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Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat eine neue Studie im Hinblick auf das Teilzeitstudium in Deutschland veröffentlicht. Dieser Blogbeitrag erklärt was allgemein unter dem Begriff des Teilzeitstudiums zu verstehen ist, fasst darüber hinaus die Ergebnisse der Studie CHECK Teilzeitstudium 2022 zusammen und gibt dann ein abschließendes Fazit zum Teilzeitstudium in Deutschland.

Teilzeitstudium in Deutschland – was bedeutet das genau?

Ein Teilzeitstudium zeichnet sich in Abgrenzung zu einem Vollzeitstudium durch den geringeren zeitlichen Aufwand aus, der pro Semester aufgewendet werden muss, um das Studium erfolgreich zu beenden. Im Teilzeitmodell müssen Studierende somit weniger Credit Points pro Semester erzielen und insgesamt weniger Veranstaltungen belegen. Dadurch kommt es in der Regel allerdings zu einer Verlängerung der Studienzeit im Vergleich zum Vollzeitmodell.

Ziel des Teilzeitmodells ist es, Studieninteressierte eine Möglichkeit der akademischen (Weiter-)Bildung zu eröffnen, die neben dem Studium anderen zeitintensiven Verpflichtungen nachgehen müssen. Denkbar wäre hier etwa die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen. Interessant ist das Teilzeitstudium in Deutschland in der Regel auch für bereits Berufstätige, die einen Studienwunsch für sich beanspruchen.

Die Ausgestaltung des Teilzeitmodells im Konkreten fällt je nach Hochschule anders aus. Die entsprechenden Kurse können zum Beispiel in den Abendstunden oder als Block- oder Wochenendseminare angeboten werden werden. Darüber hinaus ist es möglich einen Fernstudiengang zu absolvieren.

Ergebnisse der Studie

Die seit 2016 in regelmäßigem Turnus stattfindende Studie des CHE untersucht sowohl das Angebot als auch die Nachfrage des Teilzeitstudiums in Deutschland. Als Datenbasis für das Angebot nutzt die vorliegende aktuelle Studie die Angaben des Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die Daten der Nachfrage basieren auf der Erhebung des Statistischen Bundesamtes.

Teilzeitstudium in Deutschland – Angebote

Der Anteil an Teilzeit-Studienangeboten an den gesamten Studienangeboten in Deutschland ist mit 17,9% leicht gegenüber dem Wert von 2020 (16,1%) gestiegen. Dabei hat sich bei der Mehrheit der Bundesländer die Teilzeitquote erhöht. In Schleswig-Holstein sogar um 25,1 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2020. Im Saarland gibt es mit 64,7% anteilig die meisten Teilzeitstudienangebote, immerhin können knapp zwei Drittel der gesamten Studienangebote im Saarland in Teilzeit studiert werden. In Hamburg und Thüringen trifft dies ebenfalls auf über die Hälfte der Studiengänge zu (53,6% bzw. 52,3%). Die Teilzeitquote fällt in NRW (8,6%), Rheinland-Pfalz (3,1%) und Bremen (2%) hingegen sehr gering aus.

Bei Betrachtung der Hochschularten in Bezug auf das Angebot von Teilzeitstudiengängen, ist eine geringe Tendenz hin zu Universitäten erkennbar. Denn während der Anteil an Teilzeitstudiengängen an Universitäten 19,2% ausmacht, gilt dies bei den Hochschulen für angewandte Wissenschaften respektive den Fachhochschulen für nur 17,2%. Bezogen auf die Abschlussart liegt der Anteil an Teilzeitangeboten wenig überraschend bei den Master-Studiengängen mit 20,4% anteilig höher, als bei den Bachelor-Studiengängen mit 16,4%.

Zu den Fächergruppen, die besonders häufig Studiengänge (auch) in Teilzeit anbieten gehören vor allem die Sprach- und Kulturwissenschaften (23,5%), die Gesellschafts- und Sozialwissenschaften (22,8) sowie Medizin und die Gesundheitswissenschaften (20,8%). Weniger häufig sind Teilzeitstudienangebote im Fachbereich Lehramt (14,2%), Kunst, Musik, Design (11,9%) und Agrar-und Forstwissenschaften (9%).

