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Kinder sind sehr verschieden und sie entwickeln sich auch unterschiedlich schnell. Hat das Kind allerdings anhaltende Schwierigkeiten in sozialen Situationen, ist wenig empathisch und kommunikativ und ist unflexibel, kann mehr dahinter stecken. Ist mein Kind autistisch? Was genau ist eine Autismus-Spektrum-Störung? Was bedeutet das?
Das Autismus-Spektrum
Fragen sich Eltern „ Ist mein Kind autistisch? “ so ist es zunächst wichtig zu verstehen, was genau Autismus bedeutet. Autismus bzw. Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnen eine tiefgreifende Entwicklungsstörung im Gehirn. Außerdem wichtig zu verstehen ist es, dass Autismus ein Spektrum ist. Das heißt, es gibt verschiedene Ausprägungen, die eng miteinander zusammenhängen. Deshalb sind autistische Kinder, aber auch autistische Erwachsene, zum Teil sehr unterschiedlich, obwohl sie sich alle in diesem Spektrum bewegen. Es gibt also nicht „dein einen“ Autismus, sondern es handelt sich vielmehr um eine Vielzahl von verschiedenen Ausprägungen und Formen. Deshalb spricht man auch von Autismus-Spektrum-Störungen.
Was alle Diagnosen, die in das Autismus-Spektrum fallen, gemeinsam haben ist, dass Betroffene zu einem bestimmten Grad Probleme in sozialen Situationen haben, sie Schwierigkeiten mit Kommunikation und Empathie haben und dass sie zu einem gewissen Teil unflexibel in ihrem Verhalten sind und Veränderungen deshalb weniger gut annehmen können. Oftmals gibt es auch spezielle Interessen, in die Betroffene viel Zeit investieren, sich besonders gut damit auskennen und für die sie eine besondere Begabung haben. Auch die Wahrnehmungsverarbeitung läuft bei Betroffenen anders ab und sie erleben vieles intensiver und ungefiltert. Wie stark oder schwach diese Probleme allerdings jeweils ausgebildet sind, kann sehr unterschiedlich sein und stark variieren. Damit kann auch variieren, wie stark das Leben der Betroffenen durch die Störung beeinflusst wird.
Eine Autismus-Spektrum-Störung wird allerdings erst dann diagnostiziert, wenn genügend Diagnosekriterien erfüllt sind. Auch wenn Kinder einige Symptome aufweisen sollten, kann die Frage „ Ist mein Kind autistisch? “ nicht direkt und zwangsläufig mit Ja beantwortet werden.
Autismus bei Kindern
Um die Frage „ Ist mein Kind autistisch? “ beantworten zu können, soll es nun um erste Anzeichen gehen, die auf eine Autismus-Spektrum-Störung des Kindes hindeuten könnten. Auch hier sollte wieder bedacht werden, dass nicht jedes Kind, welches ein oder einige der Symptome aufweist, direkt eine Autismus-Spektrum-Störung hat. Die folgenden Symptome und Anzeichen sind nur erste Hinweise, auf eine mögliche Autismus-Spektrum-Störung. Da die Anzeichen und Symptome allerdings sehr stark variieren, ist diese Aufzählung auch keinesfalls als abschließend oder vollständig zu betrachten. Es geht nur um einen ersten Überblick mit häufigen Anzeichen und Symptomen.
Je nachdem, welche Form aus dem Autismus-Spektrum vorliegt, können erste Anzeichen schon bei Babys und Kleinkindern festgestellt werden. Bei Babys und Kleinkindern beziehen sich die Symptome meist darauf, dass bestimmte Verhaltensweisen fehlen. Betroffene Kleinkindern interagieren wenig bis gar nicht mit ihrer Umwelt. Sie ahmen Gesichtsausdrücke und Verhaltensweise von anderen nicht nach, halten wenig Blickkontakt, zeigen kaum auf Gegenstände, die sie haben möchten, reagieren wenig auf Stimmen oder ihren eigenen Namen, machen wenige Gesten und Geräusche um Aufmerksamkeit zu erhalten, spielen nicht mit anderen Kindern und zeigen auch kein Interesse daran.
