Berufsorientierung am Gymnasium in den Bundesländern

Jedes Bundesland der Bundesrepublik Deutschland erstellt und veröffentlicht einen landeseigenen Lehrplan. Zu dieser Planung gehört ebenfalls eine Ausarbeitung zur vorgesehenen Berufsorientierung am Gymnasium. In diesen Veröffentlichungen ist festgehalten, mit welcher Struktur und welchem Ablauf, die Schüler und Schülerinnen auf ihre weitergehende Ausbildung vorbereitet werden.

Dieser Prozess ist für die jungen Erwachsenen unerlässlich, denn oft fühlen sie sich allein gelassen und wissen nicht in welche Richtung zu gehen wollen. Mit dem Druck seitens Gesellschaft und Familie wird es dann nur noch schlimmer. Ein Grund mehr für eine gut geplante Berufsorientierung während der Schulzeit. Um Ihnen einen Überblick zu verschaffen sind wir auf die einzelnen Konzepte der Berufsorientierung der sechzehn Bundesländer eingegangen und haben diese zusammengefasst. Wir weisen darauf hin, dass es sich hierbei um die Stellungsnahmen der Bundesländer handelt. Wir berichten nicht von der konkreten Umsetzung, denn diese kann von den Richtlinien und Empfehlungen der Ministerien abweichen. Zwischen den Bundeländern gibt es Ähnlichkeiten. Eine Nichterwähnung von Bestandteilen bedeutet nicht die Nichtexistenz dieser.

Berufsorientierung am Gymnasium in NRW

Die Stellungsnahme des Ministeriums für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen besagt, dass die Schulen eigenverantwortlich für die Einhaltung und Gestaltung der Berufsorientierung zuständig sind. Dabei dürfen die Mindestanforderungen des Ministeriums nicht unterschritten werden. Zusätzliches Angebot zur vorgeschriebenen Berufsorientierung im Rahmen des Curriculums der einzelnen Schule ist selbstverständlich erlaubt.

Die Berufsorientierung oder Studienorientierung gliedert sich in fünf Teilbereiche. Jeder dieser Bereiche wird abgeschlossen mit einer Beratung. Die Orientierung startet in der achten Jahrgangsstufe. Hier wird laut Ministerium eine Potenzialanalyse angewandt und mögliche Berufsfelder erkundet. Im zweiten Teil gilt es in der neunten Jahrgangsstufe die Arbeitswelt im Rahmen einer Praxisphase zu erkunden. Hierbei wird eine Erweiterung oder Vertiefung von Praxis-Erfahrungen angestrebt. In der zehnten Klasse werden Entscheidungen konkretisiert, indem die Schüler und Schülerinnen ihre Schwerpunkte für die Sekundarstufe II wählen und lernen sich zu bewerben.

Bei diesem Übergang sollen sie begleitet werden, da auch ein Abgang vor dem Abitur, das heißt mit mittlere Reife, möglich ist. Zu Beginn der Sekundarstufe II werden dann Hochschulen und Studienrichtungen erkundet. Dazu werden unter anderem individuelle Voraussetzungen für das persönliche Studium überprüft. Im letzten Teilbereich der Berufsorientierung heißt es für die jungen Erwachsenen sich zu bewerben und einzuschreiben.

Berufsorientierung am Gymnasium in Baden-Württemberg

Dieses Orientierungsprogramm sieht eine Zwei-Jahresplanung und permanente Begleitung durch entsprechende Lehrkräfte vor. Begonnen wird in der Sekundarstufe II. Die vier Halbjahre der zwei Jahrgangstufen werden in Module unterteilt. Dabei enthält das erste Halbjahr drei der insgesamt sieben Module. Zum Auftakt wird begonnen mit einer Pflichtveranstaltung bei der die Schülerinnen und Schüler authentischen Kontakt mit Studierenden und Auszubildenden bekommen. Sie werden auch Studienbotschafter genannt. Es werden Grundinformationen zum Thema Studium, Ausbildung und Beruf vermittelt. Im nächsten Modul wird ein Orientierungstest durchgeführt und ausgewertet. Er dient als Vorbereitung auf das dritte Modul, das einen Studieninfotag enthält. Nachdem die Schülerinnen und Schüler auf diesen Tag mit Informationen vorbereitet wurden, besuchen sie Hochschulen, um einen Anblick zu erlangen. Anschließend werden Erfahrungen und Eindrücke ausgewertet und als Hinweis für die Weiterarbeit genutzt. Das zweite Halbjahr der ersten Jahrgangsstufe beinhaltet Modul vier und fünf. Zunächst wird sich im vierten Modul auf der Basis der vorherigen Module mit den Interessen, Werten und Zielen auseinandergesetzt.

