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Medien sind aus unserem Leben kaum noch wegzudenken. Natürlich kommen auch Kinder früh mit ihnen in Berührung und wachsen mit ihnen auf. Wie lang sie dabei Medien konsumieren, ist dabei bis zu einem gewissen Alter Sache der Eltern. 17,4 Prozent der Viertklässler geben an, 4 Stunden und mehr am Tag mit Medien zu verbringen, so das Ergebnis des IW-Kurzberichts 39/2018. Welche Kinder nutzen so häufig Medien? Kommt hier die Medienerziehung zu kurz? Und was genau ist Medienerziehung überhaupt?

Mediennutzung von Viertklässlern

In dem IW-Kurzbericht 39/2018 wurden Daten des Nationalen Bildungspanels ausgewertet. 2016 wurden in diesem Rahmen Viertklässler zu ihrer Mediennutzung befragt. Gefragt wurde, wie viel Zeit sie an einem normalen Schultag vor und nach der Schule mit Medien verbringen und wie stark ihre Eltern Vorgaben beim Fernsehen, Videos. DVDs und YouTube gucken machen. 17,4 Prozent der Kinder gaben dabei an, 4 und mehr Stunden am Tag Medien zu nutzen. Dabei scheint die Dauer des Medienkonsums mit der Bildungsherkunft der Mütter zusammenzuhängen. Bei den Kindern von Müttern ohne Abschluss gaben 28 Prozent an, 4 und mehr Stunden am Tag Medien zu nutzen. Im Vergleich waren es bei Müttern mit beruflichem Abschluss nur 18,5 Prozent und bei Müttern mit akademischen Abschluss nur 8,8 Prozent. Hingegen gaben 8,8 Prozent der Kinder von Müttern ohne Abschluss an, alleine mit Computer- und Videospielen auf 4 und mehr Stunden am Tag zu kommen. Die vorherigen Werte bezogen sich auf die Gesamtnutzungsdauer aller Medien.

Allgemein wird bei den Kindern mit übermäßig langem Medienkonsum zuhause eher wenig auf die Nutzungsdauer geachtet. 51,8 Prozent der Kinder geben an, ihre Eltern würden sehr darauf achten, wie viel Zeit sie mit Medien verbringen. Bezogen auf alle Kinder liegt der Wert hierfür hingegen bei 73 Prozent. Bei 42,4 Prozent der Kinder mit übermäßigem Medienkonsum geben die Eltern die maximale Fernsehzeit vor. Im Vergleich trifft das bei 69,9 Prozent aller Kinder zu. Auch bezogen auf den Bildungshintergrund der Eltern ergeben sich ähnliche Unterschiede. 66,4 Prozent der Kinder von Müttern ohne Abschluss geben an, ihre Eltern würden auf die Gesamtzeit vor den Medien achten. Bei Kindern von Müttern mit beruflichem Abschluss sagen das 72,1 Prozent und bei Kindern von Müttern mit akademischem Abschluss sind es 78,1 Prozent. Die maximale Fernsehzeit bekommen 67,8 Prozent der Kinder von Müttern ohne Abschluss, 61,4 Prozent der Kinder von Müttern mit beruflichem Abschluss und 77,8 Prozent der Kinder von Müttern mit akademischem Abschluss festgelegt.

Auch was sich die Kinder im Fernsehen ansehen, ist bei Kindern aus bildungsfernen Familien weniger ein Thema. Hierauf sehr achten tun 57,8 Prozent der Mütter ohne Abschluss, 65 Prozent der Mütter mit beruflichem Abschluss und 66,1 Prozent der Mütter mit akademischem Abschluss. Bei den Kindern mit 4 Stunden und mehr Mediennutzung am Tag sagen das nur 41,9 Prozent. Anders sieht es bei der Computernutzung aus. 60,2 Prozent der Kinder von Müttern ohne Abschluss geben an, dass die Eltern stark auf die Art der Nutzung achten. Bei Kindern von Müttern mit beruflichem Abschluss sagen das 66,1 Prozent. Bei den Kindern von Müttern mit akademischem Abschluss sind es jedoch nur 58,8 Prozent. Kinder mit überlanger Mediennutzung sagen das nur zu 44,3 Prozent.

Im IW-Kurzbericht werden darüber hinaus auch Daten zur Befragung der Klassenlehrer zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder dargestellt. Bei 30,5 Prozent der Kinder mit 4 oder mehr Stunden Mediennutzung am Tag schätzten die Lehrer die sozialen Fähigkeiten schlechter ein, als bei anderen gleichaltrigen Kindern. In Bezug auf alle Kinder lag diese schlechte Einschätzung der sozialen Fähigkeiten bei 15,4 Prozent. Die Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit wurde bei 39,9 Prozent der Kinder mit hohem Medienkonsum als schlechter eingeschätzt. Bezogen auf alle Kinder galt dies für 21,2 Prozent. Die sprachlichen Fähigkeiten wurden bei 32,1 Prozent der Kinder mit 4 und mehr Stunden Medienkonsum als schlechter eingeschätzt. Im Vergleich lag der Wert bezogen auf alle Kinder bei 15,9 Prozent. Der überlange Medienkonsum scheint laut IW-Kurzbericht mit Entwicklungsdefiziten einher zu gehen. Aber auch der eher bildungsferne Hintergrund der Kinder dürfte hier von Bedeutung sein.

