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Das Institut der deutschen Wirtschaft hat aktuell einen Bericht veröffentlicht, der sich mit der Arbeitsmarktsituation im pharmazeutischen Segment beschäftigt. Dahingehend kommen die Autoren Schumacher und Malin zu dem Ergebnis, dass sich seit Mitte 2021 die Fachkräftelücke in pharmazeutischen Kernberufen verschärft und demografiebedingte Entwicklungen zu einer Verfestigung der Lage beitragen könnten.
Was sind pharmazeutische Kernberufe?
Unter den Begriff der pharmazeutischen Kernberufe werden 20 der 205 pharmarelevanten Berufe subsumiert, die außerordentlich wichtig für die Ausführung branchenspezifischer Tätigkeiten in der Forschung und Produktion im Arzneimittelbereich sind. Im Jahr 2021 arbeiteten in Deutschland etwa 277.000 qualifizierte Beschäftigte in pharmazeutischen Kernberufen. Über 50.000 von ihnen waren dabei direkt in der Pharmaindustrie beschäftigt.
Fachkräftelücke in pharmazeutischen Kernberufen
Unabhängig von der beruflichen Passung kamen in Pharmakernberufen zwischen Juli 2021 und Juni 2022 insgesamt etwa 8.000 Arbeitslose auf 6.400 offene Stellen. Vergleicht man dies mit den Zahlen aus 2019 fällt auf, dass es in Bezug auf das Stellenangebot zu einer Steigerung von rund 20% kam, während die Zahl der qualifizierten Arbeitslosen hingegen noch um zwei Prozentpunkt sank.
Die Stellenüberhangsquote stellt ein methodisches Erhebungsinstrument dar, welches die berufliche Passung zwischen den angebotenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt und den Qualifikationen der Arbeitslosen mit einbezieht und stellt somit eine wichtige Kennziffer in Bezug auf die Fachkräftelücke in pharmazeutischen Kernberufen dar. Im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 lag die Stellenüberhangsquote bei ca. 11%.
In der Erhebung sind sowohl Arbeitslose auf Fachkraftniveau (mit einer entsprechenden Berufsausbildung) als auch solche auf Expertenniveau (mit einem Master- oder Diplomabschluss) miteinbezogen worden. Denn Personen beider Qualifikationsniveaus sind maßgeblich bei den Bereichen Forschung, Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln im Pharmaziesegment beteiligt. So arbeiten ca. 20% aller betreffenden Fachkräfte und 10% aller Chemie- und Pharmatechniker*innen auf Expertenniveau direkt in der Pharmabranche.
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Fachkräftelücke in pharmazeutischen Kernberufen
Engpässe im Fachkraftbereich innerhalb der Chemie- und Pharmatechnik bestehen in Deutschland seit über zehn Jahren. Während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 kam es zwar zu einer kurzzeitigen Entlastung, da weniger Stellen ausgeschrieben wurden und mehr qualifizierte Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt verfügbar waren. Doch bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 nahm die Arbeitskräftenachfrage wieder stark zu. Die Stellenüberhangsquote liegt heute zwar noch unterhalb des Vorkrisenniveaus, allerdings dürfte sich die Lage demografiebedingt weiter verschärfen.
Denn etwa ein Viertel der heute im Bereich der Chemie- und Pharmatechnik Beschäftigten sind über 55 Jahre alt. Insbesondere auf dem Qualifikationsniveau der Expert*innen mit Master- oder Diplomabschluss im Bereich Chemie- und Pharmatechnik wird der demografische Wandel wohl große Veränderungen mit sich bringen. Denn mit 36% der heute beschäftigten Expert*innen steht mehr als ein Drittel im Laufe der nächsten Dekade vor dem Renteneintritt. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, da die Forschung, Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln in Deutschland nicht ohne entsprechendes Fachpersonal aufrechterhalten werden kann.
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