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Trotzphasen kommen bei Kindern immer wieder vor und sind völlig normal. Dennoch bringen sie Eltern regelmäßig an ihre Grenzen. Was sind Tipps für den Umgang mit Trotzphasen?
Trotzphase
Bevor es um die Tipps für den Umgang mit Trotzphasen geht, wird zunächst betrachtet, was genau eine Trotzphase überhaupt ist. Die Trotzphase von Kindern beginnt mit etwa 18 Monaten und kann sich bis zum 6. Lebensjahr hinziehen. Dabei hat sie ihren Höhepunkt meist zwischen dem 2. Und 3. Lebensjahr des Kindes.
Der Beginn der Trotzphase ist dabei nicht zufällig. Etwa mit 18 Monaten entwickeln Kinder ein Verständnis dafür, dass sie eine eigene und eigenständige Person sind und beginnen sich auch so wahrzunehmen und zu verhalten. Das bedeutet, dass die Kinder anfangen zu verstehen, dass sie Einfluss darauf haben, was geschieht und dass sie durch ihre Aktionen etwas bewirken und verändern können. Später entwickeln sie dann auch Pläne und fassen Entschlüsse.
Dieses neue Wissen soll dann natürlich eingesetzt werden, um neue Erfahrungen machen zu können und neue Wege einzuschlagen. Die von den Eltern aufgestellten Regeln, die eventuell noch unverständlich sind, hindern die Kinder daran, sich komplett auszuprobieren. Ebenso wie sie noch mangelnde Fähigkeiten manchmal daran hindern, etwas umzusetzen. Noch dazu kommt, dass aufgestellte Regeln für Kinder bis 3 Jahre oftmals unverständlich sind, denn bis zu ungefähr diesem Zeitpunkt können sie sich nicht in andere hineinversetzen. Sie sehen zwar, dass das andere Kind weint, wenn sie es beißen, aber können sich den Schmerz des Kindes nicht vorstellen bzw. können diesen nicht nachempfinden. Ist das Kind 3, kann es die Regeln zwar besser verstehen, sie zu befolgen bleibt aber weiter eine Hürde, denn das Kind hat sich selber noch nicht gut im Griff und hat wenig Handlungsalternativen.
Die Wutanfälle oder Trotzanfälle fangen dabei meist plötzlich und auch heftig aus. Die auslösende Situation kann noch so klein sein und schon legt sich bei dem Kind ein Schalter um und die angestauten Gefühle entladen sich schlagartig. Was genau Auslöser sind, ist dabei sehr individuell. Es können jedoch viele Dinge auslösend sein, auch wenn das den Eltern manchmal nicht logisch erscheint.
Bevor es gleich um Tipps für den Umgang mit Trotzphasen geht soll noch klargestellt werden, dass die Trotzphase eine wichtige Funktion in der Entwicklung des Kindes hat, denn es lernt hier viel neues. So baut es eine Beharrlichkeit und auch eine Frustrationstoleranz auf. Außerdem lernt es, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und diese zu kontrollieren. Sie lernen Geduld, sich so auszudrücken, dass es zielführend ist und auch Regeln einzuhalten.
Nun aber zu den Tipps für den Umgang mit Trotzphasen.
Wie kann ich mich verhalten?
Auch wenn die Trotzphase wichtig ist für die Entwicklung des Kindes, bringt sie Eltern oftmals an ihre Grenzen. Deshalb folgen nun Tipps zum Umgang mit Trotzphasen.
Der erste Tipp ist auch gleich ein ziemlich schwerer und der ist es, ruhig und gelassen zu bleiben bei einem Trotzanfall. Wer aktiv in die Auseinandersetzung einsteigt und ebenfalls lauter wird, bestärkt das Kind noch in seinem Trotz. Auch wenn das Kind beleidigend wird, sollte dies nicht persönlich genommen werden, denn diese Aussagen werden nur aus der Wut heraus getätigt und haben meist nichts mit dem zu tun, was das Kind wirklich von seinen Eltern denkt.
Deshalb sollten Eltern versuchen, sich in ihr Kind hineinzuversetzen. Wie würden sie sich fühlen, wenn ein Plan nicht funktioniert, weil die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen? Oder weil die Eltern eine Regel aufgestellt haben, die man eventuell nicht mal versteht? Empathisch für das Kind da zu sein und zu signalisieren, dass man versteht, wie es sich gerade fühlt, ist hilfreicher, als zurück zu schreien und so den Streit noch mehr zu befeuern. Hier kann es auch hilfreich sein, gemeinsam zu benennen, wie sich das Kind gerade fühlt und warum das so ist. So kommen die Kinder in Kontakt mit ihren eigenen Emotionen und Gefühlen, was die Entwicklung fördern kann.
Manchen Kindern hilft es auch, wenn sie während einer solchen Trotzreaktion in den Arm genommen werden. Die körperliche Nähe kann dabei helfen, sich schneller wieder runter zu regulieren. Andere Kinder möchten in dieser Situation auf gar keinen Fall angefasst werden, weshalb dies nicht erzwungen werden sollte. Einige Kinder können sich auch besser und schneller beruhigen, wenn es kein Publikum mehr gibt, also wenn die Eltern sich nicht mehr mit ihm, sondern etwas anderem beschäftigen. Solche Auszeiten sollten dann allerdings nicht übertrieben werden, andernfalls könnte sich das Kind alleingelassen fühlen und sich noch mehr hineinsteigern.
Ist der Wutanfall erst einmal abgeflacht, kann man ggf. Alternativen zur Verfügung stellen oder aufzeigen. Das kann ein Kompromiss sein und das Kind kann sich trotzdem ausprobieren. Ist der Grund für den Wutanfall eine Regel gewesen, sollte nach der akuten Phase auch erklärt werden, warum es diese Regel gibt und warum man als Elternteil dabei geblieben ist. Auf keinen Fall sollte eine Regel während eines Trotzanfalls verworfen werden, denn Kinder brauchen klare und verlässliche Regeln und Grenzen.
Ebenfalls wichtig ist es, nicht nachtragend nach einem Trotzanfall zu sein. Ist dieser erstmal überwunden und ist alles geklärt, sollten Eltern sich auch direkt wieder versöhnen mit dem Kind. So wird dem Kind das Selbstvertrauen vermittelt, dass es auch okay ist, wenn es mal etwas falsch macht. Außerdem sind Kinder in der Trotzphase meist selbst nicht nachtragend.
Um einen großen Wutanfall im Keim zu ersticken und die Phase, in der das Kind unzugänglich für Worte und Erklärungen ist zu vermeiden, kann es helfen, abzulenken und ganz plötzlich das Thema zu wechseln. So kann ggf. verhindert werden, dass sich das Kind in die Wut hineinsteigert und so ein Wutanfall verhindert werden.
Fazit
Die Tipps für den Umgang mit Trotzphasen sind allgemein gehalten, denn jedes Kind und auch jede Situation ist individuell. Es erfordert Fingerspitzengefühl der Eltern, richtig zu reagieren, auch wenn sie Tipps im Hinterkopf haben. Meist ist es sinnvoll, auf das Bauchgefühl zu hören, denn Eltern kennen ihre Kinder in der Regel am besten und können deshalb auch am besten einschätzen, was der Grund für den Trotzanfall ist und was das Kind jetzt braucht. Diese Tipps können dabei allerdings unterstützen und weiterhelfen.
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