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Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Ergebnissen der neu veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung, die sich mit der Ausbildungssituation in 2022 während der andauernden Corona-Krise beschäftigt hat.
Methodik der Studie
Bei der oben beschriebenen Studie handelt es sich um eine repräsentative Befragung die im Zeitraum vom 28. Januar bis zum 06. März 2022 in einer Face-to-Face-Befragung durchgeführt wurde. Um die Repräsentativität für ganz Deutschland zu gewährleisten, wurde innerhalb der Stichprobe von insgesamt 1.666 jungen Menschen im Alter von 14 bis 20 Jahren auf eine angemessene Verteilung der Bundesländer bei der Gewichtung der Ergebnisse geachtet.
Wahrnehmung von Ausbildung und Studium
Interesse an Ausbildung und Studium
Sowohl das Ausbildungsinteresse als auch das Studieninteresse von Jugendlichen in Deutschland ist in 2022 hoch. Drei Viertel der Schüler*innen ziehen eine Ausbildung in Betracht. Das Interesse an einer Ausbildung ist mit 80% bzw. 78% besonders hoch bei den Jugendlichen mit niedriger und mittlerer Schulbildung. Komplementär dazu ist das Studieninteresse besonders hoch bei Schüler*innen, die das Abitur anstreben. Allerdings sind auch 35% dieser Gruppe noch unentschieden, ob sie ein Studium und 43%, ob sie eine Ausbildung antreten wollen. Es liegt zudem die Vermutung nahe, dass angehende Abiturient*innen eine Ausbildung als Zwischenstation vor Beginn eines Studiums planen.
Einschätzung der Ausbildungs- und Studienchancen sowie politischer Bestrebungen
Betreffend der Ausbildungssituation in 2022 gehen 54% der Jugendlichen in Deutschland von gesunken Ausbildungschancen seit der Corona-Krise aus. Diese Annahme haben mit 68% insbesondere Schüler*innen mit geringer Schulbildung. Zudem sind 37% der befragten Jugendlichen der Meinung, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gäbe. Diese Zahl ist besonders groß unter den Hauptschüler*innen. Und das trotz des herrschenden Fachkräftemangels.
Mit Blick auf die erwarteten Studienplatzchancen von Jugendlichen zeichnet sich ein positiveres Bild. So sehen 52% der befragten Personen die Chancen auf einen Studienplatz nicht durch die pandemische Lage geschmälert. Insgesamt gehen 64% der Jugendlichen in Deutschland davon aus, dass ein höherer Schulabschluss in Krisenzeiten bessere berufliche Chancen ermöglicht.
Das Bestreben der Politik hinsichtlich der Ausbildungssituation in 2022 wird von den Proband*innen als zu gering bewertet. So bewerten 80% der Jugendlichen den Einsatz der Politik als nicht ausreichend.
Einschätzung und Bewertung von Berufsorientierungsangeboten
Berufsorientierung in Corona
Jugendliche bemängeln seit der Corona-Pandemie einen Mangel an betrieblichen Informationsangeboten zur Berufswahl sowie den Ausfall einschlägiger Fachmessen. Dahingegen fänden Angebote zur Berufsorientierung innerhalb der Schule wieder öfter statt. Diese werden von den Schüler*innen auch als mehrheitlich gut bewertet. So fühlen sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen durch ihre Schule gut bis sehr gut im Hinblick auf Ausbildung und Beruf informiert.
Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche
Die Suche nach einem Ausbildungsplatz kann schwierig sein. So sind 53% der Jugendlichen der Meinung, dass es schwer ist sich bei einer Fülle an Informationen zum Thema Ausbildung und Beruf zurechtzufinden. Aus diesem Grund sind Unterstützende sehr hilfreich. Es folgt eine Auflistung der häufigsten Unterstützungsinstanzen von jungen Menschen auf Ausbildungsplatzsuche:
- Eltern (78%)
- Schule und Lehrpersonal (56%)
- Berufsberatung der Arbeitsagentur (51%)
- Internet (45%)
- Bekannte und Verwandte (38%)
- Freund*innen (34%)
- Soziale Medien (16%)
- Coaches oder Übergangsbegleiter*innen (12%)
- Online-Tools (11%)
Dabei fühlt sich etwa die Hälfte der befragten Personen ausreichend unterstützt. Besonders hoch nachgefragt in Bezug auf weitere Unterstützung ist ein*e konkrete*r Ansprechpartner*in (präferiert innerhalbe der Schule), an den sich ausbildungsinteressierte Personen dauerhaft wenden können.
Ausbildungssituation in 2022: Wie geht es den Personen in Ausbildung?
Personen die bereits einen Ausbildungsplatz erhalten haben sind insgesamt sehr zufrieden mit diesem. Dies liegt wohl auch daran, dass 85% einen Ausbildungsplatz in ihrem gewünschten Berufsfeld erhalten haben und sich – ungeachtet der momentanen wirtschaftlichen Situation – auch nicht über eine spätere Übernahme sorgen.
Auswirkungen auf den Einstieg in die Arbeitswelt
Im Zuge der Pandemie kam es zu einer Präferenzverschiebung der Jugendlichen. Stand im vorherigen Jahr noch der Spaß bei der Entscheidung für einen Beruf gegenüber dem Gut der Sicherheit im Vordergrund, haben sich diese Werte in Bezug auf die Ausbildungssituation in 2022 angeglichen. Das Verlangen nach Sicherheit auf Kosten des Spaßes ist dabei besonders groß bei Jugendlichen mit geringer und mittlerer Schulbildung.
Insgesamt kann eine unterschiedliche Sicht auf die Zukunft je nach Schulabschluss konstatiert werden. So sind Schüler*innen mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss häufiger im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft besorgt, als (angehende) Abiturient*innen. Obwohl andere Studienergebnisse auch Sorgen und psychische Belastung des vergangenen Abiturjahrgangs feststellten.
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