soziale Gerechtigkeit, Soziale Gerechtigkeit und die Bildungswege nach dem AbiturBildquelle: © Vasyl für stock.adobe.com

 

Ein Beitrag des IAB-Forums hat sich mit den Bildungswegen nach dem Abitur mit Blick auf die soziale Gerechtigkeit beschäftigt und zieht dazu vielfältige Studienergebnisse heran.

Die Bildungsexpansion in Deutschland

Die Politik entschloss sich in den 1950er Jahren die soziale Gerechtigkeit intensiv zu fördern, indem sie aktiv in die Verbesserung des Bildungssystems investierte. Die darauffolgende Bildungsexpansion sorgte somit für mehr Schüler*innen, die einen Schulabschluss mit Hochschulzugangsberechtigung erwarben. So stieg beispielsweise der Anteil an Abiturient*innen in einer Kohorte von 28% in 1999 auf etwa 40% in 2018.

Doch die Bildungsexpansion scheint sich 70 Jahre später nicht mehr auf die gleiche Weise fortzusetzen. In vielen Bundesländern nimmt der Anteil an Abiturient*innen nicht mehr oder nur sehr gering zu und in einigen Bundesländern ist der Anteil an Abiturient*innen sogar rückläufig.

Soziale Gerechtigkeit durch Bildung

Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass der Bildungsgrad durchschnittlich einen entscheidenden Einfluss auf die Höhe des Lohnes hat. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium führt demnach statistisch gesehen zu einem höheren Lohn im Vergleich zu reiner beruflichen Bildung oder einer abgeschlossenen Meister- oder Technikerausbildung. Dieser Trend intensiviert sich noch mit fortschreitendem Lebensalter.

Demnach sind Bildungsabschlüsse ein wichtiges Instrument, um soziale Gerechtigkeit in einer Gesellschaft herzustellen zu können. Im Jahr 2018 wollten 63% der Abiturient*innen direkt nach dem Abschluss studieren, 23% wollten eine Berufsausbildung beginnen und 14% wollten die Zeit für ein Gap Year nutzen. Der Berufsbildungsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass etwa 30% der Abiturient*innen letztlich eine Berufsausbildung beginnen.

Bildungsweg ist abhängig von sozialer Herkunft

Der Bildungsweg von jungen Menschen ist auch heute noch stark abhängig von ihrer sozialen Herkunft. Dabei sind neben dem Einkommen und den Berufen der Eltern nämlich vor allem die Bildungs- und Berufsabschlüsse eben jener entscheidend. So nehmen Jugendliche aus nicht-Akademiker-Haushalten seltener ein Studium auf, als solche deren Eltern über einen Hochschulabschluss verfügen. Aus diesem Grund wird der Begriff der sozialen Herkunft auch häufig mit dem der Bildungsherkunft gleichgesetzt.

Doch worin liegen die Gründe? Zum einen haben Abiturient*innen aus Akademiker-Haushalten im Durchschnitt bessere Noten, sodass ein Hochschulstudium unter den gegebenen NCs eher in Betracht kommt. (Zum aktuellen NC-Check 2022 geht es übrigens hier.) Bei gleicher schulischer Leistung ist es allerdings dennoch so, dass sich weniger nicht-Akademiker-Kinder für ein Hochschulstudium entscheiden. Die Gründe hierfür liegen wohl vor allem in vielfältigen Fehleinschätzungen seitens der Abiturient*innen. Sie überschätzen die Kosten und den Aufwand eines Studiums bei gleichzeitiger Unterschätzung der eigenen Fähigkeiten im Hinblick auf die Beendigung eines Studiums.

Fazit

Laut des Beitrags des IAB-Forums kommen verschiedene Studien zu dem Ergebnis, dass Jugendliche deren Eltern nicht studiert haben, weniger gut über die verschiedenen Bildungswege informiert sind. Dazu gehört auch das Wissen um eine mögliche Studienfinanzierung. Da das Niveau der Löhne ebenfalls mit dem Bildungsabschluss zusammenhängt, ist davon auszugehen, dass insbesondere in nicht-akademischen-Haushalten der Gesichtspunkt der Finanzierung eines Studiums von großer Bedeutung ist.

Um also soziale Gerechtigkeit herzustellen, gilt es ein breites Informations- und Beratungsangebot zu schaffen, das sich insbesondere an Schüler*innen aus nicht-akademischen Elternhäusern richtet. Sollten Sie im Anschluss an Ihr bestandenes Abitur professionelle Unterstützung bei Ihrer Studien- oder Berufswahl benötigen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

 

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Über den Autor J Bohlken