Bildquelle: © endostock für fotolia.com

Aus Filmen und Serien sind sie nicht wegzudenken: Agent/innen. Sie ermitteln im geheimen für den Staat, jagen Verbrecher und sind ständiger Gefahr und ständigem Nervenkitzel ausgesetzt. Das Leben eines/r Agenten/in scheint aufregend, abwechslungsreich und gefährlich zu sein. Aber wie realistisch ist das? Was machen Agenten/innen? Und wie wird man Agent/in? Was sind Karrierewege beim Bundesnachrichtendienst?

Was ist ein/e Agent/in?

Vor der Beantwortung der Frage „ Wie wird man Agent/in? “ muss geklärt werden, was genau ein/e Agent/in überhaupt ist. Als Agent/in bezeichnet man eine Person, die hauptberuflich bei einem Nachrichtendienst arbeitet. Ein Nachrichtendienst ist eine Organisation, die Informationen zur Gewinnung von Erkenntnissen über die außen-, innen- und sicherheitspolitische Lage mit nachrichtendienstlichen Mitteln sammelt und auswertet. In Deutschland gibt es drei solcher Nachrichtendienste des Bundes und zwar den Bundesnachrichtendienst (BND), das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und den militärischen Abschirmdienst (MAD). Wir haben bereits Beiträge zu den Karrierewegen beim BND und Karrierewege beim MAD veröffentlicht.

Nachrichtendienste in Deutschland – Das Bundesamt für Verfassungsschutz

Wenn man sich fragt, „ Wie wird man Agent/in? “, muss man sich also die Nachrichtendienste in Deutschland anschauen. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV).

Das BfV beschäftigt sich mit der Wahrung der inneren Sicherheit Deutschlands. Dafür sammelt es Informationen über Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung oder gegen den Bestand und die Sicherheit Deutschlands oder dessen Bundesländer gerichtet sind, die durch Anwendung von Gewalt bzw. darauf gerichtete Vorbereitungshandlungen auswärtige Belange Deutschlands gefährden oder die gegen den Gedanken der Völkerverständigung gerichtet sind. Außerdem sammelt es Informationen zur Spionagebekämpfung und wertet diese aus und wirkt auch beim Geheim- und Sabotageschutz mit.

Den größten Teil der Informationen gewinnt das BfV dabei aus offenen und allgemein zugänglichen Quellen. Es werden auch Personen befragt, die Hinweise geben können. Bei solchen Gesprächen treten die Mitarbeiter auch offen auf. Es werden aber auch nachrichtendienstliche Mittel zur Informationsgewinnung eingesetzt. Hierzu gehört der Einsatz von V-Leuten, die Observation und die Brief- und Telefonüberwachung.

Arbeitsfelder des Bundesamtes für den Verfassungsschutz sind Gefahren, die von innenpolitischer Wichtigkeit sind. Dazu gehören Links-, Rechts- und Ausländerextremismus, Islamismus und islamistischer Terrorismus, „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“, Spionage- und Proliferationsabwehr, Geheim- und Sabotageschutz, Wirtschaftsschutz und Cyberangriffe.

Wie wird man Agent/in? Karrierewege beim Bundesamt für Verfassungsschutz

Kommen wir jetzt aber zur Beantwortung der Frage „ Wie wird man Agent/in? “. Hierzu muss man sich die Karrieremöglichkeiten bei dem jeweiligen Nachrichtendienst anschauen, was nachfolgend für das BfV geschehen wird.

Das BfV bietet unterschiedliche Arbeitsbereiche für verschiedene Qualifikationen an. In den jeweiligen Bereichen gibt es spannende Arbeitsfelder, so die Internetseite des BfV. Außerdem ist das Bundesamt für Verfassungsschutz zweifach ausgezeichneter Arbeitgeber für Studierende des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Darüber hinaus gilt es als Top-Arbeitsgeber für Volljuristen/innen. Standorte des BfV sind Berlin und Köln.

Allgemeines

Was sollte man also mitbringen, wenn man sich fragt „ Wie wird man Agent/in? “? Allgemeine Voraussetzungen sind beim BfV die deutsche Staatsbürgerschaft, ein besonderes Interesse an innen- und auch sicherheitspolitischen Themen, eine sehr gute Allgemeinbildung, eine sehr gute Ausdrucksfähigkeit (schriftlich und mündlich), die Bereitschaft für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzustehen, die Bereitschaft in Köln oder Berlin eingesetzt zu werden, Flexibilität und Einsatzbereitschaft (Dienstreisen, Außendienst, Dienst zu unterschiedlichen Zeiten), Motivation, Teamfähigkeit, Engagement, Belastbarkeit, gute Englischkenntnisse, Diskretion und die charakterliche, geistige und körperliche Eignung.

