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Ein Studium mit Kind scheint für viele nur schwer vorstellbar zu sein. Aber manchmal kommen die Dinge eben anders, als man denkt. Egal ob geplante oder ungeplante Elternschaft, studieren mit Kind ist heutzutage durchaus machbar. Was sollte man beachten? Wo gibt es Unterstützung? Was sollte man zum Studieren mit Kind wissen?

Aktuelle Zahlen

Immer mehr Studierende haben mindestens ein Kind. Laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hatten im Sommersemester 2016 6 Prozent aller Studierenden mindestens ein Kind. Damit ist Studieren mit Kind zwar immer noch eher die Ausnahme, aber im Vergleich zu 2012 haben 1 Prozent mehr Studierende ein Kind. Frauen haben dabei anteilig etwas häufiger Kinder, als Männer. Im Durchschnitt haben die Studierenden mit Kind 1,6 Kinder. Die Mehrheit von ihnen ist dabei verheiratet (59 Prozent) und hat eine/n (Ehe-)Partner/in, welche/r bereits erwerbstätig ist (74 Prozent). Etwa 10 Prozent der Studierenden mit Kind ist alleinerziehend.

Zeitmanagement

Studieren mit Kind bedeutet dabei aber immer eine Doppelbelastung. Ein Studium ist meist ein Vollzeitjob und erfordert viel Zeit. Ebenso brauchen Kinder aber auch viel Zeit, die man ihnen geben muss. Da kann die Zeit für das Studium schon mal knapp werden und an Zeit für einen Nebenjob ist in vielen Fällen auch nur schwer zu denken. Das Studium von Studierenden mit Kind läuft deshalb häufig weniger reibungslos, als das von Studierenden ohne Kind, die sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren können. Die Regelstudienzeit wird häufiger überschritten und auch das Studium muss öfter unterbrochen werden, sprich, Studierende mit Kind brauchen meist länger für ihr Studium. Ein gutes Zeitmanagement ist also wichtig, um die Doppelbelastung studieren mit Kind meistern zu können.

Zu einem guten Zeitmanagement gehört zum einen eine gute Selbstorganisation. Wer alles vor sich her schiebt und erst in der Prüfungsphase anfängt, etwas zu erarbeiten, hat mit oder ohne Kind oft ein Problem. Mit Kind ist das Aufschieben allerdings noch fataler, denn in der kurzen Zeit der Prüfungsphase haben Studierende mit Kind nicht die Zeit, sich Tag und Nacht an Studienaufgaben zu setzen, wie andere Kommilitonen, denn Kinder brauchen auch in dieser Zeit Aufmerksamkeit. Besser ist es daher, sich schon im Semester regelmäßig Zeit zu nehmen, um etwas für das Studium zu tun, beispielsweise wenn die Kinder schlafen oder bei Verwandten oder in der Kita sind. Es gibt aber auch noch andere Wege, sich Zeit in seinem Studium zu verschaffen, um Studium und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen:

  • Urlaubssemester: Das Beantragen eines Urlaubssemesters gehört vor allem für Studierende, die während des Studiums schwanger werden, gegen Ende der Schwangerschaft mit dazu. So kann man sich in der Regel bis zu 2 Semester eine Auszeit von der Hochschule nehmen, um sich auf die Kindererziehung konzentrieren zu können. Das gute ist, dass ein Urlaubssemester dabei nicht als Fachsemester gezählt wird, also nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet wird, was wichtig für den BAföG-Anspruch sein kann.
  • Teilzeitstudium: An vielen staatlichen Hochschulen gibt es die Möglichkeit, ein Teilzeitstudium zu absolvieren. Bei dieser Variante verlängert sich die Studiendauer um das doppelte, im Vergleich zur regulären Dauer. Das bedeutet, dass auch nur noch die Hälfte der Lehrveranstaltungen pro Semester besucht werden muss. Dabei werden trotzdem die normalen Lehrveranstaltungen der Vollzeitstudierenden belegt, nur eben weniger. Auch diese Möglichkeit kann für mehr Zeit zur Kindererziehung führen und damit zu einem weniger stressigen studieren mit Kind.
  • Rechtliche Erleichterungen: An vielen Hochschulen werden mittlerweile die Prüfungsordnungen an die Bedarfe von Studierenden mit Kind angepasst. Das heißt, es gibt häufig Paragraphen, die es Studierenden mit Kind erlauben, Prüfungsleistungen später abzugeben oder zu wiederholen. Auch bei vorgesehenen Praxissemestern gibt es oft Möglichkeiten für Studierende mit Kind, einem Vollzeitpraktikum zu entgehen. Dabei hat jedoch jede Hochschule eigene Regelungen, weshalb man sich bei der eigenen informieren sollte, was genau für Möglichkeiten angeboten werden.

In jedem Fall sollte beachtet werden, dass Studieren mit Kind anders ist, als ein Studium ohne Kind. Das Studium muss daher anders organisiert werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Studium zu entzerren und sich somit mehr Zeit für die Kindererziehung zu verschaffen. Diese Möglichkeiten können aber von Hochschule zu Hochschule variieren, weshalb man sich vor Ort über Möglichkeiten, Unterstützung und Regelungen erkundigen sollte.

