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Die Digitalisierung ist immer noch ein ständiger Begleiter in unserem Leben, sowohl privat als auch beruflich. Auch die Ausbildung ist hiervon betroffen. Wie weit ist die Digitalisierung von Ausbildungen? Wo stehen Unternehmen? Was wird bereits genutzt?

Aktuelle Ergebnisse

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat sich mit dem Thema der Digitalisierung von Ausbildungen in ihrer herausgegebenen Studie 01/2020 „Ausbildungsunternehmen 4.0 – Digitalisierung der betrieblichen Ausbildung“, welche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, befasst. Hierzu nutzten sie Ergebnisse des IW-Personalpanels 2019, welches eine Unternehmensbefragung war. Teilgenommen hätten hierbei 1061 Unternehmen. Dabei wurden sowohl die Inhalte der Ausbildungen einbezogen, ebenso wie die Methoden, mit denen diese vermittelt werden würden.

Intensität der Auseinandersetzung

Auf die Frage, ob sich die Unternehmen bereits mit der Digitalisierung von Ausbildungen befasst hätten, hätten 36 Prozent angegeben, dies bereits (sehr) intensiv getan zu haben. Diese Beschäftigung mit dem Thema sehe das IW als strategisch oder systematisch an.

Weitergehend habe es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung neuer und digitaler Technologien und dem Ausmaß der Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung von Ausbildungen gegeben. Unternehmen mit mehr eingesetzten Technologien hätten sich auch intensiver mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Auch die Branche, in der sich ein Unternehmen befinde, scheine einen Einfluss auf die Intensität der Auseinandersetzung mit dem Thema zu haben. Unternehmen im Dienstleistungsbereich hätten sich mehr mit der Digitalisierung von Ausbildungen auseinandergesetzt als solche in Industrie und Bau (24,5 Prozent befassten sich (sehr) intensiv). Vor allem im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich sei die Auseinandersetzung groß (42,1 Prozent).

Als letztes spiele auch die Unternehmensgröße eine Rolle. Größere Unternehmen würden sich deutlich intensiver dem Thema widmen (53,2 Prozent befassten sich (sehr) intensiv) als kleine (35,8 Prozent) und mittlere (35,4 Prozent).

Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem digitalen Bereich

Als nächstes wurde betrachtet, welche Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem digitalen Bereich in der Ausbildung vermittelt würden. Am intensivsten würde dabei die Anwendung von berufs- oder fachspezifischer Software verfolgt (70,8 Prozent verfolgen dies (sehr) intensiv). Es sei Unternehmen somit laut IW wichtig, Anwenderwissen von IT zu vermitteln. Das selbstständige Lösen von aufkommenden Anwendungsproblemen digitaler Dinge, werde hingegen nur von 18,4 Prozent (sehr) intensiv vermittelt und liegt damit auf dem vorletzten Platz vor dem Erstellen von einfachen Anwendungen oder Programmen (22 Prozent).

Die angemessene Kommunikation mit Kolleg/innen, Kund/innen und Geschäftsparnter/innen über digitale Kanäle folgte an zweiter Stelle (61,3 Prozent würden dies (sehr) intensiv verfolgen). Die Nutzung digitaler Tools für die Teamzusammenarbeit werde allerdings nur von 43,6 Prozent (sehr) intensiv verfolgt.

Ebenfalls in vielen Unternehmen (sehr) intensiv vermittelt werde das Thema Datenschutz und Datensicherheit (56,7 Prozent). Auch die Recherche von Informationen über das Internet, sowie die Bewertung der Qualität dieser werde in 52,3 Prozent der Unternehmen (sehr) intensiv verfolgt bzw. vermittelt. Ähnliche viele Unternehmen gaben dies für die Vermittlung von Kenntnissen zur Nutzung digitaler Medien für den Lernprozess der Auszubildenden an (51 Prozent). Wie stark das Bedienen von digitalen Maschinen und Anlagen vermittelt werde, hänge stark von der Branche des Unternehmens ab.

Das IW kam zu dem weiterführenden Ergebnis, dass die meisten Unternehmen (16,8 Prozent) 5 Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem digitalen Bereich vermitteln würden. Der Durchschnitt der vermittelten Fähigkeiten liege bei 4,3. Keine der Fähigkeiten und Kenntnissen würden lediglich 6,3 Prozent der Unternehmen vermitteln. Auch hier seien Unternehmen aus der unternehmensnahen Dienstleistungsbranche vorne zu finden, während solche aus Industrie und Bau weniger Fähigkeiten vermitteln würden. Auch Unternehmen, die viele Technologie aus dem digitalen Bereich verwenden würden, würden mehr Fähigkeiten an die Auszubildenden vermitteln.

