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Die psychische Belastung im Studium kann enorm sein. Leistungs- und Zeitdruck sind in unserer Gesellschaft fast schon normal und vielerorts spürbar. Wenn der Stress zu viel wird, wissen viele Studierende nicht recht, an wen sie sich wenden sollen. Hier kann die psychologische Studienberatung an den Hochschulen eine mögliche Anlaufstelle sein. Was genau macht eine psychologische Studienberatung? Wer kann dort hin?

Mögliche psychische Belastungen

Es gibt viele Dinge, die während eines Studiums potenziell zu psychischer Belastung führen können, denn die Anforderungen an die Studierenden sind ebenfalls vielfältig. Ein möglicher Faktor ist Stress. Dieser ist für viele Studierende ein fester Bestandteil des Studiums. Besonders in der Prüfungszeit, wenn Prüfungen anstehen und man trotzdem noch Zeit für den Nebenjob finden muss, ist der Stress bei vielen groß. Aber auch die Angst vor schlechten Noten, vor einem Versagen in der Prüfung oder vor späteren beruflichen Nachteilen kann groß sein. Fließen diese Dinge zusammen und fehlt der Glaube daran, diese Hindernisse bewältigen zu können, entsteht Stress. Dieser kann so groß werden, dass er allein kaum zu bewältigen ist.

Aber auch das Streben nach Anerkennung kann zur Belastung werden. Wir alle streben nach Anerkennung. Hat ein Mensch allerdings früher wenig Anerkennung erfahren, strebt er meist umso mehr danach. Um diese Anerkennung zu erreichen, setzen sich dann viele während des Studiums noch zusätzlich unter Druck. Sie erwarten von sich immer bessere Leistungen und haben hohe Ansprüche an sich selbst. Steigende Ansprüche können allerdings nur mit einem steigenden Engagement im Studium erreicht werden, welches viel Energie und Kraft benötigt. Dies kann über kurz oder lang zu einer Krise, einem Einbruch oder sogar Zusammenbruch führen.

Aber auch der Leistungsdruck, der aus sozialen Interaktionen bzw. unserer Gesellschaft resultieren kann, kann auf manche Studierende besonders stark wirken. Die Devise „höher, schneller, weiter“ gilt oft auch für die Ausbildung. Abitur mit 18 Jahren, Bachelor mit 21 Jahren, Master mit 23 Jahren und dann direkt der Berufseinstieg. Der Zeit- und damit verbundene Leistungsdruck kann für einige zu viel werden, wenn sie sich diesem zu sehr annehmen und sich nicht distanzieren können.

Ein weiterer möglicher Grund für psychische Belastungen im Studium können allerdings auch Zweifel an der Studienwahl sein. Das Studium gefällt einem vielleicht doch nicht so gut, wie anfangs gedacht, aber der Gedanken an einen Studienfachwechsel oder gar einen Studienabbruch ist trotzdem für viele schwer und belastend.

Wie gesagt sind dies nur Beispiele, die zu einer psychischen Belastung während des Studiums beitragen können. Die Schwierigkeit und Probleme können vielfältig und individuell sein. Wenn der Druck bzw. die Belastung allerdings zu viel wird, kann es passieren, dass Studierende es nicht mehr alleine schaffen, sich von hiervon zu befreien und sich zu entspannen. Dann kann die Frage aufkommen, an wen man sich wenden kann, um Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Eine mögliche Anlaufstelle ist die psychologische Studienberatung in den Hochschulen.

Psychologische Studienberatung

In der Regel bieten alle Hochschulen eine psychologische Studienberatung für ihre Studierenden an. Meist arbeiten hier Psychotherapeut*innen bzw. Psycholog*innen. Die Beratung ist kostenlos und alles was dort besprochen wird, wird vertraulich behandelt und unterliegt der Schweigepflicht seitens der Berater*innen. Meist umfasst das Angebot Einzel-, aber auch Gruppenangebote in Form von Workshops oder ähnlichem. Diese sind meist auf die Prävention von Krisen ausgerichtet, indem sie die Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten der Studierenden stärken sollen.

In der Einzelberatung kann eine Vielzahl an potentiellen Themen angesprochen werden. Die Berater*innen sind da, um zu unterstützen. Sie hören sich das Problem an, gehen auf individuelle Bedarfe ein und überlegen gemeinsam mit den Studierenden, was hilfreich sein könnte.

Mögliche Themen sind: Konflikte, Prüfungsangst, Lernprobleme/Lernblockaden, Konzentrationsschwierigkeiten, Selbstorganisation bzw. Zeitmanagement, motivationale Probleme, Überforderung, Selbstzweifel, persönliche Probleme (bspw. Partnerschaftsprobleme), aber auch ausgeprägte psychische Beschwerden, die störungswertig sein könnten. In diesem Fall gibt es oft das Angebot, bei der Therapieplatzsuche zu unterstützen und über psychotherapeutische Möglichkeiten aufzuklären.

Die Themen, Probleme oder Anliegen müssen dabei keinesfalls besonders schwerwiegend sein, um eine solche psychologische Studienberatung aufzusuchen. Viele Studierende denken jedoch, ihre Probleme müssten besonders schlimm sein, um ein solches Beratungsangebot nutzen zu dürfen. Dabei ist sogar das Gegenteil der Fall. Es ist besser, möglichst früh eine Beratung in Anspruch zu nehmen, um schlimmere Krisen oder ernsthafte Störungen zu verhindern.

In jedem Fall versucht die psychologische Studienberatung die ratsuchenden Studierenden zu stabilisieren und sie zu unterstützen. Ziel ist es, die psychische Krise bewältigen zu können. Hierzu wird ressourcenorientiert vorgegangen, um die Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten der Studierenden zu erweitern bzw. wieder zu aktivieren.

Kontakt mit der psychologischen Studienberatung der eigenen Hochschule kann man in der Regel per Telefon oder Mail aufnehmen, um einen Termin zu vereinbaren. Sollte es an der eigenen Hochschule keine psychologische Beratung geben, kann man sich an die entsprechenden Beratungsstellen vom Studentenwerk wenden.

Fazit

Psychische Belastungen während des Studiums können durch vielfältige Faktoren ausgelöst werden. Das Studium stellt sehr unterschiedliche Anforderungen an die Studierenden und auch zu große Erwartungen, zu viel Druck und persönliche Probleme können mit in die Entstehung einer Krise hineinspielen. Wenn die Belastung zu groß wird, ist die psychologische Studienberatung der Hochschule eine gute Anlaufstelle. Fast alle Hochschulen bieten diese an. Hier findet man meist Psychotherapeut*innen bzw. Psycholog*innen, die bei vielfältigen psychischen Belastungen, Problemen und Krisen helfen. Ziel ist es, die Krise zu überstehen und zu meistern. Dazu wird viel auf die individuellen Bedarfe der Studierenden geachtet und es wird versucht, deren Ressourcen zu nutzen, um Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Dabei sollten sich Studierende nicht scheuen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich und nicht nur für Studierenden mit „besonders großen“ Problemen gedacht. In der Regel ist es besser, frühzeitig Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Verschlimmerung der Lage zu verhindern.

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Über den Autor J Bohlken