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Neue psychoaktive Substanzen, auch „Legal Highs“ genannt, sind schon länger ein Thema, vor allem unter jungen Menschen. Aber was genau verbirgt sich hinter den Begriffen? Was sind das für Substanzen? Welche Gefahren gibt es? Und wie kann man als Eltern damit umgehen, wenn das Kind konsumiert oder interessiert ist?

Neue psychoaktive Substanzen

Zuerst soll es darum gehen, zu erklären, was genau sich hinter den Begriffen neue psychoaktive Substanzen (NPS) bzw. „Legal Highs“ verbirgt und seit wann diese ein Thema sind. Neue psychoaktive Substanzen oder „Legal Highs“ sind in der Regel synthetisch hergestellte Substanzen, die psychoaktiv wirken. Manchmal fallen auch pflanzliche Drogen unter die Begriffe. Die Anzahl dieser Stoffe ist dabei in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Ende 2017 gab es laut europäischer Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht über 670 neue psychoaktive Substanzen. Die Substanzen wirken dabei auf einen Rauschzustand hin. Sie sollen entweder einen beruhigenden Rauchzustand auslösen, oder aber auch so stark beleben, dass sie halluzinogene Rauchzustände auslösen.

Verkauft werden die Substanzen unter anderem als „Badesalze“, „Räuchermischungen“ oder „Research-Chemicals“. Research-Chemicals deshalb, weil einige diese Substanzen lediglich Nebenprodukte der pharmakologischen Forschung waren, bevor sie als neue psychoaktive Substanzen auf den Markt kamen. Die Research-Chemicals sind die Reinstoffe, die in den NPS enthalten sind. Momentan gängige konkrete Namen für NPS sind „Spice“ oder „Explosion“. Gehandelt werden sie hauptsächlich im Internet in Online-Shops.

Als „Legal Highs“ werden die Drogen deshalb bezeichnet, da sie als vermeintlich legale Alternative zu bekannten und illegalen Drogen verkauft werden. Das liegt daran, dass die chemische Struktur der Stoffe immer wieder so verändert wird, dass sie den jeweils geltenden Suchtstoffgesetzen der nicht mehr unterliegt. Das erklärt auch, warum es eine solche Vielzahl an neuen psychoaktiven Substanzen gibt, da die Struktur eben immer wieder so geändert wird, dass diese vermeintlich legal sind.

Dabei bewirkt diese veränderte chemische Struktur nicht, dass die Stoffe sich weniger auf die Psyche auswirken, als die bereits illegalen. Die psychoaktive Wirkung bleibt erhalten und wird, im Gegenteil, zum Teil sogar noch verstärkt.

Die Stoffe, die dabei zum Einsatz kommen, sind aktuell zu einem großen Teil synthetische Cannabinoide, Cathinone und Phenethylamine. Diese machen ungefähr zwei Drittel der derzeitigen Stoffe aus. Die synthetischen Cannabinoide können dabei in herkömmlichen Standarddrogenscreening nicht nachgewiesen werden. In Blut- oder Unrinuntersuchungen hingegen schon.

Diese „Gesetzeslücke“, die zu einer vermeintlichen Legalität der neuen psychoaktiven Stoffe geführt hat, wurde allerdings 2016 durch das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“ (NpSG) in Deutschland geschlossen. Dieses Gesetz dient der Bekämpfung der Verbreitung solcher Substanzen. In diesem Gesetz werden ganze Stoffgruppen verboten, wodurch die kleinen chemischen Veränderungen der Stoffe nicht mehr dazu führen, bestehende Gesetze und Verbote zu umgehen. Unter das Gesetz fallen Substanzen bzw. Stoffe, die aus den Stoffgruppen 2-Phenethylamin, Cannabinoidmimetika/synthetische Cannabinoide, Benzodiazepine, N-(2-Aminocyclohexyl)amid oder Tryptamin abgeleitet werden können.