Während sich dieses Modul mit der innerlichen Orientierung befasst, behandelt das fünfte Modul die äußere. Hierzu wird unter Hilfestellung gezielt recherchiert, um den Orientierungsprozess weiterzuführen. Als variablen Teil in der ersten Jahrgangsstufe gilt der Besuch eines Studienorientierungsseminars sowie die Einbindung der Eltern bei einem entsprechenden Elternabend.

Die zweite Stufe der Sek. II sieht die Konkretisierung der innerlichen und äußerlichen Orientierung vor. Das heißt, die jungen Erwachsenen sollen sich klar werden über den Stand ihrer Informationen und Entscheidung. Daraus sollen sie ihre nächsten Schritte folgern. Darüber hinaus lernen sie in Trainings, Bewerbungen zu schreiben und verschicken diese schließlich. Das letzte Halbjahr beinhaltet das siebte Module, das auch als kontinuierlich verstanden wird. Hier geht es um den Besuch von Vortragsreihen, Studien- und Berufsmessen sowie individueller externer Beratung.

Die gesamte Ausarbeitung zur Berufsorientierung am Gymnasium in Baden-Württemberg, genannt „BOGY“, finden sie hier.

Berufsorientierung am Gymnasium in Rheinland-Pfalz

Auch in Rheinland-Pfalz gilt die Berufsorientierung an Schulen als bildungspolitischer Auftrag. Das Ministerium gibt Standards vor, die eingehalten werden müssen und stellt Lehrkräften entsprechendes Material zur Verfügung. Jede Schule hat ein Konzept zur Berufs- und Studienvorbereitung und -orientierung ihrer Schülerinnen und Schüler zu erstellen. Die enthaltenen Maßnahmen gelten dann als verbindlich. Dazu gehören unter anderem, die Wahl einer Berufswahlkoordinatorin oder eines Berufswahlkoordinators und das Führen eines Berufswahlportfolios für alle Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus ist jede Schule verpflichtet in ein regionales Netzwerk mit anderen Schulen und außerschulischen Partnern (Arbeitsagentur, Kammern, Verbände, Hochschulen etc.) verankert zu sein. Außerdem ist eine Durchführung eines Berufs- und Studienorientierungstags, sowie eines Langzeitpraktikums vorgesehen.

Berufsorientierung am Gymnasium in Hessen

Die Berufsorientierung am Gymnasium in Hessen umfasst grob 12 Punkte, welche in der landeseigenen OloV-Strategie (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) festgehalten sind.

  1. Jeder Schule ernennt eine Schulkoordinatorin oder Schulkoordinator zur Steuerung der fachübergreifenden Berufsorientierung.
  2. Die Koordinatoren erstellen zusammen mit anderen Lehrkräften Curricula für einer fachübergreifende Berufsorientierung.
  3. Durch Kompetenzfestellungen werden personalen, methodischen und sozialen Kompetenzen der Schüler ermittelt (nur Haupt-, Real- und Förderschulen).
  4. Ein daraus ermittelter Förderbedarf, wird in den Lehrplan des einzelnen eingebaut.
  5. Jährlich mindestens eine Berufsorientierungsveranstaltung.
  6. Sicherstellung der Fortbildung der Fachkräfte, die mit der Berufsorientierung in Verbindung stehen.
  7. Definierte Mindestkenntnisse werden in Blockpraktika oder Schülerpraktikum bzw. der betrieblichen Lerntage vermittelt. Eine Vor- und Nachbereitung der Tage findet im Unterricht statt.
  8. Durchführung mindestens eines professionelles Bewerbungstraining.
  9. Integration der Erziehungsberechtigten in die Berufsorientierung.
  10. Dokumentation der Berufsorientierung im sogenannten Berufswahlpasses.
  11. Arbeitsweltbezogene Inhalte in der Ausbildung von Lehrkräften (Empfehlung).
  12. Fachkräfte, die mit der Berufsorientierung in Verbindung stehen, sollten sozialpädagogischen Hintergrund haben (Empfehlung).

