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„Politik muss mit dem Märchen vom Einzelfall aufhören!“ so die Forderung des Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE). Dieser hatte eine repräsentative und bundesweite Befragung von Schulleiter/innen an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland zum Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“ bei der forsa Politik- und Sozialforschung GmbH in Auftrag gegeben. An der Hälfte der Schulen gab es demnach in den letzten fünf Jahren psychische Gewalt gegen Lehrkräfte. Wie weit geht Gewalt gegen Lehrer wirklich? Und wie verbreitet ist sie? Handelt die Politik zu wenig?
Gewalt gegen Lehrer – Ein Tabuthema?
Bei der forsa-Umfrage wurden 1200 Schulleitungen in Deutschland befragt. Vom 19. Bis 21. Februar 2018 wurden computergestützte Telefoninterviews durchgeführt und anschließend ausgewertet.
46 Prozent der Befragten gaben an, dass sie finden, dass an Schulen offen mit dem Thema Gewalt gegen Lehrer umgegangen werde. 39 Prozent hingegen meinen, dass es eher ein Tabuthema sei. Gerade jüngere Befragte, schätzten das Thema häufiger als Tabuthema ein. Bei den unter 40-jährigen waren es 53 Prozent. Die 40- bis 59-jährigen empfinden es zu ca. 40 Prozent als Tabuthema. Bei den über 60-jährigen sind es nur 34 Prozent. Vor allem die jüngeren Schulleitungen sehen hier also ein Problem.
Mehr als nur Einzelfälle
Direkte psychische Gewalt gab es in den letzten fünf Jahren den Angaben der Schulleitungen zufolge an fast der Hälfte aller Schulen (48 Prozent). Direkte psychische Gewalt meint, dass Lehrer offen beschimpft, beleidigt, belästigt, bedroht oder gemobbt wurden. Am häufigsten kam dies an Haupt- Real- und Gesamtschulen vor. Auch Cybermobbing gab es den Angaben zufolge bei 20 Prozent der Schulen. Vor allem an den weiterführenden Schulen ist Mobbing über das Internet ein Thema. Körperliche Gewalt gegen Lehrer ist häufiger vertreten, als das Cybermobbing. 26 Prozent gaben an, dass es in den letzten fünf Jahren Fälle von physischer Gewalt gegen Lehrer an ihrer Schule gab. Grundschulen berichten häufiger als weiterführende Schulen von körperlicher Gewalt gegen Lehrer.
Unterstützung nach Gewaltvorfällen
Mit 87 Prozent der Schulleitungen gibt eine große Mehrheit an, dass es nach Gewaltvorfällen meist gelungen sei, die betroffenen Lehrer ausreichen zu unterstützen. Jede zehnte Schulleitung gibt jedoch an, dass dies nur teilweise oder gar nicht der Fall war. Als Grund geben 63 Prozent dieser Schulleitungen an, dass die betroffenen Schüler/innen uneinsichtig gewesen sein. 59 Prozent sagen, dass die Eltern nicht kooperationswillig gewesen sein. 33 Prozent finden, dass das Schulministerium sich nicht genügend dem Thema angenommen hätte, 21 Prozent sagen dasselbe über die Schulverwaltung bzw. Gemeinde. Zu bürokratisch und zeitaufwendig fanden 22 Prozent die Meldung der Vorfälle. Außerdem hätten sie zu viele andere Aufgaben gehabt und konnten Vorfälle deshalb nicht melden. 21 Prozent meldeten die Fälle aus Angst vor einem Reputationsverlust nicht. 11 Prozent meinen, dass die Meldung der Vorfälle nicht von den Schulbehörden gewünscht sei. Nur 8 Prozent geben an, dass die Unterstützung im Kollegium nicht ausreichend gewesen sei.
Schlussfolgerungen und Forderungen des VBE
Neben uneinsichtigen Schüler/innen und Eltern sind anscheinend die Politik und deren fehlender Rückhalt, sowie die steigende Aufgabenmenge große Probleme für die Schulleitungen. Der Bundesvorsitzende des VBE Beckmann meint, es brauche Lösungen und es müsse gehandelt werden. Vor allem die mangelnden öffentlichen Statistiken seitens des Kultusministeriums werden von Beckmann kritisiert. Im September letzten Jahres wurden die Kultusministerien dazu befragt, ob es Statistiken zu Gewaltvorfällen gegen Lehrer in den Bundesländern geben würde. Die Antwort, dass keine Zahlen erhoben würden, aber es sich nur um Einzelfälle handele, kritisiert Beckmann scharf. Auch der Annahme, dass die Erfassung von Zahlen Lehrer davon abhalten würde, sich Hilfe zu holen, widerspricht der Bundesvorsitzende. Er findet, dass das Gegenteil der Fall sei und die Ministerien damit zeigen würden, dass ihnen das Thema wichtig sei. Erst durch öffentliche Statistiken und Zahlen könne das Ausmaß der Gewalt gegen Lehrer greifbar werden und so angemessene Maßnahmen umgesetzt werden, um Lehrer besser zu schützen und zu unterstützen.
Konkrete Forderungen des VBE:
- Öffentliche Statistiken der Kultusministerien
- Volle Unterstützung der Lehrer/Schulleitungen durch den Dienstherren
- Unbürokratische Meldungen
- Schnelle Hilfe nach einem Vorfall
- Investitionen in Bildungsinfrastruktur, zum Aufbau multiprofessioneller Teams
- Breites Fortbildungsangebot zur Vorbereitung der Lehrer auf den Umgang mit Heterogenität und das Verhalten in Konfliktsituationen
Hier finden Sie die forsa-Umfrage, sowie Statements des VBE und anderes:
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