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Die BARMER GEK hat in ihrem Arztreport 2018 unter anderem die psychische Gesundheit Studierender im Alter von 18 bis 25 Jahren untersucht. Grundlage sind routinemäßig verfügbare Daten der Krankenkasse zur gesundheitlichen Versorgung der Versicherten bis 2016. Obwohl diese junge Lebensphase als äußerst gesund angesehen wird und mit wenigen Ausgaben im medizinischen Sektor verbunden wird, spielen psychische Störungen schon in diesem  Alter eine Rolle mit zum Teil gravierenden Auswirkungen. Was genau sind Ergebnisse des Arztreports 2018? Wie gut ist die psychische Gesundheit von Studierenden?

Psychische Störungen – Was ist das eigentlich?

Bevor die psychische Gesundheit von Studierenden im Fokus steht, sollte geklärt werden, was die BARMER im Arztreport 2018 unter psychischen Störungen überhaupt versteht. Allgemein ist zunächst zu sagen, dass alle Erkrankungen in Deutschland mit Hilfe eines Diagnoseschlüssels erfasst werden. Dieser schreibt den Krankheiten eine Kodierung zu. Hierfür wird das ICD-10 (die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme in der 10. Revision) herangezogen. Die ICD-10 Kodierung unterteilt Diagnosen in der höchsten Ebene in 22 Kapitel. Kapitel V sind dabei die psychischen und Verhaltensstörungen. Diagnosen aus diesem Kapitel werden in dem Arztreport 2018 als psychische Störung angesehen und verstanden. Das Kapitel V umfasst dabei ganz unterschiedliche Arten von psychischen Störungen, von einer Depression und Angststörungen, bis hin zu psychischen und Verhaltensstörungen durch Tabak oder andere Suchtmittel.

Psychische Störungen bei jungen Erwachsenen

Ergebnisse des BARMER Arztreport 2018 zu psychischen Störungen bei jungen Erwachsenen allgemein zeigen, dass mit 7 Prozent im Jahr 2016 die somatoformen Störungen am häufigsten auftraten, gefolgt von Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen mit ebenfalls rund 7 Prozent und den depressiven Episoden mit 6 Prozent. Insgesamt waren 2016 rund 21 Prozent der jungen Männer von einer psychischen Störung betroffen, 31 Prozent der jungen Frauen und insgesamt rund 26 Prozent der jungen Erwachsenen. Vergleicht man diese Zahlen mit denen aus dem Jahr 2005, bedeutet das einen Anstieg der psychischen Störungen in dieser Altersklasse um 38 Prozent.

5 Prozent der jungen Erwachsenen hatten eine Diagnose aus der Gruppe „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“, worunter im weitesten Sinne Drogenmissbrauch verstanden werden kann. Die relevanteste Gruppe bei jungen Erwachsenen im Jahr 2016 bildet nach dieser Auswertung die der „Neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen“ mit 16 Prozent. Hierzu zählen die bereits erwähnten somatoformen Störungen und die Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen. Somatoforme Störungen sind gekennzeichnet durch wiederkehrende körperliche Beschwerden und die hartnäckige Forderung nach medizinischer Untersuchung, obwohl die Ärzte bereits negative Ergebnisse erzielt hätten und die Symptome laut der Ärzte nicht körperlich begründbar seien. Die zweitrelevanteste Gruppe bilden die „Affektiven Störungen“ mit 8 Prozent betroffenen jungen Menschen. Zu dieser Gruppe gehören auch die depressiven Episoden, die eben schon angesprochen wurden.

Wie relevant psychische Störungen schon in diesem Alter sind, zeigen die Werte für vollstationäre Krankenhausaufenthalte junger Erwachsener. 13,7 Prozent dieser erfolgen demnach aufgrund einer psychischen Störung. Noch deutlicher wird die Relevanz bei den Sterbefällen. Rund ein Fünftel der Sterbefälle junger Erwachsener sind demnach auf einen Suizid zurückzuführen.

Diese Daten beziehen sich auf alle jungen Menschen in Deutschland. Aber wie gut ist die psychische Gesundheit Studierender? Sind auch hier 2016 rund 26 Prozent von einer psychischen Störung betroffen gewesen?

Psychische Gesundheit Studierender

Der Arztreport 2018 der BARMER GEK betrachtet auch die psychische Gesundheit Studierender. Obwohl dabei durchschnittlich geringere Diagnoseraten von Studierenden gegenüber Nichtstudierender festzustellen waren, sind trotzdem mit 16 Prozent der Studierenden viele von einer psychischen Störung betroffen. Am häufigsten sind auch unter Studierenden Störungen aus der Gruppe „Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen“ mit 12 Prozent. Gefolgt wird dies von der Gruppe der „affektiven Störungen“ mit 5 Prozent betroffenen Studierenden.

Auch bei Studierenden ist die häufigste Diagnose die der somatoformen Störungen. Gefolgt wird diese Diagnose von depressiven Episoden und Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen.

Aber woher kommen diese Unterschiede zwischen Studierenden und Nichtstudierenden? Der Arztreport 2018 fand heraus, dass eine psychische Störung zwischen 15 und 19 Jahren die Wahrscheinlichkeit für einen Studienbeginn deutlich senkt (besonders gilt dies für Diagnosen aus der Gruppe „Intelligenzminderung“). Spätere Nichtstudierende erhielten in diesen Jahren doppelt so häufig die Diagnose einer psychischen Störung, als spätere Studierende. Das heißt, die Unterschiede in der psychischen Gesundheit bestanden zum Teil schon vor der Aufnahme eines Studiums und haben zu dessen Aufnahme oder Nichtaufnahme beigetragen. Eine Ausnahme hiervon bilden Diagnosen aus der Gruppe „Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren“, bei der eine leicht erhöhte Studienwahrscheinlichkeit einhergeht. Maßgeblich hierfür seien die Essstörungen verantwortlich. Eine Erklärung hierfür sei laut Arztreport 2018, dass Essstörungen vergleichsweise häufig bei Jugendlichen mit Bildungsniveau auftreten würden.

Fazit

Die psychische Gesundheit Studierender ist laut Arztreport 2018 der BARMER GEK zwar etwas besser, als die von Nichtstudierenden, dennoch sind mit 16 Prozent viele Studierende von einer psychischen Störung betroffen. Die Unterschiede in der psychischen Gesundheit bestünden laut Arztreport 2018 auch schon vor der Aufnahme eines Studiums. So senke die Diagnose einer psychischen Störung zwischen 15 und 19 Jahren die Wahrscheinlichkeit für eine Studienaufnahme enorm. Wenig verwunderlich ist, dass die vor allem für Störungen aus der Gruppe der Intelligenzminderung gilt. Auch wenn die psychische Gesundheit Studierender besser zu sein scheint, als die von Nichtstudierenden, sollten sie bei möglichen präventiven Angeboten nicht außeracht gelassen werden. Denn auch die psychische Belastung im Studium steigt stetig an, wie sie hier lesen können.

Hier finden Sie den Arztreport 2018 der BARMER GEK:

Arztreport 2018

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Über den Autor J Bohlken