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Das Thema Kinder und Geduld ist eines, das viele Eltern beschäftigt. Die Kleinen quengeln und scheinen nicht eine Minute warten zu können, bis man sich ihnen zuwendet. Ist das normal? Wie ist es mit Kindern und Geduld? Können sie das (Ab-)Warten lernen?

Eine Frage des Trainings

Beim Thema Kinder und Geduld könne Eltern schnell verunsichern. Sie wünschen sich, dass ihr Kind wohlwollen und vermeintlich wohlerzogen abwartet, bis man sich ihnen zuwenden kann oder wartet, bis es z.B. bei Ärzt/innen drankommt. Doch die Realität sieht oftmals anders aus. Die Kinder werden nach kurzer Zeit nervös, fangen an zu quengeln und warten alles andere als geduldig.

Dieses Verhalten ist keine Seltenheit und alles andere als besorgniserregend, denn Kinder müssen erst lernen, geduldig zu sein. Geduld und das artige Warten sind nichts, was sie von sich aus können, sondern erst nach und nach lernen müssen und auch erst lernen können. Denn wie gut oder lang ein Kind warten kann, hängt auch mit seinem Alter und Entwicklungsstand zusammen.

Babys könne dabei sehr wenig warten und nicht geduldig sein. Sie können nur impulsiv agieren und verleihen ihren Gefühlen und Bedürfnissen im Moment Ausdruck. Zeit oder andere Dinge, wie die Sprache, sind ihnen fremd, weshalb sie nicht verstehen können, warum die Eltern nicht herbeikommen. Schreit das Baby jedoch, während die Eltern tatsächlich für einen kurzen Moment noch beschäftigt sind, müssen diese allerdings nicht in jedem Fall direkt zu ihm eilen. Mehr dazu lesen Sie weiter unten.

Mit zunehmendem Alter können Kinder auch immer länger warten und geduldig sein. Hierbei spielt auch das Entwickeln eines Zeitgefühls eine Rolle, ebenso wie die erweiterte Wahrnehmung der Umgebung und die allgemeine kognitive Entwicklung des Kindes. Geduld kann nach und nach kommen und ist eben nicht direkt vorhanden.

Wie die Geduld unterstützen?

Kinder und Geduld gehören also nicht von Anfang an zusammen, sondern das geduldige Warten muss erst nach und nach erlernt werden. Dabei können Eltern einiges tun, um diesen Lernprozess zu unterstützen und ihren Kindern helfen, geduldiger zu werden. Nachfolgend werden einige Tipps und Anregungen hierfür vorgestellt. Diese sind nicht als allgemeingültig oder abschließend anzusehen, sondern lediglich als Möglichkeiten.

Kommunikation und Zeitintervalle deutlich machen

Schon im Baby und Kleinkindalter können Eltern das Thema Kinder und Geduld aufgreifen. Wie bereits erwähnt, müssen tatsächlich beschäftigte Eltern, die beispielsweise gerade Wasser abgießen oder duschen, nicht in jedem Fall direkt zum schreienden Baby eilen, auch wenn dieses nicht geduldig sein kann. Oft ist es nicht schlimm, wenn die Eltern einen Moment brauchen, um beim Baby zu sein. Viele Eltern haben ein Gefühl dafür, warum das Baby gerade schreit. Können sie einschätzen, dass es nicht aufgrund von akuten Schmerzen oder anderen akuten Dingen schreit, können sie unmittelbar beginnen beruhigend mit ihm zu sprechen, bis sie wenig später zum ihm können. So wird dem Kind durch den Ton und die Sprechart vermittelt, dass alles gut ist, auch wenn sie nicht direkt physisch bei ihm sein können.

Dieses mit dem Kind sprechen und ihm erklären, warum man gerade nicht kann und vor allem wann man für es da ist, ist auch später ein wichtiger Bestandteil, um Kindern Geduld zu vermitteln. Dabei sollten Eltern jedoch, vor allem bei kleinen Kindern, vermeiden, wage Zeitangaben zu machen (z.B. gleich, demnächst oder auch in 5 Minuten), um ihm zu vermitteln, wann man für es Zeit hat. Kindern fällt es schwer, solche Zeitspannen einzuschätzen. Besser ist es, konkrete Dinge zu nennen. Ein Beispiel könnte sein, dass das Elternteil sagen, es hat Zeit, sobald das Telefonat beendet ist. Oder dass das Kind noch einmal schlafen muss, bis das Ereignis stattfindet. So können die Kinder besser einschätzen, wann es soweit ist und auch besser verstehen, warum die Eltern gerade keine Zeit haben und wann sie diese wieder haben.

