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Die Pubertät ist für kaum eine Familie eine durchgängig einfache Zeit. Vielen Eltern graut es geradezu davor, dass ihr Kind bald in die Pubertät kommt. Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? Was sollte man vermeiden? Was sollte man beachten?
Die Pubertät
Bevor die Frage „ Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? “ beantwortet werden kann, muss zunächst geklärt werden, was genau die Pubertät ist. Die Pubertät beschreibt die Zeit, in der Kinder bzw. Jugendliche ihre Geschlechtsreife erlangen. Wann genau die Pubertät beginnt, ist dabei von Menschen zu Mensch unterschiedlich. Früher setzte diese Phase allerdings meist deutlich später ein, als heutzutage. Üblich ist es, dass Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren ihre Pubertät durchlaufen. Bei Jungen ist dies zwischen 12 und 21 Jahren meist der Fall. Diese Phase beginnt, wenn von dem Gehirn ein hormonelles Signal an den Rest des Körpers gesendet wird, um Geschlechtshormone (Östrogen bei Mädchen, Testosteron bei Jungen) verstärkt herzustellen und auszuschütten.
Durch diese vermehrte Ausschüttung von Geschlechtshormonen verändern sich die Körper der Jugendlichen. Mädchen bekommen eine Brust, die Körperbehaarung wird stärker, sie bekommen ihre Menstruation, Becken und Hüfte werden breiter, die Schweißdrüsen entwickeln sich und sie bekommen ihren ersten Eisprung. Bei den Jungen wachsen die Geschlechtsteile, die Körperbehaarung vermehrt sich auch hier, die Samenproduktion setzt ein, die Schweißdrüsen entwickeln sich und sie kommen in den Stimmbruch, bei dem ihre Stimme tiefer wird.
Besonders relevant für die Beantwortung der Frage„ Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? “ sind allerdings nicht nur die körperlichen Veränderungen, sondern es verändert sich auch einiges im Gehirn der Jugendlichen. So verschwinden einige Nervenverknüpfungen, während sich neue bilden. Diese Neuerungen finden auch im Stirnlappen statt, in welchem sich eine Art Kontrollzentrum befindet. Dabei verändern sich allerdings nicht alle betroffenen Hirnregionen zur gleichen Zeit oder im gleichen Tempo. So reift der Präfrontale Cortex, die Gehirnregion mit einer Art Kontrollzentrum für Impulse und das längerfristige Planen, erst als eine der letzten Hirnregionen aus. Deshalb wird das Verhalten der Jugendlichen oft besonders stark von dem limbischen System beeinflusst, welches mit unseren Emotionen zusammenhängt.
Die Amygdala (oder Mandelkern) scheint hierbei eine wichtige Rolle zu spielen. Hier werden Informationen von außen verarbeitet. Diese Verarbeitung ist allerdings eher emotional und auch kurzentschlossen. Erwachsene nutzen hier öfter den Präfrontalen Cortex, welcher aber bei den Pubertierenden noch nicht ausgereift ist. Pubertierende scheinen Emotionen also anders zu verarbeiten, als Erwachsene, was zu Impulsivität beitragen kann.
Außerdem ein wichtiger Teil des limbischen Systems in der Pubertät scheint der Nucleus accumbens zu sein. Dieser besitzt Dopaminrezeptoren. Wenn der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet wird, kommt es zu Glücksgefühlen. Situationen, die dieses Glücksgefühl auslösen können, sind ein Treffen mit Freunden, aber auch Nervenkitzelsituationen, in denen Risiko eingegangen wird und Rauschmittelkonsum. Da Jugendliche während der Pubertät weniger dieser Dopaminrezeptoren zu haben scheinen als Erwachsene, brauchen sie größere bzw. stärkere Auslöser, um das angestrebte Glücksgefühl zu erreichen.
Angesichts dieser Veränderungen in den entsprechenden Bereichen des Gehirns, sind Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Lernschwäche, Unberechenbarkeit, Impulsivität und Entscheidungsschwierigkeiten weniger verwunderlich. Aber genau so wenig verwunderlich ist die Frage von Eltern „ Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? “. Auf diese Frage wird später eingegangen, zunächst wird auf die emotionalen Veränderungen bei den Jugendlichen geschaut.
Neben den Neuerungen an Körper und Gehirn kommt auch noch eine andere emotionale Komponente hinzu. Für viele Jugendliche ist die Pubertät von Gefühlschaos, Sinnkrisen und Unsicherheiten geprägt, denn sie müssen ihren Platz in der neuen Erwachsenenwelt erst noch finden. Das Selbstbewusstsein und die Persönlichkeit entwickeln sich in dieser Zeit besonders stark. Außerdem spielen Ablösungsprozesse und Emanzipation von den Eltern eine wichtige Rolle, um sich in der Welt zurecht zu finden. Diese Emanzipation kann aber auch durch Regelverstöße erfahren werden. Nicht selten kann hier auch das Bedürfnis nach Nervenkitzel eine Rolle spielen, weshalb Jugendliche möglicherweise öfter in gefährliche Situationen gelangen können.
Auch die Neigung zum lange wachbleiben lässt sich mit hormonellen Veränderungen zusammenbringen. Offenbar scheinen Änderungen im Melatonin System hierfür verantwortlich zu sein. Das frühe Aufstehen für die Schule führt dann häufig zu Schlafmangel, was wiederum zu Reizbarkeit führen kann.
Die Zeit der Pubertät ist also alles andere als leicht auch für die Jugendlichen nicht. Der Körper, das Gehirn und der Hormonhaushalt der Jugendlichen befinden sich im Umbau und alles scheint einer Großbaustelle zu gleichen. Viele der typischen Verhaltensweise während der Pubertät lassen sich hierdurch vermutlich erklären. Aber wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät?