Berufsorientierung am Gymnasium  in Niedersachsen

Die Berufsorientierung in Niedersachsen sieht die Zusammenarbeit aller Fächer, die Integration der Erziehungsberechtigten und des externen Beratungsangebots und die Durchführung von schulischen Maßnahmen (wie zum Beispiel Praktika) vor. Jede Schule erstellt ein schuleigenes Konzept zur Berufsorientierung, das fächerübergreifend gilt und mit den unterrichteten Fächern folgende Handlungsfelder abdeckt:

  • H1 Reflexion der Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen
  • H2 Abgleich der Fähigkeiten und Fertigkeiten mit den Anforderungen von Berufen bzw.
    Studiengängen
  • H3 Nutzung der Kenntnisse bezüglich des regionalen und überregionalen Wirtschaftsraumes
  • H4 Auswertung praktischer Erfahrungen
  • H5 Nutzung von Angeboten zur Information, Beratung bzw. Unterstützung
  • H6 Planung der Berufs- bzw. Studienwahlentscheidung
  • H7 Qualifizierte Bewerbung

Die im Unterricht behandelten Handlungsfelder werden durch weitere Elemente im Rahmen der Praxistage ergänzt. Dazu zählen Kompetenzfeststellung (7.-11. Schuljahrgang), Zukunftstage (5.-9. Schuljahrgang), Betriebserkundungen (7.-10. Schuljahrgang), BIZ-Besuch (8.-11. Schuljahrgang), Kontakte mit berufsbildenden Schulen (8.-11. Schuljahrgang), Praktika (8.-12. Schuljahrgang), Bewerbungstraining (8.-13. Schuljahrgang), Berufs- und Studienberatung (8.-13. Schuljahrgang). Darüber hinaus sollte der Prozess der Berufsorientierung über die gesamte Schulzeit ab der fünften Klasse dokumentiert werden.

Berufsorientierung am Gymnasium in Sachsen-Anhalt

Das Land Sachsen-Anhalt vertritt die Meinung, dass erste Bereiche der Berufsorientierung bereits in der Primarstufe zu finden sind. So lernen Kinder schon früh Berufe aus ihrem Erfahrungsbereich kennen und ordnen ihnen Tätigkeiten zu. Zu dieser Zeit gilt es besonders Klischees entgegenzuwirken und soziale Kompetenzen zu vermitteln.
In der siebten Jahrgangsstufe rückt dann die Berufsorientierung stärker ins Blickfeld der Schülerinnen und Schüler. Hier gilt es für jeden durch die schulinternen Maßnahmen im Unterricht und der von der Schule gegebenen Vernetzung zunächst Erwartungen und Bedürfnisse zu ermitteln. Diese Art der Lebensplanung wird dann auf die Berufswelt projiziert. Dazu wird eine Kompetenzfeststellung des einzelnen Schülers mit den Anforderungen an die Arbeitswelt in Verbindung gebracht. Im zweiten Halbjahr werden dann Berufsbilder und Arbeitsplätze in Unternehmen in der Region erkundet. In der achten Klasse stehen weiterhin Kompetenzfeststellung und Betriebs- und Chancenerkundung im Vordergrund. Zudem stellt sich ein(e) Berufsberater(in) der Arbeitsagentur vor. Bewerbungstraining, Bewerbungsprozess und Durchführung eines Schülerpraktikums sind je nach Schule Teil der achten oder neunten Jahrgangsstufe.

In der Neunten findet außerdem die Online-Recherche zur Erkundung von Berufsperspektiven immer mehr Platz im schulischen Rahmen. Ebenso sind Besuche im BIZ(Berufsinformationszentrums) und Gespräche mit den zugehörigen Beratern geplant.

Zum Abschluss der Berufsorientierung der Sekundarstufe I werden in der zehnten Jahrgangsstufe zusätzlich zum bisherigen Angebot, Rechte und Pflichten von Auszubildenden vermittelt. Zur Orientierung in der Oberstufe helfen, neben dem weiter bestehenden Angebot der Sekundarstufe I, die neuen Wahlfächer. Für die Berufsorientierung ist jedoch nicht alleinig die Schule zuständig. Es versteht sich eine Einbeziehung von Erziehungsberechtigten, freiwilliger Eigeninitiative und externen Angeboten, wie die des BIZ.

