem in Österreich

Hochschultypen

Ein Studium in Österreich ist eine Studium in Deutschland in vielen Punkten ähnlich. So gibt es auch hier staatliche Universitäten, Fachhochschulen, pädagogische Hochschulen und Privatuniversitäten.

Auch die Ausrichtungen sind dabei ähnlich wie bei uns. An Universitäten hat die Forschung einen hohen Stellenwert und die Studiengänge sind vor allem theoretisch ausgerichtet. Fachhochschulen sind hingegen eher praxisorientiert und kleiner. Die pädagogischen Hochschulen sind speziell für die Ausbildung von zukünftigen Pädagogen, also (Berufsschul-)Lehrer/innen zuständig. Die Privatuniversitäten dürfen im Unterschied zu den öffentlichen Universitäten die Zugangsbestimmungen und Höhe der Studiengebühren selbst  festlegen. Sie decken mittlerweile ein breites Spektrum an Studiengängen ab.

Abschlüsse

Auch in Österreich gibt es die Abschlüsse Bachelor, Master und Doktor/PhD, da sich Österreich ebenfalls der Bologna-Reform angeschlossen hat. Diese Abschlüsse sind international anerkannt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar Studiengänge, die mit einem Diplom abschließen, da sie noch nicht umgestellt sind. Vorsicht ist bei Studienabschlüssen geboten, die in Deutschland ein Staatsexamen voraussetzen. Dieses muss in der Regel in Deutschland nachgeholt werden, damit der Studienabschluss anerkannt wird.

Dauer

Ein Bachelor-Studium hat in Österreich eine Regelstudienzeit von 6 Semestern, also 3 Jahren. In manchen Studiengängen kann die Regelstudienzeit im Bachelor aber auch länger sein. Ein Masterstudiengang dauert in Österreich zwischen 2 und 5 Semestern. Das Diplomstudium dauert zwischen 8 und 12 Semestern.

Semesterzeiten

Das Wintersemester startet in Österreich in der Regel am 01. Oktober, also etwas früher, als in Deutschland, und geht bis Ende Januar. Das Sommersemester geht erst am 01. März wieder los, was bedeutet, dass der komplette Februar frei ist. Das Sommersemester geht dann bis Ende Juli und beinhaltet 3 Wochen Osterferien.

Zulassungsbeschränkungen

Die Zulassungsbeschränkungen stellen einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Studium in Österreich und dem in Deutschland dar. Anders als in Deutschland gibt es in Österreich nämlich keinen Numerus Clausus. Die allgemeine Hochschulreife (also das Abitur) braucht man aber trotzdem, um in Österreich studieren zu können. Bewerbungsfrist für das Wintersemester an Universitäten ist Anfang September. Für das Sommersemester ist die Bewerbungsfrist an Universitäten Anfang Februar. Die Fristen für Fachhochschulen, pädagogische Hochschulen und Privatuniversitäten können hiervon abweichen und sollten deshalb vorab in Erfahrung gebracht werden.

Es gibt aber auch in Österreich Studiengänge, die eine so hohe Nachfrage haben, dass nicht alle Studieninteressierten auch einen Platz erhalten können. In diesen Fällen gibt es hochschuleigene Aufnahmeverfahren. Diese besteht meist aus einem Aufnahmetest und/oder einer Interview bzw. Bewerbungsgespräch.

Studiengebühren

Die Regelung zu den Studiengebühren ist in Österreich nicht unumstritten. Momentan ist es so, dass österreichische Staatsbürger/innen,  EU-Bürger/innen und Konventionsflüchtlinge keine Studiengebühren bezahlen müssen, solange sie die Regelstudienzeit um nicht mehr als zwei Semester überschreiten. Für jedes weiter überschrittene Semester fallen dann auch für diese Studierenden Studiengebühren an. Ausgenommen von dieser Regel sind die Privatuniversitäten. Sie können die Höhe der Studiengebühren selbst festlegen.

Fazit

Ein Studium in Österreich hat zwar viele Gemeinsamkeiten mit dem in Deutschland, unterscheidet sich aber dennoch in einigen Punkten. So ist ein Studium in Österreich denkbar, wenn man in Deutschland den NC für einen Studiengang nicht erfüllt. Selbst bei einem Studiengang, der in Österreich mit einem Aufnahmeverfahren verbunden ist, kann man noch gute Chancen haben, einen Platz zu bekommen. Weiterhin für ein mögliches Studium in Österreich spricht, dass dort Deutsch gesprochen wird und auch die meisten Studiengänge auf Deutsch unterrichtet werden. Auch die Abschlüsse sind in der Regel international anerkannt (Bachelor, Master). Anders als in den Niederlanden fallen in Österreich darüber hinaus für EU-Bürger/innen keine Studiengebühren an. Vorausgesetzt sie überschreiten die Regelstudienzeit um nicht mehr als zwei Semester. Einen kleinen Haken gibt es dann aber doch. Mittlerweile gibt es an den meisten Universitäten die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STOEP). Das bedeutet, dass Studierende am Ende des ersten Semesters alle Prüfungen bestehen müssen, um weiter studieren zu können. Wer das nicht schafft, wird für das Fach an der Hochschule gesperrt. In jedem Fall sollte man frühzeitig alle nötigen Informationen sammeln, wenn man ein Studium in Österreich in Betracht zieht.

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Über den Autor J Bohlken