Eine Sache der Erziehung?

Der IW-Kurzbericht greift darüber hinaus auf, dass diese Ergebnisse nahe legen würden, dass in bildungsfernen Familien besonders häufig eine sehr lockere Erziehung praktiziert werden würde. Dies sei aber nicht der Fall, sondern es sei ein Problem bei der Medienerziehung. Kinder von Müttern ohne Abschluss gaben zu 37,8 Prozent an, ihre Eltern würden Wert darauf legen, dass sie die Hausaufgaben immer zur selben Zeit machen. Bei Kindern von Müttern mit beruflichem Abschluss sagten das nur 20,6 Prozent und bei Kindern von Müttern mit akademischem Abschluss waren es nur 24,9 Prozent. Auch Kinder mit überlanger Mediennutzung gaben dies zu 30,5 Prozent an. Auch sagten Kinder von Müttern ohne Abschluss häufiger als Kinder von Müttern mit beruflichem oder akademischen Abschluss, dass ihre Eltern darauf achten, dass sie täglich eine gewisse Zeit lang Lesen.

Der IW-Kurzbericht fasst zusammen, dass das Problem vermutlich nicht aus einem allgemeinen Desinteresse für die Kinder stammt, sondern aus einem mangelnden Bewusstsein für die Gefahren eines übermäßigen Medienkonsums. Hier könnten Informationsveranstaltungen und Schulungen für Eltern helfen. Die Eltern sollten bei der Medienerziehung unterstützt werden.

Medienerziehung

Um den Kindern einen bewussten und sicheren Umgang mit Medien beizubringen, braucht es Medienerziehung. Kinder sollen lernen, sinnvolles und interessantes aus dem riesigen Medienangebot auszuwählen, Inhalte zu verarbeiten und auch einzuordnen, Medienangebote, sowie Werbung kritisch beurteilen zu können, Botschaften von Medien hinterfragen zu können und Medien zum kreativ sein und zum Austausch zu nutzen. Um das zu lernen brauchen sie die Unterstützung der Eltern. Dabei ist die Medienerziehung ein Prozess, um den sinnvollen Umgang mit Medien zu lernen. Dieser sollte in kleinen Schritten erfolgen, um das Kind nicht zu überfordern. Medien können nämlich zunächst überfordernd für das Kind sein, da dieses die Inhalte noch nicht einordnen kann. Davor sollten Eltern ihre Kinder schützen. Wichtig ist es, dem Kind klare Regeln und Grenzen zu setzen bezüglich der Dauer und des Inhalts der Medien. Je älter das Kind wird, desto mehr sollte es dann auch in diese Entscheidungen mit einbezogen werden, um so die Selbstständigkeit zu fördern. Dabei sollten sich die Eltern aber auch immer auf das einlassen, was das Kind interessiert und beschäftigt. So fühlt sich das Kind ernst genommen und kommt auch eher zu den Eltern, wenn es sich durch die Medien überfordert oder ähnliches fühlt.

Ein wichtiger Bestandteil der Medienerziehung ist außerdem die Vorbildfunktion der Eltern. Nutzen diese sehr häufig Medien, wird das Kind nicht verstehen, warum es das nicht auch darf. Eltern sollten daher mit gutem Beispiel voran gehen und alternative Beschäftigungsmöglichkeiten fernab der Medien aufzeigen. Medien sollten als Teil des Lebens begriffen werden, aber es gibt auch andere Bereiche, die wichtig und schön sind. Wichtig ist im Austausch mit dem Kind zu bleiben, denn jedes Kind ist anders und es gibt nicht die eine richtige Medienerziehung. Was für welches Kind passt ist ganz individuell und kann nur im Gespräch und Austausch herausgefunden werden.

Fazit

Die Ergebnisse des IW-Kurzberichts legen nahe, dass vor allem Familien mit bildungsfernem Hintergrund Unterstützung in Sachen Medienerziehung benötigen. Die hohen Nutzungszeiten der Medien durch die Kinder resultieren nicht aus einem Desinteresse für sie, sondern daraus, dass die Folgen von übermäßigem und unkontrolliertem Medienkonsum nicht klar sind. Eltern sollten on der Medienerziehung beispielsweise durch Elternabende in der Schule unterstützt und informiert werden oder auch durch Elterntrainings. Was gute Medienerziehung ist, kann dabei aber genau so wenig pauschalisiert werden, wie die Frage, was gute Erziehung allgemein ist. Das ist für jede Familie und jedes Kind ganz individuell und muss gemeinsam herausgefunden werden.

Hier finden Sie den IW-Kurzbericht 39/2018:

IW-Kurzbericht 39/2018

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Über den Autor J Bohlken