Verhaltenstipps für Eltern
Steht die Frage im Raum „ Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? “ so ist diese nicht pauschal zu beantworten. Zunächst sollten Eltern verstehen, was oben beschrieben wurde, nämlich dass die Pubertät mit großen Veränderungen in Gehirn und Körper einhergeht. Die Veränderungen im Gehirn finden dabei zeitlich versetzt statt und der Bereich des rationalen Denkens wird als letztes fertig gestellt. Jugendliche sind also viel mehr von ihren Emotionen gesteuert, als es Erwachsene sind.
Außerdem ist die Pubertät auch für die Jugendlichen nicht leicht. Die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der eigenen Identität kann schwer sein und zu Problemen führen. Aber auch die Ablösungsprozesse vom Elternhaus können für beide Seiten schwierig sein. Also, wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät?
Zunächst sollten Eltern versuchen gelassen zu bleiben und auch Verständnis für ihre Kinder zeigen. Wie gesagt, bei diesen befindet sich alles in einer Art Ausnahmezustand und auch für sie kann es schwer sein. Bleiben Eltern gelassen und zeigen Verständnis, kann es den Jugendlichen leichter fallen, sich zu entwickeln bzw. zu entfalten und auch bei Schwierigkeiten zu den Eltern zu kommen. Denn auch psychische Störungen können sich in dieser Zeit der Veränderung manifestieren. Wer im Gegensatz dazu mit zu viel Druck an die Jugendlichen herantritt, riskiert eine Entfremdung, die sich wiederrum auf die psychische Gesundheit beider Parteien auswirken kann.
In diesem Zusammenhang ist auch noch zu sagen, dass ein übertriebenes Bestrafungssystem durch die Eltern eher kontraproduktiv sein kann. Wie schon beschrieben, ist es in der Pubertät normal, dass sich die Jugendlichen von den Eltern abgrenzen und abnabeln. Je stärker diese aber mit übertriebenen Strafen und ähnlichem jedes Verhalten der Jugendlichen maßregeln, desto mehr müssen sich diese anstrengen und rebellieren, um diese Abgrenzung zu erreichen. Das kann sich in einem völligen Ausbruch ausdrücken, aber auch in einem inneren Rückzug der Jugendlichen.
Besser als jedes neue Verhalten und jedes Ausprobieren seitens der Jugendlichen zu bestrafen ist es, ihnen Raum zu geben, um sich auszuprobieren und dabei dennoch klare Regeln festzulegen, die für beide Seiten vertretbar sind. Denn neue Dinge auszuprobieren gehört zur Findung des eigenen Selbst dazu, nur so können die Jugendlichen ihre Persönlichkeit finden und entwickeln. Eltern sollten versuchen hierbei zu begleiten und ein offenes Ohr für ihre Kinder zu haben, wenn bei diesen Versuchen etwas nicht so gut laufen sollte. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich und neue Dinge zu entdecken. Wenn dennoch eine der festgelegte Regel gebrochen wird, sollte von Anfang an klar sein, welche Konsequenz darauf folgt. Diese sollte dann auch konsequent durchgesetzt werden, um die eigenen Regeln nicht zu unterlaufen. Regeln und Konsequenzen sind also durchaus wichtig, übertrieben Strafen und die Einengung der Jugendlichen hingegen sind eher kontraproduktiv.
Um aber dennoch in Kontakt mit dem eigenen Kind zu bleiben, sollte versucht werden, immer wieder das Gespräch zu suchen und Interesse zu zeigen. Gespräche lassen sich zwar nicht erzwingen, aber Gesprächsangebote sollten dennoch immer wieder durch die Eltern gemacht werden. Hierbei kann es auch hilfreich sein, wenn Eltern mehr von sich erzählen, auch über eigene Gedanken und Meinungen sprechen und von ihrer Jugend erzählen.
Keine gute Methode um den Kontakt zum eigenen Kind zu verlieren ist es hingegen, seine Privatsphäre zu missachten. Das Zimmer zu durchsuchen oder sich das Handy des Kindes vorzunehmen ist keine gute Idee, denn so geht Vertrauen verloren und es besteht die Gefahr der Entfremdung.
Fazit
Die Frage „ Wie verhält man sich als Elternteil richtig in der Pubertät? “ ist komplex und nicht leicht zu beantworten. Zunächst sollten Eltern verstehen, dass sich die Jugendlichen und deren Körper in einem Ausnahmezustand befinden, bei dem der Körper einer Großbaustelle gleicht. Hat man dies einmal verinnerlicht, kann es leichter fallen, gelassen zu bleiben. Eltern sollten versuchen in dieser Zeit zu begleiten und auch in einem gewissen Rahmen noch kontrollieren, was die Kinder tun. Es sollte klare Regeln geben, die beide Seiten akzeptieren. Werden diese gebrochen, sollte es eine klare Konsequenz geben, die ebenfalls vorher bekannt ist. Die Balance zwischen Kontrolle und Raum geben zu finden, ist dabei nicht einfach und kann nur individuell herausgefunden werden. Auf jeden Fall sollten Eltern immer wieder den Kontakt und das Gespräch mit dem eigenen Kind suchen, ohne sich dabei aufzudrängen. Denn Eltern sind auch in dieser schwierigen Phase noch immer sehr wichtig für die Jugendlichen und dienen weiterhin als Vorbild. Auch wenn es schwierig ist, sollten Eltern ihren Kindern in der Pubertät immer mehr Freiraum geben und ihm auch immer mehr zutrauen, um seine Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
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