Teilzeitstudium in Deutschland – Nachfrage

Der Anteil der Teilzeitstudierenden an der Gesamtanzahl der Studierenden in Deutschland ist mit 7,8% auf einem neuen Höchststand. Insgesamt studieren somit 230.853 Personen offiziell in Teilzeit. Und das besonders häufig in Hamburg (21,1%), NRW (13,3%) und Mecklenburg-Vorpommern (12,7%). Besonders gering fällt der Anteil an Teilzeitstudierenden in Brandenburg (2,6%), Schleswig-Holstein (1,9%) und dem Saarland (0,5%) aus.

Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer jedoch weitaus höher ausfällt. Denn viele Studierende könnten aufgrund ihrer Studienweise wohl als „de-facto-Teilzeitstudierende“ beschrieben werden, auch wenn sie offiziell einem Vollzeitstudium nachgehen. Die Gründe für ein solches Vorgehen können vielfältig sein. Allerdings sorgen der fehlende Anspruch auf BAföG-Förderung sowie die geringere fachliche Auswahl von Teilzeitstudiengängen wohl in besonderem Ausmaß dafür, dass einige Studierende sich offiziell in einem Vollzeit-Studium einschreiben und dennoch praktisch in Teilzeit studieren.

Insgesamt entfällt jeweils knapp die Hälfte der Teilzeitstudierenden auf private (49,3%) beziehungsweise staatliche Hochschulen (49,1%), während Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft nur eine äußerst marginale Rolle für Teilzeitstudierende spielen (1,6%). Herauszustellen gilt, dass der staatlichen FernUniversität Hagen eine außerordentliche Bedeutung im Hinblick auf das Teilzeitstudium in Deutschland zugemessen werden kann. Denn etwa die Hälfte der Gesamtanzahl der in Teilzeit studierenden Personen an staatlichen Hochschulen entfällt auf die FernUniversität Hagen.

Fazit

Abschließend kann festgehalten werden, dass sich das Teilzeitstudium in Deutschland immer größerer Beliebtheit zu erfreuen scheint. Dabei stimmen das Angebot und die Nachfrage nicht unbedingt überein. Beispielhaft zu nennen wäre hier das Saarland, das trotz eines großen Angebots von Teilzeitstudiengängen bei der anteiligen Anzahl an in Teilzeitstudierenden den letzten Platz im bundesweiten Vergleich belegt. In jedem Fall jedoch haben die Möglichkeiten einem Studium in Teilzeit nachzugehen in letzter Zeit zugenommen. Doch für wen ist die Aufnahme eines Teilzeitstudiums sinnvoll?

Das Teilzeitstudium in Deutschland eignet sich insbesondere für Menschen, die weitreichenden anderen Verpflichtungen abseits des Studiums nachgehen müssen und dennoch gleichzeitig einen Studienwunsch hegen. Zu jenen zählen etwa Studieninteressierte aus der Gruppe junger Eltern oder aber aus einem Personenkreis von Menschen, die Angehörige pflegen. Auch für Berufstätige, die sich akademisch weiterbilden wollen kann ein Teilzeitstudium eine interessante Möglichkeit darstellen. Allerdings muss beachtet werden, dass ein Teilzeitstudium neben anderen Verpflichtungen dennoch in der Regel sehr zeitaufwendig ist und sich aufgrund der geringeren Intensität im Vergleich zum Vollzeitstudium über einen längeren Zeitraum hinwegzieht.

Aufgrund der Überlänge eines Teilzeitstudiums, dem fehlenden Anspruch auf eine BAföG-Förderung und dem geringeren Angebot an Studiengängen, empfiehlt sich ein Teilzeitstudium also weniger für junge Studieninteressierte, die nach dem Abitur noch keinen anderweitigen weitreichenden Verpflichtungen nachgehen müssen. Hier ist in der Regel die Aufnahme eines Vollzeitstudiums sinnvoll. Da insbesondere Kompetenzen im Bereich des Selbstmanagements in besonderem Maße für ein Teilzeitstudium erforderlich sind, empfiehlt sich diese Art des Studiums zudem eher für Personen, die an Studiengängen im Master- oder Zweitstudienbereich interessiert sind und bereits Erfahrungen im akademischen Kontext mitbringen.

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Über den Autor Annika

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