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Die Berufswünsche von Jugendlichen sagen oftmals zu einem nicht geringen Anteil die tatsächliche Berufswahl dieser voraus. Deshalb sind diese auch interessant zu betrachten und auch auf deren Entwicklungen zu überprüfen. Wie haben sich die Berufswünsche der Jugendlichen zwischen 2000 und 2018 verändert? Was sind die beliebtesten Berufe? Wie zukunftssicher sind diese?

Aktuelle Studie

Aufschluss über die Fragen zu den Berufswünschen von Jugendlichen bietet die aktuelle Studie des OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), welche sich auf Daten aus den PISA-Erhebungen aus den Jahren 2000 und 2018 stützt. In diesen wurden die 15- bis 16-jährigen auch zu ihren Berufswünschen befragt. Diese Daten wurden für 41 Länder in der OECD-Studie „Dream Jobs: Teenager’s career aspirations and the future of work“ ausgewertet.

Dabei stellte sich heraus, dass in 2018 besonders viele der Jugendlichen angaben, einen der zehn beliebtesten Berufe ausüben zu wollen. Bei den Mädchen sagten dies 53 Prozent, bei den Jungen 47 Prozent. Im Vergleich dazu, waren die Prozentzahlen im Jahr 2000 noch geringer, bei den Jungen um 8 Prozent und bei den Mädchen um 4 Prozent. Daraus lasse sich schließen, dass die Jugendlichen engstirniger in ihren Berufswünschen geworden seien und besonders auf bewährte Berufe setzen würden, was unter anderem den technischen Fortschritt durch die Digitalisierung unbeachtet lasse. Die Konzentration der Berufswünsche von Jugendlichen auf wenige Berufe, könne mit Blick in die Zukunft kritisch sein und den eingeschränkten Berufshorizont der Jugendlichen widerspiegeln.

In Deutschland seien die Berufswünsche von Jugendlichen hingegen breiter gestreut und weniger auf diese zehn häufig genannten Berufe beschränkt. Hier würden weniger als vier von zehn Jugendlichen angeben, in einem dieser Berufe arbeiten zu wollen. Bei den Mädchen bedeutet das eine Prozentzahl von 51, bei den Jungen eine von 40. Insgesamt würden 38 Prozent der deutschen Jugendlichen einen der zehn beliebtesten Berufe anstreben. Allgemein würden die Berufswünsche neben dem Herkunftsland der Schüler/innen, auch von deren Geschlecht, deren sozialer Herkunft und Leistungen abhängen.

Im Folgenden werden die zehn beliebtesten Berufswünsche im Jahr 2018 für alle ausgewerteten Länder und für Deutschland, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, vorgestellt.

Die zehn beliebtesten Berufswünsche im Jahr 2018:

Mädchen:

  • Ärztin (15,6 Prozent)
  • Lehrerin (9,4 Prozent)
  • Managerin/Geschäftsfrau (5 Prozent)
  • Anwältin/Juristin (4,6 Prozent)
  • Krankenschwester/Hebamme (4,5 Prozent)
  • Psychologin (3,7 Prozent)
  • Designerin (3 Prozent)
  • Tierärztin (2,8 Prozent)
  • Polizistin (2,3 Prozent)
  • Architektin (2,1 Prozent)

Jungen:

  • Ingenieur (7,7 Prozent)
  • Manager/Geschäftsmann (6,7 Prozent)
  • Arzt (6 Prozent)
  • Informatiker (5,5 Prozent)
  • Profisportler (4,9 Prozent)
  • Lehrer (4,6 Prozent)
  • Polizist (4 Prozent)
  • Kfz-Mechatroniker (2,8 Prozent)
  • Anwalt/Jurist (2,4 Prozent)
  • Architekt (2,2 Prozent)

Die zehn beliebtesten Berufswünsche im Jahr 2018 in Deutschland:

Mädchen:

  • Lehrerin (10,4 Prozent)
  • Ärztin (10 Prozent)
  • Erzieherin (6,4 Prozent)
  • Psychologin (4,5 Prozent)
  • Krankenschwester (4,5 Prozent)
  • Architektin (3,6 Prozent)
  • Polizistin (3,5 Prozent)
  • Büroangestellte (3,2 Prozent)
  • Designerin (2,8 Prozent)
  • Anwältin/Juristin (2,7 Prozent)

Jungen

  • Informatiker (6,7 Prozent)
  • Maschinenbauer (5,2 Prozent)
  • Kfz-Mechatroniker (5,1 Prozent)
  • Polizist (4,5 Prozent)
  • Lehrer (3,8 Prozent)
  • Wissenschaftler (3,6 Prozent)
  • Arzt (3,1 Prozent)
  • Ingenieur (3,1 Prozent)
  • Architekt (2,8 Prozent)
  • Profisportler (2,6 Prozent)

Zukunftsperspektiven

Die OECD-Studie hat die Berufswünsche von Jugendlichen auch nach deren Zukunftsperspektiven untersucht. Hierzu haben sie untersucht, welche der genannten Berufe in 10 bis 15 Jahren voraussichtlich noch Bestand haben werden und welche durch Automatisierungsprozesse und Digitalisierung stark verändert/eingeschränkt/abgebaut werden bzw. hierdurch nicht mehr existieren werden.

Die häufig genannten Berufe im sozialen, gesundheitlichen, kulturellen oder juristischen Bereich, seien demnach relativ zeitstabil, da das Risiko für Automatisierungsprozesse hier gering sei. Betrachte man jedoch die genannten Berufe, die außerhalb der Top 5 oder 10 lägen, finde man viele Berufe an, die es in 10 bis 15 Jahren vermutlich nicht mehr geben wird, da das Risiko für Automatisierungen hier besonders hoch sei. Insgesamt würden 39 Prozent der durch die Jugendlichen genannten Berufe Gefahr laufen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren automatisiert zu werden. Diese Zahl bezieht sich auf den Durchschnitt der genannten Berufe durch Jugendliche aus allen Ländern. Bei der Betrachtung der Berufe, die von deutschen Jugendlichen genannt wurden, sei das Risiko sogar für 45 Prozent der Berufe gegeben und damit noch höher.

Wie viele der genannten Berufe dem Automatisierungsrisiko ausgesetzt sind, hänge dabei auch damit zusammen, wie begünstigt die Jugendlichen seien. Bei den Jugendlichen aus begünstigten Verhältnissen, würden weniger Berufe diesem Risiko ausgesetzt seien (37 Prozent), während es bei den genannten Berufen von benachteiligten Jugendlichen mehr Berufe seien (41 Prozent). Auch das Geschlecht spiele eine Rolle. So hätten Jungen mehr Berufe genannt, die dem Risiko ausgesetzt sind (41 Prozent) als Mädchen (38 Prozent).

Fazit

Die Berufswünsche von Jugendlichen sind demnach noch immer traditionell und verdichten sich auf wenige Berufe. Problematisch kann es sein, dass viele der genannten Berufe einem hohen Risiko ausgesetzt sind, in den nächsten 10 bis 15 Jahren automatisiert zu werden. Um dem entgegen zu wirken, wird angeregt, eine verbesserte und frühe Berufsorientierung an den Schulen einzusetzen, die den Arbeitsweltwandel berücksichtige und neue Perspektiven und Chancen mit Zukunft aufzeige. Hier könnte ein Bezug zur Arbeitswelt durch bspw. Praktika hilfreich sein.

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Hier finden Sie die OECD-Studie:

Dream Jobs: Teenager’s career aspirations and the future of work

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Über den Autor J Bohlken