Bildquelle: © WavebreakMediaMicro für stock.adobe.com

Die Arbeitswelt und deren Ausgestaltung verändern sich seit einigen Jahren immer mehr. Es gibt mittlerweile zahlreiche Arbeitsmodelle und auch viele Möglichkeiten, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Dabei steht unter anderem die Vereinbarkeit von Familien und Beruf im Mittelpunkt der Überlegungen, was durch die weitergehenden Flexibilisierungen und Vermischungen von Arbeit und Familienzeit erreicht werden soll. Aber wollen Arbeitnehmer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich durch eine stärkere Vermischung der beiden Bereiche erreichen? Wie sehen sie dieses Thema?

Flexible Arbeitsmodelle und -zeiten

In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt verändert. War es früher noch gängig, eine klare Anzahl an Stunden, in der Regel 40, in der Arbeitsstelle anwesend zu sein und zu arbeiten, ist die Ausgestaltung der Arbeit heute flexibler. Viele Arbeitsmodelle ermöglichen zum Beispiel das Homeoffice, also das Arbeiten von Zuhause, ohne in die Arbeitsstelle kommen zu müssen. Das mobile Arbeiten, ohne an einen konkreten Standort gebunden zu sein, soll unter anderem auch Personen, die familiäre Verpflichtungen haben, wie Kinder oder pflegebedürftige Angehörige, entlasten, ist jedoch nicht in jedem Arbeitsbereich möglich.

Auf der anderen Seite, sind auch die Arbeitszeiten oftmals flexibler geworden. So bieten viele Arbeitgeber den Mitarbeitenden an, ihre Arbeitszeit entweder am Tag frei zu verteilen oder aber auf die Woche gesehen frei zu legen. Auch dies kann zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen, da so anfallende familiäre Pflichten oder Termine besser in den Arbeitsalltag integriert werden können, indem die Arbeitszeit entsprechend angepasst wird.

Durch diese Flexibilisierungen, sowie durch die vermehrte Nutzung von Smartphones und ähnlichem auch für den Arbeitskontext, steigt zwar die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber die Grenzen zwischen beidem verschwimmen oft auch immer mehr. Ist das gewollt von den Arbeitnehmer/innen?

Vermischung von Familie und Beruf gewollt?

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist in einem IW-Kurzbericht 10/2020 „Vereinbarkeit: Knapp die Hälfte wünscht sich eher eine klare Trennung von Familie und Beruf“ der Frage gewidmet, wie sich Arbeitnehmer/innen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorstellen und wie klar sie diese beiden Bereiche voneinander abgrenzen möchten. Hierfür haben sie Daten der IW-Beschäftigtenbefragung 2018 ausgewertet.

Dabei fanden sie heraus, dass sich mit 48 Prozent knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer/innen unter einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstehen, dass Familie und Beruf klar oder zumindest eher klar sowohl zeitlich als auch räumlich voneinander abgegrenzt werden. Nur 22,3 Prozent wünschten sich das Gegenteil, nämlich dass Familie und Beruf räumlich und zeitlich eng verzahnt werden oder dass das zumindest eher der Fall ist. Die übrigen 29,7 Prozent ordneten sich in der Mitte ein und waren damit eher unentschlossen, wie sie zu diesem Thema stehen. Auch andere Studienergebnisse würden diesen Trend zu einer gewünschten klareren Abgrenzung zwischen den beiden Bereichen bestätigen.

Wer dabei eine enge Verbindung zwischen den Bereichen wünscht und wer nicht, würde dabei laut IW davon abhängen, wie die persönliche Situation der befragten Personen sei. Häufiger eine solche Verbindung befürworten würden demnach Personen, die weiblich sind, ebenso wie hochqualifizierte Personen, Personen, die mit einem/einer Partner/in gemeinsam in einem Haushalt leben und Personen, die Kinder unter 15 Jahren haben oder aber Familienangehörige, die sie pflegen. Allerdings sei auch bei Personen mit solch familiären Verpflichtungen die Zustimmung einer solch engen Verbindung anteilig gesehen deutlich geringer (27,2 Prozent wünschen sich enge Verbindung) als die gegenteilige Position (44,7 Prozent wünschen sich eine klare oder eher klare Trennung).

Laut IW würde die Position einer Person in diesem Themengebiet davon abhängen, was sie als besonders wichtig einschätze. Personen, die klare Strukturen und Planbarkeit als besonders wichtig empfinden, würden sich demnach mit einer klaren Trennung der Bereiche wohler fühlen, um so beide Bereiche optimal „bedienen“ zu können. Wer jedoch Flexibilität besonders schätze, für den sei eine Verbindung der Bereiche, in denen schnell zwischen beiden gewechselt werden könne, optimaler, um beide Bereiche auszufüllen.

Was genau eine Person brauche bzw. besonders schätze, hänge dabei laut IW auch damit zusammen, wie die äußeren Rahmenbedingungen dieser Person seien. Zu diesen zählen sie die Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen und Schulen ebenso wie die Begrenzungen durch den Arbeitsplatz selbst, bestehend aus möglichen festen Öffnungszeiten des Betriebes oder eventuellen Dienstreisen. Diese Dinge würden einen gewissen Rahmen vorgeben, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestaltet werden könne.

Bezogen auf die betrieblichen Voraussetzungen bzw. Begrenzungen durch den Arbeitsplatz, hätten Arbeitnehmer/innen jedoch zumindest begrenzt einen Einfluss darauf, in welche Richtung diese das Modell der Vereinbarkeit zwischen beiden Bereichen beeinflussen würden, indem sie Arbeitsbereiche und Arbeitgeber wählen könnten, die zu ihrem präferierten Modell passen. Diese Wahl des Arbeitgebers/des Arbeitsplatzes auf der Grundlage der eigenen Vorlieben gelinge dabei laut den Ergebnissen des IW in der Regel gut. Insgesamt seien die meisten befragten Beschäftigten beider Präferenzen sowie mit und ohne familiäre Verpflichtungen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zufrieden, denn von 10 Personen würden 8 diese als sehr gut oder gut einschätzen.

Fazit

Insgesamt würden die Ergebnisse laut IW dafür sprechen, dass eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowohl bedeuten könne, dass diese Bereiche stark miteinander verbunden werden oder aber auch, dass diese klar getrennt werden. Beide Modelle würden zu einer guten Zufriedenheit der Arbeitnehmer/innen führen, abhängig von deren persönlichen Präferenzen und Rahmenbedingungen. Beide Modelle seien demnach gleich „gut“ und könnten individuell eine gute Vereinbarkeit bedeuten.

Hier finden Sie den IW-Kurzbericht 10/2020:

Vereinbarkeit: Knapp die Hälfte wünscht sich eher eine klare Trennung von Familie und Beruf

Weitere Beiträge, die für Sie interessant sein könnten:

 

Über den Autor J Bohlken