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Seit Jahren gibt es immer mehr Studierende. Ein Ende dieses Trends ist auch noch nicht in Sicht. Gleichzeitig gibt es aber immer weniger bezahlbare Wohnungen für Studierende. Wie angespannt ist der Wohnungsmarkt für Studierende wirklich? Wie hoch sind die Mieten?
Immer mehr Studierende
Im IW-Report 36/18 stellt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seinen Studentenwohnpreisindex 2018 vor. In ihm wird der aktuelle Wohnungsmarkt für Studierende beschrieben, welcher angespannt ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es immer mehr Studierende gibt und das Hochplateau nicht zu enden scheint. Laut IW gab es im Wintersemester 2010/2011 2,22 Millionen Studierende in Deutschland. Im Wintersemester 2017/2018 waren es schon 2,84 Millionen, was einen Anstieg um 28 Prozent bedeutet. Das IW geht außerdem darauf ein, dass die Hochschulen meist in Großstädten sind, in denen es von vornherein eine angespannte Wohnungsmarktlage gibt. Mit den vielen neuen Studierenden wird dieser Negativtrend noch verstärkt, denn die vielen Studierenden konkurrieren nicht nur untereinander um die wenigen Wohnungen, sondern auch mit anderen sozialen Gruppen wie Fernpendlern, Senioren und jungen Erwerbstätigen.
Im Zuge der Erstellung des IW-Studienwohnpreisindex, welcher mit Hilfe des hedonischen Verfahrens erstellt wurde, wurden sämtliche Mietsinserate für reguläre Mietwohnungen im Zeitraum von 2010 bis zum ersten Halbjahr des Jahres 2018 betrachtet, ebenso wie die Mietsinserate für Zwischenmieten und Wohngemeinschaften im selben Zeitraum. Betrachtet wurden dabei deutsche Metropolen wir Hamburg, Berlin, Köln und München, aber auch andere typische Universitätsstädte, wie beispielsweise Heidelberg und Münster. Hierbei wurde unter anderem deutlich, dass es deutliche regionale Unterschiede im Studierendenzuwachs gibt. Laut IW haben Jena, Greifswald und Magdeburg heute sogar weniger Studierende als vor 7 Jahren. In Berlin, dem Ruhrgebiet, München, Köln und Hamburg hat die Zahl der Studierenden hingegen stark zugenommen. Am stärksten gewachsen ist die Studierendenzahl in Bonn, Aachen und Frankfurt am Main. Laut IW ist die Studierendenzahl hier jeweils um mehr als 40 Prozent gewachsen.
Bautätigkeiten und Einkommensentwicklung in den Städten
Um herauszufinden, wie angespannt der Wohnungsmarkt für Studierende ist, hat das IW die Bautätigkeiten betrachtet. Vor allem der Bau von kleineren Wohnungen stand dabei im Mittelpunkt, da sich dies wohlmöglich entlastend auf den Wohnungsmarkt für Studierende auswirken könnte. Betrachtet wurde der Zeitraum von 2011 bis 2016. Die Bestandsveränderung wurde dann dem Bevölkerungswachstum gegenüber gestellt, um herauszufinden, wie groß das verfügbare Angebot für Wohnungssuchende ist.
In Leipzig und Jena ist das Wachstum kleiner Wohnungen im Verhältnis zum Bevölkerungswachstum am höchsten. In Leipzig beträgt die Quote 80 Prozent. Da hier der Bestand aber insgesamt nur um 21000 gestiegen ist, geht das IW davon aus, dass vor allem größere Wohnungen in kleine Einheiten aufgeteilt wurden. Das entlastet den Wohnungsmarkt kaum. In Jena beträgt die Quote 50 Prozent. Wenn man davon ausgeht, dass ein Haushalt typisch aus 2 Personen besteht, so stehe jedem zusätzlichen Haushalt eine neue Wohnung gegenüber, so das IW. Anders sei die Entwicklung allerdings in Berlin, Kiel und dem Ruhrgebiet. Hier liegen die Quoten bei 10 Prozent oder weniger. Die Bautätigkeiten hinken also dem Bevölkerungswachstum hinterher.