Auch das Verhalten betroffener Kleinkinder weicht von dem, gleichaltriger ab. So beschäftigen sich betroffene Kinder oft intensiv mit bestimmten Gegenständen, verwenden diese nur in einer bestimmten Weise und nutzen sie nur auf diese Weise. Sie können sich auch für ungewöhnliche Dinge stark interessieren und führen Aktivitäten oftmals wiederholt aus. Außerdem sind ihnen Routinen sehr wichtig und sie reagieren verunsichert, wenn sich etwas in diesen verändert. Auch auf bestimmte sensorische Reize können diese Kinder besonders empfindlich reagieren, wie beispielsweise auf laute Geräusche. Ebenfalls kann es sein, dass betroffene Kleinkinder nicht „babbeln“ und spät anfangen, zusammenhängend zu sprechen ohne nur nachzusprechen.
Je älter die Kinder werden, desto vielfältiger, aber auch auffälliger werden die Autismus-Symptome. Diese zeigen sich zum einen in sozialen Situationen. So können betroffene Kinder besonders unbeholfen dabei sein, Beziehungen aufzubauen und mit anderen zu spielen, sie scheinen kein Interesse an deren Menschen zu haben bzw. zeigen, sie beteiligen sich bei Gruppenspielen nicht, sie wirken abwesend und reagieren wenig darauf, wenn jemand mit ihnen spricht, sie ahmen andere nicht nach, sie mögen keinen oder nur wenig Körperkontakt, sie verwenden Spielzeug nur auf eine bestimmte Art und Weise, sie teilen ihre Interessen und Erfolge nicht mit anderen und sie haben Schwierigkeiten, über Gefühle zu sprechen oder diese zu verstehen.
Das alles zeigt sich dann meist auch in der Sprache. So haben die allermeisten Probleme mit dem sozialen Aspekt der Sprache und verstehen deshalb nicht immer, was der Gegenüber meint bzw. möchte (bspw. bei Witzen oder Ironie/Sarkasmus) oder wie es selber darauf reagieren soll. Einige autistische Kinder haben auch darüber hinaus sprachliche Probleme, sprechen spät, verändert oder gar nicht.
Wie bereits bei den Symptomen im Kleinkindalter beschrieben, haben auch ältere betroffene Kinder oft Probleme mit nonverbaler Kommunikation. Gesten, Körpersprache und Gesichtsausdrücke können unter Umständen nicht richtig verstanden, gedeutet und selbst umgesetzt werden.
Auch das Bedürfnis nach Routinen und einer Beständigkeit wurde bereits angesprochen. Auch dieses zeigt sich weiter und oftmals verstärkt, wenn autistische Kinder älter werden. Gibt es Veränderungen in gewohnten Abläufen, so können betroffene Kinder heftig reagieren. Gleiches gilt, wenn eine bestimmte aufgestellte Ordnung durcheinandergebracht wird.
Ebenfalls ein Anzeichen kann sein, wenn sich das Kind sehr intensiv mit einem bestimmten Gebiet beschäftigt und alles dazu lernt. Außerdem können auch Bewegungen oder Handlungen, die immer wieder hintereinander ausgeführt werden, Anzeichen sein.
Fazit
Fragen sich Eltern „ Ist mein Kind autistisch? “, sollten sie demnach ihr Kind möglichst genau beobachten. Die aufgeführten Anzeichen sind nur einige von vielen und die Symptome können stark variieren. Autismus besteht aus einem Spektrum, in dem es sehr unterschiedliche Ausprägungen gibt. Besteht der Verdacht, sollte ein Facharzt aufgesucht werden, der sich mit Autismus-Spektrum-Störungen beschäftigt. Allerdings kann es unter Umständen mehrere Jahre dauern, bis eine Diagnose getroffen wird. Dies liegt zum einen daran, dass einige Ärzte die Symptome nicht erkennen bzw. dem Autismus-Spektrum zuordnen und auch keine Weitervermittlung zu einem entsprechenden Facharzt erfolgt. Zum anderen kann es aber auch daran liegen, dass eine vorschnelle „Etikettierung“ vermieden werden soll, wenn noch nicht ganz klar ist, ob es sich tatsächlich um eine Störung aus dem Autismus-Spektrum handelt. Gut ist es jedoch in jedem Fall, wenn eine entsprechende Diagnose möglichst früh und schnell gestellt wird, um dem Kind dann auch die angemessene Unterstützung zukommen zu lassen und es demnach zu fördern.
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