Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht schon lange kein Gleichgewicht mehr. Die Ausbildungsperspektiven haben sich verschmälert; die Zukunftsängste der jungen Menschen steigen. Hinzu kommt, dass die Corona-Krise hart auf den Arbeitsmarkt einschlägt. Für viele Jugendliche stellt sich die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz seit dem Ausbruch der Pandemie, als ermüdend dar. Manche haben die Möglichkeiten ihre Sorgen und Nöte zu artikulieren, andere wiederum nicht. Bildquelle: © Giulio_Fornasar für fotolia.com

Zukunftsängste in Zeiten von Corona

Viele junge Menschen fühlen sich während der Corona-Krise in Ihren Bedürfnissen und Anliegen seitens der Politik kaum wahrgenommen. Aber wie geht es jungen Menschen in diesen schwierigen Zeiten eigentlich, in denen der Alltag von Zukunftsängsten bestimmt wird? Wie sehen sie ihre berufliche Zukunft und welche Einschätzungen haben sie? Seit der Pandemie sind diverse Statistiken, Umfragen und Prognosen zur Entwicklung des betrieblichen Ausbildungsangebots veröffentlicht worden. Trotz der schwierigen Umstände der Corona-Krise, existieren Betriebe, die durch staatliche Unterstützung Ausbildungsangebote ermöglichen können. Unsere Jugend sind die Fachkräfte und Beitragszahler von morgen und ein wichtiger Teil der positiven Entwicklung unserer Gesellschaft, doch was kann die Bildungspolitik tun, dass junge Menschen sich selbst nicht als die „verlorene Generation“ sehen? Die nachfolgende Generation entscheidet über Zukunft und Trend in der zukünftigen Arbeitswelt. Werden sie sich akademisieren? Sich beruflich ausbilden lassen? Zufrieden auf die ihnen gebotenen Ausbildungschancen und Möglichkeiten zurückblicken? Oder frustriert nach Alternativen suchen? Eines ist klar: Wenn es um Bildungschancen geht, geht es vor allem um Zukunft!

Um den Antworten dieser offenen Fragen nahe zu kommen, wurde eine Studie erhoben, mit dem Ziel, das Wohlbefinden und Stimmungsbild junger Menschen vor Beginn des Ausbildungsjahres einzufangen. Die Befragung und Studie fand unter hohem Zeitdruck statt, da die Pandemie von ständig wechselnden Rahmenbedingungen geprägt ist. Befragt wurde eine heterogene Zielgruppe von 1700 Schüler:innen  im Alter zwischen 14- 20 Jahren. Bei den Befragten handelt es sich um Schüler:innen, Azubis, Studierende, Praktikant:innen u. Ä., die sich in ganz unterschiedlichen Stationen und auf ganz unterschiedlichen Wegen im Übergangsprozess befinden. 1150 Schüler:innen wurden online befragt, darunter 150 Hauptschüler per Fragebogen, der andere Teil Face-to-Face.

Ausbildungsperspektiven von Ängsten geprägt

Die Ausbildungsperspektiven sind bei vielen jungen Menschen von Zukunftsängsten geprägt. Trotz dem hohen Interesse an einem Studium nach dem Abitur, stellt sich für viele der Ausbildungsweg als attraktiv dar. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass junge Menschen mindestens genauso an einer Ausbildung interessiert sind, wie an einem Studium. Viele Jugendliche sind aber nach wie vor auch unentschlossen, in welche Richtung es zukünftig für sie gehen soll. Allerdings zeigt sich bei den Befragten eine hohe Zufriedenheit, wenn es um die Auswahl des Ausbildungsplatzes geht, denn 60% folgen ihrem Wunschberuf und sind mit ihrer Berufswahl äußerst zufrieden. Bei Jugendliche mit niedriger Schulbildung liegt die Zufriedenheit sogar bei 72%. 64% der Jugendlichen üben einen Job aus, der ihnen wirklich Spaß macht. Die Mehrheit der Befragten ist sogar recht sicher, nach der Ausbildung oder Ihrem Studium in einen sicheren und festen Beruf einstiegen zu können. Bei solchen Ergebnissen wird vor allem deutlich, dass nach wie vor ein hohes Potential von jungen Menschen in der beruflichen Bildung gesehen wird. Allerdings hat die Corona-Krise mit ihren Einschlägen auch für eine tiefergreifende Verunsicherung in Hinblick auf ihre Bildungschancen gesorgt, die sich schon während des Abiturs entwickelt hat. Jugendliche mit der Absicht zu studieren, haben mit weitaus weniger Sorgen und Ängsten zu kämpfen, als junge Menschen mit Ausbildungsplänen. Ein großes Warnsignal für die Bildungspolitik.