Berufsorientierung an Gymnasien in Sachsen

Das Konzept der Berufsorientierung am Gymnasium  in Sachsen wurde in Zusammenarbeit von Schule, Berufsberatung und Wirtschaft erarbeitet. Es stellt Bausteine dar, durch die die Orientierung für Schülerinnen und Schüler sichergestellt werden soll. Schulen sollen diese als Arbeitshilfe annehmen, um schuleigene Konzepte zu entwickeln.

Das Konzept besteht aus sieben Punkten:

  1. Konzeptmanagement
  • Konzipierung und Planung von Berufsorientierungsaktivitäten im Rahmen der Schulentwicklung/Schulprogrammarbeit.
  1. Schulbesprechung der Agentur für Arbeit
  • sind  theoretische  und  praktische  Unterrichtssequenzen,  welche  die  Agenturen  für Arbeit  aufgrund  ihrer  Kompetenz  hinsichtlich  des  Arbeits-  und  Ausbildungsmarktes  neutral  und  kostenfrei anbieten. Dazu gehören:
    • Vorstellung der Wege nach der Mittelschule
    • Vorstellung des Dienstleistungsangebots der Arbeitsagentur
    • Informationen zu Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
    • Medienangebote der Arbeitsagentur
    • Berufsinformationszentrum (BIZ)
  1. Einblicke in die Wirtschaft
  • Aktivitäten wie Informieren, Erkunden, Simulieren, um realistische Vorstellungen von der Berufs- und Arbeitswelt zu entwickeln. Dazu gehören:
    • Betriebserkundungen
    • Erkundung im beruflichen Schulzentrum (BSZ)
    • Unternehmensplanspiel
  1. Praxiserfahrung
  • Die Schülerinnen und Schüler lernen durch eigenständige Tätigkeit den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt kennen. Stellt sich Unternehmen vor, konkretisiert seine Vorstellung der Arbeitswelt und setzt sich mit Alternativen auseinander. Dazu gehören:
    • Woche der offenen Unternehmen Sachsen
    • Kooperation im beruflichen Schulzentrum (BSZ)
    • Schülerfirma
    • Betriebspraktika
  1. Elternarbeit
  • Angebote für und von Eltern. Dazu gehören:
    • Elternabend zum Thema Berufsorientierung
    • Elternabend der Arbeitsagentur
    • Eltern stellen Berufe vor
  1. Individuelle Prozessbegleitung
  • Formelle Gespräche und Beratungen, um den Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge im Rahmen der Berufsorientierung zu verdeutlichen. Dazu gehören:
    • Einzelberatung der Arbeitsagentur
    • Schülersprechstunden
    • Elternsprechstunden
    • Selbst- und Fremdeinschätzung
    • Zeitplan Berufswahlprozess
  1. Bewerbungs- und Übergangsunterstützung
  • Vermittlung von Bewerbungskompetenzen unter Berücksichtigung von Bewerbungszeiträumen, Strategien, Bewerbungsformen sowie der Lage und Entwicklung des Ausbildungsmarktes. Dazu gehören:
    • Bewerberseminar
    • Bewerbungstraining
    • Bewerbungspaten
    • Selbsterkundung

Berufsorientierung am Gymnasium im Saarland

Die Berufsorientierung im Saarland ist in fünf Phasen aufgeteilt. Jede Phase enthält Richtlinien beziehungsweise Empfehlungen für Instrumente und Inhalte. Diese Inhalte beziehen sich auf die einzelnen Kernfragen der fünf Phasen.