Finanzielle Situation

Neben dem Faktor des Zeitmanagements, welcher beim Studieren mit Kind eine wichtige Rolle spielt, ist auch die finanzielle Situation enorm wichtig. Auch Studierende ohne Kind haben meist nicht viel Geld zur Verfügung, aber mit einem Kind, ist das Geld oftmals noch knapper. Deshalb sollten sich Studierende mit Kind über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Möglichkeiten sind:

  • Elterngeld: Das Elterngeld ist eine staatliche Unterstützung, die in den ersten 12 bzw. 14 Monaten nach Geburt einen Teil des weggefallenen Einkommens ersetzt. Auch wer vor Geburt keinen Job hatte, bekommt mindestens 300 Euro monatlich. Während man Elterngeld bezieht, darf man nicht mehr als 30 Stunden in der Woche arbeiten. Wie viel Elterngeld man genau bekommt, hängt vom Einkommen ab.
  • Kindergeld: Jeder, der seinen Wohnsitz in Deutschland hat und ein Kind bekommt, kann Kindergeld beantragen. Dieses kann man ab der Geburt des Kindes erhalten und es deshalb möglichst bald nach der Geburt beantragen. Es wird monatlich ausgezahlt und liegt momentan bei einem Kind bei 194 Euro.
  • Mutterschaftsgeld: Dieses Geld kann man von der Krankenkasse beziehen, wenn man selbstständig versichert und in einem Angestelltenverhältnis war bzw. ist. Es wird 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt ausgezahlt und umfasst das volle Gehalt. Wer familien- oder privatversichert ist, bekommt eine Einmalzahlung von 210 Euro von der Krankenkasse.
  • BAföG: Wer bereits BAföG bezieht, bekommt für jedes leibliche oder adoptierte Kind unter 10 Jahren einen BAföG-Zuschuss in Höhe von 130 Euro monatlich. Außerdem erhöht sich der Freibetrag, den Eltern neben dem BAföG dazu verdienen dürfen, um 520 Euro pro Kind.
  • Unterhaltsvorschuss: Unterhaltsvorschuss können alleinerziehende Elternteile beantragen, bei denen der andere Elternteil seinen Unterhaltspflichten nicht nachkommt. Der Unterhaltsvorschuss kann dann beim Jugendamt beantragt werden und umfasst monatlich 150 Euro für Kinder unter 6 Jahren bzw. monatlich 201 Euro für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, über die man sich oft in der eigenen Hochschule oder beim Jugendamt informieren lassen kann.

Unterstützung suchen

Wie schon erwähnt, bedeutet Studieren mit Kind eine Doppelbelastung. Deshalb ist es wichtig, sich Unterstützung im Umfeld zu suchen. Das können die Eltern, Großeltern, Verwandten oder auch Freunde sein, die das Kind bzw. die Kinder regelmäßig und/oder in Notfällen betreuen können, wenn man als Elternteil verhindert ist. Gerade in Prüfungsphasen ist diese Unterstützung wichtig, um mehr Zeit zu haben, um sich in Ruhe vorzubereiten. Außerdem ist es hilfreich zu wissen, nicht alleine mit Problemen und Sorgen dazustehen, sondern Personen im Umfeld zu haben, die unterstützen und zuhören. In diesem Zusammenhang kann es auch hilfreich sein, mit Leuten Kontakt zu haben, die in derselben Situation sind. An manchen Hochschulen gibt es Treffen für Studierende mit Kind, bei denen man Kontakt knüpfen kann und sich über Probleme austauschen kann.

Solche Treffen werden oftmals von einer Beratungsstelle zum Thema Studieren mit Kind an der Hochschule angeboten. Diese Beratungsstelle sollte einer der ersten Anlaufpunkte sein, wenn man ein Studium mit Kind plant. Hier erhält man viele Tipps und Informationen rund um das Thema. Außerdem kann man sich hier auch über hochschulinterne Regelungen zu Prüfungsleistungen informieren oder darüber, ob es eine Kinderbetreuung an der Hochschule gibt.

Fazit

Studieren mit Kind ist eine Herausforderung und auch eine Doppelbelastung. Diese kann aber gemeistert werden. Es gibt verschiedene Wege, das Studium neu zu organisieren und sich so mehr Zeit für die Familie zu schaffen. Das Zeitmanagement ist ein zentraler Faktor wenn es darum geht, das Studium mit Kind zu meistern. Darüber hinaus gibt es auch viele Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten. Hier sollte man sich ausführlich informieren und ggf. beraten lassen. Außerdem ist die Unterstützung durch das Umfeld wichtig. Hier können Eltern, andere Familienangehörige oder Freunde mit einbezogen werden, die sich auch mal um das Kind kümmern, wenn die Eltern verhindert sind bzw. mit dem Studium beschäftigt sind. Eine wichtige Anlaufstelle für Unterstützungsmöglichkeiten innerhalb der Hochschule ist die Beratungsstelle zum Thema Studieren mit Kind. Hier kann man sich Informationen zu allen hochschulinternen Möglichkeiten und Regelungen einholen.

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Über den Autor J Bohlken