Änderungen sorgen für Verunsicherungen

Für weitere Verunsicherung auf eine Ausbildungsperspektive sorgen vor allem die Medien, die das Thema der Stellenbesetzungs- und Passungsprobleme  thematisieren und durch Framing emotionalisieren, statt Zuversicht und Optimismus zu schüren. Denn wer eine Ausbildung machen möchte, sollte auch eine bekommen! Hinzu kommt, dass die meisten Ausbildungsplätze mittlerweile eine allgemeine Hochschulreife verlangen. Vor allem junge Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss oder ohne Abitur, werden bei der Ausbildungsplatzsuche schon die Hände gebunden, denn sie haben keine Chancen auf einen Berufswunsch der sie erfüllt. Ein Drittel der befragten Teilnehmer:innen befürchten, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gibt um in einen Beruf einstiegen zu können der sie erfüllt. Bei jungen Menschen mit niedriger Schulbildung befürchten sogar 44% schlechtere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Aus Sicht der Jugendlichen lassen sich in dieser Umfrage wichtige Anhaltspunkte finden. Viele Jugendliche wünschen sich eine gezieltere und individuellere Unterstützung im Prozess der Ausbildungsplatzsuche. Allerdings blicken mit 61% über die Hälfte der Befragten, pessimistisch auf die Chance einen Ausbildungsplatz während der Corona-Krise zu bekommen. Anders allerdings in Bezug auf ein Studium; hier befürchten nur ein Viertel der Befragten schlechtere Chancen auf einen Studienplatz.

Stimmungsbild der persönlichen Zukunft

Trotz den harten Einschlägen der Corona Pandemie, scheint für einen Großteil der Befragten der Einfluss der Krise keinen großen Einfluss auf die persönliche Zukunft zu haben. Trotz den schwierigen Umständen sehen 63% nach wie vor optimistisch in die Zukunft, wenn es um Beruf, Schule oder Ausbildungsperspektiven geht.

Allerdings hat Corona die Pläne einiger Jugendlichen auch platzen lassen. Auflösungen der Arbeitsverträge oder geplante Auslandsaufenthalte konnten in den letzten Monaten nicht zustande kommen. Viele junge Menschen musste nicht nur einen Umgang mit Ihren eigenen sorgen finden, sondern auch mit den Einschlägen und Ängsten Ihres Umfeldes. Die Hälfte der Befragten mussten miterleben, wie die Krise Bekannte, Verwandte und Freund:innen in berufliche Schwierigkeiten zog. Besonders verbreitet waren die Ängste und Einschläge bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung. Dieser Einfluss der mit negativen Erfahrungen einhergeht, könnte unter anderem ein Grund sein, warum diese soziale Gruppe sich besonders um ihre Zukunftsperspektive sorgt.

Ausbildungsperspektiven schaffen

Außerdem ist der Wunsch in der Bildungspolitik gehört und wahrgenommen zu werden groß. So empfindet die Hälfte der Befragten, dass die Bildungspolitik jegliche Mühe scheut, die Ausbildungsperspektiven für junge Menschen zu vergrößern. 30% sehen zwar ein gewisses Engagement, nehmen es aber als unzureichend wahr. So wünschen sich viele eine Jugendliche ein Modell der Ausbildungsgarantie, wie Österreich es anbietet, in dem jeder Jugendliche die Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommt, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage, Krisen und konjunkturellen Schwankungen.

Die Bertelsmann-Stiftung kam zu dem Entschluss, dass es in der Verantwortung der Bildungspolitik liegt Zukunftsperspektiven aufzuzeigen und jedem jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu garantieren. Es sei unabhängig von Krisenzeiten wichtig, jungen Menschen Sicherheit und Perspektiven mitzugeben und im Bedarfsfall fehlende Ausbildungsplätze zu kompensieren.

Die komplette Studie, sowie Ihre Unterstützer findest du auf der Seite der Bertelsmann-Stiftung.

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Über den Autor Profiling Institut

Frau Weber ist für den Blog des Profiling Instituts und die weiteren Social Media Aktivitäten wie Facebook und Instagram verantwortlich.