  1. Orientierung durch Selbstreflexion und Fremdeinschätzung: Was kann ich? Was möchte ich? Was ist mir wichtig?
  • Instrumente:
    • Teilnahme an einem Verfahren zur Kompetenzfeststellung/-analyse (z. B. ProfilPASS für junge Menschen, Berufswahlpass)
  • Inhalte:
    • Stärken und Potenziale
    • Kompetenzen
    • Zukunftsvorstellungen
    • Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    • Eignung für Studiengänge und/oder
    • Ausbildungsberufe
  1. Orientierung durch Informationen und Wissen: Welche Berufe und Karrierewege gibt es? Was sind verlässliche Anlaufstellen? Wie sieht die Arbeitsmarktsituation aus?
  • Instrumente:
    • Berufsinformationsveranstaltungen
    • Studien- oder Berufsberatung
    • Ausbildungsmessen
    • Informationsveranstaltungen zur Berufs- und Arbeitswelt
    • Persönliche Beratungs- und Informationsgespräche (Berufsberatung)
    • Berufsorientierende Veranstaltungen im Klassenverband (Berufsberatung)
  • Inhalte:
    • Berufsbilder
    • Ausbildungs- und Karrierewege
    • Rahmenbedingungen und Regelungen der Arbeitswelt
    • Formale Zugangsbedingungen
    • Studium an einer Hochschule
    • Duales Studium
    • Duale Ausbildung
    • Ausbildungs- und Studienfinanzierung (BAFÖG für Schüler/-innen und Studierende, Stipendien)
  1. Orientierung durch praktische Erfahrungen in der Berufswelt: Wie sieht die Praxis aus? Ist das wirklich mein Traumberuf? Inwieweit werde ich den Anforderungen gerecht?
  • Instrumente:
    • Betriebserkundungen
    • Berufsfelderkundungen
    • Oberstufenpraktikum
    • Hochschulerkundung
  • Inhalte:
    • Fachliche Kompetenzen
    • Überfachliche Kompetenzen/Soft Skills
    • Reflexion/Entscheidung über den zukünftigen schulischen oder beruflichen Weg
  1. Orientierung durch die Gestaltung von Bewerbungsprozessen: Wie präsentiere ich mich erfolgreich?  Wie werde ich Auswahlkriterien gerecht?
  • Instrumente:
    • Bewerbungstraining zur Erstellung von
    • Bewerbungsunterlagen
    • Üben von Bewerbungsgesprächen und Eignungstests
    • Handlungsorientiertes Bewerbertraining zu den Themen Bewerbungsgespräche, Eignungstests
  • Inhalte:
    • Bewerbungsschreiben und Lebenslauf
    • Online-Bewerbungen
    • Zulassungs- und Bewerbungsverfahren der Hochschulen
    • Anforderungsorientierte Selbstpräsentation /„Selfmarketing“
  1. Übergang erfolgreich vollziehen
  • Ausbildung
  • Weitere schulische Qualifizierung

Dieser Prozess wird mit persönlichen Beratungsgesprächen begleitet und mit einem Berufswahlportfolio dokumentiert. Inhalte hierbei sind: Zeugnisse und formale Bescheinigungen, Entscheidungsprozesse, Entwicklungsprozesse, anlassbezogene Fragen und Probleme.

Berufsorientierung an Gymnasien in Bayern

Berufsorientierung ist ein zentraler Bildungsauftrag für die Schulen in Bayern. Neben den einzelnen Fächern, die für die grundlegende Vorbereitung auf Studium und Beruf zuständig sind, bietet die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern eine Möglichkeit der gezielten Orientierungshilfe. Zum Beispiel Praktika oder Projekte und Unternehmenserkundungen geben den Schüler einen Einblick in die moderne Arbeitswelt. Darüber hinaus stehen an Gymnasien Beratungslehrer für Fragen und Unterstützung bereit.

In der Mittelstufe sind Wirtschaft und Recht Leitfächer für den ersten Einblick in die Berufswelt. In der Oberstufe werden die Schüler dann durch zwei speziell in Bayern angebotene Seminare vorbereitet.

  • Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar)
    • Eineinhalb Jahre
    • Reflektion eigener Interessen und Fähigkeiten
    • Recherche von Informationen zu Studiengängen und Berufsfeldern
    • Bewerbungsstrategien, -schreiben, -gespräche
    • Projekt, bei dem praxisbezogene Kompetenzen geübt und vertieft werden
    • Einbindung von externen Partnern
  • Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W-Seminar)
    • Eineinhalb Jahre
    • Heranführung an wissenschaftliche Arbeitsweisen der Hochschulen
    • Seminararbeit in einem wissenschaftlichen Fachgebiet (Wahlfach)

Berufsorientierung am Gymnasium in Hamburg

Die Behörde für Schule und Bildung hat die Veränderung an Schulen wahrgenommen und mit einem neuen Rahmenkonzept für die Berufsorientierung an Gymnasien reagiert. Besonders ist dabei, dass die Berufsorientierung fest in das Curriculum verankert und benotet werden soll.

