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Darüber, dass immer mehr Schüler/innen durch das Abitur fallen, wurde bereits in dem verlinkten Beitrag berichtet. Laut Ergebnissen einer neuen Caritas-Studie gibt es aber auch immer mehr Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss, also auch ohne einen Hauptschulabschluss. Diese Jugendlichen haben somit kaum eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt. Wie ist die Entwicklung?

Allgemeine Zahlen

Seit 2012 wertet die Caritas in ihrer Caritas-Studie zum Thema Bildungschancen die Zahl der Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss aus und das bis auf die Ebene der Kreise. Im Juli 2019 wurden die neuen Zahlen zum Jahr 2017 veröffentlicht.

Demnach habe es 2017 52000 Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss, also auch ohne Hauptschulabschluss, gegeben.  Das bedeute einen Anstieg um 5000 Jugendliche im Gegensatz zur letzten Auswertung im Jahr 2015. Dementsprechend sei auch die Quote der Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss bundesweit gestiegen. Betrug diese 2015 noch 5,9 Prozent, liege sie 2017 bei 6,9 Prozent.

Veränderungen in den Bundesländern

Dieser Anstieg an Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss sei auch in fast allen Bundesländern, Kreisen und kreisfreien Städten zu beobachten. So stieg die Zahl in Baden-Württemberg laut Caritas Angaben von 5,1 Prozent im Jahr 2015, auf 7 Prozent im Jahr 2017.

Auch in Bayern sei die Quote angestiegen, und zwar von 4,6 Prozent im Jahr 2015 auf 6 Prozent im Jahr 2017.

In Berlin sei die Quote in den vergangenen zwei Jahren von 9,3 Prozent auf 11,7 Prozent gestiegen.

In Brandenburg sei die Quote nur leicht gestiegen zwischen 2015 und 2017. 2015 lag sie demnach bei 7,2 Prozent, 2017 bei 7,9 Prozent.

Bremen hatte im Jahr 2015 eine Quote von 7,4 Prozent. 2017 lag sie bei 10,4 Prozent.

In Hamburg blieb die Quote der Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss hingegen nahezu konstant bei rund 6 Prozent.

In Hessen gab es einen Quotenanstieg von 4,2 Prozent im Jahr 2015 auf 5,4 Prozent 2017.

In Mecklenburg-Vorpommern gab es einen Anstieg von 8 Prozent auf 8,9 Prozent.

Im Bundesland Niedersachsen ist die Quote ebenfalls angestiegen, und zwar von 5,1 Prozent auf 6,1 Prozent zwischen den Jahren 2015 und 2017.

Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Quote gestiegen und das von 5,8 Prozent auf 6,1 Prozent.

Rheinland-Pfalz hatte 2015 eine Quote von 6,4 Prozent und 2017 eine von 7 Prozent.

Im Saarland ist die Quote von 5 Prozent auf 7,3 Prozent angestiegen.

In Sachsen wurde ein Anstieg von 7,6 Prozent auf 8,3 Prozent verzeichnet.

In Sachsen-Anhalt lag die Quote 2015 bereits bei 9,9 Prozent. 2017 lag sie bei 10,3 Prozent.

In Schleswig-Holstein stieg die Quote von 7,3 Prozent im Jahr 2015 auf 8,3 Prozent im Jahr 2017.

In Thüringen wurde ein Anstieg von 7,2 Prozent 2015 auf 9,1 Prozent 2017 festgestellt.

Erklärungen

Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung der Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss sei laut Caritas die Zuwanderung vieler Jugendlicher. Die Zahl der ausländischen Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen sei demnach bundesweit von 7,9 Prozent im Jahr 2015 auf 10,1 Prozent im Jahr 2017 angestiegen. Für diese sei es besonders schwer einen Schulabschluss zu erreichen, denn sie müssten zeitgleich zunächst die Sprache erlernen.

Außerdem sei es sehr unterschiedlich, welche schulische Vorbildung die zugewanderten Jugendlichen mitbringen würden, was ebenfalls erschwerend hinzukomme. Ebenso sei es eine Erschwernis, dass viele der geflüchteten Kinder und Jugendlichen nicht direkt ins deutsche Bildungssystem eintreten könnten.

Aufgrund dieser besonderen Situation der Zuwanderung in den letzten Jahren, sei es außerdem auch schwierig, die Zahlen und Quoten der Bundesländer und Kreise miteinander zu vergleichen. Dies liege daran, dass die Regelungen zur Beschulung der zugewanderten Kinder und Jugendliche sehr unterschiedlich seien. Zum einen seien die Regelungen je nach Bundesland verschieden. Zum anderen sei auch die Umsetzung dieser Regelungen je nach Kreis bzw. Kommune ebenfalls unterschiedlich.

Des Weiteren seien die Zahlen der zugewanderten Kinder und Jugendliche unterschiedlich in den Bundesländern, denn de Zuwanderung sei unterschiedlich auf diese und auch auf die Kreise verteilt. Außerdem sei es so, dass die erreichten Abschlüsse der Zugewanderten zum Teil unterschiedlich in der Statistik erfasst werden würden, was ebenfalls einen Vergleich erschwere.

Deshalb sei es nötig, genau auf die Gegebenheiten vor Ort zu schauen, um die Ergebnisse der Bildungschancen-Studie der Caritas aus dem Jahr 2019 richtig einzuordnen. Würde vor Ort politischer Wille und Kooperation gezeigt, könne die Bildung gelingen. Hierzu müsse vor Ort angesetzt und unterstützt werden durch unterschiedliche Angebote.

Hier finden Sie die Veröffentlichung zur Bildungschancen-Studie der Caritas:

Neue Caritas-Studie: Immer mehr Jugendliche ohne Schulabschluss

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Über den Autor J Bohlken