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Wird in Deutschland das bundesweite Zentralabitur kommen? Worin liegen die Pro- und Contra-Argumente dahingehend und wie wäre das bundesweite Zentralabitur überhaupt umsetzbar?
Aktuelle Situation
Die Bildungspolitik ist in Deutschland Sache der Länder. Aktuell haben bis auf Rheinland-Pfalz alle Bundesländer eine Art Zentralabitur auf Landesebene eingeführt. Bundesweit besteht zudem seit 2012 eine Einigung im Hinblick auf einheitliche Bildungsstandards für das Abitur. In diesem Zusammenhang können die Bundesländer seit 2017 auf einen gemeinsamen Aufgabenpool für Prüfungsfragen in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch zugreifen. Allerdings besteht keine Verpflichtung hinsichtlich der Umsetzung der beschlossenen einheitlichen Bildungsstandards. So nutzen nicht alle Bundesländer gleichermaßen die Prüfungsfragen des gemeinsamen Aufgabenpools für ihre Abiturprüfungen. Manche Bundesländer verzichten sogar komplett auf eine Nutzung der im gemeinsamen Pool vorliegenden Prüfungsfragen.
Zudem sollte die Gründung eines nationalen Bildungsrats die Vergleichbarkeit und die Qualität im deutschen Bildungswesen verbessern. Allerdings kann dieses, noch von der Großen Koalition beschlossene Projekt, seit dem Ausstieg aus den Verhandlungen von Bayern und Baden-Württemberg als gescheitert betrachtet werden.
Wie wäre das bundesweite Zentralabitur umsetzbar?
Um das bundesweite Zentralabitur umzusetzen, wäre eine breite Anpassung der Rahmenbedingungen und darüber hinaus noch die Einführung bundesweiter einheitlicher Abschlussprüfungen notwendig . Dazu müsste es in einem ersten Schritt zu einer Einigung der Bundesländer in der Kultusministerkonferenz kommen, bevor diese dann auf der Ebene der Bundesländer in rechtlich bindende Vorgaben umgesetzt werden müsste.
Pro- und Contra-Argumente für das bundesweite Zentralabitur
Für die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs spricht die Tatsache, dass eine höhere Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse gegeben ist. Dies ist insbesondere dahingehend wichtig, als dass es heute nicht unüblich ist, dass Abiturient*innen bei Studien- oder Ausbildungsbeginn das Bundesland wechseln. Das bundesweite Zentralabitur würde zudem ungleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt in Bezug auf die unterschiedliche Bewertung des Abiturs der jeweiligen Bundesländer entgegenwirken.
Zudem weisen Studien auf eine Leistungssteigerung von Schüler*innen und Lehrenden hin. Allerdings können hier Effekte eines „Teaching-To-The-Test“-Verhaltens nicht ausgeschlossen werden, bei dem sich der Unterricht auf jene Inhalte verengt, die prüfungsrelevant sind und es damit letztlich nicht zu einer tatsächlichen Kompetenzsteigerung der Schüler*innen kommt. Vielmehr könnte der Fokus dann auf dem Auswendiglernen von Faktenwissen, anstelle des tatsächlichen Verstehens und damit einhergehendem Erwerben von Kompetenzen liegen.
Wird das bundesweite Zentralabitur kommen?
Angesichts der aktuellen Situation – mit Blick auf das Scheitern der nationalen Bildungsrates – scheint die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs als unrealistisch. Insbesondere die Bundesländer mit höher angesetzten Bildungsstandards befürchten durch die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs einen Niveauverlust. Zudem könnten sich die Bundesländer generell in ihren Kompetenzen hinsichtlich der im Grundgesetz festgeschriebenen Bildungshoheit beschnitten sehen. Demnach ist die Einführung des bundesweiten Zentralabiturs in naher Zukunft wohl letztlich nicht realistisch.
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