Eine Studie der Bertelsmann Stiftung geht von einem weiteren Rückgang der betrieblichen Ausbildung aus. Sollte sich der Trend zum Studium der letzten Jahre fortsetzen, werden bis 2030 kaum noch mehr als 400.000 junge Menschen eine betriebliche Ausbildung beginnen wogegen die Hochschulen kaum Studienanfänger verlieren. Begannen 2013 erstmals mehr junge Menschen ein Studium als eine Berufsausbildung an, standen acht Jahre zuvor noch 350.000 Erstsemestern rund 520.000 Ausbildungsanfänger gegenüber.
Rund 40.000 Lehrstellen blieben im vergangenen Jahr bereits unbesetzt und bis 2030 werden die in den Ruhestand gehenden rund 10,5 Millionen Fachkräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen den Fachkräftemangel in den Unternehmen weiter verschärfen. Dagegen wird gerechnet, dass die Studierneigung der Schulabsolventen weiter so hoch bleibt, wie in den vergangenen zehn Jahren und die deutschen Hochschulen zudem auch immer attraktiver für ausländische Studierende werden. Zuwanderung in die betriebliche Ausbildung findet demgegenüber kaum statt. Praxisorientiertierte Studiengänge an Fachhochschulen werden immer beliebter, der Anteil der Fachhochschüler an allen Studienanfängern stieg seit 1995 von 26 auf 39 Prozent und soll bis 2030 auf mehr als 43 Prozent ansteigen.
Laut Fazit der Bertelsmann Stiftung ist der Trend zur Akademisierung nicht zu stoppen. Eine Lösung der Problematik bestehe in der Anpassung des gesamten nachschulischen Bildungsbereiches, da die traditionell strikte Trennung zwischen akademischer und betrieblicher Ausbildung nicht mehr den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes entspreche. Berufsbilder und Tätigkeitsbereiche lassen sich nicht mehr streng voneinander abgrenzen und bereits jetzt konkurrieren viele Ausbildungsabsolventen mit jungen Akademikern.
Abhilfe könne nach Ansicht der Stiftung eine stärkere Verknüpfung und Durchlässigkeit der Bildungswege schaffen, zum Beispiel durch die wechselseitige Anerkennung von Leistungsnachweisen, mehr Weiterbildungsangebote für beruflich Qualifizierte und mehr praxisorientierte Studiengänge darstellen. Als realistische Möglichkeit wird Einführung einer zweijährigen Kombination aus Studium und Ausbildung angesehen, an deren Ende drei Optionen offenstehen können, eine Fortführung der Berufsausbildung, des Studiums oder Aufnahme eines dualen Studiums.
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