Mit dieser klaren Kommunikation können Eltern die Geduld auch langsam mit dem Kind trainieren. Möchte das Kind etwas, beispielsweise gemeinsam spielen, und ist das angesprochene Elternteil gerade dabei etwas anderes zu tun, beispielsweise lesen, muss dieses seine Tätigkeit nicht sofort unterbrechen. Hier bietet sich eine Übungsmöglichkeit. So soll das Kind kurz warten, bis das Elternteil Zeit hat. Das Zeitintervall kann dabei anfangs z.B. sein, wenn der Absatz fertiggelesen wurde. Langsam kann der Zeitintervall gesteigert werden, z.B. auf eine Seite, auf 2 Seiten oder aber auf das Kapitel, um bei dem Beispiel mit dem Lesen zu bleiben.

Eine weitere Möglichkeit, um Zeitintervalle für das Kind (zusätzlich) deutlich zu machen, ist es, diese zu visualisieren. Das kann zum Beispiel mit einer Sanduhr passieren (wie beim Zähneputzen) oder mit einer gestellten Eier- oder Stoppuhr. So können die Kinder mit einem Blick sehen, wie viel Zeit noch übrig ist oder wie lang es noch dauert.

Wurde so eine Aussage getroffen, sollten Eltern dann aber auch dabei bleiben, auch wenn das Kind anfangen sollte zu quengeln. Geben sie jetzt nach und widmen sich dem Kind früher als kommuniziert lernt es, dass es mit dem Quengeln erfolgreich ist und wird es wieder versuchen.

Wartezeit gestalten

Steht eine längere Wartezeit an, beispielsweise beim Arzt oder auf einer Autofahrt, ist das Thema Kinder und Geduld in jedem Fall präsent. Hier kann es helfen, die Wartezeit zu gestalten und dem Kind Angebote zu machen, was es tun kann oder was sie gemeinsam tun können. Das können kleine Spiele sein, wie „Ich sehe was, was zu nicht siehst“ oder vorbeifahrende Autos zählen, oder es kann ein gemeinsam angegucktes Buch sein oder das Vorlesen eines solches sein oder oder oder. Die Möglichkeiten, von vornherein klare Wartezeit gemeinsam zu gestalten, sind zahlreich. Unterstützen die Eltern hier mit solchen Ideen, wird die Wartezeit nicht als Bestrafung angesehen, sondern kann als Möglichkeit gesehen werden.

Fazit

Das Thema Kinder und Geduld ist also ein präsentes. Geduld kann dabei nach und nach erlernt werden und ist nicht von vornherein vorhanden. Mit dem Alter können Kinder immer besser lernen, geduldig zu sein und Wartezeiten auszuhalten. Eltern können dabei unterstützen, indem sie klar mit dem Kind kommunizieren und Wartezeiten verständlich ausdrücken und/oder visualisieren. Haben sie einmal eine Wartezeit für das Kind ausgesprochen, da sie z.B. erst noch etwas erledigen müssen/möchten, sollten sie auch bei Gequengel des Kindes dabei bleiben und nicht nachgeben. Sind längere Wartezeiten absehbar, können Eltern dabei unterstützen, diese angenehm zu gestalten, um warten nicht direkt mit etwas negativem zu verknüpfen, sondern es auch als Chance und Möglichkeit darzustellen. Dies sind einige Anregungen, die bei der Geduld von Kindern helfen können. Darüber hinaus gibt es auch weitere und andere Möglichkeiten, die ebenfalls hilfreich sein können, genauso wie diese Anregungen nicht in jeder Familie funktionieren könnten. Dennoch können sie Denkanstöße geben und ein Ansatz für Eltern zum Thema Kinder und Geduld sein.

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Über den Autor J Bohlken