In der gymnasialen Oberstufe wird mit der individuellen Orientierung begonnen. Das heißt, Stärken und Interessen werden analysiert. Kompetenzen, Potenziale und Ziele erforscht, ebenso wird Verantwortung für den eigenen Lern- und Arbeitsprozess übernommen. Hierzu sind folgende Methoden oder Instrumente gegeben:

  • Testverfahren zur Selbsteinschätzung von außerschulischen Anbietern wie der Universität Hamburg
  • Selbstkonzept weiterentwickeln
  • Zielorientierungsworkshop der Servicestelle BOSO² und der eigenen Schule

Es geht weiter mit der beruflichen und ökonomischen Orientierung. Dabei werden Chancen und Potenziale akademischer und beruflicher Bildung, sowie Struktur der Berufs- und Arbeitswelt vermittelt. Abgerundet wird es mit berufsbezogenem Fachwissen. Vorgeschlagenen Methoden und Instrumente sind dabei:

  • Mitarbeit in Schülerfirmen
  • Expertinnen bzw. Expertengespräche
  • Fachspezifische oder fächerübergreifende Forschungsprojekte
  • Kooperationspartnerschaften
  • Selbst gestellte Aufgabe zur Berufsorientierung (Facharbeit)
  • Besondere betriebliche Lernaufgabe
  • Analyse und Präsentation eines Betriebsprofils
  • Berufe, Tätigkeitsfelder, Anforderungsprofile analysieren und Studiengänge mit verschiedenen Berufsfeldern verbinden
  • Grundlegende Anforderungen – essentielle Persönlichkeitsmerkmale verbinden
  • Einblicke in die Hochschule und in einen Studiengang nach Wahl nehmen

Berufsorientierung an Gymnasien in Bremen

Gymnasien in Bremen sind angehalte ein schulinternes Konzept zur Berufsorientierung zu gestalten. Dieses schließt eine Potenzialanalyse, die Dokumentation des Fortschritts in einem Berufswahlpass, eine Schülerfirma sowie einen jährlichen Girls‘ Day ein. Des Weiteren zählen hier das Angebot der Arbeitsagentur und das Absolvieren eines Schülerpraktikums dazu. Darüber hinaus können zum Beispiel Gymnasien weitere Praxismodule anbieten (Praxistage, Werkstatttage, etc.). Bei diesen Prozessen sollen Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften begleitet und Erziehungsberechtigte miteinbezogen werden. Bei individuellen Gesprächen sollen außerdem Möglichkeiten des Anschlusses nach dem Abitur aufgezeigt und Feedback gegeben werden. In der gymnasialen Oberstufe durchlaufen Schülerinnen und Schüler dann ein Verfahren zur Kompetenzfeststellung, das Aufschluss sowohl über die Eignung für Studiengänge als auch für Ausbildungsberufe gibt durchlaufen.  Zudem erhalten sie im Rahmen eines Praktikums, einer Hospitation, einer Erkundung oder einer Informationsveranstaltung, die vor- und nachbereitet wird, einen Einblick in eine Hochschule.

Berufsorientierung am Gymnasium in Berlin und Brandenburg

In Berlin wurde ein Landeskonzept für Berufsorientierung erstellt, das sich das „Modell der qualifizierten Vierstufigkeit“ nennt. Dieses Konzept besteht aus vier aufeinander aufbauenden Ebenen der Jahrgangstufen sieben bis zehn. Die Stufen haben folgenden Inhalt:

Jahrgangsstufe sieben:

  • Betrieblicher Erstkontakt / Betriebserkundung halbtägig, in mehreren Berufsbereichen

Jahrgangsstufe acht:

  • Kurzpraktika in Neigungsgruppen, Berufspraktische Erprobungen in mehreren Berufsbereichen in Lehrwerkstätten bei Bildungs-dienstleistern, Betrieben / Oberstufenzentren

Jahrgangsstufe neun:

  • Betriebspraktikum (Integrierte Sekundarschule: 3 Wochen, Gymnasium: 2 Wochen)

Jahrgangsstufe zehn:

  • Vertiefendes Betriebspraktikum in einem Betrieb

Der durch Lauf dieses Moduls wird begleitet mit einer kontinuierlichen Dokumentation im Berufswahlpass. Schüler, Lehrer und Erziehungsberechtigte können durch ein von Experten gebildetem Team beraten werden. Hierzu zählen eine Koordinatorin oder einem Koordinator für Berufs- und Studienorientierung, eine Berufsberatungsfachkraft der Agentur für Arbeit sowie einer Lehrkraft der beruflichen Schulen.