Um diese Voraussetzungen zu prüfen, durchläuft man ein langes Bewerbungsverfahren. Nach einer schriftlichen Bewerbung kommt es zu einem schriftlichen Test. War dieser erfolgreich, folgt ein Vorstellungstermin. Hier kann es sein, dass eine praktische Aufgabenstellung bearbeitet werden muss. Läuft auch dieses Gespräch positiv ab, folgt eine amtsärztliche Untersuchung und eine Sicherheitsüberprüfung, in welche auch der/die Partner/in einbezogen wird. Deswegen dauert das Bewerbungsverfahren auch mehrere Monate. Die jeweiligen Bewerbungsfristen sind auf der Seite des BfV zu finden.

Wer das Bewerbungsverfahren erfolgreich bestanden hat und jetzt eine Stelle beim BfV sicher hat, den erwartet meist eine unbefristete Einstellung als Tarifbeschäftigte/r. Außerdem besteht die Möglichkeit verbeamtet zu werden, je nachdem, wie die Stellensituation sich darstellt. Zusätzlich zum regulären Lohn erhalten Mitarbeiter außerdem eine monatliche Sicherheitszulage, die bis zu 200 Euro betragen kann.

Bei der Einstellung beim BfV bekommt man außerdem ein Beratungsgespräch, in dem besprochen wird, wie offen man mit seiner Tätigkeit beim Bundesamt für Verfassungsschutz umgehen kann. Entscheiden kann das zwar jeder selber, aber in manchen Tätigkeitsfeldern ist Offenheit über den Beruf kontraproduktiv.

Ausbildungen beim BfV

Kommen wir nun zur konkreten Beantwortung der Frage „ Wie wird man Agent/im? “. Zum einen ist es möglich, eine Ausbildung beim Bundesamt für Verfassungsschutz zu absolvieren. Es gibt folgende zwei Ausbildungen:

  • Regierungssekretäranwärter/innen für die Laufbahn „Mittlerer nichttechnischer Verwaltungsdienst des Bundes“ (2-jährige Ausbildung; Voraussetzungen: Realschulabschluss oder Hauptschulabschluss mit förderlicher abgeschlossener Berufsausbildung; Nach Abschluss der Ausbildung: Bürosachbearbeiter/in mit Berufung in Beamtenverhältnis auf Probe; Mögliche Einsatzbereiche: operative Informationsanalyse und Informationsbeschaffung, Verwaltung sowie Querschnittsbereiche des Nachrichtendienstes)
  • Fachinformatiker/in (Fachrichtung Systemintegration) (3-jährige duale Berufsausbildung; Voraussetzungen: Mittlere Reife (mind. einen Durchschnitt von 3,0 in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache, (Fach-)Abitur (mind. ein Durchschnitt von 3,0), Grundverständnis für Mathematik und Technik; Mögliche Einsatzbereiche: nachrichtendienstliche Technik, Client-/Server-Technik, Netzwerktechnik, Service Desk, Cyber-Abwehr, technische Aufklärung)

Studienmöglichkeiten beim BfV

Neben diesen Ausbildungen gibt es auch noch die Möglichkeit, beim BfV zu studieren bzw. eine Studienförderung zu erhalten. Die Möglichkeiten sind:

