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Unsere Arbeitswelt wird immer komplexer, wozu nicht zuletzt auch die Digitalisierung beiträgt. Diese komplexe Arbeitswelt verlangt den Beschäftigten einiges ab. Dies kann auch mit Belastung in Verbindung stehen. Aber haben sich die Arbeitsanforderungen über die Jahre wirklich gesteigert? Wie belastet fühlen sich Beschäftigte?

Arbeitsintensität fast unverändert

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat sich in ihrem veröffentlichten Faktenblatt „Zeitdruck und Co – Wird Arbeiten immer intensiver und belastender?“ unter anderem mit der Frage „ Wie belastet fühlen sich Beschäftigte? “ auseinandergesetzt. Hierzu haben sie Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung aus drei verschiedenen Jahren (2006, 2012, 2018) ausgewertet. Diese Befragungen wurden jeweils mit mehr als 17000 abhängig Beschäftigten durchgeführt.

Bevor die Frage „ Wie belastet fühlen sich Beschäftigte? “ betrachtet wurde, wurde in dem Faktenblatt auf die Arbeitsintensität eingegangen. Zur Arbeitsintensität wurden in den Befragungen unterschiedliche Arbeitsbedingungen erfasst. Diese waren: Verschiedene Arbeiten gleichzeitig im Blick haben/betreuen, starker Termin-/Leistungsdruck, Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit (bspw. durch Telefonate, Maschinenstörungen, Kolleg/innen, etc.), Notwendigkeit sehr schnell zu arbeiten, Arbeiten an der Leistungsfähigkeitsgrenze.

Die Beschäftigten wurden dazu befragt, wie häufig diese Bedingungen auftreten würden. Bei dem Punkt verschiedene Arbeiten gleichzeitig betreuen zu müssen, gaben 2018 die meisten Beschäftigten an, dass dies häufig zutreffe und zwar 60 Prozent. Dies ist laut Angaben des BAuA ein leichter Anstieg in Bezug auf die Jahre 2006 und 2012 (59 und 58 Prozent). An zweiter Stelle steht starker Termin-/Zeitdruck, den 2018 48 Prozent der Beschäftigten häufig verspüren würden. Dies sei eine Abnahme gegenüber den vorherigen Jahren. 2006 gaben dies noch 54 Prozent an und 2012 52 Prozent. An dritter Stelle folgen Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit. Hier gaben 2018 46 Prozent der Beschäftigten an, dies häufig zu erleben. 2006 gaben dies noch 47 Prozent an, in 2012 allerdings nur 44 Prozent. Danach folgt sehr schnell arbeiten zu müssen auf Platz vier. 2018 gaben 34 Prozent an, dass dies häufig zutreffe. Dies stelle eine deutliche Verringerung gegenüber der vorherigen Jahre dar, denn 2006 lag die Zahl noch bei 45 Prozent und 2012 noch bei 39 Prozent. Kaum eine Veränderung ist bei dem Punkt arbeiten an der Leistungsfähigkeitsgrenze zu betrachten. 2018 gaben 16 Prozent der Beschäftigten an, dies häufig zu tun. 2006 waren es 17 Prozent und 2012 ebenfalls 16 Prozent.

Insgesamt habe sich demnach kaum eine der Häufigkeiten der Arbeitsbedingungen im Zeitvergleich stark verändert. Die größten Veränderungen habe es bei den Punkten starker Termin-/Leistungsdruck und sehr schnelles Arbeiten gegeben, wo jeweils ein deutlicher Rückgang zu beobachten sei.

Empfundene Arbeitsbelastung

Nun wird es um die Frage „ Wie belastet fühlen sich Beschäftigte? “ gehen. In dem Faktenblatt der BAuA heißt es dazu, dass die wahrgenommene Belastung der bereits genannten Arbeitsbedingungen unterschiedlich sei. Verschiedene Arbeiten gleichzeitig betreuen zu müssen, fanden demnach 2018 33 Prozent belastend, was der niedrigste Wert unter den Arbeitsbedingungen ist. Im Vergleich zu den Daten aus den Jahren 2006 und 2012 stelle dies allerdings trotzdem einen Zuwachs dar (2006: 27 Prozent, 2012: 30 Prozent). An der nächsten Stelle in Sachen Belastung steht laut BAuA 2018 sehr schnell arbeiten zu müssen (51 Prozent). Auch dies sei ein Zuwachs gegenüber der vorigen Jahre (2006: 43 Prozent, 2012: 48 Prozent). Störungen und Unterbrechungen während der Arbeit liegen weitergehend auf dem folgenden Platz im Jahr 2018 (60 Prozent), wobei dies kaum eine Veränderung gegenüber 2006 und 2012 sei. Auf Platz zwei in Sachen Belastung steht 2018 starker Termin-/Leistungsdruck (67 Prozent). Hier habe es ebenfalls einen Zuwachs gegeben (2006: 60 Prozent, 2012: 65 Prozent). Auf Platz eins der Belastungen steht 2018 laut BAuA arbeiten an der Leistungsfähigkeitsgrenze mit 79 Prozent. Auch in diesem Punkt gebe es einen Zuwachs (2006: 71 Prozent, 2012: 74 Prozent).

In Bezug auf die Frage „ Wie belastet fühlen sich Beschäftigte? “ lässt sich also bisher folgendes festhalten: Die wahrgenommene Belastung der Beschäftigten habe sich laut BAuA in fast jedem Punkt erhöht, Beschäftigte würden sich also mehr belastet fühlen.

In dem Faktenblatt wird weitergehend darauf hingewiesen, dass in der Arbeitswelt meist nicht nur einer dieser Faktoren auftritt, sondern dass in der komplexen Arbeitswelt häufig mehrere dieser Punkte auftreten würden. Es habe sich hier gezeigt, dass die Belastung besonders hoch sei, wenn mehrere der Bedingungen zusammen auftreten würden. Je mehr Punkte dabei auftreten würden, desto größer sei die Erschöpfung auf Seiten der Beschäftigten und zwar emotional und körperlich. Würden alle Bedingungen erfüllt sein, so würden 49 Prozent der Beschäftigten von Erschöpfung berichten. Trete keine der Bedingungen auf, seien es nur 7 Prozent. Die Arbeitsintensität trage demnach zur Erschöpfung bei und gehe deshalb mit einem gesundheitlichen Risiko einher (bspw. Burnout).

Fazit

Laut den Ergebnisse, die BAuA in dem Faktenblatt vorgestellt hat, kann die Frage „ Wie belastet fühlen sich Beschäftigte? “ so beantwortet werden, dass die empfundene Belastung gestiegen ist. Dabei sei die Arbeitsbelastung über die Jahre nicht gestiegen, sondern meist sogar gesunken. Jedoch trage die Arbeitsintensität dazu bei, wie erschöpft sich Beschäftigte fühlen würden. Dies wiederrum gehe mit gesundheitlichen Risiken, beispielsweise hinsichtlich Burnouts einher. Deshalb wird in dem Faktenblatt empfohlen, das Stresspotenzial aktiv zu senken. Hierzu könnten Führungskräfte einen Handlungsspielraum gegenüber der Beschäftigten einräumen, was Geschwindigkeit, sowie Anordnung und auch Inhalt der Aufgaben angehe, um so negativen Effekten entgegenzuwirken.

Hier finden Sie das Faktenblatt der BAuA:

Zeitdruck und Co – Wird Arbeiten immer intensiver und belastender?

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Über den Autor J Bohlken