Darüber hinaus wurde ein Berliner Programm beschlossen, das die Berufsorientierung abrunden soll. Das BVBO (Berliner Programm vertiefte Berufsorientierung) knüpft an die ersten Berufserfahrungen in der achten Jahrgangsstufe an. Durch aufeinander aufbauende Workshops, Betriebserkundungen, Schnupperpraktika und längere berufspraktische Phasen wird der Berufswunsch gefestigt. Die verfolgten Ziele werden durch diese Module des BVBO erreicht:

  • Modul I: Berufsfelderkundung / Berufspraktische Erprobung
  • Modul II: Kompetenzfeststellung
  • Modul III: Ergänzung und Vertiefung des Betriebspraktikums
  • Modul IV: Vertiefendes Betriebspraktikum und Vorbereitung auf den Übergang
  • Modul V: Berufs- und Studienorientierung in der Sekundarstufe II

Berufsorientierung am Gymnasium in Mecklenburg-Vorpommern

Die schulische Berufsorientierung in Mecklenburg-Vorpommern geschieht auf mehreren Ebenen:

  • im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik und Informatik,
  • in der fachpraktischen Förderung,
  • im Fachunterricht durch Praxislernen und Praxisnähe,
  • im Schülerbetriebspraktikum und
  • in schulischen Projekten/Exkursionen.

Der Unterricht wird handlungs- und praxisorientierter gestaltet. Die Umsetzung des Landeskonzeptes erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur vor Ort und den Erziehungsberechtigten der Schülerinnen und Schüler. Die Dokumentation der Berufswahl im Berufswahlpass wird empfohlen. Wichtige Bestandteile des Landeskonzepts sind:

  • Girls‘ Day
  • Potenzialanalyse
  • Schülerbetriebspraktikum/Sozialpraktikum
  • Fortbildung der Lehrkräfte
  • Schulsozialarbeit

Zu jedem Punkt werden Empfehlungen für den Rahmen in dem die Maßnahmen stattfinden sollen ausgesprochen. Missstände und Nachholbedarf sind dem Land Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Lösungsvorschläge für Schulen werden im Landeskonzept aufgeführt. Einige der im Konzept aufgeführten Punkte beziehen sich nur auf Schülerinnen und Schüler des nichtgymnasialen Bildungsganges, werden allerdings für Gymnasien empfohlen. Bei der Berufsorientierung wird spürbar unterschieden zwischen gymnasialem und anderen Bildungsgängen unterschieden. Darüber hinaus verweist das Landeskonzept an das schulexterne Angebot der Berufs- und Studienorientierung.

Berufsorientierung an Gymnasien in Schleswig-Holstein

Um die Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten, hat das Land Schleswig-Holstein ein Landeskonzept für Gymnasien erstellt. In diesem Konzept sind Zielvorgaben und Methodenvorgaben enthalten. Darüber hinaus enthält es Vorschläge für Schulen zum Einbinden in das schulinterne Curriculum.

Methodenvorgaben sind zum Beispiel, die Benennung eines Ansprechpartners für die Berufsorientierung und ein Betriebs- sowie Wirtschaftspraktikum (jeweils mindestens einwöchig, möglichst 14-tägig). Dazu zählen außerdem Berufsorientierungstage (2-3 Unterrichtstage pro Jahrgang). Der Durchlauf dieser Methoden von jedem einzelnen Schüler sollen mit dem Berufswahlpass begleitet und möglichst schriftlich gewürdigt werden (Bescheinigung).

Die erwähnten Vorschläge beziehungsweise Empfehlung für das schulinterne Curriculum beginnen in der siebten Klasse. Gestartet wird mit der Einführung des Berufswahlpasses und der Vermittlung seiner Funktion. Dazu gehört auch ein erster Berufsorientierungstest. In der achten Klasse werden über den Unterricht erste Vorbereitungen für das Betriebspraktikum getroffen. Dazu kommen ein Besuch im Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur und vorbereitendes Bewerbungstraining. Anschließend wird in der neunten Klasse das abzuschließende Betriebspraktikum vor- und nachbereitet, sowie ein Besuch einer Berufsinformationsmesse eingeplant. Des Weiteren wird empfohlen folgende fakultative Angebote für Schüler zu nutzen:

