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Mit keiner anderen Person verbringen und teilen Menschen so viel Zeit, wie mit Geschwistern. Zu ihnen bestehen meist die längsten Beziehungen im Leben eines Menschen. Dabei können die Gefühle den Geschwistern gegenüber sehr unterschiedlich sein. Wozu sind Geschwister gut? Was macht die Beziehungen zwischen Geschwistern aus?

Eine Bandbreite an Gefühlen

Die Beziehungen zwischen Geschwistern können sehr unterschiedlich sein. Die damit verbundenen Gefühle können ebenso unterschiedlich sein und von Gleichgültigkeit, über Liebe und Hass reichen. Alle diese Dinge können sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Lebensphase verändern oder aber auch beständig über die Zeit sein. Klar scheint, dass jede Beziehung zwischen Geschwistern unterschiedlich ist.

Das besondere an der Beziehung zwischen Geschwistern ist dabei, dass diese schicksalshaft ist, also nicht frei wählbar und dementsprechend auch nicht einfach zu beenden. Im Gegensatz zu Freundschaften oder Partnerschaften, kann die Beziehung zwischen Geschwistern meist nicht so leicht beendet werden, vor allem in Kindheit und Jugend. So sind Geschwister unter Umständen dazu gezwungen, sich miteinander auseinander zu setzen, auch wenn sie unter anderen Umständen einen weiten Bogen umeinander machen würden.

Was beeinflusst die Beziehung?

Wie die Beziehung zwischen Geschwistern ist, wird dabei nur zu einem Teil von den Eltern beeinflusst. Ebenfalls beeinflussend wirken äußere Einflüsse, wie das soziale Umfeld, und auch persönliche Einflüsse spielen eine Rolle, ebenso wie der Altersunterschied zwischen den Geschwistern.

Es lassen sich tendenzielle Unterschiede zwischen Geschwistern mit einem kleinen (weniger als 4 Jahre) und einem großen Altersunterschied (4 Jahre oder mehr) ausmachen. In der Regel sei die Beziehung zwischen Geschwistern, bzw. die Intimität zwischen ihnen, besser bzw. größer als bei solchen mit größerem Altersabstand. Allerdings würde dies bei den Geschwistern mit geringerem Abstand auch zu mehr Streitigkeiten und Konkurrenz führen.

Allerdings mögen sich längst nicht alle Geschwister, auch im Erwachsenenalter nicht. Eltern können demnach keine positive Beziehung zwischen Geschwistern erzwingen oder mit einem bestimmten Altersabstand „sicherstellen“, sondern können nur einen Einfluss auf den individuellen Prozess nehmen.

Dass Geschwister untereinander streiten, sich vergleichen und auf- bzw. abwerten, ist dabei normal, vor allem im Kindes- und Jugendalter. Eine scheinbare Gleichberechtigung durch die Eltern kann hier nur bedingt Abhilfe schaffen und ist auch nur bedingt fair. Dass ältere Kinder bspw. länger aufbleiben dürfen, als jüngere, dafür aber auch mehr im Haushalt mithelfen müssen, ist gerechter als eine allgemeingültige Schlafenszeit für 6- und 10-jährige gleichermaßen. Wenn Eltern den älteren Geschwisterkindern erklären, warum das kleinere Geschwisterkind in einem gewissen Maß noch mehr Aufmerksamkeit erhält als sie, kann dies weitergehend zu einem besseren Verständnis und damit weniger Rivalität einhergehen.

Oft würden sich die Beziehungen zwischen Geschwistern in einer „U-Form“ entwickeln. In der frühen Kindheit seien Geschwister oft eng miteinander verbunden. Mit zunehmenden Alter und auch dem Einsetzen der Pubertät finde dann nicht nur eine Loslösung von den Eltern, sondern auch von den Geschwistern statt, wobei sich diese weiter voneinander entfernen würden, auch bis zum frühen und mittleren Erwachsenenalter, in dem oftmals der Aufbau einer eigenen Familie erfolgt. Mit zunehmenden Alter würden Geschwister dann meist wieder zu einer engeren Beziehung zurück finden und sich näher stehen.

Die Funktion von Geschwistern

Unabhängig von der tatsächlich Beziehung zwischen Geschwistern, erfüllen Geschwister eine Funktion in der Entwicklung von Kindern. So streiten Geschwisterkinder häufig, was für sie und die Eltern zwar anstrengend sein kann, aber auch viel Raum für Entwicklung zulässt. Wie Eltern mit Geschwisterstreits umgehen können, erfahren Sie in dem verlinkten Artikel.

Die Beziehung zu den Geschwistern ist unvergleichbar mit jeder anderen im Leben. Streitigkeiten und das täglich Auskommen miteinander bieten viele Möglichkeiten zur Entwicklung von sozialer und emotionaler Kompetenz der Kinder, mehr als in der alleinigen Interaktion mit den Eltern. Diese sind nämlich hierarchisch höher gestellt als die Kinder selbst, was Geschwister nicht sind. Dadurch erfolgt die Interaktion und Kommunikation von einer gleichgestellten Ebene aus. So kann unter anderem die Konfliktfähigkeit durch den Umgang mit Geschwistern trainiert und gesteigert werden, da in jeder Situation zwischen Durchsetzen und Nachgeben abgewogen werden muss. Auch die Fähigkeit zur Perspektivübernahme kann gestärkt werden, wenn sich Geschwister in das andere Geschwisterkind hineinversetzen um zu verstehen, wie es ihm/ihr geht.

Darüber hinaus beeinflussen und erziehen sich Geschwister auch zu einem gewissen Teil gegenseitig. Hierdurch wird auch der Grundstein für spätere Freundschafts- oder Liebesbeziehungen gelegt. Der Umgang mit Geschwistern bestimmt demnach auch zu einem gewissen Teil, wie eine Person im späteren Leben ihre Beziehungen gestaltet und auslebt.

Dabei sind Geschwister sich in der Regel jedoch nicht so ähnlich, wie zu erwarten wäre. Dies wird dadurch erklärt, dass jedes Kind sich abzugrenzen versucht, indem es eine „Nische“ für sich findet, in der es sich positiv hervortun kann. Anstatt sich ebenfalls in den Fußball zu stürzen, wählt ein Bruder oder eine Schwester bspw. ein Musikinstrument  als Hobby und Bereich, in dem er/sie aufgeht und sich hervortut. So finden die Kinder ihren eigenen und unabhängigen Platz von den Geschwistern in der Familie.

Fazit

Die Beziehung zwischen Geschwistern ist die längste Beziehung im Leben eines Menschen. Diese kann von Höhen und Tiefen geprägt sein, von Streit und Hass sowie Zuwendung und Liebe. Beeinflusst wird die Beziehung von vielen Faktoren. Oft kommen sich Geschwister im Alter wieder näher. Dabei beeinflussen die Beziehungen zwischen Geschwistern die individuelle Entwicklung der Kinder, deren spätere Beziehungsmuster und Interessen. Geschwister nehmen demnach einen wichtigen Stellenwert im Leben einer Person ein.

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Über den Autor J Bohlken