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Alleinerziehende Elternteile haben es oftmals schwerer als Familien mit zwei Elternteilen. Das geht aus diversen Studien hervor. Aber wie sind die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung? Welche Faktoren spielen hierbei eine Rolle? Welche Personen sind besonders häufig alleinerziehend? Wer bleibt eher alleinerziehend und wer geht neue Partnerschaften ein?

Aktuelle Daten

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in seinem IW-Trends 3/2019 „Lebenslagen von Müttern an den Übergängen in und aus Alleinerziehung“ in den Blick genommen, wie sich die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung für Mütter gestalten. Sie haben hierfür die Lebenslagen der Mütter zum Zeitpunkt der Trennung in den Blick genommen und auch, welche alleinerziehenden Mütter in welcher Lebenslage wieder eine Partnerschaft eingehen. Somit sollte auch betrachtet werden, wie viel der schlechteren Stellung von Alleinerziehenden tatsächlich auf das Fehlen eines/einer Partner/in zurückzuführen ist und was durch generelle strukturelle Unterschiede zwischen Paarfamilien und Alleinerziehenden erklärbar sein könnte.

Um die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung zu erkunden, wurden Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP) genutzt, mit dem Betrachtungszeitraum von 2010 bis 2017. In den Blick wurden alleinerziehende Mütter mit Kindern unter 16 Jahren genommen, wobei als alleinerziehend galt, wer mit Kind(ern) und ohne eine/n Partner/in in einem Haushalt lebt.

Insgesamt waren 17,8% der Mütter in Alleinerziehung, 2,1% sind in die Alleinerziehung gewechselt und 7,2% aus dieser in eine Partnerschaft.

Alter und Migration

Als erstes wurde vom IW in den Blick genommen, welche Rolle das Alter der Mütter bei den Übergängen zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung spielt. Dabei wurde nur für Mütter unter 25 Jahren ein Effekt gefunden, wobei diese häufiger aus einer Partnerschaft heraus in die Alleinerziehung wechseln würden als ältere Mütter. Bezogen auf den Wechsel aus einer Alleinerziehung in eine Partnerschaft, sei dies für Mütter unter 25 Jahren sowie Müttern über 45 Jahren unwahrscheinlicher als für Mütter mittleren Alters. Bei der Kontrolle weiterer Einflussfaktoren bestätigte sich diese Tendenz für die unter 25-jährigen signifikant. Insgesamt scheine das Alter der Mutter nicht maßgeblich Einfluss auf die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung zu nehmen, auch wenn einige Befunde auf eine besondere Rolle der unter 25-jährigen Mütter hindeuten lassen.

Bezogen auf den Migrationshintergrund zeigte sich in der Untersuchung des IW, dass Frauen, die zugewandert sind und nicht in Deutschland geboren wurden, deutlich seltener aus der Partnerschaft in die Alleinerziehung wechseln würden als Mütter ohne einen Migrationshintergrund.

Darüber hinaus wurde auch das Alter der Kinder und die Anzahl dieser betrachtet. Mütter mit mehreren Kindern und mit jüngeren Kindern seien demnach seltener alleinerziehend. Mütter, die mehrere Kinder haben, würden laut IW seltener aus einer Partnerschaft in die Alleinerziehung wechseln. Den Wechseln aus einer Alleinerziehung in eine Partnerschaft würden vor allem Mütter mit jüngeren Kindern (vor allem unter 3 Jahren) gehen.

Bildung und wirtschaftliche Situation

Bezogen auf den Bildungsstatus zeigte sich, dass alleinerziehende Mütter mit einem Hochschulabschluss seltener eine neue Partnerschaft eingehen würden, während alleinerziehende Mütter ohne berufsqualifizierenden Abschluss diesen Wechsel häufiger vollziehen würden als jene mit einem solchen Abschluss.

Darüber hinaus seien alleinerziehende Mütter laut IW seltener erwerbstätig als Mütter in Paarfamilien. Liege doch eine Erwerbstätigkeit der alleinerziehenden Mütter vor, sei diese jedoch häufiger in Vollzeit gestaltet. Alleinerziehende und in Vollzeit arbeitende Mütter würden dabei häufiger eine Partnerschaft eingehen.