Digitale Lernangebote

Als nächstes betrachtet das IW die Nutzung von digitalen Lernangeboten, um die Digitalisierung von Ausbildungen weiter zu beleuchten. So soll ermittelt werden, ob sich neben den Inhalten auch die Methoden der Wissensvermittlung verändert hätten. Am häufigsten würden Wikis, Wissensbibliotheken und Online-Foren benutzt werden (54,6 Prozent der Unternehmen würden dies nutzen). 45 Prozent würden weitergehend digitale Arbeitsmittel gezielt als Lernmedien einsetzen. Weitere 41,2 Prozent würden Lernvideos und Podcasts verwenden. Webbasiertes und interaktives Lernen bspw. in Form von Webinaren würden 38,2 Prozent verwenden.

Zu den weniger häufig eingesetzten Methoden zählen ein digitales Berichtsheft (31,1 Prozent), Lernprogramme welche web- oder computerbasiert sind (29,4 Prozent), Lernerfolgsmessungen in digitaler Form, wie online durchgeführte Tests (24,5 Prozent), Lernplattformen (19,9 Prozent) und Lernspiele (5,3 Prozent).

Nur 14,7 Prozent der Unternehmen würden keine der Methoden nutzen. Im Mittel würden die Unternehmen laut IW 3,3 Methoden nutzen. Große Unternehmen würden dabei mit durchschnittlich 5 Methoden deutlich mehr einsetzen als keine und mittlere mit nur 4,3. Auch Unternehmen im Dienstleistungsbereich würden wieder mehr Methoden nutzen, ebenso wie Unternehmen mit mehr eingesetzten digitalen Technologien mehr nutzen würden. Auch das Ausmaß, in dem Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem digitalen Bereich vermittelt würden, würde beeinflussen, wie viele Methoden genutzt würden. Je mehr Fähigkeiten vermittelt würden, desto mehr der Methoden würden auch genutzt.

Die Ausbilder/innen

Ebenfalls wichtig für die Digitalisierung von Ausbildungen, so das IW, seien die Ausbilder/innen und deren Wissenstand. Dieser scheine in der Mehrheit der Unternehmen ausreichend zu sein. So gaben 58,1 Prozent an, die Ausbilder/innen würden sich regelmäßig vertraut machen mit den neuen digitalen Technologien des Unternehmens. Dabei habe es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der im Unternehmen eingesetzten Technologien und dem Anteil der vertrauten Ausbilder/innen gegeben. In Unternehmen, die 4 oder sogar mehr Technologien nutzten, würden sich besonders viele Ausbilder/innen regelmäßig vertraut machen (80,1 Prozent). In Unternehmen, die weniger als 2 Technologien nutzen würden, liege der Anteil fast bei der Hälfte (44 Prozent).

Die regelmäßige inhaltliche und methodische Weiterbildung der Ausbilder/innen finde in 57,2 Prozent der Unternehmen statt. Dennoch seien weitergehende Weiterbildungsangebote im digitalen Bereich notwendig, so das IW.

Fazit

Das IW zieht aus diesen Ergebnissen zur Digitalisierung von Ausbildungen folgendes Fazit. Da fast alle Unternehmen Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem digitalen Bereich vermitteln würden (ca. 94 Prozent) und ebenfalls viele digitale Methoden zum Lernen nutzen würden (ca. 85 Prozent), sowie über der Hälfte der Unternehmen angaben, dass sich Ausbilder/innen über neue Technologien regelmäßig informieren würden (ca. 59 Prozent), werde klar, dass Unternehmen schon viel zum Thema Digitalisierung im Alltag der Ausbildungen umsetzen würden. Mit Blick auf das Ergebnis, dass nur 36 Prozent angaben, sich (sehr) intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt zu haben könne man laut IW interpretieren, dass diese Aktivitäten und Anstrengungen nicht strategisch, sondern eher operational angelegt seien könnten. In desem Bereich gebe es demnach Unterstützungsbedarf, ebenso wie bei der weiteren Weiterbildung von Ausbilder/innen.

Hier finden Sie die Studie 01/2020 des Instituts der Deutschen Wirtschaft:

Ausbildungsunternehmen 4.0 – Digitalisierung der betrieblichen Ausbildung

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Über den Autor J Bohlken