  • Girls‘ Day / Boys‘ Day
  • Wirtschaftsspiele / Schülerfirmen
  • Tag der Ausbildung / Job Watching
  • Career Days und andere Veranstaltungen mit Fachleuten aus Hochschule und Wirtschaft oder auch mit Ehemaligen
  • Joblab
  • Profiling (privater Anbieter)

In der Sekundarstufe II gewinnt die Berufs- und Studienorientierung an Bedeutung. Deswegen wird vom Land Schleswig-Holstein empfohlen, Informationsveranstaltungen und Tests mit Einzelberatungen des Berufsinformationszentrums zu Rate zu ziehen. Die Entscheidung bezüglich Freistellungen für dieses Angebot obliegt der Schule. Darüber hinaus wird eine Vor- und Nachbereitung des zu absolvierenden Wirtschaftspraktikums geplant. Weiterhin empfiehlt das Landeskonzept außerschulische Maßnahmen, wie zum Beispiel ein Schnupperstudium, Betriebserkundungen, u.v.m.

Berufsorientierung an Gymnasien in Thüringen

Die Berufsorientierung in Thüringen verläuft laut Landeskonzept in vier Phasen. Diese vier Phasen sind unterteilt in Aufgaben der schulischen Berufsorientierung (grundlegend) und unterstützende Leistungen durch Bildungspartner (vertiefend und zusätzlich):

  • Einstimmen
  • Erkunden
  • Entscheiden
  • Erreichen

Einstimmen:

Die Einstimmen-Phase wird in der Regel in der siebten und achten Klassenstufe durchlaufen. Mithilfe von Projekten, praktisch orientiertem Unterricht, Medien und Exkursionen erfassen Schülerinnen und Schüler die Bedeutung von Berufswahl. Es wird ein Berufswahlpass eingeführt und Berufsneigungstests beziehungsweise Selbsterkundungsprogramme durchgeführt.

Erkunden:

In der Regel wird die Erkunden-Phase in der achten und neunten Klassenstufe durchlaufen. Ziel ist es das spezifischeres Wissen über Berufsbilder erlangt wird, Merkmale erkundet und erste Praxiserfahrungen gesammelt werden. Dazu dient neben Betriebserkundungen und Projekten insbesondere die Organisation sowie die Vor- und Nachbereitung des durchzuführenden Schülerbetriebspraktikums. Des Weiteren werden Planspiele, Schülerfirmen oder ähnliches organisiert. Ein Bewerbungstraining gehört genauso zum Programm wie das Ermöglichen von Messen und Informationsveranstaltungen.

Entscheiden:

In der neunten und zehnten Klassenstufe wird in der Regel die Entscheiden-Phase durchlaufen. Hier steht im Fokus, dass sich Schülerinnen und Schüler selbstreflektierend über Anforderungen und Berufsbilder informieren und eigene Bewerbungsunterlagen erstellen. Dabei helfen wieder Informationsveranstaltungen, Projekte, Praktika inklusive Vor- und Nachbereitung, Planspiele, Schülerfirmen und Medien.

Erreichen:

Die letzte Phase, Erreichen, findet in der Regel von der neunten bis 13. Klassenstufe statt. In dieser Phase setzen sich Schülerinnen und Schüler mit nachschulischen Lebensbedingungen auseinander, können den eigenen Entwicklungsstand selbstkritisch reflektieren und einschätzen, sowie berufliche Alternativen sondieren und erfolgreich umsetzen. Hierbei helfen geplante Besuche von Ausbildungsbörsen und Trainings zu Vorstellungsgesprächen. Auch hier sind Praktika und die Planung von Projekten wichtige Akteure. Die Stärkung der Informations- und Entscheidungskompetenz sowie ein Schnupperstudium bringen das Ziel näher.

Das Durchlaufen der Phasen wird von Beginn an mit dem Berufswahlpass begleitet und Fortschritte in ihm dokumentiert.

 

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Über den Autor Jan Bohlken

Jan Bohlken (Gründer & Inhaber des Profiling Institut) ist Studien- und Berufsberater, Karrierecoach und Personalberater. Im Blog des Profiling Instituts setzt er sich regelmäßig mit den verschiedensten Themen aus dem Umfeld Schule, Studium, Karriere und Bildung auseinander.