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Eine Studie der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hat sich mit der aktuellen Entwicklung bezüglich Sprachdefiziten bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Die KKH-Studie 2022 nutzt anonymisierte Daten aus der Datenbasis der bei ihnen versicherten Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren, die zwischen 2011 und 2021 mit einer Artikulationsstörung diagnostiziert wurden.
KKH-Studie 2022: Entwicklung von Sprachdefiziten
Wie die Daten der letzten zehn Jahre zeigen, sind vor allem immer mehr ältere Kinder/Jugendliche von Sprachentwicklungsstörungen betroffen. In der Gruppe der 11- bis 14-jährigen kam es in der Zeit von 2011 bis 2021 zu einem Diagnose-Anstieg von 107% und bei den 15- bis 18-jährigen sogar zu einer Erhöhung von 151%. In 2021 weist demnach jeder zehnte Junge und jedes 16. Mädchen diagnostizierte Sprachdefizite auf.
KKH-Studie 2022: Sprachentwicklungsstörungen und die Corona-Krise
Die Corona-Pandemie scheint Auswirkungen auf die Entwicklung der Sprach- und Sprechkompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu haben. So kam es zwischen 2019 und 2021 zu einem sprunghaften Anstieg von Artikulationsstörungen: in der Gruppe der 6- bis 18-jährigen lag dieser bei 9%, bei den 15-18-jährigen sogar bei knapp 21%.
Diese Entwicklung könnte mit den Einschränkungen während der Pandemie zusammenhängen. Denn durch Homeschooling und die Einschränkung von sozialen Kontakten generell, insbesondere während der Lockdown-Phasen, kam es insgesamt zu weniger direkter Kommunikation und dies insbesondere unter Gleichaltrigen. Obwohl gerade diese außerordentlich wichtig für die sprachliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist. Daneben könnten die Kita- und Schulschließungen außerdem noch eine weitere Erklärung für den sprunghaften Anstieg bieten, nämlich in Bezug auf die geringere Erkennungsquote von Sprachdefiziten während der Schließungen. Unentdeckte Sprachstörungen wurden somit sozusagen mit Verspätung in 2021 erkannt.
Die Expertin der KKH Vijitha Sanjivkumar sieht darüber hinaus aber auch Schwierigkeiten für Kleinkinder im Alter von zwei bis drei Jahren beim komplexen Spracherwerb während der Corona-Pandemie. Denn neben eingeschränkter Mimik ist für Kinder im betreffenden Alter das kommunikative Erleben sowie das Ablesen von Lippenbewegungen von anderen durch das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes stark eingeschränkt.
Aus diesen Gründen ist es besonders wichtig, die Sprachentwicklung des eigenen Kindes im Auge zu haben. Bei Fragen können Lehrpersonal und Ärzt*innen weiterhelfen.
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