Neben den Bautätigkeiten sei aber auch die Einkommensentwicklung wichtig bei der Lage des Wohnungsmarktes für Studierende, so das IW. Bei steigendem Einkommen, steige auch die Wohnungsnachfrage, weshalb mit steigenden Mieten zu rechnen sei. Je stärker das Einkommensniveau und auch die Einkommensentwicklung der übrigen Wohnungssuchenden ausfallen, desto angespannter ist der Wohnungsmarkt für Studierende, denn sie müssen mit den gut verdienenden konkurrieren. Vor allem in München, Jena und Leipzig seien die Löhne seit 2014 gestiegen. In Berlin jedoch wurde keine Lohnsteigerung festgestellt.
Mieten
Weshalb der Wohnungsmarkt für Studierende angespannt ist, wurde nun weitgehend geklärt. Es hängt zum einen mit den vielen Studierenden zusammen, zum anderen mit den Bautätigkeiten und der Einkommensentwicklung. Im nächsten Schritt hat sich das IW die Durchschnittsmieten für studentisches Wohnen in den Städten angeschaut. Betrachtet man die Preise pro Quadratmeter, so liegt Berlin mit 12€/QM noch hinter München (19,40 €/QM), Frankfurt (15,20 €/QM), Hamburg (13,50 €/QM) und Köln (12,70 €/QM). Somit ist die Durchschnittsmiete laut IW in München deutlich am höchsten. Im Ruhrgebiet, Magdeburg und Leipzig hingegen liegen die Mieten unter 7,00 €/QM.
Mit dem IW-Studentenwohnpreisindex hat das IW herausgefunden, dass in der Region Nord-Ost vor allem in Berlin die Mieten für studentisches Wohnen gestiegen sind. Seit 2010 gibt es hier eine Steigerung um 67 Prozent. In Kiel und Leipzig sind die Mieten um jeweils 29 Prozent gestiegen. In Jena, Greifswald und Magdeburg sind die Mieten um 10 bis 17 Prozent gestiegen.
In der Region West ist die Entwicklung der Mieten laut IW relativ synchron. Um gut 30 Prozent sind die Mieten demnach in Münster, Bonn, Köln und Aachen gestiegen. Im Ruhrgebiet sind sie nur um 16 Prozent gestiegen.
In der Region Süd sind die Mieten unterschiedlicher angestiegen. Besonders stark sind sie in München um über 50 Prozent gestiegen. In Göttingen sind die Mieten ebenfalls stark gestiegen, und zwar um 41 Prozent. In Bamberg sind sie um 38 Prozent gestiegen. Zwischen 22 und 33 Prozent gestiegen sind die Mieten in Karlsruhe, Heidelberg und Frankfurt.
Fazit – Wohnungsmarkt für Studierende
Der Wohnungsmarkt für Studierende ist demnach weiterhin angespannt. In vielen deutschen Großstädten sind die Preise immer weiter angestiegen, so in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Köln. Vor allem in München ist das Preisniveau mittlerweile extrem hoch und den anderen Städten weit voraus. Aber auch in den Universitätsstädten wird der Wohnungsmarkt für Studierende immer schwieriger. In Städten wie Bonn, Heidelberg, Karlsruhe und Aachen zahlen Studierende heute etwa 400 Euro für eine Wohnung. Ebenfalls stark gestiegen sind die Mieten in Göttingen und Bamberg. Eine Wohnung zu finden ist daher an vielen Standorten schwierig geworden für Studierende. Ohne einen Nebenjob, elterliche Unterstützung oder einen Kredit sind die Wohnkosten kaum tragbar. Laut IW könne nur der Bau neuer Wohnungen Entspannung bringen. Dieser hingt jedoch wie erläutert oft noch dem Einwohnerzuwachs hinterher.
Kaum gestiegen sind die Mieten hingegen im Ruhrgebiet und in Greifswald. Und auch in Magdeburg und Kiel sind die Preissteigerungen relativ gering. Hier ist der Wohnungsmarkt für Studierende noch etwas entspannter, was sich auch in den Studierendenzahlen wiederspiegelt, zumindest im Ruhrgebiet. Das verdeutlicht laut IW, dass Studierende zunehmend auch Alternativen zu den Metropolen und Universitätsstädten prüfen, was Chancen für die Regionalentwicklung mit sich bringt. Wenn die Standortwahl Studierender breiter gestreut wäre als bisher, so könnten neue Wachstumsimpulse in unterdurchschnittlich wachsenden Regionen gesetzt werden und auch der Wohnungsmarkt für Studierende in den Metropolen entspannt werden, so das IW.
Hier finden Sie den IW-Report 36/18:
IW-Report 36/18: IW-Studentenwohnpreisindex 2018
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