Gefahren

Durch die ständig neuen Zusammensetzungen und Veränderungen, ist es zum einen schwierig, den Überblick darüber zu behalten, welche neuen psychoaktiven Substanzen es zur Zeit gibt. Zum anderen gibt es zu diesen Substanzen keine belastbare Datenlage bezüglich deren Schädlichkeit, genauer Wirkung oder Langzeitfolgen, im Gegensatz zu den bereits etablierten illegalen Drogen. Es ist demnach nicht klar, welche genauen Risiken das konsumieren der Stoffe mit sich bringt und wie genau sie sich, auch langfristig, auf den Körper auswirken. Vermutet wird jedoch, dass die Risiken um ein vielfaches höher liegen können, als bei bereits erforschten illegalen Drogen und dass das Abhängigkeitsrisiko zum Teil hoch zu sein scheint.

Genau so, wie die Folgen des Konsums nicht absehbar sind, ist auch die Wirkung der Stoffe für Konsument/innen nur schwer vorhersehbar, da die Zusammensetzung, Dosierung der Substanz und die Reinheit immer wieder variieren kann und auf den Packungen in der Regel nicht angegeben ist, welche Stoffe sich in dem Produkt befinden. Es ist also meist unklar, welcher Wirkstoff in dem Produkt steckt und in welcher Konzentration er vorhanden ist. Deshalb können Konsumierende auch nicht zwangsläufig von derselben Wirkweise, Dosierung und denselben Nebenwirkungen ausgehen bei erneutem Konsum eines vermeintlich bereits bekannten Produktes.

Außerdem können NPS zum Teil starke Nebenwirkungen auslösen, wie beispielsweise Herzrasen, Kreislaufprobleme, Angstzustände oder auch Psychosen. In den vergangenen Jahren gab es auch immer wieder Fälle, bei denen Menschen durch den Konsum von NPS gestorben sind, unter anderem aufgrund von Vergiftungen, Überdosierungen oder Nebenwirkungen.

Was können Eltern tun?

Erfahren Eltern davon, dass das eigene Kind neue psychoaktive Substanzen nimmt bzw. vorhat zu nehmen, kann das zunächst zu einer Überforderung und Ratlosigkeit führen. Nachfolgend sind einige Verhaltenstipps aufgeführt, die bei dem Umgang mit der Situation helfen können. Es ist jedoch immer individuell zu beurteilen, was in der Situation angemessen und hilfreich erscheint.

Zunächst einmal ist es sinnvoll, sich über die NPS zu informieren. Damit ist die Grundlage für ein weiteres Vorgehen gelegt. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch auf zahlreichen weiteren Internetseiten.

Ebenfalls ratsam ist es, mit jemandem aus dem nahen Umfeld zu sprechen. Das kann der/die Partner/in sein, die eigenen Eltern, ein/e Freund/in oder jemand anderes. Gemeinsam kann das Thema dann angegangen werden.

In der Regel ist es dann angebracht, mit dem Kind über die Situation bzw. den Verdacht zu reden. Hier ist es wichtig, nicht direkt in Schuldzuweisungen und Anschuldigungen zu verfallen, sondern möglichst offen auf das Kind zuzugehen. Das bedeutet auch, dass die Unsicherheiten und auch Sorgen seitens der Eltern angesprochen werden können und sollten. Außerdem sinnvoll ist es, die Motivation des Kindes verstehen zu wollen. Weshalb nimmt das Kind die NPS, was sind Beweggründe. Das Gespräch sollte, wie bereits beschrieben, nicht mit Schuldzuweisungen und Abwertung des Kindes einhergehen, sondern vielmehr die jeweiligen Sichtweisen darstellen und den Drogenkonsum kritisch beleuchten.

Sollten Eltern so nicht weiterkommen, sich nicht trauen ein Gespräch zu führen, die Umstände dies nicht zulassen oder sie sich einfach mehr Unterstützung und Information wünschen, ist es in jedem Fall angebracht, sich Hilfe und Rat von außenstehendem Fachpersonal einzuholen. Hier können auftretende Fragen fundiert geklärt werden und besprochen werden, wie weiter vorgegangen werden könnte. Hierzu können sich Eltern an Jugend- und/oder Drogenberatungsstellen in der Umgebung wenden. Diese können in der Regel durch eine Internetsuche gefunden werden. Vor Ort können die Fachkräfte dann unterstützen und ggf. weitervermitteln.

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Über den Autor J Bohlken