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Viele Eltern kennen die Thematik der Vergesslichkeit bei Kindern. Diese kann von einem Stift, über die ganze Federtasche, das Pausenbrot, den Turnbeutel, die Jacke oder sogar den gesamten Schulranzen reichen. Fast jedes Kind hat bereits etwas vergessen. Aber woran liegt Vergesslichkeit bei Kindern? Ist es ein Grund zur Sorge? Und wann kann dagegen getan werden?

Viele neue Eindrücke

Besonders für Eltern ist die Vergesslichkeit von Kindern oft ärgerlich, besonders, wenn größere oder teurere Gegenstände verloren werden und das Kind sich nicht mehr erinnern kann, wo es den Gegenstand bloß gelassen haben könnte. Neben dem Ärger kann sich allerdings auch eine gewisse Sorge einmischen, ob die Vergesslichkeit des Kindes denn noch „normal“ sei oder ob etwas anderes, wie eine Aufmerksamkeitsstörung, dahinterstecken könnte. In der Regel bzw. in den meisten Fällen, ist das allerdings nicht zutreffend. Vergesslichkeit bei Kindern ist normal und fast jedes Kind vergisst hin und wieder etwas.

Diese Vergesslichkeit kann zum einen daraus resultieren, dass die Kinder täglich mit vielen neuen Eindrücken und Reizen konfrontiert werden, die sie erst verarbeiten müssen. Diese Eindrücke können aus Kindergarten und Schule stammen, aber auch durch den Alltag zuhause. Diese müssen verarbeitet und eingeordnet werden, was das Kind beschäftigt. Um das bewerkstelligen zu können, werden als unwichtig betrachtete Dinge eben vernachlässigt und vergessen.

Unwichtiges wird vergessen

Die Vergesslichkeit bei Kindern richtet sich also vor allem auf solche Dinge, die sie als unwichtig empfinden. So würden fuß- oder handballspielende Kinder vermutlich ihren Ball nicht vergessen, den Pullover, die Jacke oder die Stiefel hingegen schon eher, da hierauf keine Priorität des Kindes liegt. Mag ein Kind den Sportunterricht nicht, ist es auch wahrscheinlicher, dass der Turnbeutel vergessen wird. Auch, wer das Pausenbrot langweilig oder nicht lecker findet, vergisst dieses häufiger mal. Ähnlich ist es mit Hausaufgaben und dem Hausaufgabenheft. Hier können Eltern versuchen, den Grund für die Unlust der Kinder herauszufinden, um somit auch der Vergesslichkeit entgegen zu wirken.

Im Allgemeinen sind die Prioritäten von Kindern anders als die von Erwachsenen. Sie können nicht realistisch einschätzen, welchen Wert etwas hat und was wirklich wichtig und unwichtig ist. Ihre Prioritätensetzung ist subjektiver und individueller und kann sich dementsprechend häufig verändern. Während der Schulranzen gepackt wird, sind sie dementsprechend eventuell schnell nicht mehr mit den Gedanken bei der Sache und driften ab zur Nachmittagsplanung oder ähnlichem, was sie als wichtiger erachten, und vergessen deshalb unter Umständen ein Heft oder die Federmappe einzupacken.

Ablenkung als Faktor

Die Vergesslichkeit bei Kindern wird, entsprechend den vorherigen Ausführungen, deshalb auch durch Ablenkungen befeuert. Besonders für Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter ist es noch besonders schwer, sich auf mehrere Sachen gleichzeitig zu konzentrieren. Dabei ist bereits ihr Alltag oft schon durch solche Ablenkungen geprägt. Beim Spielen mit den Legosteinen läuft nebenbei der Fernseher oder das Radio, genauso wie beim Essen usw. Diese verschiedenen Reize und Eindrücke machen es schwieriger, sich auf eine Sache zu konzentrieren und eben nichts zu vergessen.