Als nächstes wurde auch das Einkommen vom IW betrachtet, um die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung zu beleuchten. Dabei wurde ein besonders starker Zusammenhang zwischen der Beziehung von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe und einer höheren Wahrscheinlichkeit aus einer Paarfamilie in die Alleinerziehung zu wechseln gefunden. Hieraus wird in dem IW-Trends gefolgert, dass die wirtschaftlich schlechtere Situation von Alleinerziehenden vermutlich häufig schon aus den Zeiten vor der Alleinerziehung stamme, bzw. sich hier bereits wiederspiegele.

Risikobereitschaft, Gesundheit und mehr

Um die Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung weiter zu betrachten, wurde vom IW auch die Risikobereitschaft der Mütter in den Blick genommen. Risikofreudigere Mütter würden demnach häufiger aus einer Partnerfamilie in die Alleinerziehung wechseln. Außerdem würden sie später seltener aus der Alleinerziehung hinaus eine neue Partnerschaft eingehen als risikoscheue alleinerziehende Mütter.

Bezogen auf den selbst beurteilten Gesundheitszustand der Mütter habe sich gezeigt, dass Mütter mit einem guten Gesundheitszustand häufiger in die Alleinerziehung wechseln, aber auch häufiger wieder eine Partnerschaft eingehen würden.

Auch der Beziehungsstatus, bezogen auf eine Heirat, scheine laut IW eine Rolle dabei zu spielen, ob ein Wechsel in die Alleinerziehung erfolge. So würde nicht verheiratete Mütter häufiger in eine Alleinerziehung wechseln. Außerdem habe sich die Tendenz gezeigt, dass Mütter mit Partner/innen ohne berufsqualifizierenden Abschluss häufiger in die Alleinerziehung wechseln würden.

Fazit und Forderungen

Nach dieser Betrachtung der Übergänge zwischen Partnerschaft und Alleinerziehung zieht das IW folgendes Fazit. Demnach seien einige Aspekte der Lebenslagen von Alleinerziehenden auch auf strukturelle Unterschiede zurückzuführen und nicht nur darauf, dass ein/e Partner/in fehle. Vor allem bezogen auf die oftmals ungünstige Einkommenssituation liege es nahe, dass diese bereits aus der Zeit vor der Alleinerziehung stamme, bzw. diese oftmals bereits hier bestanden habe. Wie genau diese beiden Aspekte jedoch zusammenhängen würden, könne aus der Betrachtung nicht abgeleitet werden. Es könne jedoch festgestellt werden, dass Mütter mit einer ungünstigen Einkommenslage, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe beziehen, häufiger in die Alleinerziehung wechseln würden. Gleiches gelte auch für risikofreudige Mütter. Seltener sei ein Wechseln von Partnerfamilie in Alleinerziehung hingegen bei Müttern mit mehreren Kindern. Bezogen auf den Übergang zwischen Alleinerziehung und Partnerschaft, würden vor allem Mütter mit Kindern unter 3 Jahren, sowie risikofreudige Mütter diesen Wechsel vollziehen.

Bezogen auf formulierte Forderungen an die Politik stellt das IW heraus, dass auch Qualifizierungsangebote notwendig seien, um die wirtschaftliche Situation der Alleinerziehenden zu verbessern. Auch bedarfsgerechte Betreuungsangebote seien von Bedeutung. Wichtig seien weitergehend vor allem realistische Erwartungen, wobei auch Unterschiede struktureller Natur zwischen Paarfamilien und Alleinerziehenden berücksichtigt werden müssten. Bezogen auf den Übergang zwischen Paarfamilie und Alleinerziehung könnte in Betracht gezogen werden, eine verstärkte und ausgeweitete Beratung und Förderung von Familien mit Bezug von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe anzubieten, was eventuell dazu beitragen könne, einem solchen Übergang entgegen zu wirken.

Hier finden Sie das IW-Trends 3/2019:

Lebenslagen von Müttern an den Übergängen in und aus Alleinerziehung

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Über den Autor J Bohlken