Bildquelle: © contrastwerkstatt für stock.adobe.com

Das Thema Lehrermangel ist seit längerem in der öffentlichen Diskussion. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat eine Zusammenfassung von Modellrechnungen zum Thema Lehrkräfteangebot und -einstellungsbedarf für den Zeitraum von 2018 bis 2030 veröffentlicht. Wie sieht die Prognose des Lehrkräfteangebotes aus?

Die Datengrundlage

Um die Prognose des Lehrkräfteangebotes von 2018 bis 2030 stellen zu können, hat die Kultusministerkonferenz Modellrechnungen zusammengefasst, denen Angaben der Länder zugrunde liegen. Das Ziel der Zusammenfassung war es, den aktuell geschätzten Lehrkräfteeinstellungsbedarf der kommenden Jahre mit den voraussichtlichen Absolvent/innen der Zweiten Staatsprüfung in Verbindung zu setzen. Der Lehrkräftebedarf wurde dabei aus der prognostizierten Schülerzahl bis 2030 abgeleitet. Dies sei allerdings nicht der einzige Faktor, der beim Thema Lehrkräftebedarf eine Rolle spielen würde, sondern auch bildungspolitische Faktoren seien mitentscheidend. Deshalb könnten die Ergebnisse von denen anderer Modellrechnungen abweichen.

Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland

Ein Ergebnis dieser Prognose des Lehrkräfteangebotes sei es, dass es dauerhafte und große Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland gebe. Das Verhältnis zwischen den Einstellungsbedarf an Lehrkräften und deren Angebot sei sehr unterschiedlich. Dies sei bei allen Lehramtstypen der Fall. Durchgängig ein Überangebot an Lehrkräften werde es demnach deutschlandweit im Sekundarbereich II (allgemeinbildende Fächer) und dem Gymnasium geben, wo es durchschnittlich und jährlich 4000 Lehrkräfte zu viel geben werde. Bei den restlichen Lehrämtern sei es hingegen so, dass es in Ostdeutschland dauerhaft einen großen Bedarf an Lehrkräften gebe. Zurückgeführt wird dies vor allem auf die demografische Entwicklung in den ostdeutschen Ländern. Es würden viele Lehrkräfte in Rente gehen, wobei es gleichzeitig einen Geburtenanstieg gebe, was mehr Schüler/innen bedeute. Daraus resultiere der große Einstellungsbedarf an Lehrkräften in den ostdeutschen Ländern, der sich noch verschärfen werde. Diese Entwicklung sei auch den ostdeutschen Ländern bewusst, die ihrerseits bereits Maßnahmen ergreifen, um mehr Lehrer zu gewinnen. So hätten sie bereits damit begonnen, mehr Kapazitäten für das Lehramtsstudium und den Vorbereitungsdienst zu schaffen.

Einstellungsbedarf

Die Kultusministerkonferenz kommt weitergehend zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche jährliche Einstellungsbedarf an Lehrkräften bis 2030 bei 31900 Lehrkräften liege. Im jährliche Durchschnitt bedeute das, dass 2,1 Prozent der Stellen nicht besetzt werden könnten. Vergleiche man dies mit der in 2015 veröffentlichten Prognose, die bis 2025 gedacht war, so wird deutlich, dass der Lehrkräftebedarf deutlich gestiegen ist, nämlich um ein Drittel. Dies wird auf höhere Geburtenraten und Zuwanderung zurückgeführt.

Der Ost/West Unterschied sei auch hier deutlich bemerkbar, denn in den westdeutschen Ländern werde mit einem durchschnittlichen jährlichen Überschuss an Lehrkräften von 3,5 Prozent gerechnet. In Ostdeutschland sei die Lage jedoch ganz anders. Hier wird ein Lehrkräftemangel von durchschnittlichen und jährlichen 21,6 Prozent vorhergesagt.

Betrachte man diese Ergebnisse im gesamten, so werde deutlich, dass bis 2030 weniger Lehrkräfte verfügbar seien, als benötigt würden. Das Probleme bleibe dabei in allen Ländern weiterhin bestehen, würde man es nach Lehramtstypen und fachspezifischem Bedarf aufgliedern. Angespannt bleibe es im Sekundarbereich II (berufliche Fächer), den beruflichen Schulen (v.a. in Ostdeutschland) und den sonderpädagogischen Lehrämtern. Ebenfalls problematisch sei die Lage zum Teil im Grundschulbereich und dem Sekundarbereich I. Für den Grundschulbereich wird von einer rechnerischen Unterdeckung von 10,4 Prozent ausgegangen.

Zahlen

2018 sei der Lehrermangel laut Prognose des Lehrkräfteangebotes der KMK demnach am deutlichsten gewesen. Hier hätten bundesweit 11510 Lehrkräfte gefehlt. 2019 und 2020 liege der Mangel bei 3330 und 3580 Lehrkräften. Auch 2021 und 2022 sei der Lehrkräftemangel bundesweit noch bei 1980 und 2720 Lehrkräften. Ab 2023 werde dann ein bundesweiter Überschuss erwartet, wobei 2026 noch einmal ein deutlicher Mangel von 2710 Lehrkräften prognostiziert wird. Danach würden wieder ca. 3000 Lehrkräfte mehr zur Verfügung stehen, als benötigt werden.

Wie bereits beschrieben bedeuten diese Zahlen und der später erwartete bundesweite Überschuss jedoch nicht, dass der Lehrkräftemangel nicht mehr vorhanden ist. Diese Werte beziehen sich global betrachtet auf alle Lehramtstypen und ganz Deutschland. Betrachtet man die Werte differenziert nach Lehramtstypen und ost- und westdeutschen Ländern, so bleiben zum Teil große Lücken bestehen und somit bleibt auch der Handlungsbedarf bestehen.

Hier finden Sie die zusammengefasste Modellrechnung der Kultusministerkonferenz:

Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland

Weitere Beiträge, die für Sie interessant sein könnten:

 

Über den Autor J Bohlken