Deshalb sollten Eltern auch versuchen, dass Kinder bei wichtigen Dingen, wie evtl. auch dem Packen des Schulranzens, nicht zusätzlich durch Fernseher, Radio, Computer oder auch Handy abgelenkt werden, sondern sich nur mit dieser einen Sache beschäftigen.

Was Eltern tun können

Vergesslichkeit bei Kindern ist oftmals normal und kann verschiedene Ursachen haben. Dennoch kann sie für die Eltern nervenaufreibend und anstrengend sein. Nachfolgend werden einige Tipps vorgestellt, mit denen Eltern die Vergesslichkeit etwas eindämmen können. Diese sind nicht abschließend zu betrachten und nicht in jedem Fall hilfreich. Sie sollen lediglich eine Orientierung und mögliche Hilfe bieten.

Zuerst soll es um die direkte Reaktion der Eltern auf, vor allem wiederholt, vergessene Dinge gehen. Einige Eltern neigen dazu, zu schimpfen und sich dann selbst darum zu kümmern, die vergessenen Dinge wieder aufzutreiben oder zu ersetzen. Das ist allerdings nicht die beste Reaktion, da die Kinder so nicht lernen, was es wirklich bedeutet, wenn ein Gegenstand verloren geht und erst wiedergefunden werden muss oder unter Umständen sogar kostspielig ersetzt werden. Deshalb sollten die Kinder daran beteiligt werden, den Gegenstand entweder wieder zu finden oder aber ihn zu ersetzen, indem z.B: ein Teil des Preises durch das Taschengeld mitfinanziert werden soll. So können die Kinder lernen zu verstehen, welchen Wert Gegenstände haben und was passiert, wenn sie diese verlieren oder verlegen. Eltern sollten den Kindern demnach auch nicht das Pausenbrot hinterhertragen, sondern die Verantwortung mehr den Kindern überlassen. In jedem Fall sollten die Kinder einbezogen werden.

Um der Vergesslichkeit bei Kindern entgegen zu wirken, kann es außerdem unter Umständen hilfreich sein, den Alltag der Kinder stressfreier zu gestalten. Haben Kinder zu viel unter der Woche vor, zu viele feste Termine, können die vielen Eindrücke dazu führen, dass anderes vergessen wird, was als weniger wichtig eingestuft wird. Mit weniger Stress und einem weniger engen Zeitplan bleibt mehr Zeit, um sich auf jede Aufgabe zu konzentrieren und so weniger zu vergessen. Das heißt auch, wie bereits erwähnt, dass das Kind am besten nur eine Sache zur Zeit machen sollte, also während des packen des Schulranzens nicht noch zusätzlich fernsehen.

Ähnliches gilt für die Umgebung, in der sich das Kind aufhält. Auch diese kann durch Unordnung oder viele verschiedene Reize überfordernd und ablenkend sein, was Vergesslichkeit weiter begünstigt. Ein aufgeräumter Schreibtisch, an dem alles seinen festen Platz hat, kann verhindern, dass die Hefte und Stifte verlegt werden. Auch für andere wichtige Dinge, wie den Schlüssel oder das Portemonnaie (wenn vorhanden) können Eltern und Kinder gemeinsam einen festen Platz finden, an den die Sachen immer gelegt werden, um sie nicht zu verlieren.

Ist die Vergesslichkeit bei Kindern jedoch besonders stark ausgeprägt und vergisst das Kind auffallend häufig Dinge, sollten die Eltern das Gespräch mit dem Kind suchen. Auch emotionaler Stress, wie bspw. durch Mobbing oder Ängste, kann zu Vergesslichkeit bei Kindern führen. Auch eine Aufmerksamkeitsstörung kann Vergesslichkeit begünstigen. Sollten die Eltern einen begründeten Verdacht hierfür haben, sollte professioneller Rat eingeholt werden, um Gewissheit zu erlangen. Meist ist Vergesslichkeit bei Kindern jedoch kein Grund zur Sorge.

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Über den Autor J Bohlken