  • Regierungsinspektoranwärter/innen für die Laufbahn „Gehobener nichttechnischer Verwaltungsdienst des Bundes“ (3-jähriges duales Studium; Voraussetzungen: (Fach-) Abitur (mind. ein Durchschnitt von 2,5); Nach Abschluss: Diplom-Verwaltungswirt, Einsatz im BfV als Sachbearbeiter/in mit Berufung in ein Beamtenverhältnis auf Probe; Mögliche Einsatzbereiche: operative Informationsanalyse und Informationsbeschaffung, Verwaltung sowie Querschnittsbereiche des Nachrichtendienstes)
  • Studiengang Verwaltungsinformatik (Kooperation mit der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung; 3-jähriges Diplomstudium; Voraussetzungen: (Fach-) Abitur, gute Noten (vor allem im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich, Interesse an der Gestaltung der IT-Unterstützung für Verwaltungs-/Fachaufgaben, Technikaffinität, logisches Denken und strukturiertes Arbeiten, ausgeprägte Sozialkompetenz & Kommunikationsfähigkeit, überdurchschnittliches Engagement, Interesse für die Aufgabengebiete des Verfassungsschutzes; Nach Abschluss: Diplom-Verwaltungswirt/in (FH), Einsatz im BfV als Sachbearbeiter/in im gehobenen Dienst, Beamtenverhältnis auf Lebenszeit nach 3-jähriger Probezeit)
  • Studienförderung Informatik (Studium an beliebiger (Fach-) Hochschule (Köln sollte gut erreicht werden, Unterstützung nur in der Regelstudienzeit), Studienförderung in Höhe von derzeit 950 Euro brutto pro Monat, Übernahme von Studiengebühren/Semesterbeiträgen, mehrere Praktika im BfV, Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nach Abschluss des Studiums; Voraussetzungen: (Fach-) Abitur mit mind. einem Durchschnitt von 3,0, befriedigende Note im Fach Mathematik, Begeisterung für Technik und Computer, ausgeprägte Sozialkompetenz & Kommunikationsfähigkeit, überdurchschnittliches Engagement, Interesse für die Aufgabengebiete des Verfassungsschutzes, Bereitschaft zu mehrwöchigen Praktika während der Semesterferien; Nach Abschluss: Bachelor of Science, mind. 5-jährige Tätigkeit beim BfV, Möglichkeit zur Verbeamtung, vielfältige Einsatzmöglichkeiten in den technischen Bereichen)

Möglichkeiten für Hochschulabsolventen/innen

Neben den Möglichkeiten eine Ausbildung oder ein Studium direkt beim BfV zu absolvieren, kann man sich auch nach einem Hochschulabschluss beim Bundesamt für Verfassungsschutz bewerben. Hierzu sollten die Stellenausschreibungen auf der Seite des BfV beachtet werden. Folgende Fachrichtungen sind hierfür möglich:

  • Volljuristen/innen (Start im Rahmen eines Traineeprogramms, Führungskräfteschulungen, unbefristete Einstellung in Beamtenverhältnis, Ernennung zur Regierungsrätin/zum Regierungsrat mit Sicherheitszulage, gute Aufstiegsmöglichkeiten
  • MINT (Mögliche Aufgabenbereiche: Informations- und Sondertechnik, Cyber-Analyst/in Spionageabwehr, Business Intelligence Scientist; Möglichkeit zur Absolvierung des Masterstudiengangs Cyber-Security, Voraussetzung: Bachelor/Diplom (FH) Informatik, Dauer: 21 Monate an der Universität der Bundeswehr in München)
  • Fremdsprachen (besondere Sprachkenntnisse wie Paschtu, Modernes Hocharabisch, Farsi/Dari, Urdu, Hindu, Punjabi, Türkisch und Kurdisch (Kurmanci oder Zazaki), Arabisch und Sorani, Arabisch und Kurmanci sowie Russisch; Auswertung und Übersetzung von Texten sowie Audio- und Videomedien, Zusammenstellung der Ergebnisse in Berichten, Internetrecherchen und schriftliche Zusammenstellungen + ggf. Bewertung der Rechercheergebnisse in deutscher Sprache)
  • Andere Fachrichtungen (Regelmäßig gesucht: Islamwissenschaftler/innen, Politikwissenschaftler/innen, Soziologen/Soziologinnen, Betriebswissenschaftler/innen)

Fazit

Auf die Frage „ Wie wird man Agent/in? “ gibt es viele Antwortmöglichkeiten. Möchte man bei dem Inlandsnachrichtendienst, dem Bundesamt für Verfassungsschutz, tätig werden, kann man hier eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Es gibt aber auch die Möglichkeit zum Quereinstieg mit einem bereits abgeschlossenen Hochschulstudium. Die Karrieremöglichkeiten beim Bundesamt für Verfassungsschutz sind also vielfältig und abwechslungsreich, ebenso wie die beim Bundesnachrichtendienst. Den ausführlichen Beitrag hierzu finden Sie hier.

Weitere Beiträge, die für Sie interessant sein könnten:

 

 

Über den Autor J Bohlken