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In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil, der Frauen die arbeiten stark gestiegen. Damit hat sich auch die Berufsstruktur stark verändert. Dennoch gibt es noch immer hartnäckige Rollenmuster bei der Berufswahl. Es gibt noch immer Berufe, in denen vorwiegend Männer oder vorwiegend Frauen arbeiten. Das hat sich seit den 1990er Jahren kaum geändert. Aber woran liegt das?

Ein weltweites Phänomen

Eine andere Bezeichnung für die Rollenmuster bei der Berufswahl, ist die berufliche Geschlechtersegregation. Diese bezeichnet die ausgeprägte Trennung von arbeitenden Frauen und Männern in unterschiedliche Berufe und Berufsgruppen. Das Phänomen betrifft Arbeitsmärkte weltweit, so das Institut für Arbeits- und Berufsforschung. Auch die Struktur der Trennung ist weltweit ähnlich. Pflegeberufe werden eher von Frauen ausgeführt, manuelle Tätigkeiten eher von Männern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die berufliche Trennung von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland recht hoch ist. Männer arbeiten dabei häufiger in stark getrennten Berufen, als Frauen. Frauen sind dafür auf ein kleineres Berufsspektrum konzentriert.

Berufswahlpräferenzen

Frauen und Männer haben unterschiedliche Berufswahlpräferenzen. Das ist der wichtigsten Grund für die geschlechtliche Trennung auf dem Arbeitsmarkt. Diese Präferenzen wiederum werden stark durch gesellschaftlich vorherrschende Rollenmodelle geprägt. Betrachtet man das Thema Familienplanung wird klar, was mit Rollenmodell gemeint ist. Männer sehen sich in der Phase der Familiengründung oft als Ernährer der Familie. Frauen hingegen planen eher berufliche Auszeiten ein. Sie wollen flexibel genug sein und genügend Zeit zur Verfügung haben, um die Kinderbetreuung zu organisieren. Berufe mit vielen Reiseverpflichtungen sind daher oft für Frauen unattraktiv. Außerdem beeinflusst auch die bestehende Verteilung von Frauen und Männern auf die Berufe die Präferenz für einen Beruf. Auch Geschlechterstereotype von Arbeitgebern, welche sie bei der Personalwahl einsetzen, halten die Rollenmuster bei der Berufswahl und somit die berufliche Trennung aufrecht.
Die Spezialisierung von Männern und Frauen für bestimmte Tätigkeiten und Aufgaben auf dem Arbeitsmarkt wäre unproblematisch, wenn die Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Karrierechancen von typischen Männer- und Frauenberufen dieselben wären. Da dies nicht der Fall ist, ist die berufliche Trennung systematisch mit Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt verbunden und erklärt einen Großteil der Gender-Pay-Gap.

Typische Frauenberufe

Berufe mit dem höchsten Frauenanteil sind laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (iwd):

  • Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie (Frauenanteil: 83,7 %(
  • Medizinische Gesundheitsberufe (Frauenanteil: 82,7 %)
  • Nichtmedizinische Gesundheits-, Wellnessberufe, Medizintechnik (Frauenanteil: 81,2 %)
  • Berufe in Recht und Verwaltung (Frauenanteil: 75,7 %)
  • Reinigungsberufe (Frauenanteil: 75,5 %)

Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen 2016 gehörten bei den Frauen:

  • Kauffrau für Büromanagement
  • Medizinische Fachangestellte
  • Verkäuferin
  • Kauffrau im Einzelhandel
  • Zahnmedizinische Fachangestellte

Bei den akademischen Berufen weit vorn sind bei den Frauen die Geisteswissenschaften und medizinische Fächer. 2 von 3 Studierende in diesen Feldern sind weiblich.

Typische Männerberufe

Berufe mit dem höchsten Männeranteil, bzw dem niedrigsten Frauenanteil, sind laut dem iwd:

  • Hoch- und Tiefbauberufe (Männeranteil: 98,5 %)
  • (Innen-) Ausbauberufe (Männeranteil: 96,7 %)
  • Gebäude- und versorgungstechnische Berufe (Männeranteil: 95,8 %)
  • Führer von Fahrzeug und Transportgeräten (Männeranteil: 94,9 %)
  • Metallerzeugung, -bearbeitung, Metallbau (Männeranteil: 91,1 %)

Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen 2016 gehörten bei den Männern:

  • Kraftfahrzeugmechatroniker
  • Elektroniker
  • Kaufmann im Einzelhandel
  • Industriemechaniker
  • Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Einen hohen Männeranteil unter den akademischen Berufen haben vor allem die Ingenieurwissenschaften. Der Frauenanteil liegt hier bei unter einem Viertel.

Mischberufe

Bei den Top-5 Ausbildungsberufen ist lediglich der/die Kaufmann/-frau im Einzelhandel nahezu ausgeglichen in der Geschlechterverteilung. Bei den akademischen Berufen sind die Rollenverhältnisse in den Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften nahezu ausgeglichen. Das Rollenmuster bei der Berufswahl ist also immer noch sehr ausgeprägt.

Problematik der Rollenmuster bei der Berufswahl

Wie gesagt, ist prinzipiell nichts an den Rollenmustern bei der Berufswahl auszusetzen. Da jedoch oft die Bezahlung in typischen Frauenberufen, sowie die Aufstiegschancen und Arbeitsbedingungen schlechter sind, sollten Frauen zu vermeintlichen Männerberufen ermutigt werden und umgekehrt. So könnte es möglich sein, die oben angesprochene Gender-Pay-Gap zu verringern. Das heißt, dass sich die Bruttostundenlöhne der Frauen, denen der Männer annähern könnten. Auch der Fachkräftemangel macht es nötig, die starren Rollenmuster bei der Berufswahl zu vergessen. In vielen typischen Männer- bzw. Frauenberufen fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Bewerbungen des anderen Geschlechts wären sehr willkommen.
Vor allem die typischen Männerberufe würden sich über Bewerbungen von Frauen bzw. Mädchen freuen, da hier viele Fachkräfte fehlen. Um schon Mädchen an vermeintliche Männerberufe heran zu führen, gibt es unter anderem seit 2001 den Girl’s Day. Hierbei können Mädchen und Jungen einen Tag lang in einen Betrieb ihrer Wahl hinein schnuppern. Um die Rollenmuster bei der Berufswahl abzubauen und somit tatsächliche Chancengleichheit herzustellen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist jedoch noch viel zu tun.

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Über den Autor J Bohlken